MENU


Wiedereinstieg Job - Neustart nach der Babypause

Für Frauen, die wieder in den Beruf einsteigen, heißt es oft „Zurück auf Los“ – manchmal ist das ein Schritt in eine andere Richtung.

In diesem Artikel:

Neustart nach der Babypause

Für die meisten Frauen treten Beruf und Karriere in den Hintergrund, wenn sie ein Baby bekommen haben. Doch irgendwann ist er wieder da, der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Je länger man aus dem Berufsleben heraus ist, desto größer die Gefahr, den Anschluss nicht mehr zu bekommen. Bereits Frauen, die ein Jahr ihre Berufstätigkeit unterbrochen haben, gelten als „Berufsrückkehrerin“. Schuld daran ist nicht zuletzt die Computertechnologie, die auf allen Gebieten rasante Veränderungen mit sich bringt.

Auch Frauen, die einen weiterhin existierenden Arbeitsvertrag und somit Anspruch auf Wiedereinstellung und eine gleichwertige Stelle haben, sind häufig gezwungen, aufgrund mangelnder Betreuungsangebote für die Kinder, Teilzeitstellen anzunehmen. Diese sind fast immer mit Nachteilen verbunden wie Einbußen im Verantwortungsbereich oder geringerem Lohn. Im Jahr 2013 startete das Bundesfamilienministerium eine Umfrage zu diesem Thema. Das Ergebnis: Etwa 40 % der Frauen beklagten die negativen Folgen ihrer Elternzeit. Doch es geht auch anders: Frauen wie Kathinka Faber aus München schöpfen neue Kraft, sehen die Auszeit als Chance der Neuorientierung und wagen etwas Neues: Die frühere Werbefachfrau gab ihren Job in der Agentur auf und unterrichtet heute Yoga und Pilates.

Das Zauberwort heißt „Qualifizierung“

Doch die Lage ist nicht aussichtslos. Frau muss bereit sein, sich von alten Träumen und Vorstellungen zu verabschieden und möglichst noch dazuzulernen. Das ist für die beiden Expertinnen und Buchautorinnen Svenja Hofert und Uta Nommensen unabdingbar für einen erfolgreichen Neustart. In ihrem Ratgeber „Wiedereinstieg in den Beruf – Berufsbilder und Stellensuche“ raten sie zur Weiterbildung in Form von Fernlehrgängen oder Fernstudiengängen mit wenigen Präsenzzeiten, mit IHK- und VWA- Zertifizierungen am Abend oder am Wochenende. In Büroberufen, so die Fachfrauen, sei nach einer längeren Auszeit fast immer eine berufliche Weiterbildung in SAP, Datenbanken, Projektmanagement oder Excel angesagt.

Sie raten auch, die „Leerzeit“ im Lebenslauf zu füllen. Vielleicht war man ja während der Elternzeit gar nicht untätig, hat sich als Elternvertreterin im Kindergarten engagiert oder ehrenamtliche Aufgaben im Sportverein übernommen. Ganz wichtig: Netzwerke nutzen. Etwa 70 % aller Jobs werden über Empfehlungen vergeben.

Unterstützung vom Staat

Gut zu wissen ist, dass viele Mütter nach der Elternzeit einen Anspruch auf Leistungen der Bundesagentur oder der ARGE/Jobcenter haben. Die Bundesagentur für Arbeit bietet den Frauen grundsätzlich alle Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch III. „ Bei entsprechenden Voraussetzungen zählen neben Beratung und Vermittlung auch die Förderung beruflicher Weiterbildung dazu“, sagt Susanne Wädow, Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Göttingen. Auch Frauen, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, werden unterstützt: beispielsweise in Form von Wiedereinstiegskursen, Umschulungen oder auch Einarbeitungszuschüssen für den Arbeitgeber. Immer natürlich unter der Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen und der persönlichen Situation. Sofern die Kinderbetreuung abgesichert ist, sollte man sich möglichst auf Vollzeitstellen bewerben. Teilzeitstellen sind rar gesät, und wer die Karriereleiter noch hochsteigen möchte, wird da wohl kaum fündig werden.

Kinder sind Privatangelegenheit

Was viele Frauen nicht wissen, ist, dass Kinder „Privatsache“ sind. Svenja Hofert und Uta Nommensen appellieren: „Sie sind nicht verpflichtet, den Familienstand und die Kinder in der Bewerbung anzugeben. Leider werden berufstätige Mütter immer noch schnell in die Mama-Ecke geschoben und als Zuverdienerin ohne Ehrgeiz abgetan. Vielleicht befürchtet der zukünftige Chef auch, dass Sie wegen Kinderkrankheiten zu Hause bleiben. Verzichten Sie deshalb auf die Nennung des Familienstandes.“

Erfahrungsbericht - Auf das Bauchgefühl hören

Kathinka FaberMutig neue Wege zu gehen und sich nicht nur von rationalen Überlegungen leiten zu lassen, rät die Münchnerin Kathinka Faber allen Wiedereinsteigerinnen nach der Babypause.

Für viele Frauen bedeuten Schwangerschaft und Muttersein einen großen Einschnitt in ihrem Leben. Plötzlich ist man für einen anderen, kleinen Menschen verantwortlich, die Bedürfnisse verändern sich, häufig auch die Wünsche und Ziele. So war es auch bei Kathinka Faber aus München. Gerade hat sich die 33-Jährige als Heilpraktikerin und Yoga- und Pilates-Trainerin selbstständig gemacht. Sie bietet zunächst an zwei Tagen in der Woche „Yoga für Schwangere“ und „Yoga & Pilates für Mamas“ in Obergiesing und in Ottobrunn an. Töchterchen Milla ist drei Jahre alt und besucht jetzt den Kindergarten. Das schafft Raum für neue Pläne.

Du möchtest wieder durchstarten?

Die Wege für einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Beruf sind unterschiedlich und individuell. Natürlich steht bei der Unterstützung die Arbeitsagentur an erster Stelle.

Sie hat an vielen Standorten – speziell für Wiedereinsteigerinnen – konzipierte Kursangebote, die auch in Teilzeit möglich sind. Die Beauftragten für
Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bieten auch Informationsveranstaltungen für Berufsrückkehrerinnen an. Einige Agenturen haben auch spezielle Wiedereinstiegsberaterinnen.

Aber auch Frauennetzwerke und spezielle Coaching-Angebote vor Ort können eine wertvolle Hilfe sein. Besonders informativ sind der Familienwegweiser (www.familien-wegweiser.de) und die Seite „Perspektive Wiedereinstieg“ (www.perspektive-wiedereinstieg.de) – eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit.

www.wiedereinstieg.nrw.de

www.frauen-und-wirtschaft.de

www.berlin.de/familie

www.zeitzeichen-rlp.de

Gleichgesinnte in deiner Nähe findest du auch über den Verband berufstätiger Mütter e.V.: www.vbm-online.de.

Vor ihrer Schwangerschaft war Kathinka Faber in einer Werbeagentur tätig. Zuletzt allerdings nur noch in Teilzeit. Nicht, dass ihr das keinen Spaß gemacht hätte, sagt sie, aber irgendwann stand fest: „Ich will nicht mehr am Schreibtisch arbeiten.“ Bereits in der Schwangerschaft begann sie, sich fort- und weiterzubilden. Nächstes Jahr will sie ihre eigene Praxis eröffnen. Sie rät allen Frauen, die Babypause zu nutzen, um sich darüber im Klaren zu sein, was man wirklich möchte, bei großen Entscheidungen auf das eigene „Bauchgefühl“ zu hören. Sich dabei nicht nur von rationalen Entscheidungen lenken zu lassen. Auch ein eventuelles Scheitern einzukalkulieren. „Wenn man nichts ausprobiert, wird man auch nie erfahren, ob es vielleicht geklappt hätte“, sagt sie. Zwar habe sie das große Glück, auf den eigenen Verdienst allein nicht angewiesen zu sein, dennoch glaubt sie, dass das für jede Frau gelte. Wichtig sei, sich nicht zu überfordern, das, was man macht, mit Hingabe zu tun und die beruflichen Möglichkeiten mit den Aufgaben in der Familie in Einklang zu bringen.

Manchmal, betont sie, müsse man auch finanzielle Einbußen hinnehmen. Sich entscheiden, was einem wirklich wichtig ist. So sei ihr Job in der Werbeagentur auf jeden Fall lukrativer gewesen. Bis jetzt. Denn Kathinka Faber denkt positiv: „Bei einem Start in die Selbstständigkeit sind anfangs Investitionen notwendig, doch ich gehe davon aus, dass ich nach einer gewissen Anlaufzeit auch in diesem Beruf, der mir wirklich Spaß macht, genauso viel, wenn nicht sogar irgendwann mehr verdienen kann.“

Beruflich das zu tun, was sie wirklich möchte, macht sie glücklich, das merkt man. Und so glaubt man ihr aufs Wort: „Eine glückliche Mutter ist das Beste für das Kind.“ Sie sieht in der vermeintlichen Benachteiligung, die viele Frauen und Mütter erleben, auch eine große Chance. Und die, sagt sie, hätten viele Männer nicht: „Sie kommen aus ihrem Job, auch wenn er ihnen keine Freude mehr bereitet, meist nicht heraus oder trauen sich keinen Neustart, da sie meist die Versorgerrolle übernommen haben.“

Sie selbst hat durch ihre eigenen Erfahrungen während der Schwangerschaft und Geburt gemerkt, wie wichtig es ist, gerade in dieser Zeit gut auf sich und das eigene Wohlbefinden zu achten, auf den Körper zu hören und dem Leben Vertrauen zu schenken: „Darum liegt es mir besonders am Herzen, Frauen in dieser Zeit achtsam zu begleiten und für alle kommenden Aufgaben zu stärken.“

Expertentipps - „Glauben Sie an sich!“

Susanne WädowFünf Tipps für den Wiedereinstieg von Susanne Wädow, Beauftrage für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Göttingen

  1. Seien Sie flexibel! Viele Kenntnisse, Fähigkeiten und Stärken werden in verschiedenen Branchen und Tätigkeiten nachgefragt. Auch können Interessen und Neigungen in verschiedenen Bereichen vorhanden sein. Klären Sie hierzu Ihre persönlichen Rahmenbedingungen bzw. erstellen Sie ein Profil: Welche Fähigkeiten und Kenntnisse bringen Sie mit, welche Tätigkeiten können Sie sich vorstellen, welche Arbeitszeiten und Arbeitsorte kommen in Frage usw.
  2. Haben Sie Geduld! Die Chancen für den Wiedereinstieg nach Familienzeit sind günstig wie nie. Dennoch kann es sein, dass Sie Durchhaltevermögen beweisen müssen, bis Sie eine adäquate Anstellung gefunden haben.
  3.  Glauben Sie an sich! Fachliche Kenntnisse können aufgefrischt oder erworben werden. Kompetenzen, die in der Familienzeit erlernt wurden – z.B. organisatorische Fähigkeiten, flexibles Reagieren auf Unvorhergesehenes, Setzen von Prioritäten – sind auch im Berufsleben gefragt. Frauen unterschätzen sich hierbei meist.
  4. Nutzen Sie Ihre Netzwerke! Ob aus Kindergarten, Schule, Vereinen, Bekanntenkreis, vorherigen Arbeitgebern, Ehrenämtern – auch Sie haben Beziehungen. Sprechen Sie aktiv Ihre Wiedereinstiegspläne an.
  5. Nutzen Sie die Unterstützungsangebote der Agentur für Arbeit und der Beratungseinrichtungen vor Ort! Die Agentur kann auch Frauen, die kein Arbeitslosengeld erhalten, beim Wiedereinstieg unterstützen. Die individuelle Unterstützung kann zum Beispiel Beratung, Vermittlung, notwendige berufliche Qualifizierung oder Einarbeitungszuschüsse für Arbeitgeber umfassen.

Die Agentur für Arbeit hat an vielen Standorten – speziell für Wiedereinsteigerinnen – konzipierte Kursangebote, die auch in Teilzeit möglich sind. Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bieten auch Informationsveranstaltungen für Berufsrückkehrerinnen an. Einige Agenturen haben auch spezielle Wiedereinstiegsberaterinnen.

Veranstaltungen finden Sie in der Veranstaltungsdatenbank der Agentur für Arbeit, Beratungsstellen vor Ort auf der Internetseite: www.perspektive-wiedereinstieg.de.