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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
Geburt

Mein Geburtsbericht

Wie ich es irgendwie schaffte...

Hallo ihr Lieben,

Mittlerweile pumpe ich fünfmal am Tag ab, meist immer 30 Minuten oder etwas kürzer. Einmal mitten in der Nacht. Nach 30 Minuten Sitzen bei ausreichend Licht wieder einzuschlafen dauert lange. Ich habe so eine Doppelmilchpumpe, wo beide Seiten gleichzeitig pumpen. Die Krankenkasse bezahlt zwar nur die Einzelpumpe, aber die 25 € Aufpreis hatten sich beim letzten Mal und auch schon bei diesem Mal sehr bezahlt gemacht. Ich habe die Flaschen so festgemacht, dass ich zumindest meine Hände frei habe. Ärgerlich ist aber, wenn es ausläuft und man es zu spät bemerkt. Aber es ist auch angenehm, dass man die Zeit dann auch anders nutzen kann. Wie jetzt zum Beispiel: für meinen richtigen Geburtsbericht.

Der kleinen Maus geht es in der Klinik soweit gut. Sie trinkt gut und ist immer noch unter der Wärmelampe. Wir müssen abwarten, wie sich der Wert entwickelt. Aber es hört sich so an, als ob sie nicht mehr allzu lange da sein muss.

Heute Morgen bin ich aufgewacht und habe mir gedacht, ich kann wirklich froh sein. Die Umstände sind zwar unterirdisch, aber es geht uns allen gut. Und das, obwohl der Corona-Virus einmal durch die gesamte Familie mit Neugeborenem, Baby, Kleinkind, Vorerkrankungen ist. Von daher bin ich heute dankbar und freue mich auf die nahe Zukunft, wenn wir alle hoffentlich gesund und zusammen sein können.

Heute möchte ich euch von meinem Geburtserlebnis berichten. Dazu möchte ich kurz noch erzählen, wie die erste Geburt von Tobias war. In der Schwangerschaft musste ich mich ab Woche 28 schonen. Der Gebärmutterhals hatte sich so verkürzt, dass in Woche 32 die Lungenreife im Krankenhaus durchgeführt wurde. Ich bin montags entlassen worden und war zuversichtlich, dass es noch dauern wird und hab auch die Kliniktasche wieder ausgepackt. Am Freitag (33.2) ist dann morgens die Fruchtblase geplatzt. Im Krankenhaus wurde alles überprüft und dann hieß es abwarten. Meinem Mann habe ich wieder nach Hause geschickt, weil ein paar Sachen in der eilig zusammen gepackten Kliniktasche gefehlt haben. Meine Zimmernachbarin von davor hatte noch ein, zwei Wochen mit Blasensprung gelegen, also waren wir alle darauf eingestellt, dass es noch dauert. In meinem Zimmer habe ich dann ganz schöne Rückenschmerzen bekommen. Ich wurde in den Kreissaal geschoben, um nachzuschauen. Nach der Untersuchung hieß es, jetzt muss der Kaiserschnitt ganz schnell gehen. Auf einen Kaiserschnitt war ich schon eingestellt, weil das Baby falsch herum lag. Ich habe meinem Mann über Whatsapp noch schnell geschrieben, dass es jetzt los geht. Es war zwar so eine Hektik um mich herum, aber alle haben mit mir ruhig und freundlich gesprochen. Ich habe versucht mich zu beruhigen. Dann bin ich durch die Narkose eingeschlafen. Mein Mann war in weniger als 20 Minuten vor Ort und hat den ersten Schrei von Tobias noch gehört und ihn auch kurz gesehen. Tobias ist dann mit knapp 2000 g auf die Frühchenstation gekommen, wo wir ihn besuchen durften. Mit meinem Kreislauf hat das 24 Stunden später erst geklappt. Eigentlich wollte ich ihn sehen, bevor wir ihm einen Namen (ich würde sagen, wir hatten uns schon halbwegs auf einen geeinigt) geben, aber die Vorstellung, dass er da namenslos liegt, fand ich zu traurig und wir haben den Namen dann schon bekannt gegeben. Nach zwei Wochen kurz vor Weihnachten durften wir ihn mit nach Hause nehmen. So viel zur Geburt von Tobias.

Also vor einer Woche hatte ich mir gedacht, bald sind es nur noch drei Wochen zur Geburt und es ist kein Frühchen mehr. Ich habe mich noch geschont, aber schon etwas mehr gemacht. Der Geburtstag meiner Schwester stand an. Eigentlich wollte ich nicht mehr so weit weg (ca 100 km), aber ich habe dann doch zugestimmt. Ich habe gedacht, es geht noch nicht bald los, so wie ich Euch auch noch kurz zuvor geschrieben hatte. Also fahren Tobias, meine Eltern und ich am Tag vorher zu meiner Schwester, ihrem Mann und ihrem Baby. Mein Mann sollte dann am Abend danach zum Geburtstagsessen dazu kommen.

Als ich am Morgen bei 36.4 und um 7.30 Uhr aufwache, merke ich, es ist ganz schön nass in meiner Hose. Ich hatte die Wochen zuvor Tabletten vaginal eingeführt, wodurch der Ausfluss schon mehr war, aber da habe ich gleich gedacht, da stimmt etwas nicht. Die Frauenärztin hatte bei der letzten Untersuchung gesagt, dass sie schon richtig im Becken liegt, also ich nicht liegend transportiert werden muss. Für mich war es eindeutig, dass es ein Blasensprung ist und durch den Kopf nach unten weniger Flüssigkeit abgeht, als bei Tobias damals. In der Klinik habe ich angerufen, dass ich mich langsam auf den Weg machen sollte. Um 8.00 Uhr habe ich dann auch Wehen gemerkt. Meine Mutter hat mich dann auf dem Beifahrersitz möglichst liegend zurückgefahren. Ich hab auf dem Weg recherchiert, wo das nächste Krankenhaus mit Kinderklinik ist, falls wir es nicht schaffen. Wehen kamen manchmal schnell (3-5 Minuten) nacheinander, manchmal mit mehr Abstand (5-10 Minuten).

Um 10 Uhr waren wir dann endlich im Krankenhaus angekommen, wo ich hinwollte. Mir war es wichtig, dass ich da alles kenne. Ich musste erst alleine rein und hab mir schon Gedanken gemacht, wen ich als Begleitperson nenne. Mein Mann konnte erst abends da sein. Wenn ich meine Mutter aber nenne und es noch länger dauert, kann mein Mann nicht dabei sein. Dadurch, dass es schon echt schmerzhaft war, wollte ich jemand zur Unterstützung dabei haben und dachte mir, der Rest wird sich schon ergeben. Der Muttermund war bei 2cm und ich bin ans CTG angeschlossen worden. Der Zugang wurde gelegt und ein Corona-Abstrich wurde durch die Nase gemacht. Dieser war extrem unangenehm. Es hat sich angefühlt, als ob in meinem Gehirn rumgekratzt wird. So lag ich dann gefühlt eine halbe Ewigkeit und fand, dass kaum einer nach einem geschaut hat. Schmerzmittel hatte ich erst abgelehnt, aber wollte sie dann eigentlich doch haben. Die Wehen fand ich da schon ganz schön unerträglich. Und irgendwann lese ich in WhatsApp von meiner Mutter, dass ich positiv getestet worden bin. Ich habe es nicht glauben können! Erst sah es so aus, als ob sie trotzdem zu mir dürfte, aber das war dann doch nicht der Fall. Sie musste nach Hause in Quarantäne und alle Leute informieren. Ich musste alleine dadurch.

Was dann genau wie und wann passiert ist, weiß ich nicht mehr. Ich habe eine Maske von denen gekommen, bin gegen 12 Uhr vom Wehenzimmer in den Kreissaal geschoben worden, der Muttermund war dann irgendwann bei 4 cm. Sie haben gefragt, ob ich eine Ahnung habe, von wem ich es haben könnte. Ich hatte keinen Schimmer und war mit der ganzen Situation so überfordert. Ich wusste nicht, was ich noch aushalten kann und habe nach einem Kaiserschnitt gefragt. Mein Mann hatte ihn favorisiert und ich dachte mir, er hat so recht. Die Oberärztin, die meinen Kaiserschnitt schon durchgeführt hatte und ich positiv in Erinnerung hatte, sagte: „Nein, wir haben doch Schmerzmittel“. Und so ließ ich mich darauf ein. Eine Freundin war verwundert, dass sie meinem Wunsch nach einem Kaiserschnitt nicht nachgekommen sind. Ich finde es eigentlich gut, dass sie die natürliche Geburt bei mir bestärkt haben und nicht „miteingeknickt“ sind. Ich glaube, dass sie der Meinung waren, dass ich das schaffe, und das hat mir Selbstvertrauen gegeben.

Also Hebamme und Oberärztin waren dann in voller Sicherheitsmontur die ganze Zeit bei mir. Ich weiß nicht, ob die Oberärztin da war wegen Corona oder eh. Jedenfalls waren sie wirklich freundlich zu mir und haben versucht mich zu unterstützen. Das Schmerzmittel sei von der Dosierung ordentlich gewesen. Zwischenzeitlich stand ich auch mal kurz. Sie meinten, dass die Kleine wirklich gut mitarbeitet. Ein wehenförderndes Mittel habe ich dann aber doch bekommen, weil die Wehen nicht so stark waren.

Ich war glaub ich wie jede Frau bei der ersten Geburt ganz schön überfordert. Ich lag da auf dem Bett, was leider keinen Griff oben hatte. Meine Beine waren wie auf einem Frauenarztstuhl gespreizt. Die Schmerzen waren ganz schön schlimm. Irgendwann habe ich dann auch pressen dürfen. Ich dachte mir die ganze Zeit nur, wie soll da das Baby durchpassen?? Ich habe dann auch schon den Kopf außen spüren können. Trotzdem hat es noch gedauert, bis sie ganz draußen war. Die Ärztin meinte, dass es für das Baby stressig ist und ich jetzt nochmal alles geben soll. Dann kam sie auf die Welt. Sie haben sie auf dem unteren Bett hinter meinen Beinen abgetupft und ich glaube auch abgesogen. Geschrien hat sie nicht, aber geatmet hat sie schon. Mir ist gleich aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmt. Lebensbedrohlich schien es aber nicht. Sie haben sie dann rausgetragen und da habe ich sie ganz kurz richtig erblicken können. Und weg war sie.

Sie haben mir gesagt, dass sie mich kurz alleine lassen müssen und die Kleine zum Kinderarzt zu bringen. Ich habe mir Sorgen gemacht, war wie gelähmt. Ich habe mich gefragt, sage ich jetzt meinem Mann und der Familie Bescheid? Aber ich wusste ja auch noch nichts. Ich wurde dann aber gleich benachrichtigt, dass sie Anpassungsschwierigkeiten mit dem Atmen habe, aber alles ok sei. Ich konnte entscheiden, ob sie zu mir in Isolation mit Risiko einer Ansteckung kommt oder für 14 Tage alleine in die Kinderklinik. Ich wollte eher das Erstere, aber dann hat sie dem Kinderarzt wieder Sorgen bereitet und er hat sie in die Kinderklinik überstellt.

Die Hebamme hat dann noch die Nachgeburt auf die Welt gebracht. Ich hatte schon vorher von der Oberärztin erfahren, dass sie am Ende einen Dammschnitt gemacht hatte. Ein Brennen hatte ich bei der Geburt verspürt. Den hat sie auch noch genäht.

So, das war meine Geburt. Und eigentlich so wie ich es mir gewünscht habe eine natürliche Geburt. Dadurch konnte ich sie zumindest ganz kurz sehen. Die Umstände waren schwierig. Die Maske habe ich durchgängig aufgehabt. Ich wurde gut begleitet und habe es geschafft. Die Kleine hat glaub ich ordentlich mitgeholfen. 7.30 Uhr Fruchtblase geplatzt und in etwas mehr als 7 Stunden war sie da. Da kann ich mich nicht beschweren. Ihr geht es gut. Das ist das Wichtigste.

Erst beim Schreiben habe ich viele Parallelen zu meiner ersten Geburt bemerkt. Die Oberärztin hatte den Kaiserschnitt und die natürliche Geburt begleitet. Wie auch bei meiner ersten Geburt hat dieselbe, nette Hebamme mir ein Foto von meinem Baby, das wieder in die Kinderklinik musste, gebracht. Und wieder haben mein Mann und ich ihr einen Namen gegeben, auf den wir uns so halbwegs schon geeinigt hatten, ohne sie beide gesehen zu haben. Bei Tobias kommt bei mir meist um sein Geburtsdatum auf, dass ich die ersten 24 Stunden nicht bei ihm sein konnte. Bei der kleinen Maus wird mir bestimmt immer mal wieder hochkommen, dass ich in den ersten sieben Tagen nicht so bei ihr sein konnte.

Für meine Bewältigung ist es wichtig, dass ich ganz viel darüber spreche. Oder schreibe wie hier. Mir hilft es mit Familie, Freunde und so weiter darüber zu sprechen, was ich erlebt habe. Auch habe ich schon eine Frau kontaktiert, bei der ich früher regelmäßig für Gespräche war. Jetzt kontaktiere ich sie immer noch, wenn ich etwas schwieriges durchmache, wie auch bei Tobias Geburt oder der Fehlgeburt, um mit ihr darüber zu sprechen. Es wird nicht einfach sein, aber es wird einfacher werden. Und irgendwann werde ich merken, dass ich meinen Frieden damit mache. Und das Wichtige ist auch, dass ich nicht zulasse, dass es die Beziehung zu meiner Tochter negativ beeinflusst.

Ich kann euch nur anraten, holt euch Hilfe und sprecht darüber, was euch belastet!

Liebe Grüße
Anja







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In diesem Beitrag geht's um:

Natürliche Geburt, Dammschnitt, Corona positiv