Das, wovor man in der Schwangerschaft am meisten Angst hat, ist bei mir eingetroffen. Jetzt heisst es Tests machen und warten.
Ich wollte diese Woche über so viele andere Dinge schreiben, aber die Realität hat mich im Würgegriff seit der Nackentransparenzmessung am Freitag.
Eigentlich hatte ich nicht vor, nicht gesetzlich bezahlte Diagnostik zu machen, aber meine Frauenärztin wird vor zwei Wochen schon einen Verdacht gehabt haben. Sie hatte in meinem Mutterpass auffällig angekreuzt und mich nach kurzem Umstimmen zu der Untersuchung bei ihrer Kollegin angemeldet. Mich beruhigte sie dennoch mit Aussagen wie, es sei noch viel zu früh, um etwas zu sehen.
Freitag in der Praxis hätte ich schon merken müssen, dass etwas nicht stimmt. Die Kollegin - welche die NTM durchführen würde - wurde von der Schwester gerufen, um beim Blut abnehmen zu helfen. Das ist bei mir immer schwierig und auch die Kollegin hat es nicht hinbekommen. Dann kam meine Frauenärztin, nahm der Kollegin die Blutabnahme ab und sagte so etwas wie: “Du bist zu angespannt, geh’ dich in Ruhe auf den Termin vorbereiten.” Etwas an meinem Termin wird also aufwühlend sein. Es sickerte nicht zu mir durch, ich dachte einfach, sie ist eine nervöse Ärztin.
An die nächste Stunde kann ich mich nur schemenhaft erinnern. Es gab einen ersten Aufklärungsteil: “Es gibt nur fünf Patientinnen pro Jahr, die ich aufgrund auffälliger Testergebnisse zur Genetischen Untersuchung schicke. Und nur eine kommt mit schlechtem Ergebnis zurück. In Ihrem Alter ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas nicht stimmt, bei 1 zu 500.” Statistik ist ein Arschloch, denn ich bin dieser eine Fall.
Ich lag ewig rum und es wurde alles mögliche gemessen. Ich habe einfach nur gerne mein Baby im Ultraschall gesehen, die ersten Bewegungen, die Hand am Gesicht. Das Ergebnis lautet, es hat eine Nackenfalte von 9 mm, dabei sind Werte bis zu 2.5 oder 3.5 mm ok. Zudem befindet sich eine Flüssigkeit im Nacken, die da nicht sein sollte. Das alles deutet auf eine Behinderung (Trisomie) oder einen Herzfehler hin. Ich konnte die Informationen zunächst nicht verarbeiten, bloß an der Betroffenheit der Frauenärztinnen habe ich gemerkt, wie ernst die Lage ist.
Dann wurde eine Zeit gestresst telefoniert, damit man noch für den Tag einen Termin bei einer Spezialklinik bekommt zur weiteren Diagnostik. Ohne Erfolg, mein Termin ist erst Montag früh. Ein Wochenende Ewigkeit dazwischen. Ich wurde über weitere Dinge aufgeklärt, ich befinde mich ja in der 12+5ten SSW, bis 14+0 sei eine Abtreibung möglich. Die Zeit dränge also. Zwischendurch kam ich so ins Zittern, dass ich fast umgekippt wäre. “Haben Sie jemanden, mit dem Sie jetzt reden können?” Ja habe ich, vielen Dank, alles Gute. Und so weiter.
Wie es mir dieses Wochenende geht, kann ich nur schwer beschreiben. Ich bin die meiste Zeit wie ein Zombie, starre die Zeit an und weine viel. Ich esse etwas, wenn ich kann und schlafe ein. Zwischendurch versuche ich mich abzulenken, rede mit Freunden, kriege Kopfschmerzen vom ganzen Weinen, gehe an die frische Luft und weiß trotzdem nicht weiter. So ziehen sich meine Stunden dahin.
Mir bleibt die Luft weg, wenn ich an die Entscheidungen denke, die jetzt vor mir liegen. Alleine schon für die weitere Diagnostik müsste ich invasiven Verfahren zustimmen, die selbst bei einer gesunden Schwangerschaft in 1 von 200 Fällen eine Fehlgeburt auslösen können. Wie soll man so etwas entscheiden?
Diesen Bericht schreibe ich am Sonntag, 2. Advent. Wenn Ihr ihn lest, bin ich bereits mitten in der Diagnostikhölle. Ich würde deshalb gerne jeden von Herzen um einen Gefallen bitten: Bitte sendet uns einen positiven Gedanken, schickt ein bisschen Kraft in Richtung meines Babys und mir. Wir brauchen gerade alle guten Wünsche, die wir finden können.
Vielen Dank Euch dafür.
Mira