"Grüße" an die Politiker für "Aktenzeichen 1 BvR 420/09": Jeder Fall ist anders!
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„In einem Beschluss vom 21. Juli 2010 (Aktenzeichen 1 BvR 420/09) hat das höchste deutsche Verfassungsgericht damit den Vorrang des mütterlichen Sorgerechts gekippt...“ Die ganze letzte Woche von Dienstag an stand im Zeichen des neuen Urteils. Wie kann ich dafür oder dagegen sein? Jede Situation und jeder Fall ist anders. Der Vater, der sich in der Vergangenheit mehrere Jahre im gemeinsamen Haushalt mit der Kindesmutter um sein nichteheliches Kind kümmerte, hat wohl jede Berechtigung, dass gemeinsame Sorgerecht zu fordern. Aber hat jetzt wirklich derjenige, der nach Kenntnis meiner Schwangerschaft mir eine Abtreibung als beste Lösung empfohlen hat, die Berechtigung, mich vor Gericht zu zerren und das Sorgerecht zu beanspruchen? Derjenige, der vom Anfang an sagte, dass ich mir klarmachen muss, dass ich das Kind alleine großziehen werde? Nur wenige wissen, was man bei solchen Worten empfindet. Wenn er sich umdreht und einfach geht. Wenn sich die Tür hinter seinem Rücken schließt und du bleibst da stehen, allein mit dem brüllenden Kühlschrank und seinem Kind im Bauch. „Es verletzt das Elternrecht des Vaters“…Was für eine Formulierung. Was ist aber mit moralischen Erwägungen? Wo hat er das Recht her, solche Forderungen aufzustellen? Fragen, Fragen… Ich habe neulich den Elternbrief gelesen, in dem es darum geht, dass Papa und Mama als Vorbild für das Kind dienen sollen. Klar werde ich meiner Tochter gegenüber kein schlechtes Wort über ihren biologischen Vater verlieren. Fraglich, ob meine Neutralität überzeugend wirken wird. Und – abgesehen davon – ob er sich selbst diese Vorbildrolle zutraut?
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Leider – oder vielleicht auch zum Glück – kommt bei mir nur ein Kaiserschnitt in Frage. Die gesundheitlichen Gründe dafür möchte ich nicht nennen. Und irgendwie bin ich auch froh, nicht gezwungen zu sein, auch hier selber zu entscheiden. Denn auch wenn der Kaiserschnitt in meinem Fall nicht erforderlich wäre: Ich glaube, dass ich mich sowieso dafür entschieden hätte – trotz der Tatsache, dass ein Großteil meiner lieben Leserschaft sich gerade aufregt. Kaum jemand spricht davon, sein Kind per Kaiserschnitt gebären zu wollen und doch kommt jedes dritte Kind in Deutschland auf diese Art und Weise auf die Welt, wenn man den Statistiken glaubt. Ich habe mich an den Computer gesetzt, um mich mit Hilfe von focus- und stern.de über Vor- und Nachteile des Kaiserschnitts zu informieren. Und ich fand heraus, dass beides – sowohl die natürliche Geburt, als auch die Schnittentbindung – Vorteile wie Nachteile in ausreichendem Maß bieten.
Das einzige, das mich am Kaiserschnitt sehr stört, ist der Gedanke, dass ein Termin dafür im Voraus festgelegt werden soll. Das heißt, dass das Geburtsdatum meiner Tochter von Menschen festgelegt wird und dass solche Verfahren in der Regel im Voraus - ca. zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin stattfinden. Aber vielleicht findet sich auch hier eine akzeptable Lösung.
Ich erinnere mich an die Diskussion im Sprachkurs für ausländische Studenten an der Uni. Wir mussten uns in zwei Gruppen aufteilen, die eine für und die andere gegen die Entbindung per Kaiserschnitt, um unsere Meinung dann zu verteidigen. Erstaunlicherweise plädierte etwa die Hälfte der Studentinnen für einen geplanten Kaiserschnitt. Ist es ein überflüssiger Trend junger Menschen (ich war damals die älteste im Raum)? Oder kann dieses Ergebnis nur auf Ausländer angewendet werden, die allein wegen ihres Hintergrunds experimentierfreudiger sind? Meine Recherche hat folgendes ergeben. Gegen einen Kaiserschnitt sprechen: Mögliche Infektionen, Thrombosen, Narkoseprobleme, die bei jeder Operation auftauchen können, sowie Schmerzen „danach“ – stärker, als bei der Vaginalgeburt. Kaiserschnitt-Kinder sollen öfter an Sauerstoffmangel leiden und wegen unterschiedlicher bakterieller Besiedlung anfälliger für Infektionen sein. Die psychischen Folgen für die Mutter, wie aber auch bei einer natürlichen Geburt möglich, können schwerwiegend sein. Gegen eine natürliche Entbindung sprechen: Kontrollverlust, Dehnung der Muskeln, Bindegewebe und Nerven, Strapazieren der Beckenbodenmuskulatur. Dazu kann die Beeinträchtigung der Funktion des Darmschließmuskels und der Blase kommen. Ein Vorteil scheint mehr Gewicht als alles anderes zu haben: Das emotionale Erleben – „die Frauen haben das Gefühl, eine große Leistung vollbracht zu haben, vergleichbar mit einem Sieg im Hochleistungssport“, lese ich in einem Artikel. Ist das etwa der Grund dafür, dass immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen sind und dass Männer höhere Gehälter haben? Frauen scheinen generell ihre eigene Domäne für Siege zu haben – eine natürliche Balance wird dadurch hergestellt.