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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Marina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

24. Schwangerschaftswoche

Und wieder vom Sorgerecht

"Grüße" an die Politiker für "Aktenzeichen 1 BvR 420/09": Jeder Fall ist anders!

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„In einem Beschluss vom 21. Juli 2010 (Aktenzeichen 1 BvR 420/09) hat das höchste deutsche Verfassungsgericht damit den Vorrang des mütterlichen Sorgerechts gekippt...“ Die ganze letzte Woche von Dienstag an stand im Zeichen des neuen Urteils. Wie kann ich dafür oder dagegen sein? Jede Situation und jeder Fall ist anders. Der Vater, der sich in der Vergangenheit mehrere Jahre im gemeinsamen Haushalt mit der Kindesmutter um sein nichteheliches Kind kümmerte, hat wohl jede Berechtigung, dass gemeinsame Sorgerecht zu fordern. Aber hat jetzt wirklich derjenige, der nach Kenntnis meiner Schwangerschaft mir eine Abtreibung als beste Lösung empfohlen hat, die Berechtigung, mich vor Gericht zu zerren und das Sorgerecht zu beanspruchen? Derjenige, der vom Anfang an sagte, dass ich mir klarmachen muss, dass ich das Kind alleine großziehen werde? Nur wenige wissen, was man bei solchen Worten empfindet. Wenn er sich umdreht und einfach geht. Wenn sich die Tür hinter seinem Rücken schließt und du bleibst da stehen, allein mit dem brüllenden Kühlschrank und seinem Kind im Bauch. „Es verletzt das Elternrecht des Vaters“…Was für eine Formulierung. Was ist aber mit moralischen Erwägungen? Wo hat er das Recht her, solche Forderungen aufzustellen? Fragen, Fragen… Ich habe neulich den Elternbrief gelesen, in dem es darum geht, dass Papa und Mama als Vorbild für das Kind dienen sollen. Klar werde ich meiner Tochter gegenüber kein schlechtes Wort über ihren biologischen Vater verlieren. Fraglich, ob meine Neutralität überzeugend wirken wird. Und – abgesehen davon – ob er sich selbst diese Vorbildrolle zutraut?

***

Leider – oder vielleicht auch zum Glück – kommt bei mir nur ein Kaiserschnitt in Frage. Die gesundheitlichen Gründe dafür möchte ich nicht nennen. Und irgendwie bin ich auch froh, nicht gezwungen zu sein, auch hier selber zu entscheiden. Denn auch wenn der Kaiserschnitt in meinem Fall nicht erforderlich wäre: Ich glaube, dass ich mich sowieso dafür entschieden hätte – trotz der Tatsache, dass ein Großteil meiner lieben Leserschaft sich gerade aufregt. Kaum jemand spricht davon, sein Kind per Kaiserschnitt gebären zu wollen und doch kommt jedes dritte Kind in Deutschland auf diese Art und Weise auf die Welt, wenn man den Statistiken glaubt. Ich habe mich an den Computer gesetzt, um mich mit Hilfe von focus- und stern.de über Vor- und Nachteile des Kaiserschnitts zu informieren. Und ich fand heraus, dass beides – sowohl die natürliche Geburt, als auch die Schnittentbindung – Vorteile wie Nachteile in ausreichendem Maß bieten.
Das einzige, das mich am Kaiserschnitt sehr stört, ist der Gedanke, dass ein Termin dafür im Voraus festgelegt werden soll. Das heißt, dass das Geburtsdatum meiner Tochter von Menschen festgelegt wird und dass solche Verfahren in der Regel im Voraus - ca. zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin stattfinden. Aber vielleicht findet sich auch hier eine akzeptable Lösung.

Ich erinnere mich an die Diskussion im Sprachkurs für ausländische Studenten an der Uni. Wir mussten uns in zwei Gruppen aufteilen, die eine für und die andere gegen die Entbindung per Kaiserschnitt, um unsere Meinung dann zu verteidigen. Erstaunlicherweise plädierte etwa die Hälfte der Studentinnen für einen geplanten Kaiserschnitt. Ist es ein überflüssiger Trend junger Menschen (ich war damals die älteste im Raum)? Oder kann dieses Ergebnis nur auf Ausländer angewendet werden, die allein wegen ihres Hintergrunds experimentierfreudiger sind? Meine Recherche hat folgendes ergeben. Gegen einen Kaiserschnitt sprechen: Mögliche Infektionen, Thrombosen, Narkoseprobleme, die bei jeder Operation auftauchen können, sowie Schmerzen „danach“ – stärker, als bei der Vaginalgeburt. Kaiserschnitt-Kinder sollen öfter an Sauerstoffmangel leiden und wegen unterschiedlicher bakterieller Besiedlung anfälliger für Infektionen sein. Die psychischen Folgen für die Mutter, wie aber auch bei einer natürlichen Geburt möglich, können schwerwiegend sein. Gegen eine natürliche Entbindung sprechen: Kontrollverlust, Dehnung der Muskeln, Bindegewebe und Nerven, Strapazieren der Beckenbodenmuskulatur. Dazu kann die Beeinträchtigung der Funktion des Darmschließmuskels und der Blase kommen. Ein Vorteil scheint mehr Gewicht als alles anderes zu haben: Das emotionale Erleben – „die Frauen haben das Gefühl, eine große Leistung vollbracht zu haben, vergleichbar mit einem Sieg im Hochleistungssport“, lese ich in einem Artikel. Ist das etwa der Grund dafür, dass immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen sind und dass Männer höhere Gehälter haben? Frauen scheinen generell ihre eigene Domäne für Siege zu haben – eine natürliche Balance wird dadurch hergestellt.



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Kommentare von Lesern:

Sandra, Berlin21.10.2010 13:38

Achtung, SENDUNGSBEWUSSTSEIN einer Naturmutter!!!

Danke, Kathrin. Perfekt, wie immer. There is nothing more to add.

LG, Sandra

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Kathrin, Baden-Württemberg15.08.2010 21:18

@Carola: ;-)

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Carola, Berlin15.08.2010 20:35

@ Kathrin: ganz meine Meinung

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Kathrin, Baden-Württemberg14.08.2010 20:44

Wenn, wie in Marinas Fall, aus welchen Gründen auch immer, ein Kaiserschnitt UNUMGÄNGLICH ist, dann ist es die sicherere Art zu entbinden. Diese Fälle sind jedoch sehr selten! Es gibt tatsächlich wenige Gründe, die eine vaginale Geburt unmöglich machen.
Für Marina ist es eben nunmal dieser Weg.

ABER: In allen anderen Fällen ist eine vaginale Entbindung für Mutter und Kind die sicherste Art zu entbinden. Voraussetzung ist allerdings, dass nicht in hochtechnisierten Kreißsälen mit allen möglichen Dingen eingegriffen wird und somit die Balance von vorneherein gestört wird. Dazu sind Geduld, Wissen und Erfahrung nötig, die fehlen häufig leider.

Die Tatsache, dass es inzwischen durchschnittlich über 30% Kaiserschnittgeburten in Deutschland gibt (in manchen Kliniken gar 50%), liegt woanders begründet. Anspruchsdenken der werdenden Eltern, Technikgläubigkeit, Angst der Mediziner, Geburtshelfer haben bestimmte Fähigkeiten nicht mehr, usw.
Die Liste der Gründe ließe sich wirklich noch deutlich verlängern.

Beste Grüße,

Kathrin


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Anja, Köln11.08.2010 21:09

Hallo Marina,
hmmm, wie wäre es denn gewesen, wenn Du den Vater Deines Kindes vorher nicht so intensiv mit dem Thema Kind konfrontiert und sogar mit zum Frauenarzt mitgenommen hättest? Auch wenn das in Deiner Situation verständlich war, finde ich es nun auch verständlich, dass er sich inzwischen mehr für das Kind interessiert. Oder nicht? Ob es gleich das gemeinsame Sorgerecht sein muss, ist allerdings eine andere Frage ...
Dir und der Kleinen alles Gute!

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Gabriela, Berlin 10.08.2010 00:27

Liebe Marina,
auch ich habe in der letzten Woche beim Zeitungslesen immer an Dich denken müssen. Du hast so Recht mit dem, was Du zu dieser politischen Entscheidung schreibst!
@ gast; ich finde nicht, dass Marina "allgemeine fakten zusammenträgt". Meinst Du, sie sollte mehr zu ihrer körperlichen Verfassung schreiben?
Liebe Marina, ich finde, Du hast ein sehr ausgewogenes Verhältnis und ich lese mit Spannung und großem Interesse Deine Einträge. Und war, wie wohl viele andere auch, sehr erleichtert, als der Grundton positiver wurde und Du anfingst, mehr über Deine Schwangerschaft und weniger über die vergangene Beziehung zu schreiben.

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Gast09.08.2010 22:21

Liebe marina,
habe auch per geplanten kaiserschnitt entbunden und ebenfalls das termin problem gehabt-fand es komisch den geburtstag für mein kind zu bestimmen. bei mir ist dann die 9 std. vor dem eingriff die fruchtblase gesprungen und sofort detzten wehen ein, er wäre also so und so an diesem tag auf die welt gekommen :-)
ich fände es schön , wenn du in deinem tagebuch nicht nur allgemeine fakten zusammentragen würdest, sondern auch mal ein bißchen über deine eigene schwangerschaft schreiben würdest, und d.h. nicht, daß jeder erwartet deine komplette intims-und privatsphäre zu erfahren... aber ein bißchen eigene erfahrungen wären schön!

alles gute weiterhin und herzliche grüße

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Kathrin, Göttingen09.08.2010 18:16

Liebe Marina,
ein Kaiserschnitt ist die sicherste Form der Entbindung fürs Kind. Und ich kann Dir versichern: es ist eine TOLLE Form der Entbindung! Ich bin am nächsten Tag schon wieder flotter rumgelaufen als so manche Spontangebärende - spricht bloss keiner drüber! Ist also ungeachtet Deiner Vorerkrankungen in jedem Fall eine gute Entscheidung.

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Gast09.08.2010 14:35

Liebe Marina,

ich habe das Urteil auch gelesen und sofort an Dich gedacht, da es auch gleichzeitig mit deinem letzten Beitrag erschien. Diese Beziehung wurde auch während Schwangerschaft abgebrochen. Hoffentlich wird alles bei Dir in Ordnung sein.
Wenn Du per Kaiserschnitt entbindest, dann brauchst Du selbstverständlich keine Doula! Lieber eine Haushaltshilfe für die Zeit danach )))) Ich finde, dass es kompliziert genug ist, ein Baby zu versorgen und danach das Kind zu erziehen und großzuziehen, um soooo viel Gewicht der eigentlichen Geburt zu geben. Also die richtige Arbeit fängt erst nach der Geburt! ))) Ich glaube, man sollte es so veranstalten, wie man es am besten findet, so dass es leichter zu verkraften und zu verarbeiten ist. Hoffe, dass es bei Dir alles gut läuft und dass Du sehr schnell wieder fit bist.

Alles Liebe aus München,

Julia.

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Gast09.08.2010 14:10

Hallo Tobias,

ich bin kein Mediziner, dafür kann aus Erfahrung reden. Es gibt keine Hormone, die die Liebe fördern. Es ist zwar sehr im Trend, alles mit den Hormonen zu erklären, die Wirklichkeit ist halt anders. Die Liebe wächst je mehr sich frau ums Baby kümmert. Pampers wechseln, Nase putzen, kleiden, photographieren. Stillen ist was besonderes, obwohl auch die Frauen, die nicht gestillt haben, ihre Kinder genauso sehr lieben. Weil wir diejenigen lieben, für die wir mehr tun und opfern. Je mehr die Anstrengung, desto größer die Liebe. Einfach so )))

Viele Grüße aus München,

Julia.

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Bella09.08.2010 12:55

Hallo Marina,
ich finde nicht, dass du irgendwem Rechenschaft schuldig bist - weder bei einem Wunschkaiserschnitt noch bei einem medizinisch-notwendigen... Also lass dich nicht kirre machen - folge Deinem Bauchgefuehl und dem Rat des Betreuungspersonals Deines Vertrauens.
Ich hatte zwei Vaginalgeburten, aber wenn mir meine Hebamme gesagt haette, dass sie aus welchem Grund auch immer einen Kaiserschnitt machen muesste - dann haette ich das auch akzeptiert. Am Ende kommt es doch darauf an, dass du eine gesunde kleine Tochter auf die Welt bringst!
Ich habe auch ueber das Verfassungsurteil gelesen und musste direkt an Dich und Deine Situation denken. Es gibt doch bestimmt irgendwo eine Beratungsstelle, wo Du Dich ueber Deine Situation und die Auswirkungen fuer Euch informieren kannst.
Viel Glueck fuer die naechsten Wochen,
Bella

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Stephanie, NRW09.08.2010 12:35

Es gibt Kliniken, die warten mit dem Kaiserschnitt bis zum Einsetzen der Wehen. Erst DANN wird geschnitten. Es ist also immer das Kind, das den Geburtstermin bestimmt und nicht irgendein Arzt, der gerade einen freien Termin im Kalender hat. Meist wird diese Art des Kaiserschnitts von stillfreundlichen Krankenhäusern angeboten. Da dürfte es bestimmt eins in deiner Nähe geben

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Judith09.08.2010 12:25

LIebe Marina,
es wird sich alles fügen, sei ganz optimistisch.
Ich hatte zweimal einen Wunschkaiserschnitt und es war beide Male die absolut richtige Entscheidung! Ohne negativ Folgen. Jede Frau hat im 21. Jahrhundert in der westlichen Welt die freie Entscheidung und die sollte ihr niemand in Abrede stellen. Dieses hebammenselige Ökogelabere in Deutschland geht mir sehr auf die Nerven, wenn es zu diesem Thema kommt. Jetzt werden sich ganz ganz viele Leser des Forums ganz furchtbar aufregen, aber mich regt das Sendungsbewusstsein der Naturmütter auch schon seit Jahren auf.
Alles Gute für Dich!

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Tobias, Frankfurt09.08.2010 11:38

Marina schreibt doch, dass es bei ihr gesundheitliche Beweggründe für den Kaiserschnitt gibt. Klar bin ich auch eher für eine natürliche Geburt. Sie hat aber schon recht. Das Thema wird etwas tabuisiert. Es darf dabei natürlich nicht vergessen werden, dass es sich dann um eine Operation mit allem drum und dran handelt. Wir für uns hoffen darauf, dass es bei uns alles natürlich von statten gehen kann, ist aber mit der Vorbelastung meiner Frau eher auch unwahrscheinlich. Wie ist das eigentlich beim Kaiserschnitt? Werden dann spezielle Hormone verabreicht? Meine Frau hat mir gesagt, dass bei der Geburt spezielle Hormone ausgeschüttet würden, welche die Bindung der Mutter an das Kind beeinflussen. Fehlen die dann bei einem Kaiserschnitt oder passiert das trotzdem? Wäre interessant das zu erfahren.

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Gast09.08.2010 11:24

gegen einen kaiserschnitt sprechen weiterhin: probleme mit der körperspannung in der kindlichen entwicklung und dadurch grobmotorische schwierigkeiten, evtl. auftretende bindungsschwierigkeiten usw. usw.
wenn es sein muss, dann ist es eine sehr gute entwicklung der medizin heutzutage, keine frage. aber freiwillig? geburtschmeren und geburtserlebnis haben einen sinn, traurig dass der mensch immer wieder in die natur eingreift die eigentlich alles perfekt eingerichtet hat.

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Sorgerecht, natürliche Geburt, Kaiserschnitt