MENU


Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
24. Woche

Ein Ausflug u. meine Erfahrung mit PäPKi

Von einem Ausflug mit der Seilbahn, meiner Hüftdysplasie und meinen Erfahrungen mit PäPKi für mich vor ein paar Jahren und Anna heute.

Hallo ihr Lieben,

unsere Reise rückt näher und ich habe noch einiges zu tun hier, deshalb werde ich mich heute vielleicht mal kürzer fassen. Außerdem ist letzte Woche nicht wirklich groß Erzählenswertes passiert. Wegen meiner erneuten Erkältung blieb ich fast die ganze Woche zuhause. Nur kurz mal was einkaufen oder eine Runde um den Block, damit Anna und ich frische Luft haben. Die Erkältung verlief glücklicherweise schwächer und Donnerstag ging es mir schon wieder ziemlich gut. So gut, dass ich am regnerischen Samstag sogar wieder ins Fitnessstudio bin, zum Dehnen und auch kurz ins Wasser und vor allem Dampfbad.

Am Sonntag haben wir einen längeren Ausflug auf einen höheren Berg im Nordosten von Kyoto gemacht. Wo man in Deutschland ein Gipfelkreuz sucht, findet man hier oft riesige Tempelgelände, so auch dort. Mit dem Zug ging es erst durch ein paar Tunnel, dann spazierten wir eine Straße entlang bis zum Cable Car, das uns den Berg hinauf brachte. Anna schien ziemlich glücklich, den Tag nicht wieder am Boden verbringen zu müssen, sondern viel getragen zu werden. Bei der Bergstation stillte ich sie noch einmal, dann nahm mein Mann sie in die Trage, sie trank noch ein Fläschchen nach und schlief ein. Als sie wieder aufwachte, waren wir zwei Stunden später bereits zurück an der Bergstation.
Wir hatten in der Zwischenzeit einen Teil des Tempelgeländes des Enryakuji erkundet, eine der vielen UNESCO-Weltkulturerbestätten in und um Kyoto. Es sind eigentlich drei Tempelkomplexe und im Flyer stand, dass man für alles etwa einen Tag bräuchte. Wir waren durch die Haupthalle, die derzeit renoviert wird, gestiefelt. Äh nein, auf Socken natürlich, die Schuhe muss man bei solchen Gebäuden immer ausziehen. (Wer mal nach Japan will, unbedingt ein Paar Schlupfschuhe dabei haben!) Ich half meinem Mann beim Aus- und Anziehen, damit er sich mit der schlafenden Anna nicht bücken musste. Dann waren wir noch ein zu anderen Tempelbauten über große Treppen gewandert. Jetzt weiß ich auch, warum wir das letztes Jahr vor Annas Geburt nicht gemacht haben: Ich war schwanger und mit dickem Babybauch wusste ich, dass ich diese Steigungen nicht auf mich nehmen will!
Für Anna war es also auf einen Berg hochfahren, trinken, schlafen, beim Aufwachen dasselbe sehen und wieder hinunterfahren. Wobei sie die Seilbahn ziemlich spannend fand. Die längste Strecke Japans, by the way. Auf der anderen Seite des Berges gibt es die Seilbahn mit der höchsten Steigung Japans. Ich glaube, Japaner lieben die Superlative… Nichts mit höflichem Understatement in diesem Bereich, ist ja keine individuelle Errungenschaft, sondern eine gemeinschaftliche.

Anna lehrt mich Geduld mit ihrem Frustrationstraining. Sie dreht sich ja meist sofort, wenn ich sie auf dem Rücken lege, auf den Bauch. Auch, wenn sie schon etwas müde oder angestrengt ist, dann geht es natürlich noch schneller, bis sie total frustriert ihr Köpfchen am liebsten in den Boden vergraben würde, weil sie nicht weiterkommt und die Arme zu schwach sind, sie lange zu halten.
Die Gefühle auf meiner Seite bei diesen Trainingseinheiten sind ja auch gemischt. Ein Teil von mir will immer schnell hin, dem Kind helfen, ein anderer Teil, vor allem beim 120sten Mal, will gar nicht mehr hin. Ich holte mir dann noch Rat von Schwester und Freundin und beide meinten, da musst du durch, nicht zu schnell helfen, sie muss Frustrationstoleranz entwickeln und selbst entdecken, wie es weitergeht, was sie tun kann. Schwer – und doch auch gut, ist also wieder mal die Mitte zwischen sofort springen und komplett ignorieren.
Ich rede ihr gut zu, lobe sie, wenn sie sich selbst beruhigt und sich einem anderen Spielzeug zuwendet oder sich wieder hochstemmt. Darf aber auch mal wegsehen und doch noch mal das Wasser aufsetzen oder den Teller fertig abspülen.

Interessant finde ich derzeit ihr abendliches Einschlafverhalten. Sie trinkt und irgendwann hat sie genug, dockt ab und wendet den Kopf zur anderen Seite. Meist merkt sie dann, mh, vielleicht geht doch noch ein Schlöckelein und dreht zurück. Trinkt erneut, meist nur ganz kurz und wendet den Kopf wieder ab. Das geht ein paar Mal so, dann bleibt der Kopf weggedreht und sie schläft. Wenn sie das am Nachmittag auch so macht, dann habe ich manchmal ein paar Minuten Zeit. Heute sogar über eine Stunde, in der ich das meiste vom Bericht geschrieben habe.

Ich möchte den heutigen Bericht noch nutzen, um euch von meinen Erfahrungen mit PäPKi, der Pädagogischen Praxis für Kindesentwicklung zu erzählen.
Im Babyalter hatte ich selbst eine Hüftdysplasie und meine Eltern wissen ein Lied davon zu singen, was es heißt, mit Ärzten zu rechten, was warum und wie gemacht wird. Meine Mutter hatte entdeckt, dass ich ein Beinchen nicht richtig bewegte und immer einsackte. Der erste Arzt röntgte, es war nichts zu sehen und er wollte sie nach Hause schicken… Letztendlich wurde ich operiert mit nicht einmal einem Jahr und brauchte für ein paar Monate noch einen Gips. Meine Beine sind auch heute nicht gleich entwickelt und beweglich. Mal dachte jemand, sie wären unterschiedlich lang, ich müsse eine Erhöhung tragen. Dann hieß es wieder, Finger weg davon, es ist nur die Hüfte verdreht, bzw. eigentlich hat ja kein Mensch zwei exakt gleich lange Beine… Letztlich kann ich fast alles machen, nur bekomme ich schnell mal Hüftschmerzen, wenn ich viel laufe, renne oder springe oder schwer trage. Meine Migräne und eine Kieferfehlstellung, die mit 24 Jahren operiert wurde (würd ich heute nicht mehr machen), und einen Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule führe ich zumindest in Teilen ebenfalls auf diese Fehlstellung der Hüfte und damit die Hüftdysplasie zurück. Wegen dieses Bandscheibenvorfalls hatte ich vor ein paar Jahren wieder mal nach einem kompetenten Arzt gesucht, der mich ganzheitlich behandelt und nicht nur an den Symptomen, also dem Bandscheibenvorfall herumgedoktert. Ich fand eine Rehabilitationsärztin in Hamburg, die mir sehr weitergeholfen hat, mir Therapien verschrieb und mich auf eine Empfehlung einer anderen Patientin auf PäPKi aufmerksam machte. Sie selbst berichtete mir, dass sie auch gute Erfahrungen damit gemacht habe und auch die Ernährungslehre der Praxis in ihrer Familie nutzt und erstaunliche, positive Änderungen im Verhalten ihres Sohnes feststellte, wenn sie entsprechende Lebensmittel nutzte oder wegließ.

Was hat es also auf sich damit? Ich machte mich schlau und einen Termin bei Frau Dr. Bein-Wierzbinski, der Gründerin von PäPKi, die ihre Praxis nahe Hamburg hat. Drei Tage sollte ich vor dem Besuch aufschreiben, was ich alles aß und trank, mit Tageszeit. Okay.
Sie sah sich meine Aufzeichnungen an und befragte mich weiter, was davon alltäglich und, was einmalig wäre. Sie sah sich meine Haut an und bemerkte, dass sich rote Stellen von meiner Berührung nur langsam wieder normalisierten. Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, deutet das auf einen hohen Hystaminwert hin. Sie gab mir erst einige Ernährungstipps, vor allem sollte ich zeitliche Komponenten beachten. Der Magen vertrage und brauche über den Tag verteilt unterschiedliche Nährstoffe und man kann ihm helfen, wenn man sich entsprechend ernährt. Zum Beispiel sollte ich morgens statt meines Müslis lieber ein Ei und Wurst und Käse frühstücken. Natürlich kann ich hier nicht viele Details wiedergeben, aber ein Ergebnis, diese Ernährungstipps umzusetzen, machte sich bald bemerkbar, als ich keine typischen Vormittagskopfschmerzen mehr bekam. Die hatte ich über Jahre immer so zwischen 10 und 11 Uhr und Tabletten halfen da nicht. Ich kann es nur empfehlen, sich mit der Ernährungsweise, die Frau Bein-Wierzbinski auch in mehreren Büchern mit viel Wissen und Rezepten weitergibt, zu beschäftigen.
Nun, ich war ja eigentlich wegen meiner Hüfte da und Folgeschäden. Schwerpunktmäßig arbeitet die Praxis mit Kindern, aber es gibt einen Bereich, der sich an Erwachsene mit Hüftdysplasie richtet. Sie zeigte mir dann ein paar Bodenübungen, die ich täglich vor dem Schlafen machen sollte und die mir sanft zu einer besseren Entspannung des Körpers und mehr Beweglichkeit verhelfen sollten.
Für meine Belange habe ich hierzu noch weitere Quellen gefunden und bin ein großer Fan des Dehnens geworden über diese Übungen hinaus.

Wegen meiner Vorgeschichte habe ich mir schon vor der Geburt viele Gedanken gemacht, was ich wohl beachten sollte, damit Anna eine Geschichte wie meine erspart bleibt. Natürlich hat sich die Medizin beim Thema Hüftdysplasie enorm weiterentwickelt und auch Annas Hüfte wurde schon in der U2 genau angesehen. Nachdem ich meine Vorbelastung erwähnte, achteten die Ärzte noch einmal genauer darauf. (Ein Hüftscreening mit Ultraschall wird hier in Japan nicht gemacht.)
Trotzdem wollte ich auch selbst ihre Bewegungsentwicklung im Auge behalten und fragte in der Praxis nach einer Empfehlung. Nun habe ich Karten mit fördernden Haltegriffen und ein Buch hier mit zeitskalierten Screeningbögen, das auch mögliche Fehlentwicklungen zeigt. Bitte nicht falsch verstehen, ich will nichts über die Maßen beschleunigen bei Anna, nur rechtzeitig erkennen, wenn sie irgendwo einen besonderen Förderbedarf hat, weil dies oder jenes nicht klappt oder sie auf eine falsche Lösung/Schonhaltung oder so ausweicht.
Als Anna sich so lange mit der Bauchlage schwer tat – oder habe ich sie damals vielleicht zu schnell aufgenommen (?) – war ich eine Weile wirklich verunsichert und dachte eine schlechte Entwicklung zu bemerken. Ich machte ein paar Videoaufnahmen und schickte diese an Frau Bein-Wierzbinski. Sie beruhigte mich, dass Anna das schon ganz toll mache und gab mir noch ein paar Übungen an die Hand gab, um Anna beim Lernen zu unterstützen. (Vielen herzlichen Dank dafür!) Man kann ja nie genug Ideen bekommen, was man noch alles mit den Kleinen zuhause machen kann. Wenn ich in Deutschland bin, werden wir auch einmal telefonieren.
Oh, es gibt auch ein Buch zur Beikosteinführung von PäPKi, das wartet schon bei meinen Eltern auf mich.

Damit verabschiede ich mich für diese Woche. Nächstes Mal kann ich hoffentlich von Annas erstem Flug erzählen. Die Konferenz meines Mannes wird trotz Corona-Virus laut Webseite und Stand letztem Donnerstag stattfinden und bisher steht der Reise also nichts im Wege.

Habt eine gute Woche und bleibt gesund!
Silke

Foto: Privat

Foto: Privat

Foto: Privat

Foto: Privat



Kommentar zu diesem Beitrag schreiben:

Zeichen frei



Kommentare von Lesern:

Anne03.03.2020 19:17

Hey Silke,

erzähl doch mal, wie gehen die Menschen in Japan so mit der Corona- Sache um?
In Deutschland sollen ja angeblich viele Leute total in Panik verfallen sein (ich selbst lebe derzeit auch im Ausland, hier ist es kaum Thema...).

LG Anne

Unmöglicher Beitrag?       Bitte melden.


Einträge der letzten Wochen:

Alle anzeigen
Alle beendete Baby-Tagebücher anzeigen

Aus der 24. Woche schrieben in anderen Tagebüchern:

In allen Baby-Tagebüchern suchen:

nach Stichwort:

nach Babywoche:


Kurse, Termine & Adressen


In diesem Beitrag geht's um:

Hüftdysplasie, PäPKi, Ausflug