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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
0. Schwangerschaftswoche

Zurück in alte Muster

Geht Ostern nicht auf irgendeinen heidnischen Brauch zurück, der die Göttin der Fruchtbarkeit feiert und ehrt?! Tja, bei uns hat das mit der Fruchtbarkeit und der daraus resultierenden Feierei schonmal nicht funktioniert.

Ich wünschte, ich könnte etwas Anderes verkünden, aber leider hat die erste Insemination nicht geklappt. Und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, ihr nicht so viel Gewicht beizumessen, hat es mich doch ziemlich getroffen.

Einen Test habe ich gar nicht erst gemacht - mittlerweile kenne ich meinen Körper viel zu gut. Monat für Monat spult er das gleiche Programm ab und sendet brav die gleichen Anzeichen. Und auch wenn ich den Beteuerungen der Freundinnen gerne geglaubt hätte, dass die Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaft denen der beginnenden Periode total ähnlich seien, mein eigenes Gefühl hat mich nicht getrogen.
Ich bin traurig und enttäuscht und wütend und manchmal auch ein bisschen verzweifelt.

Leider melden sich auch die Stimmen in meinem Kopf wieder zu Wort. Sie waren ein halbes Jahr verstummt, nachdem wir den Kinderwunsch ersteinmal auf Eis gelegt hatten. Jetzt, von heute auf morgen, sind sie wieder da, obwohl ich mit aller Macht versuche sie zu verdrängen. Je nach Tagesform, und wahrscheinlich auch Hormonstatus, hat eine andere Stimme das Rederecht. Sie diskutieren wild in meinem Kopf und jede versucht die lauteste zu sein.

Stimme 1 ist die Zuversichtliche. „Ach komm“, sagt sie. „Einmal ist keinmal. Der nächste Versuch sitzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt, liegt pro Versuch eh nur bei 20%! Kopf hoch! Freu dich auf den nächsten Versuch und verlier dich nicht in Selbstmitleid! Natürlich bist du irgendwann schwanger, warum auch nicht?!“
Wenn die Stimme am Zug ist fühle ich Zuversicht. Ich kann die schlechten Gedanken bei Seite wedeln und bin positiv gestimmt. Erster Versuch, was solls, auf zum nächsten!

Wahrlich missgünstig und hetzerisch ist Stimme 2. Wenn sie das Wort ergreift, bringt sie meine schlechtesten Eigenschaften ans Tageslicht. „Toll!“, keift sie. „Jeder Depp wird schwanger, nur du nicht! Und wie schön für alle anderen, wenn es, oh Zufall, gleich beim ersten Mal klappt. Tzzzzz!“ Ja, solche Momente gibt es auch. Sie sind nicht oft und vorzugsweise an solchen Tagen, an denen man weiß, es hat mal wieder nicht geklappt. Wenn dann eine Bekannte, Freundin oder auch nur ein Star seine (ungewollte/ungeplante/überraschende) Schwangerschaft verkündet, kriegt die Stimme Oberwasser. Ich versuche sie zurückzudrängen, ich will nicht neidisch oder missgünstig sein. Ich will mich freuen für andere Schwangerschaften und nicht ihr Leben mit meinem vergleichen. Sie sind schwanger und das soll auch gut sein und hat nichts mit meiner Situation zu tun. Dennoch ist die Stimme in meinem Kopf.

Die dritte Stimme ist jähzornig, wütend und pessimistisch. „Verflucht noch eins!“, ruft sie laut aus. „Diese unfähigen Stümper! Diese vermeintlichen Götter in Weiß! Sie übersehen was, glaub mir! Die sind doch alle nicht in der Lage ein Datenblatt richtig zu interpretieren! Wenn das so weitergeht, kannst du lange warten mit dem Schwanger werden. Man, man, man vielleicht sollten wir noch ne dritte Meinung einholen, sonst wird das ja nie was! Es muss doch einen Grund geben. Es muss, es muss, es MUSS!!“ Ich beneide mein Umfeld nicht, wenn die Stimme in meinem Kopf wütet. Meistens stampfe ich dann wie ein wild gewordenes Rumpelstilzchen durch die Gegend und die Leute bleiben regungslos stehen, um mir ja nicht in die Quere zu kommen.
Ob es denn wirklich soviel ausmachen würde, wenn ich den Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit wüsste, fragte mich jüngst eine Freundin. Vielleicht könnte man ja dann auch nicht mehr machen, als das, was wir jetzt schon tun. Hmmm, das mag schon sein. Für mich ist es dennoch unerträglich, es nicht zu wissen. Vielleicht weil man sich so hilflos fühlt und denkt, wäre es dieses oder jenes könnte man einfach diese oder jene Pille nehmen. Vielleicht auch, weil man insgeheim denkt man selbst wäre Schuld, weil man
a) viel zu gestresst durchs Leben geht
b) sich viel zu ungesund ernährt
c) ein mörderisch gutes Immunsystem hat, was keine anderen Zellen im Körper zulässt?

Neben diesen Stimmen gibt es noch die Traurige, die sowieso nur in der Ecke steht und heult. Die Pragmatische, die sich nicht weiter um ihre Mitstreiter kümmert, sondern einfach ihr Ding macht – das Leben geht so oder so weiter, nicht wahr?

Zum Glück gibt es noch die echten Stimmen, die von meinem Mann und Freunden. Ihre Stimmen übertönen die in meinem Kopf, sagen genau die richtigen Dinge und sorgen dafür, dass ich optimistisch in den nächsten Versuch starten kann. Ein Hoch auf diese Stimmen und danke dafür!



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Kommentare von Lesern:

Steffi, Köln24.04.2017 10:54

Drücke Dir unbekannterweise die Daumen, damit es beim nächsten Mal klappt.

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Doris regensburg 20.04.2017 23:58

Fühle dich einfach nur gedrückt.

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Sara, Frankfurt 18.04.2017 10:26

Herrlich wie du die Stimmen in deinem Kopf ausdrückst. Ich kenne sie zu gut.
Ich hab grad echt Tränchen in den Augen.
Ich drück dich...

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In diesem Beitrag geht's um:

Insemination, Kinderwunschgedanken, Ostern