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Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom

Der Sohn von Rita Lawrenz ist 25 Jahre alt. Er hat Trisomie 21. Nach seiner Geburt fand Rita Lawrenz Unterstützung beim Arbeitskreis Down-Syndrom e.V. in Bielefeld. Heute ist sie Geschäftsführerin des Vereins und hat ihre eigenen Erfahrungen unzählige Male an andere Mütter und Väter weitergegeben. Im Interview mit kidsgo spricht sie über ihre Erfahrungen.

In diesem Artikel:

"Ein Anfang von etwas Anderem"

kidsgo: Frau Lawrenz, wie verändert sich das Leben, wenn man ein Kind mit Down-Syndrom bekommt?

Natürlich ist die Zeit nach der Diagnose oft schwierig. Wichtig ist von Anfang an das Gefühl, dass man nicht allein ist. Es ist nicht das Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang von etwas Anderem, als man vielleicht gedacht hat. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Sie sind auf dem Weg nach Italien und landen aus irgendeinem Grund in Holland. Und plötzlich stellen Sie fest, dass es dort auch schön ist.

kidsgo: Ist das wirklich so einfach?

Nein. Man muss sich von seinem Wunschkind verabschieden, das ist für viele ein schmerzvoller Prozess.

Hilfsangebote

Den Arbeitskreis Down-Syndrom e.V. in Bielefeld findest du im Internet unter www.down-syndrom.org.

kidsgo: Wo bekommt man Unterstützung?

Wichtig ist, eine erfahrene Hebamme und einen guten Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin zu haben. Es gibt viele Fachleute, die die Eltern unterstützen. Die Lebenshilfe setzt sich hier sehr ein und kommt auch ins Haus. Natürlich kann schon das erste Jahr aufwändiger sein, als mit einem Kind ohne Behinderung.

kidsgo: Was raten Sie betroffenen Eltern?

Der Austausch untereinander ist sehr wichtig. Die Unterstützung des Partners. Manche Beziehung ist dieser Belastung nicht gewachsen. In Selbsthilfegruppen kann man sich Hilfe suchen und unter ebenfalls Betroffenen offen über Probleme sprechen. Vor allem aber darf man sich selbst nicht aufgeben. Es ist gerade in dieser Zeit wichtig, auch an sich selbst zu denken und etwas für sich zu tun.

„Unser Sohn ist das Beste, was uns im Leben passiert ist!“

kidsgo: Kann man ein Kind mit Down-Syndrom stillen?

Hier herrscht ein wenig Unsicherheit. Ob sie ihr Kind stillen möchte, oder nicht, entscheidet jede Mutter für sich selbst. Wenn das Kind mit Down- Syndrom einen schwachen Muskeltonus hat, kann das Saugen erschwert sein. Grundsätzlich ist das Stillen aber genau so möglich, wie bei anderen Kindern. Eine engagierte Hebamme wird die Mutter entsprechend unterstützen. Auch die La Leche Liga bietet hier wertvolle Hilfe.

kidsgo: Wie ist das Leben mit diesen „besonderen“ Kindern?

Kinder mit Down-Syndrom gleichen ihre Defizite vielfach durch andere Sachen aus. Man kann sogar von ihnen lernen. Diese Menschen leben im Hier und Jetzt. Sie haben die bewundernswerte Eigenschaft, die Dinge ganz ohne Arg so zu sehen, wie sie sind. Sie können beispielsweise, wenn das Sprachvermögen noch nicht so ausgeprägt ist, wesentliche Dinge mit wenigen Worten auf den Punkt bringen. Sie sind wunderbar offen und ehrlich. Sie kennen in der Regel keinen Neid und sind eigentlich niemals grundlos aggressiv. Abgesehen davon ist das Leben mit diesen Kindern ebenso geprägt von Aufs und Abs, Höhen und Tiefen, wie mit anderen Kindern auch.

kidsgo: Es klingt, als sei das Leben mit diesen Kindern eine Bereicherung?

Ich sehe das so. Unser Sohn ist das Beste, was uns im Leben passiert ist.