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Baby-Tagebücher von Silke

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

7. Woche

Der Hallo-Baby-Besuch

Vom Konnichiwa akachan Besuch und Annas Reaktion. Und im Shinkansen lässt es sich gut Stillen, erster Tagesausflug – top gemacht.

Hallo zusammen!

Heute möchte ich einmal wieder von einer Besonderheit in Japan berichten, dem Hallo-Baby-Besuch (Konnichiwa akachan).
Eigentlich sind es zwei Besuche, ein erster im letzten Drittel der Schwangerschaft und ein zweiter ein paar Wochen nach der Geburt. Diesen Termin hatte ich diese Woche.

Und wer kommt da zu Besuch? Eine Mitarbeiterin des Bezirksamts aus der Abteilung zur Unterstützung der Kindererziehung. (In Deutschland wäre das wohl eine Abteilung des Sozialamtes.)

Zu mir brachte die junge Frau eine freiwillige Übersetzerin einer NGO mit. Als sie vor ein paar Wochen angerufen hatten, ebenfalls zu zweit, wollten sie um 10 Uhr kommen. Um die Zeit bricht mein Mann allerdings häufig zur Arbeit auf, seine Zeiten sind sehr flexibel. So bat ich darum auf 10.30 Uhr zu verschieben. Die Dame vom Bezirksamt und die Übersetzerin sprachen kurz miteinander und es hieß, dass es gehe. Zufälligerweise war gerade eine japanische Freundin zu Besuch und ich hatte das Gespräch auf Lautsprecher gestellt. Meine Freundin lachte, nachdem ich aufgelegt hatte, und erklärte, dass die Mitarbeiterin vom Amt nicht so sicher gewesen sei, ob sie um halb elf kommen könnte, diejenige Person, die das entscheiden müsste, wäre gerade nicht da. Etwas rätselhaft.

Tatsächlich kamen sie um 10.10 Uhr. Ich war gerade am Stillen, Anna wollte merklich einschlafen und mein Mann war eigentlich bereit zu gehen. Ich fühlte mich etwas überfallen! Hatte noch nicht alle Unterlagen zusammen gesucht. Nun ja, dafür müssten sie ja dann wohl Verständnis aufbringen.
Sie wollten gleich Anna wiegen und ihre Maße nehmen, bevor sie schlafen würde. Anna bedankte sich für diese Störung mit Pipimachen auf der Waage! Ups…
Die Dame vom Amt berechnete Annas Gewichtszuwachs über die Zeit und war sehr zufrieden.

Danach begannen sie mich zu befragen. Erst zu Anna, ob sie mit den Augen fokussiere und folge, wie viel sie schlafe und so weiter. Dann über meinen Gesundheitszustand, das Wochenbett et cetera.
Anna wurde zwischenzeitlich so unruhig und schrie ab und zu, mit der Brust konnte ich sie nicht beruhigen. Da war ich froh, dass mein Mann geblieben war und sie nahm. Vom angebotenen Fläschchen trank sie kaum, wollte schlafen und auf dem Arm konnte sie es dann endlich. Später meinte mein Mann, sie wäre immer zusammen gezuckt, wenn die eine Frau sprach, wegen ihrer grellen Stimme.

Dann kam noch der Fragebogen zur postnatalen Depression. Als wir damit durch waren, konnte ich Fragen stellen. Sie waren sehr bemüht meine Fragen, z.B. nach babyfreundlichen Restaurants und Indoor-Spielplätzen zu beantworten. Aber irgendwie schien es mir, dass manche Fragen kulturell nicht recht ins japanische Bild passten. Jedenfalls mussten sie z.B. bei Restaurants lange überlegen und ich brach dann lieber ab und sagte, es sei schon okay. Bei Indoor-Spielplätzen nannten sie mir japanische Spielgruppen, die teils nur einmal im Monat stattfinden. Ich weiß, dass es richtige Indoor-Spielplätze gibt, nur noch nicht, wo…. Da hätte ich schon gedacht, dass sie das wüssten, aber vielleicht sind die nicht in diesem Stadtteil, naja. Dann fragte ich noch, ob sie einen Kinderarzt im Viertel kennen würden, der Englisch spreche. Es gibt eine Liste von Arztpraxen mit englischsprachigen Ärzten, aber das sind nicht viele und sie sind schlecht öffentlich erreichbar.
Da ich ja bald mit den Impfungen starten werde und dann relativ regelmäßig zum Arzt muss, hätte ich schon gern einen, der näher ist. Die Dame kannte auch einen, meinte dann aber, dass dieser nur bestimmte Impfungen anbiete und nicht alle. Für die anderen würde sie mir empfehlen, dann in ein Krankenhaus zu gehen. Sie hatte eine ganze Tabelle, welcher Arzt, welche Impfung… Was? Ein Arzt, der nur bestimmte Impfungen macht, nicht alle? Was es nicht alles gibt… Nun, dann würde ich bei meinem bisherigen Plan bleiben, zur von der Hebamme empfohlenen Praxis in der Nähe gehen und einfach fragen. Nach der Webseite macht dieser alle Impfungen, meine ich. (Freitag habe ich das erledigt und werde übernächste Woche mit dem Arzt sprechen und einen Impfplan aufstellen.)

So, die beiden Damen blieben bis Viertel nach 12, zwei volle Stunden! Und sie saßen die ganze Zeit auf dem Boden vor mir, ich auf dem Sofa, das auch ziemlich unbequem ist, vor allem, wenn ich mich so nach unten beuge. Sie hatten sich den Boden selbst ausgesucht, für die große Waage auch sinnvoll, aber dann … Irgendwie war ich aber nicht auf die Idee gekommen, mal vorzuschlagen, ob wir uns nicht doch lieber an den Tisch setzen wollen. Ich trank auch die ganze Zeit nichts und war danach echt durch. So blöd, aber mit dem frühen Kommen hatten sie mich so aus dem Konzept gebracht…

Meine deutsche Freundin erzählte, dass es diese Hausbesuche noch nicht so lange gibt. Bei ihrem Sohn (inzwischen 4 Jahre alt) hatte sie noch keinen Besuch, erst bei ihrer Tochter Anfang diesen Jahres. Sie vermutet, dass die Besuche eine Reaktion sind auf die vielen Fälle von postnatalen Depressionen mit teils schwerwiegenden Folgen für die Babys der Betroffenen.

Der Besuch in der Schwangerschaft verlief im Prinzip ähnlich. Ich wurde gefragt, wie es mir mit der Schwangerschaft gehe, ob wir uns auf das Kind freuten (Wunschkind oder Unfall?), ob ich Kontakte hier hätte und wer mich nach der Geburt unterstützen würde.
Ich fand es ganz interessant und bin den Besuchen gegenüber sehr offen gewesen. Würde ich in Deutschland aber Besuch vom Amt bekommen, weil ich schwanger bin oder dann mit Baby, würde ich mich wohl eher kontrolliert fühlen und fände es wahrscheinlich ziemlich unangenehm.

Am Donnerstag machten Anna und ich mit meinen Eltern den ersten großen Tagesausflug. Es ging mit dem Shinkansen, dem japanischen Schnellzug (320km/h) nach Hiroshima. Wir besuchten dort den A-Bomb-Dome und das Peace Memorial Museum. Die Fahrt mit dem Shinkansen dauerte keine zwei Stunden für die etwa 350 Kilometer und war sehr bequem. Pro Reihe gibt es eine Dreier- und eine Zweiersitzgruppe. Auf der Hinfahrt war so wenig los, dass wir Annas Kinderwagen die komplette Fahrt vor einem Zweiersitz stehen lassen konnten. Der Kinderwagen ist nicht schmal, man hat unglaublich viel Beinfreiheit im Shinkansen! Als Anna hungrig wurde konnte ich sie bequem auf das Klapptischchen vor mir legen und stillen. Auch in Hiroshima fanden wir im Park um das Museum und am Fluss genügend Plätzchen um ruhig zu stillen. Im Museum musste ich Anna allerdings die meiste Zeit tragen, da war es ihr einfach zu viel, so lange nur im Kinderwagen zu liegen.
Alles in Allem waren wir sehr zufrieden mit dem Ausflug und wie klasse Anna das mitgemacht hat. Zurück zuhause konnte sie dann noch etwas Strampelzeit nachholen.

Ich bin diesmal früh dran mit meinem Bericht. Am Montag werden wir für vier Tage wegfahren, ein erster Kurzurlaub, auf den ich mich sehr freue und natürlich auch schon gespannt bin, wie es laufen wird. Davon berichte ich dann nächste Woche.

Eine gute Woche wünscht euch Silke – noch immer mit family

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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Foto: Privat

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Hausbesuch vom Amt, erster Tagesausflug, Shinkansen