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Erste Hilfe bei Magen-Darm-Infekten bei Kindern

Kaum etwas stellt Familien so schnell auf den Kopf wie ein plötzlicher Magen-Darm-Infekt. Ein Kind erbricht, hat Durchfall, isst nicht, trinkt kaum und meist steckt sich die halbe Familie an. Als Ärztin weiß ich, worauf es medizinisch ankommt. Als Mama kenne ich die Sorgen dahinter: Trinkt mein Kind genug? Muss ich ins Krankenhaus? Was darf es überhaupt essen? In diesem Beitrag findest du fundierte Erste-Hilfe-Tipps, die sich in der Praxis bewährt haben; ergänzt um natürliche, ganzheitliche Ansätze, die die Genesung unterstützen können. Gastbeitrag von Dr. med. Celine Schlager Ärztin für ganzheitliche Familienmedizin und Mutter

In diesem Artikel:

GASTBEITRAG

Dr. Med Celine Schlager

Dr. med Celine Schlager, Bild von der der Ärztin für ganzheitliche Familienmedizin

Dr. med. Celine Schlager ist Ärztin für ganzheitliche Familienmedizin und selbst Mutter. Sie vereint fundiertes medizinisches Wissen mit umfassenden Weiterbildungen in den Bereichen Ernährung (auch vegan/ vegetarisch), Nährstoffe, Beikost, Familienkost, Stillen, Mikrobiom, orthomolekulare Medizin, Erste Hilfe und Impfungen im Kindesalter. Mit viel Empathie und auf Augenhöhe begleitet sie Familien im Alltag - praxisnah, realitätsbezogen und stets ganzheitlich. Als Expertin ist sie für Unternehmen, Kongresse und Online-Veranstaltungen gefragt und bietet eigene Kurse zu Erster Hilfe am Kind und Impfentscheidungen an. Auf Social Media folgen ihr rund 70.000 Menschen, ihr erstes Buch über die Mythen der Kindergesundheit ist bereits erschienen. Ihr Ziel ist es, Eltern medizinisch fundiertes Wissen verständlich, undogmatisch und alltagsnah zu vermitteln. Für mehr Sicherheit, Vertrauen und gesunde Entscheidungen im Familienleben.

Besuch sie gern auf ihrem Instagram-Kanal: @dr.med.celine und ihrer Homepage: drmedceline.com

Woran erkenne ich einen Magen-Darm-Infekt?

 
Typische Symptome:
 
  • Erbrechen (meist plötzlich einsetzend)
  • Durchfall (oft wässrig, teils schleimig, seltener blutig)
  • Bauchschmerzen, Unwohlsein, Appetitlosigkeit
  • Fieber oder erhöhte Temperatur
  • Müdigkeit, Blässe, Reizbarkeit
Ursache ist meist ein Virus (z. B. Norovirus, Rotavirus), seltener Bakterien. Die Ansteckung erfolgt über Schmierinfektion, also über Hände, Oberflächen, Spielsachen, Türklinken. 
 
Was ist jetzt am wichtigsten? Flüssigkeit. Flüssigkeit. Flüssigkeit. Der größte Risikofaktor bei Kindern ist: Austrocknung (Dehydration). Besonders bei häufigem Erbrechen oder sehr flüssigem Durchfall.
 
Warnzeichen für Dehydration:
 
  • Weniger Urin (Windel länger trocken)
  • Trockener Mund, eingesunkene Augen
  • Lethargie oder auffällige Müdigkeit

 

Bei Unsicherheit lieber ärztlich abklären lassen!

 

Erste Hilfe zu Hause: meine 5 bewährten Schritte

 

1. Trinken in kleinen Schlucken anbieten!

  • Am besten stilles Wasser, verdünnter Fencheltee oder Elektrolytlösung (aus der Apotheke)
  • Kleinkinder: Löffelweise oder mit Pipette, alle paar Minuten.
  • Keine Säfte, Cola oder unverdünnte Brühen, zu viel Zucker und Salz

 

2. Erst, wenn das Erbrechen nachlässt: leichte Kost

  • Geriebener Apfel (Pektin wirkt stopfend), Banane, Reis, Kartoffel, Zwieback
  • Keine Milchprodukte, kein rohes Obst, kein Fett
  •  Faustregel: Lieber weniger essen, aber öfter
 
3. Hygiene: Hände waschen & Flächen reinigen
 
  • Hände regelmäßig mit Seife waschen (besonders nach dem Wickeln oder Erbrechen)
  • Oberflächen mit viruzidem Reiniger desinfizieren; normale Putzmittel reichen meist nicht
 
4. Kind beobachten, aber nicht unter Druck setzen
 
  • Viele Kinder wirken schlapp, verweigern Essen – das ist erstmal okay
  • Wichtig: genug Flüssigkeit, liebevolle Nähe, ausreichend Ruhe
  • Fieber ist nicht per se gefährlich. Erst bei hohem Anstieg oder schlechtem Allgemeinzustand wird ärztliche Abklärung nötig
 
5. Darmflora aufbauen, wenn akute Phase vorbei ist
 
  • Studien zeigen: Nach Magen-Darm-Infekten oder Antibiotika-Einsatz kann das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten
  • Multistamm-Probiotika (z. B. L. rhamnosus GG, B. lactis) helfen, die Darmflora zu regenerieren, die Immunfunktion zu stabilisieren und das Rückfallrisiko zu senken (Guarino et al., 2015)

Wann zum Arzt bei Magen-Darm?

Bitte suche ärztliche Hilfe, wenn:
 
  • Dein Kind jünger als 6 Monate ist und erbricht/durchfällt
  • Es Anzeichen von Austrocknung zeigt
  • Hohes Fieber (> 39 °C) länger anhält
  • Blut im Stuhl oder Erbrechen sichtbar ist
  • Dein Bauchgefühl sagt: Irgendetwas stimmt nicht

Ganzheitlich begleiten. Nicht nur Symptome bekämpfen

Was Kindern jetzt am meisten hilft, ist: Nähe, Geborgenheit, Geduld und ein stabiler
Darm. Magen-Darm-Infekte sind oft selbstlimitierend. Mit einer Kombination aus
schulmedizinischer Erste Hilfe und natürlichen Maßnahmen kannst du dein Kind
bestmöglich unterstützen.

 

Mehr Wissen für den Alltag? Dann schau gerne mal in meine Magen-Darm-Checkliste rein.

Folge mir für mehr Tipps zu Kindergesundheit, Darm & Immunsystem

Dr. Med. Celine Schlager

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Literatur:
• Guarino, A. et al. (2014). ESPGHAN guidelines for the management of acute gastroenteritis in children in Europe. J Pediatr Gastroenterol Nutr, 59(1), 132– 152. https://doi.org/10.1097/MPG.0000000000000375
• Szajewska, H. et al. (2013). Probiotics in the management of acute gastroenteritis in children. J Pediatr Gastroenterol Nutr, 57(5), 531– 539. https://doi.org/10.1097/MPG.0b013e3182a80c7b
• Arrieta, M.-C. et al. (2014). The intestinal microbiome in early life: health and disease. Front Immunol, 5, 427. https://doi.org/10.3389/fimmu.2014.00427
• WHO/UNICEF. Oral Rehydration Salts – Guidelines for Use in Children. https://www.who.int
• EMA. Herbal monographs – Chamomillae