Zykluscomputer zur Eisprungbestimmung
Natürliche Familienplanung funktioniert ganz ohne Hormonzufuhr. Allerdings schreckt viele Frauen das aufwendige Protokollieren und Auswerten der körpereigenen Daten (Basaltemperatur, Zervixschleim-Beschaffenheit, Hormonkonzentrationen im Urin, usw.) ab. Beides ist für die NFP-Methoden nötig – genauso wie diszipliniertes Üben im Vorfeld.
cyclotest myWay (Bild: kidsgo)
Eisprung-Computer für verschiedene NFP-Methoden
Zyklus- oder Verhütungscomputer nehmen dir dabei – ob für Verhütung oder Kinderwunsch – den lästigsten Teil ab: die Datenauswertung und Fruchtbarkeitsberechnung.
Wie? Mithilfe kleiner Mikroprozessoren messen und deuten die Rechner bestimmte Körpervorgänge, die sich während der Periode ändern. Auf den Displays der Geräte kannst du dann deinen Fruchtbarkeitsstatus und mehr ablesen.
Dabei sind unterschiedliche Computermodelle auch auf die unterschiedlichen Messmethoden abgestimmt: Es gibt
- Hormoncomputer (testen bestimmte Hormongehalte in deinem Körper),
- Temperaturtester (werten deine Aufwachtemperaturen aus, um deine Fruchtbarkeit zu bestimmen),
- Symptothermale Zykluscomputer (kombinieren die Temperaturwerte mit weiteren Eisprung-Symptomen für eine noch genauere Ovulationsbestimmung).
1. Zykluscomputer für Hormonuntersuchungen
Hormoncomputer bestimmen die weiblichen Fruchtbarkeitsphasen anhand bestimmter Hormongehalte im Morgenurin. Dabei spielen die Hormone Östriol-Glucuronid (E3G) und das Luteinisierende Hormon (LH) eine wichtige Rolle: Ein Anstieg des E3G-Hormons weist auf den Beginn der fruchtbaren Tage hin; ein erhöhter LH-Wert kündigt den bevorstehenden Eisprung an.
Die Hormonmessung ist einfach und erfolgt per Teststäbchen, das in den Urin gehalten und anschließend vom Hormoncomputer ausgelesen wird. Die Ampelfarben grün und rot signalisieren dir schließlich, ob du fruchtbar bist oder nicht. Pro Zyklus benötigst du ungefähr acht Stäbchen: Diese regelmäßigen Kosten kommen also zusätzlich zur Anschaffung des Computers auf dich zu.
Die Hormonmessung gilt als eher mittelmäßig genau (Pearl-Index: 6-20). Als Verhütungsmethode eignen sich Hormonuntersuchungen daher vielmehr für Frauen, die offen für eine Empfängnis sind, aber dennoch verhüten wollen.
Beispiele für Hormoncomputer sind der clearblue® Advanced Fertilitätsmonitor und der persona®.
2. Zykluscomputer für die Temperaturmethode
Temperaturcomputer werten die Basaltemperatur aus und bestimmen so deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. Die Bedienung ist denkbar simpel: Mithilfe eines elektronischen Thermometers, das mit dem eigentlichen Computer verbunden ist, misst du jeden Morgen nach dem Aufstehen deine „Aufwachtemperatur“ (= Basaltemperatur) – also genau wie bei der Temperaturmethode vorgesehen. Die Daten werden im Computer gespeichert und automatisch zu einer Basaltemperaturkurve verarbeitet. Der Rechner wertet die Kurve aus und zeigt dir deinen Fruchtbarkeitsstatus an.
Ob die Temperaturkurve aussagekräftig ist und verlässlich ausgewertet wird, hängt davon ab, wo und wie regelmäßig du misst. Du solltest über einen längeren Zeitraum – mehrere Zyklen hinweg – messen und am ersten Tag der Menstruation damit beginnen. Außerdem sollte die Messung kontinuierlich und an der gleichen Körperstelle erfolgen (in der Vagina, im After oder im Mund).
Produktbeispiele für Temperaturcomputer sind der daysy® Zykluscomputer, der pearly® oder der LADY-COMP® baby.
3. Zykluscomputer für die symptothermale Methode
Neuere Computer kombinieren verschiedene Eisprung-Symptome miteinander. Vorteil dieser „sympothermalen Methode“: Die Methodensicherheit ist im Vergleich zu Hormon- und Temperaturmethode etwas höher, da mehrere Daten für die Eisprungbestimmung genutzt werden.
Grundlage bildet auch hier die morgendliche Messung der Basaltemperatur: Ein elektronischer Messfühler dient als Thermometer und sendet die nötigen Daten an den Computer. Zusätzlich zur Aufwachtemperatur kannst du z.B. – je nach Modell – die Konsistenz des Zervixschleims, den Zustand des Muttermunds, die Konzentration des LH-Hormons im Urin oder den Zeitpunkt des Mittelschmerzes eingeben.
Darüber hinaus bieten dir viele Eisprung-Computer zusätzliche Funktionen. Beispielsweise beim cyclotest® myWay kannst du – neben Eisprungsymptomen – weitere Extra-Informationen abrufen, z.B.:
- BMI-Daten,
- Hautpflegeempfehlungen
- sowie Schwangerschaftsanzeigen, Geburtsterminplaner, Hinweise auf mögliche Gelbkörperschwäche und andere Prognosedaten zum Kinderwunsch.
Außerdem wirst du per Weckfunktion an bevorstehende Messungen erinnert, und du kannst deine persönlichen Daten mit einer PIN-Abfrage schützen. Lisa (27) gefiel die Bedienung: "Ich finde es gut, dass es eine hormonfreie Verhütungsmethode ist und auch die Familienplanung dadurch 'natürlich' gelingt. Die Display-Anzeigen sind übersichtlich und verständlich aufgebaut. Die Bedieung des Temperatur-Messfühlers ist selbsterklärend. Praktisch sind auch der Wecker und die LED-Leuchte zur Erinnerung an das morgendliche Messen. Meine Zykluskontrolle ist dadurch sehr bequem und fast schon zur Routine geworden."
Ein weiteres Beispiel für einen Zykluscomputer auf Basis der symptothermalen Methode ist der cyclotest® 2 plus.
Eisprung-App als Multifunktionstool
Apps sind seit Jahren der absolute Renner. Immer häufiger findet man in den App-Stores von Google, Apple und Amazon auch Fruchtbarkeits- und Schwangerschafts-Apps.
Clue-Zyklusübersicht (Bild: BioWink GmbH)
Was sind Eisprung-Apps?
Apps zur Eisprung- und Zyklusberechnung bieten wie die Fertilitätscomputer unzählige Funktionen und darüber hinaus Social-Media-Elemente (z.B. die Möglichkeit, Zyklusprofile mit der besten Freundin zu teilen) – sie sind quasi die Zykluscomputer 2.0. Dabei reichen die Varianten
- von einfachen Menstruationskalendern (Period-Trackern), die die Kalendermethode unterstützen,
- bis hin zu komplexen Zyklus-Apps, die den symptothermalen Computern ähneln.
Wir stellen dir hier die generelle Funktionsweise solcher Anwendungen am Beispiel der Eisprung-App Clue (Mischmodell aus Menstruationskalender und Symptothermal-App) vor.
Funktionsweise von Zyklus-Apps (Beispiel Clue)
Die Apps zeigen dir grundlegende Gesundheits- und Zyklusinformationen wie Periode, PMS und Fruchtbarkeit an, wenn du sie vorher mit den nötigen Daten fütterst: Zeiten der Pilleneinnahme und des Geschlechtsverkehrs, Zervixschleim-Beobachtungen, Gewicht, Temperatur, Ergebnisse von Schwangerschafts- und Ovulationstests u.v.m.
Z. B. bei der Eisprung-App Clue beantwortest du vor der ersten Nutzung eine Reihe von Fragen über Länge und Beginn deiner letzten Periode. Danach kannst du für jeden einzelnen Tag – über einen grünen „+“-Button – Daten wie Eisprung-Symptome, Stimmungen oder Schmerzen eingeben. In einer Kreisdarstellung wird dir dann angezeigt, wo im Zyklus du dich befindest. Vor deiner nächsten Menstruation kannst du erneut auf das grüne Plus drücken und die Stärke deiner Blutungen eintragen.
Alle deine Angaben nutzt die App des gleichnamigen Berliner Start-up-Unternehmens für Zyklus-Vorhersagen. Dabei lernt die Software von dir und wird mit der Zeit immer genauer. Auf Basis dieser Datenspeicherung erstellt Clue Erinnerungen für deine nächste Periode oder Zyklus-Protokolle, über die du oder dein Arzt wichtige Infos (wiederkehrende Muster, etc.) abliest.
Andere Eisprung-Apps sind Cycles, Glow®, MyDays X - Period & Ovulation™ oder der Menstruations-Kalender von Simple Design Ltd.
AVA Zyklustracker (Bild: AVA AG)
Eisprung-App in Kombination mit anderen Messgeräten
Noch einen Schritt weiter gehen Hersteller, die die App-Nutzung mit den Messungen weiterer Tools verknüpfen. Beispielsweise werden die Zyklusdaten beim Ava Fruchtbarkeitstracker gesondert ausgelesen und dann auf dem Smartphone in einer extra App dargestellt. Ava ist ein Sensor-Armband, das den weiblichen Zyklus in Echtzeit bestimmt und auswertet. Auf Grundlage neun physiologischer Messgrößen (Ruhepuls, Hauttemperatur, Herzfrequenzvariabilität, Schlaf, Atemfrequenz, Bewegung, Durchblutung, Bioimpedanz und Wärmeverlust) sammeln die Sensoren des Zyklustrackers die nötigen Körperdaten – alles in der Nacht, während du schläfst. Denn in der Schlafphase reagieren die Sensoren auf den Anstieg der relevanten Hormone Östradiol und Progesteron. Der Anstieg dieser Hormone geht mit den fruchtbaren Tagen während des Zyklus einher und hilft dabei, sie in Echtzeit zu erkennen. Am nächsten Morgen synchronisierst du die Datenmengen des Armbands mit der Ava App auf deinem Smartphone und kannst deinen Fruchtbarkeitsstatus und weitere Gesundheitsdaten einsehen. Somit werden dir aufwendige Temperaturmessungen oder andere Messverfahren (z.B. durch Ovulationstests) erspart. Allerdings ist dieser Komfort mit einem Kostenmehraufwand verbunden: Das Tracking-Armband kostet knapp 250 Euro.
Alternativen zu Eisprung-App und Zykluscomputer
Die Alternativen zur Ovulationsbestimmung per Fruchtbarkeitsmonitor oder Eisprung-App liegen auf der Hand: NFP-Methoden können auch ohne (komplexe) technische Hilfsmittel angewendet werden.
Ovulationstest-Streifen (Bild: kernmed®)
Von Mikroskopen, Thermometern und Teststreifen
Unterstützende Messgeräte sind in diesem Fall
- Eisprungtests,
- Basalthermometer
- oder Zervixschleim-Mikroskope.
Sie helfen dir dann entsprechend bei Hormonmessungen und der Anwendung der Temperatur- und Schleimmethode. Wir machen dich im Folgenden mit dem Handling der Hilfsmittel vertraut.
Ovulationstests bzw. LH-Tests
Der klassische Ovulationstest besteht aus einem Teststreifen, den du etwa zehn Sekunden lang in den Urin hältst. Das Testergebnis erscheint in Form von Farben und/oder Linien. Zur Kontrolle kannst du an einem Zusatzstreifen ablesen, ob der Test korrekt oder falsch durchgeführt wurde.
Grundsätzlich wird die Konzentration des LH-Hormons im Urin ermittelt (wie bei Hormoncomputern). Wann mit dem Testen begonnen wird, gibt deine Zykluslänge vor:
Zykluslänge (21-40 Tage) |
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Erster Messtag (Zyklustag) |
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Eine Testpackung enthält 5-7 Streifen, mit denen du an aufeinanderfolgenden Tagen misst. Für den Gebrauch darfst du allerdings keinen Morgenurin verwenden und etwa zwei Stunden vorher nichts trinken.
Ovulationstest-Stäbchen (Bild: kernmed®)
Der digitale Eisprungtest ähnelt einem Digitalthermometer. Das Testergebnis wird entsprechend auf einem Mini-Display angezeigt. Die Funktionsweise ist aber die gleiche wie beim analogen: einfach kurz die Spitze des Stäbchens in den Urin halten und Ergebnis ablesen.
Manche digitalen Ovulationstests messen auch den Gehalt weiterer Hormone, die für die Bestimmung des Eisprungs wichtig sind: z.B. Östrogen.
Erfahrungsberichte bestätigen die einfache Anwendung. Am Beispiel der purbay Ovulationstests kommt Annika (32) zu dem Schluss: „Der Teststreifen ist einzeln verpackt, und die Anwendung ist gut verständlich auf der Rückseite erklärt. Am besten mit einem extra Becher gebrauchen, da der Teststreifen sehr kurz ist. Das Ergebnis lässt sich präzise ablesen. Für das Testen zwischendurch würde ich diese Variante nutzen.“
Für die regelmäßige Kontrolle würde unsere Testerin das digitale Teststäbchen bevorzugen: „Das Teststäbchen ist einzeln verpackt. Aufgrund der Schutzkappe empfinde ich diese Variante als hygienischer. Das Ergebnis ist leicht und klar ablesbar.“
Weitere Produktbeispiele sind die Ovulationstests von Clearblue® oder der NADAL® hLH.
Basalthermometer für die Temperaturmethode
Basalthermometer unterscheiden sich kaum von den elektronischen Messfühlern der Temperaturcomputer. Die Aufwachtemperatur muss auch mit dem einzelnen Thermometer kontinuierlich jeden Morgen gemessen werden.
Digitales Basalthermometer (Bild: Coprid@fotolia.com)
Nur die Auswertung der Daten bleibt jetzt allein dir überlassen – dafür sparst du dir die Anschaffung eines Temperaturcomputers und zahlreicher Teststreifen.
Deine Messwerte trägst du in ein besonderes Kurvenblatt ein (ganz einfach zum Selbermachen: eine Achse „Basaltemperatur“, die andere Achse „Zyklustag“).
Steigt die Temperatur in der zweiten Zyklusphase an, lauten die zwei goldenen Regeln (nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO):
- 1-2 Tage vor dem Temperaturanstieg findet der Eisprung statt.
- Temperaturanstieg heißt: An drei aufeinanderfolgenden Tagen muss die Temperatur um mindestens 0,2 °C höher liegen als in den sechs vorangegangenen Tagen.
Das kann dann in der Temperaturkurve so aussehen:
Temperaturkurve (Bild: kidsgo)
Grund für den Temperaturanstieg ist das Geschlechtshormon Gestagen, das nach dem Eisprung gebildet wird. Das Hormon wirkt auf die Wärmeregulierung des Körpers ein und sorgt für eine Temperaturerhöhung. Diese zweite Zyklusphase dauert 13-14 Tage, bis anschließend erneut die Menstruation beginnt.
Achtung: Ein schwankender Zyklus, Schlafmangel, Infekte, Reisen oder starker Alkoholkonsum können die Messergebnisse beeinflussen.
Zervixschleim-Mikroskope für die Schleimmethode
Geübte Frauen können auch über Veränderungen des Zervixschleims ihre fruchtbaren Tage eingrenzen. Die Schleimhaut am Gebärmutterhals sondert eine Flüssigkeit ab, die im Zyklusverlauf Farbe und Konsistenz wechselt: Zum Zeitpunkt des Eisprungs ist der Schleim klar, flüssig und fädig. Um genau das festzustellen, steckst du zwei Finger in die Scheide und entnimmst etwas Schleim. Mit den Fingerspitzen oder einem Papiertaschentuch lässt sich dann die Schleim-Beschaffenheit untersuchen.
Und hier kommen Zervixschleim- oder Speichelmikroskope ins Spiel – für eine noch genauere Bewertung. Mithilfe der Mikroskope sollen in der fruchtbaren Phase „kristalline Östrogene“ erkennbar sein – vergleichbar mit dem Aussehen eines Farnblattes. Diese Muster treten in Zervixschleim und Speichel auf. Unmittelbar vor dem Eisprung sind die Farnkrautstrukturen über den gesamten Sichtbereich des Mikroskops erkennbar.
Die Anwendung dieser Schleimmethode (auch Billingsmethode genannt) erfordert viel Übung, Expertise und Erfahrung mit den eigenen Körperfunktionen. Gerade weil die Auswertung für Laien so schwierig ist, schneiden die Eisprung-Mikroskope bei Stiftung Warentest in puncto Sicherheit sehr schlecht ab.
Fazit – Ob Eisprung-App oder Computer: Technik allein reicht nicht
Egal für welche Eisprung-App, welchen Zykluscomputer oder welches andere Messgerät du dich entscheidest: Es wird nicht ausreichen, sich blind auf die Technik zu verlassen. Du solltest die NFP-Methode deiner Wahl zunächst von Grund auf lernen, diszipliniert üben und deinen Zyklus mitverfolgen. Grundsätzlich bieten Eisprung-App und -Computer die Möglichkeit, einen riesigen Datenpool anzulegen. Sie ersparen dir außerdem das Protokollieren und Auswerten mit Stift und Zettel. Und je mehr aussagekräftige Daten du gegenchecken kannst, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, die Methoden der natürlichen Familienplanung sicher anzuwenden – sowohl für deinen Kinderwunsch, als auch zur Verhütung.