Altersvorsorge-Check
Drei Frauen - drei unterschiedliche Lebenssituationen. Wie kannst du vorsorgen? kidsgo hat die Beraterinnen der FinanzFachFrauen nach Ihren Empfehlungen gefragt.
Fall 1:
Katja hat gerade ihre Ausbildung abgeschlossen und ihre erste unbefristete Stelle angetreten. Sie ist 24 Jahre alt, ledig und arbeitet Vollzeit. Derzeit konzentriert sie sich voll auf ihr berufliches Fortkommen. Familienplanung steht für sie frühestens in vier Jahren an.
Fall 2:
Verena ist seit drei Jahren verheiratet und genießt momentan die Elternzeit mit Töchterchen Lara. Die gelernte Arzthelferin will sich ganz der Familie widmen und ihren selbstständigen Mann gegebenenfalls später als Bürokraft unterstützen. Weitere Geschwister für Lara sind geplant.
Fall 3:
Sabine wird in diesem Jahr 40 Jahre alt. Nach dem Studium war sie im In- und Ausland tätig und ist viel gereist. Um Altersvorsorge hat sie sich lange Zeit keine Gedanken gemacht. Seit sie allein erziehende Mutter eines kleinen Sohnes ist und nur noch halbtags arbeitet, sieht sie eine Versorgungslücke im Alter auf sich zukommen.
Katja (Fall 1) könnte mit ihrer Altersvorsorge beginnen, indem sie die vermögenswirksamen Leistungen (VWL) einsetzt. Da sie noch eine lange Zeit bis zur Rente vor sich hat und familiär ungebunden ist, macht ein Vertragsabschluss Sinn, bei dem die Beitragshöhe dem steigenden Verdienst angepasst wird. Die Jahre bis zur Familienplanung sollte sie nutzen, um möglichst viel anzusparen. So kann sie Versorgungslücken in kommenden Elternzeiten abpuffern.
Verena (Fall 2) Sabine (Fall 3) arbeiten zurzeit gar nicht bzw. Teilzeit. Damit erwirtschaften sie weniger Rentenansprüche (Punkte) als der angesetzte durchschnittliche Eckrentner (s. rechte Spalte).
Empfehlung der FinanzFachFrauen
Zunächst gelten für alle Frauen folgende Grundsätze für die Altersvorsorge:
1. So früh wie möglich beginnen
2. staatliche Förderungen nutzen
3. erst die Grundversorgung sichern, dann spekulativ anlegen
Hier entstehen also Versorgungslücken, die ausgeglichen werden müssen. Verena und ihrem Mann empfehle ich, einen Teil des Familieneinkommens einzusetzen, um jeweils eine private Rentenversicherung abzuschließen. Da es derzeit nur einen Verdiener gibt, sollte dessen Arbeitskraft unbedingt mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung absichert werden. Für den Fall seines Todes kann Verenas Mann seine Familie durch den Abschluss einer Risikolebensversicherung absichern. Das gleiche gilt für Sabine. Die Risikolebensversicherung käme ihrem Sohn zu Gute.
Mindestens eben so wichtig ist allerdings, dass sie sich schnellstmöglich um ihre eigene Altersvorsorge kümmert. Für sie als allein Erziehende lohnt sich der Abschluss der Riester-Rente, bei der sie staatliche Zuschüsse für sich und ihren Sohn erhält. Sofern möglich, sollte sie Einmalzahlungen (Prämien, betriebliche Sonderzahlungen, etc.) nutzen, um diese in eine private Rentenversicherung einzuzahlen.
Kontoklärung
„Kontoklärung" - das sperrige Wort lässt unangenehme Arbeit vermuten. Richtig! Die allerdings kann sich positiv auf Ihren gesetzlichen Rentenanspruch auswirken.
Kontoklärung meint den Abgleich deines Lebenslaufes mit deinen bereits registrierten Rentenzeiten. Dabei geht es darum, möglichst lückenlos alle Zeiten zu belegen, die für deinen Rentenanspruch maßgeblich sind. Dazu gehören zum Beispiel Ausbildungs- und Studienzeiten, Kindererziehungszeiten, Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit u.a. Allein die Registrierung von Kindererziehungszeiten kann dir unter Umständen rund 100 EUR Monatsrente mehr bringen. Es lohnt sich also durchaus, die eigenen Unterlagen nach Ausbildungsnachweisen, Geburtsurkunden und Bescheinigungen für die Elternzeit, Sozialversicherungsnachweise etc. zu durchforsten und diesedeiner Rentenversicherung zuzusenden. Zur Kontoklärung wirst du meist von deinem Rentenversicherer schriftlich aufgefordert. Du kannst allerdings auch selbst aktiv werden. Fragen zur Kontoklärung beantwortet dir die Beratungsstelle deiner Rentenversicherung. Dort erhältst du auch die Liste deiner bereits registrierten Rentenzeiten.
Weitere Infos
Infos und deine Ansprechpartnerin findest du hier: FinanzFachFrauen.
TIPP: Risiko- oder Kapital-Lebensversicherung?
Kleine Entscheidungshilfe: Frage dich vor dem Abschluss einer Versicherung immer, was hat die stärksten Auswirkungen auf mich, was ist das größte persönliche Risiko? Das sicherst du als erstes ab und bildest dann erst Kapital. Im Klartext: Junge Familien, denen wenig Geld zur Verfügung steht, sollten sich für die Risikolebensversicherung mit geringeren Beiträgen entscheiden. Eine Kapitallebensversicherung macht dann Sinn, wenn ihnen der relativ hohe Beitrag kein Loch in die Haushaltskasse reißt. Also: Erst das Risiko absichern, dann Kapital bilden.
TIPP: Rückwärts rechnen
Wenn du herausfinden willst, wie viel Geld du monatlich für deine Altersvorsorge einsetzen kannst/musst, rechne einfach „rückwärts".
Das heißt:
- Lege fest, wie viel Geld dir im Rentenalter monatlich aus der privaten Vorsorge zur Verfügung stehen soll (Soll-Zustand)
- Stelle fest, wie viel Geld dir heute, nach Abzug aller Verbindlichkeiten, monatlich zur Verfügung (Ist-Zustand) steht
- Wie viel Zeit bleibt dir noch bis zum Rentenalter?
- Wie hoch sind die monatl. Beiträge, um den gewünschten Betrag im Alter anzusparen?
Wenn du diese Eck-Daten zusammengetragen hast, lasse dich am besten fachlich beraten. Dein Ansprechpartner sollte deinen derzeitigen Lebensumstände, deine Zukunftspläne und deine persönliche Risikobereitschaft in seine Beratung einbeziehen. Ein guter Berater zeigt dir verschiedene Möglichkeiten auf, ohne dich zu einer Entscheidung zu drängen und hilft dir auch bei der Errechnung der monatlichen Sparraten unter Rücksicht auf Inflation und Rendite.
Infos zu den FinanzFachFrauen und deine Ansprechpartnerin findest du auf der vorherigen Seite!