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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Marina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

22. Schwangerschaftswoche

„Folgt Sonnenschein auf Regen?“

Von der Baustelle, Arbeit und Menschen in meiner Ferne

Meine Gesundheit hat sich wieder stabilisiert. Mein Niesen ist weg, Nasenblutungen auch. Sogar die Akne im Brust- und Schulterbereich, die ich seit vier Jahren habe und deswegen permanent zum Hautarzt laufe, ist vorbei. Ich brauche also nicht mehr Schals und Halstücher im Sommer zu tragen, auch wenn sie schon längst zu einem Bestandteil meines persönlichen Kleidungsstils geworden sind. Und noch nie habe ich so lange schöne unzerbrechliche Fingernägel gehabt – liegt wohl an dem hohen Kalziumgehalt im Mozzarella, den ich in der letzten Zeit kiloweise verschlucke. Der schmerzende Backenzahn hat sich beruhigt. Mein Zahnarzt fragte, ob er den Zahn ziehen dürfte oder ob ich doch „riskieren“ möchte, eine provisorische Füllung reinzustopfen und bis nach der Entbindung zu warten. Dann bestünde eventuell noch die Möglichkeit, den Zahn nach dem Röntgenbild zu retten. Aber wenn ich doch kurz vor der Geburt starke Zahnschmerzen bekommen würde, dann wäre ich selber schuld. Ich murmelte „no risk, no fun“ und bat ihn um eine provisorische Fühlung. Der Zahn blieb bei mir. Wer verzichtet schon freiwillig auf Teile des eigenen Selbst, auch wenn es nur Bruchteile sind? Hier darf ich wohl besitzergreifend sein.
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Meine Ärztin hat unter anderem erwähnt, dass es wichtig wäre, sich bei der Arbeit mindestens für 20 Minuten in der Mittagspause niederzulegen. Ich fragte nach einer solchen Möglichkeit bei unserer Personalabteilung. Es hat sich herausgestellt, dass wir in diesem Gebäude kein für solche Zwecke geeignetes Zimmer haben. Ich wurde ans Gebäudemanagement verwiesen. Dann ging es aber erstaunlich schnell. Der Hausmeister kam am gleichen Tag mit einem Helfer vorbei und ich konnte selber entscheiden, wo die Liege hingestellt werden sollte. Wir haben einige leere Räume gleich in der Nähe von meinem Büro aufgesucht. Ich habe mich sofort für ein sonniges ruhiges Zimmer mit Fenstern zum Hinterhof entschieden. Dort wurde eine gut erhaltene Lederliege aufgestellt und ich habe den Schlüssel von diesem Raum bekommen. Auch heute, wie jeden Tag in der letzten Woche, kann ich in der Mittagspause meine Beine hochlegen, meine Augen schließen und mich voll den Gedanken um dich herum widmen. Es tut uns beiden gut. Und du – als ob du es spürst – gibst in diesen Momenten auch ein Zeichen von dir, indem du Purzelbäume schlägst.
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Meine Güte! Wieder bohren sie rum in der Nähe von unserem Haus! Dürfen sie das überhaupt nach 17 Uhr, wenn alle Bewohner einen ruhigen Feierabend haben wollen? Am letzten Samstag wurde ich auch schon um sieben von diesem Lärm geweckt. Und jetzt arbeiten simultan der Schaufelbagger und der Bohrer von Asphalt – das Gekrache draußen kann einen wahnsinnig machen. Gut, ich kann mich ablenken, wenn ich mich mit etwas beschäftige, was mich interessiert. Aber ob du es kannst? Es tut mir leid, dass du das alles von der Baustelle mitkriegen musst. Und das gerade jetzt, wo du besonders hörempfindlich geworden bist, wie es in einer Schwangerschaftsbibel steht. Es dringen nicht nur Klänge meines Inneren an deine Ohren, wie die meines pochenden Herzens oder brodelnden Darmes, sondern auch die außerhalb meines Körpers. Und deine heftigen Bewegungen sind leider nicht immer als Grüße an deine Mama zu interpretieren. Sie können einfach ein Protest gegen unangenehme Geräusche bedeuten. Warum freue ich mich denn trotzdem so sehr, wenn du strampelst?
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Zu dem was wir werden, haben wir zum großen Teil den Menschen um uns herum zu verdanken. Ich habe endlich selber angefangen all das zu spüren, was die Leser dieses Tagebuchs schon Wochen früher bemerkt haben. Nämlich, dass diese eher tragisch begonnene Schwangerschaft jetzt doch viel angenehmer geworden ist und verspricht in Zukunft noch strahlender und schöner zu werden. Und das Lesen der Fachliteratur zum Thema oder Kirchenbesuche allein würden wohl nicht viel dazu beitragen, wenn es keine Menschen in meiner Nähe (und Ferne) gäbe, die mich unterstützen. Es betrifft, zum Beispiel, meine Cousine in Moskau, die jede freie Minute in Skype nutzt, um mich aufzumuntern. Sie ist mittlerweile zu meinem virtuellen Schwangerschaftsbeauftragten geworden und scheint die Entwicklung meines Babys aufmerksamer als ich zu verfolgen. So wird in einem Skype-Protokoll ziemlich alles fixiert: Sie fragt ständig danach, wie viele Kilos ich zugenommen habe, wie ich mich fühle, ob das Kind sich heute bewegt hat… Dann kommen meine Eltern hinzu und eine Freundin, die ihre Bereitschaft erklärte, zum Geburtsvorbereitungskurs für Paare mitzukommen, da es in der Nähe meines Zuhause alle Frauenkurse bereits beendet oder ausgebucht sind. Meine Oma, die zwar immer noch schwer verkraftet, dass ich nicht mit dem Vater meines Kindes zusammen bin, den ich einst als „den richtigen“ bezeichnete, hilft mir aber enorm mit ihren Geschichten aus eigener bedürftiger und hungriger Schwangerschaft vor 50 Jahren. Diese Erzählungen betonen meine – trotz Abwesenheit des Kindesvaters – extreme Vorteilhaftigkeit. Meine Chefin, mein Chef und Kollegen, dank denen meine Arbeit zum ruhigen angenehmen Zufluchtsort geworden ist. Meine Tante, Onkel, Freunde und gute Bekannte aus Russland, Köln, Spanien, Japan, das kidsgo Team…Und dann gibt es noch ein besonderer Mensch, denn ich eigentlich schon sein sechs Jahre kenne, erst aber nach seiner SMS zu meinem Geburtstag immer wieder neu entdecke. Trotz hunderte Kilometer Entfernung hat er es langsam aber sicher geschafft, dass ich wieder permanent lache und strahle. Die vergangene Woche habe ich erfahren, dass er dieses Tagebuch von mir online verfolgt und die optimistisch beladenen Beiträge genießt. Mein lieber, ich freue mich, dass du dich jetzt freust.



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Kommentare von Lesern:

Kathleen, Dresden26.07.2010 20:04

Liebe Marina,

ich lese Dein Tagebuch nun von Anfang an und Du hörst Dich mittlerweile richtig glücklich an.

Genieß die "Kugelzeit".

Liebe Grüße
Kathleen

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In diesem Beitrag geht's um:

Gesundheit, Akne, Zähne, Röntgen, Arbeit und Schwangerschaft