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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
25. Schwangerschaftswoche

Eine Doula als Geschenk

Neues zum Babyfernsehen, Vergesslichkeit in der Schwangerschaft und Überraschungen

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Diesmal habe ich von der Ultraschall-Untersuchung dein Porträt nach Hause mitgebracht. Da ist ein Riesenkopf mit allen dazugehörigen Attributen wie Augen, Mund und Nasenlöchern klar zu erkennen. Dazu kommen irgendwo unten zwei winzige Hände. Eigentlich ist das schon alles: Kein Körper, kein Po, keine Beine. Die Ärztin konnte diesmal keine bessere Perspektive für den Schnappschuss finden. Und als dein mehrfach vergrößerter Kopf auf dem Bildschirm erschien, dachte ich zuerst, dass du mir deine Zunge kokettierend zeigst, und danach, dass du bewusst lächelnd fürs Porträt posierst. Beides konnte ich dir ganz gut zutrauen. Ich fühle es immer, wenn ich fotografiert oder angestarrt werde, auch wenn es hinter meinem Rücken passiert. Hässlich wie du es jetzt noch immer bist, hast du es in dem Moment geschafft, dass ich mich so richtig in dich verliebt habe.

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In der Schwangerschaft wird man (frau) vergesslich. Und das ist kein Quatsch, Mythos oder Vorurteil, sondern eine wissenschaftlich belegte Tatsache. Wieder sind da die winzigen bösen Hormone im Spiel. Ich kann mich damit momentan bei Bedarf wunderbar rechtfertigen. Aber ob diese Erklärung nach der Geburt weiter funktionieren wird? Immer öfter muss ich feststellen, dass ich die selbstverständlichsten Dinge vergesse: Meine Schlüssel, den Müllsack oder – viel schlimmer – den Wecker zu stellen, weil ich denke, dass morgen ein Sonntag ist, wie es mir am Donnerstag passiert ist.

Oder am Mittwoch: Bei einer Präsentation haben alle von einer Person gesprochen, deren Namen ich notieren musste, da ich sie offensichtlich nicht kannte. Meine Chefin hat dabei ihre Augenbrauen nach oben gezogen: Ich habe ihr selber von dieser Person mehrfach erzählt, meinte sie. Danach erinnerte ich mich an beides – den Namen und den Mensch, aber als wir von ihm anfangs redeten, schien mir der Name völlig unbekannt.

Hier ein weiterer Fall. Meine Palme, die ich vor ein paar Monaten bei Ikea gekauft habe, hat angefangen zu stinken [hat jemand vielleicht dasselbe Problem und die Lösung dafür?]. Zwei Zweige sind bereits weggefallen und die Löcher, die dabei am Stamm entstanden sind, verströmen einen ziemlich ekligen Geruch. Diese Löcher habe ich provisorisch mit Kinderknete verschlossen und wollte mich dringend beraten lassen, was dagegen zu unternehmen ist. Normalerweise fühlen sich die Pflanzen bei mir richtig wohl. Also fuhr ich direkt nach der Arbeit mit der S-Bahn ins Palmengeschäft und beeilte mich dabei, da es nur bis 18:00 Uhr geöffnet hat. Etwa 20 Meter vor dem Laden bekam ich dann einen Anruf von meiner Mutter und telefonierte mit ihr so lange, dass der Laden schon lange geschlossen hatte.

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Von „ausgebildeten Geburtsbegleiterinnen“, sogenannten Doulas, habe ich bereits früher irgendwo zwischendurch gelesen, konnte mich aber nur an wenig erinnern – vermutlich dank den Hormonen. Nun jetzt interessiere ich mich viel mehr für das Thema, da ich – überraschenderweise – schon so gut wie meine eigene Doula habe! Und so war es. An einem Feierabend letzte Woche lag ich auf dem Boden unter meiner stinkenden Palme und naschte Johannisbeeren, auf die ich momentan besonders scharf bin, als ich einen Anruf bekam. Der Mensch am Telefon war Barbara Hirt, die Chefin des kidsgo Verlags. Sie teilte mir mit, dass ich zur Geburt eine Doula geschenkt bekomme. Oder, besser ausgedrückt, ich bekomme ihre Leistungen geschenkt. Eigentlich bräuchte ich diese zusätzliche Motivation gar nicht und würde mein Tagebuch auch so weiterschreiben, da mir diese Möglichkeit, meine Katharsis öffentlich durchs Schreiben zu erleben, viel Wert ist. Es ist manchmal schwierig, Dankbarkeit auf die richtige Weise ausdrucken, ohne dass sie übertrieben oder schmeichlerisch erscheint. Natürlich habe ich mich über so ein tolles Geschenk tierisch gefreut. Das umso mehr, als ich verstanden habe, dass die Anwesenheit der Doula das Wichtigste bietet, was sich eine Schwangere bevor, während und nach der Geburt wünschen kann: Beistand und Hoffnung.

Gleich nach dem Gespräch habe ich im Internet nach Definition des Wortes „Doula“ nachgesehen. Als ich herausfand, dass der Begriff sowohl „Sklavin“ als auch „Dienerin der Frau“ bedeutet, habe ich mir sofort ein Mädel in Latexklamotten vorgestellt, das sich gerne auspeitschen lässt. Das ist natürlich Quatsch. Doulas sind da, damit die Schwangerschaft und Geburt (und sogar Kaiserschnitt!) in eine positive Erfahrung für beide – Mutter und Kind – umgewandelt werden. Sie kann die werdende Mutter aufmuntern, trösten, schützen, massieren, Brötchen für sie backen oder Mundharmonika für sie spielen. So stelle ich es mir zumindest vor nach allem, was ich über Doulas gelesen habe. Sie sind so etwas wie natürliche Zauberinnen, die durch mentale Hilfe die Wehen weniger schmerzhaft machen, Kaiserschnittraten um gut die Hälfte reduzieren, ganz zu schweigen vom nur auf seltene Fälle beschränkten Einsatz der verschiedenen Schmerzmittel, Zange oder Saugglocke.

Ich hatte ein langes und interessantes Gespräch mit meiner potentiellen Doula und wir treffen uns nächste Woche bei mir. Ich freue mich sehr darauf.



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Kommentare von Lesern:

Tanja, Wien19.08.2010 10:26

An euch, all jene „Heile-Welt-Mami's-Wir-haben-uns-alle-so-lieb“ - Mein Sohn entsprach so gar nicht dem gängigen süßen Werbebaby nach der Geburt…. Nur weil man das als Mutter registriert, bedeutet das doch nicht, dass man das Kind nicht liebt?! Diese aufgesetzte Empörung in allen Bereichen besonders in diesem Tagebuch nervt. Marina‘s Bestreben, alle Gefühle offen und ehrlich zu beschreiben, um damit auch den Schmerz zu verarbeiten, muss man doch gutheißen!! Gerade in der Schwangerschaft werden wir doch von Emotionen überfahren, ungeplant single schwanger zu sein, stell ich mir grenzwertig belastend vor. Allerdings liebe Marina - als auch getrennt lebende Mutter (mit zwei Kindern und dem dritten schwanger von einem anderen Mann) – Für deine Kleine solltest du versuchen, dich mit dem Vater zu arrangieren. Ihn mit dem zumindest doch teilweisen Entzug des Kindes zu bestrafen, wird letzten Endes auch deine Tochter treffen, dies kann nicht in deinem Sinne sein. Du musst Größe und Reife zeigen, dein verletzter Stolz/Ego/Gefühle haben da nichts zu suchen!

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Jessica17.08.2010 14:44

Liebe Marina, ich kann mich Susanne nur anschliessen....
Manchen Lesern fehlt halt der Weitblick.
Weiterhin alles gute für Dich,
Lg Jessica

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Susanne, Hamburg17.08.2010 10:35

Hallo Marina,

schön, wieder von Dir zu lesen. Ich verstehe die Kommentatorin nicht, kann an Deinem Bericht nichts schlimmes finden! Ich habe das Gefühl, Du freust Dich mittlerweile sehr auf die Kleine, dass Du Dich trotz merkwürdigem Äußeren im Entwicklungsstadium in sie verliebst, spricht sehr dafür! Aber es scheint immer jemanden zu geben, der mit Deiner Art, zu schreiben, nicht klar kommt bzw. Lust hat, sich aufzuregen!

Mach Dir nichts draus und bleibe bei Deinem Schreibstil, ich freue mich schon auf Deinen nächsten Wochenbericht!

Liebe Grüße aus Hamburg!

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Vanessa, Berlin17.08.2010 07:34

@Katrina

ganz genau "Hasslich wie Du es jetzt noch immer bist..." sagt für mich aus, dass sie ihr ungeborenes schon immer hasslich findet. Glaube soviel war da garnicht falsch zu verstehen?!?!?!

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Katrina, Bremen 16.08.2010 21:29

@ Vanessa: liebe Vanessa, ganz offenkundig hast Du den Satz gar nicht richtig gelesen. Denn da steht: "Hässlich wie du es jetzt noch immer bist, hast du es in dem Moment geschafft, dass ich mich so richtig in dich verliebt habe. "
Und davor kann man etwas lesen von einer vergrößerten Perspektive, die nur den Kopf zeigt. Also bitte: was ist denn da Schlimmes zu lesen? Wenn Marinas Tochter das lesen wird - also in etwa 10 Jahren - wird sie mit ihrer Mutter sicher auch die dazugehörigen Bilder ansehen. Und sicher genau verstehen, was und wie ihre Mutter diesen Satz gemeint hat.

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Vanessa, Berlin16.08.2010 14:08

Wie kann man nur zu seinem eigenen ungeborenen sagen "Du bist immer noch hässlich"??? Find ich ziemlich krass, immerhin wird Dein Kind das doch irgendwann hier lesen oder nicht? Oder habe ich das jetzt falsch verstanden mit dem hässlich???

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Bella16.08.2010 09:50

Hallo Marina,

das mit der Vergesslichkeit ist eine tolle Sache - wenn man sich daran erinnert, sie an den geeigneten Stellen als Ausrede oder Erklaerug zu verwenden! :-)
Barbara und ihr Team sind echt klasse - es ist ein sehr aufmerksames und hilfsbereites Geschenk, dir eine Doula zu "schenken"! KidsGo hat echt eine super Einstellung. Danke!

Ich wuensche dir eine schoene Woche,
Bella

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