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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
3. Woche

Brust-Flaschen-Balance

Vom Versuch, eine Routine zu entwickeln, dem Pipikaka-See und Stillproblemen.

Hallo ihr Lieben,

nun verspäten sich meine Berichte leider auch mal. Aber ich brauche mehrere Anläufe für einen Bericht.

Die Woche startete ganz ruhig und wenig aufregend. Ich versuchte nun eine gewisse Routine aufzubauen. Morgens nutze ich die Zeit, solange mein Mann noch da ist – zum Glück oft bis 10 Uhr –, und dusche schnell.
Wenn Anna eine ruhige Wachphase hat, „spiele“ ich mit ihr. Schneide Grimassen oder lasse ihre Tierchen mit ihr sprechen. Das Deichschaf Bojko fragt nach ihrem Befinden und erzählt die Ereignisse der Nacht nach oder die Neuigkeiten aus der Familie in Deutschland. Die Musikmaus (Spieluhr) fasziniert sie sehr. Captain Blaubart, ein blaues Nilpferd mit Piratenmütze, das man auch als Handpuppe verwenden kann, will mit ihr die sieben Weltmeere bereisen. Am besten wird das natürlich vom Papa zum Leben erweckt. Ganz besonders hoch im Kurs steht im Moment eine japanische Katzen- oder Tigerkugel a la Stehaufmännchen mit Glöckchen im Bauch, die Anna – ob bewusst oder unbewusst – schon selbst anstupsen kann und damit das Klingeln erzeugt. Die Wand hinter meinem Stillplatz muss auch unglaublich spannend sein in ihren Augen. Und an unseren Gesichtern kann sie sich auch nicht satt sehen. Oder die Deckenlampe, boh, mega faszinierend.

Nach Möglichkeit lege ich mich nach dem Frühstück noch einmal mit Anna auf dem Bauch hin. Sie schläft, ich entspanne. – Schlafen kann ich irgendwie nicht tagsüber, zumindest bisher nicht. Entweder bin ich zu spät dran und sie wird schon wieder wach und braucht mich oder ich finde einfach nicht zur Ruhe.

Das Stillen nimmt, das glaubt man vorher einfach nicht, s e h r v i e l Zeit in Anspruch, mal sind es nur ein paar Minuten, dann aber gerne mal 40 Minuten mit kleinen Pausen zum Seitenwechsel. So schön es ist, die Kleine so nah zu haben, wenn es so lange dauert, finde ich es doch auch langweilig und anstrengend, so lange an die eine Position gebunden zu sein. Mal singe ich für Anna, aber manchmal guck ich auch eine Serie, je nach Thematik lieber mit Kopfhörern. Für Anna übersetze ich dann das, was passiert, in Babyesisch.

Wenn sie dann wieder schläft um die Mittagszeit, schnell kochen und essen! Oder ich bekomme Besuch und damit auch ein Mittagessen. Was ich sonst so mache, hat die Stilldemenz schon wieder verwischt. Vielleicht mal Wäsche abhängen und wegräumen. Den Tisch abwischen, irgendwas aufräumen. Mehr geht kaum. Ach ja, ihre Fingernägelchen mit der Feile bearbeiten, damit sie sich nicht weiter bös kratzt.

Abends kommt dann der Papa und bringt Essen. Mit viel Glück können wir gemeinsam am Tisch sitzen, aber oft wechseln wir uns ab oder mein Mann füttert mich, während ich Anna ...
Wir tauschen uns aus über die Erlebnisse des Tages. Es gibt sicher keine andere Zeit im Leben, in der man sich so sehr für die Pupse und sonstigen Ausscheidungen eines Menschen interessiert! Ich bin dann froh, wenn mein Mann mal wieder das Wickeln übernimmt. Letztens war die Windel mal nach zwei lauten Tönen wieder unglaublich voll und was macht unser Kind? Pipi beim Wickeln – mein Mann leicht überfordert: „Oh, nein, nicht doch, jetzt ist es ein Pipikaka-See!“ Wir vermuten ja, dass unser Baby da eine Superkraft besitzt. Sie hat mich bereits zweimal getroffen!

Babys kann, könnte man ja stundenlang beobachten, wenn man nicht selbst wieder dabei einschlafen würde. Nachts beim Stillen kann ich mich manchmal kaum selbst wach halten. Wie schön war das in der Schwangerschaft, als ich einfach nur kurz auf Toilette musste und dann weiterschlafen konnte.
Oft werde ich nun nachts schon von kleinen Geräuschen von Anna wach oder ist es eine innere Uhr? Ich checke die Lage mit dem Licht des Handybildschirms (im Flugmodus) und meist habe ich dann noch Zeit, selbst kurz auf Toilette zu gehen. Dann geht es los mit Wickeln, Stillen, Fläschchen und zurück in den Schlaf finden lassen und finden, bis zu einer Stunde.
Apropos Schlafen – letzten Donnerstag wachte ich mitten in der Nacht auf, nach ca. vier Stunden Schlaf. Anna schlief sogar schon länger und machte auch jetzt keine Anstalten aufzuwachen. Das war jetzt aber komisch. Sie hatte abends eine Schreiattacke gehabt, es drückte im Bauch und wir hatten sie kaum beruhigen können. Ich dachte, gut, nach dem Schreien war sie vielleicht besonders müde, aber sie hatte auch kaum getrunken seither, nur ein in den Schlaf nuckeln und davor sicher zwei Stunden nichts, also gesamt sechs Stunden. Sie MUSS Hunger haben. Im Krankenhaus war ich auch öfter aufgefordert worden, Anna nachts zum Stillen zu wecken. Wickeln half nicht, kitzeln an Füßen und unter den Achseln half nicht. Langsam wurde ich echt nervös, was war denn los. Ich rief meinen Mann zu Hilfe und mit gemeinsamer Anstrengung und einem feuchten Tuch bekamen wir sie wenigstens trinkwach. Das können Babys ja im Halbschlaf…
Wir mussten sie aber zweimal volle 20 Minuten durchweg animieren, weiter zu trinken und nicht wieder komplett einzuschlafen. Danach war noch mal eine Windel fällig und dann war sie wach und wollte selbst trinken, nochmals 20 Minuten, diesmal mit Power. Ein paar Stunden später, nun stellte ich mir einen Wecker, weckte ich sie erneut zum Trinken, nicht ganz so schwierig diesmal, aber sie hatte kaum eigenen Antrieb. Hätte ich nicht sowieso am Freitag noch mal einen Termin im Krankenhaus gehabt, hätte ich wohl angerufen und um Rat gebeten.

Primär war der Termin für mich, da ich ja letzte Woche noch mal eine Entzündung gehabt hatte. Aber die Stillsituation wurde einfach noch mal gecheckt bei der Gelegenheit. Es stellte sich heraus, dass Anna in der Woche nur etwa 50 Gramm zugenommen hatte, also schon echt wenig! Ich hatte die Situation also wohl falsch eingeschätzt und ihr zu schnell die Zufütterung gedrosselt! Laut Hebamme war sie nun häufig zu schwach, um an der Brust effektiv zu trinken.
Ach du meine Güte!!! Hätte ich mein eigenes Kind verhungern lassen?! Natürlich kamen mir alle möglichen, mistigen Gedanken und ich war den Tränen wieder nah. Sollte ich als Mutter nicht intuitiv wissen, was mein Kind braucht? Warum hatte ich nicht bemerkt, dass Anna schwächer wurde? Ich fühlte mich richtig mies. Die Hebamme war aber überhaupt nicht vorwurfsvoll oder so. Sie erkundigte sich nach meiner Situation zuhause und schien darin die Schwierigkeit zu sehen, dass ich hier eben mehr oder weniger auf mich gestellt war. Ja, mein Mann hat den Haushalt übernommen und bringt jeden Abend Essen mit. Ein paar Stunden geht er jeden Tag zur Uni. Ich hatte ein bisschen vorgekocht und Spaghetti mit Soße aus dem Glas geht ja auch mal. Einige Bekannte/Freunde bringen mir hier und da ein Mittagessen und verschaffen mir mit ihrem Besuch Abwechslung. An sich will ich ja auch nur selbst ausruhen, wann immer ich kann, auch wenn ich dann nicht schlafen kann. Insgesamt war ich schon sehr übermüdet. Zudem hatten die weiteren Schmerzen auch nicht gerade zu einem besseren Wohlbefinden beigetragen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich nach zwei Wochen immer noch körperlich so eingeschränkt wäre. Nach ein paar 100 Metern bin ich schon schlapp, spüre, dass ich noch Ruhe brauche.

Nun, in der Nacht auf Freitag hatte ich ja reagiert und Anna zum Trinken gebracht. In Deutschland hätte ich ja noch Nachsorge mit einer Hebamme zuhause bekommen. Da wäre es wohl gar nicht so weit gekommen, dass … (Nur eine Vermutung.) Hier verbringen die frischen Mütter oft den ersten Monat bei ihrer Mutter. Dass die Väter sich groß einbringen, wird nicht erwartet. Der Mann bringt das Geld nach Hause. War in Deutschland ja auch mal mehr so. Wenn ich mich so umgucke, sehe ich aber schon auch junge Väter, die sich um ihre Kleinen kümmern. Ob sich die Gesellschaft hier in diesem Punkt langsam verändert oder es einfach die Ausnahmen sind, die die Regel bestätigen? Das kann ich nicht einschätzen.

Seit diesem Termin also haben wir Anna wieder mehr Milch mit der Flasche zugefüttert und ich habe meine Bedenken, dass meine Brust dann nicht mehr mitkommt, einfach mal über Bord geworfen. Wichtiger, dass Anna satt wird! Laut Hebamme ist es auch kein so großes Problem, wie ich es in den Büchern so gelesen habe. Da wird ja unglaublich viel zu geschrieben, wie wichtig es dann ist, die Milchproduktion noch durch Abpumpen und Tee und Massagen und Wärmeauflagen etc. zu stimulieren. Ich frage mich, in welcher Zeit man auch das noch machen soll. Ich höre jetzt jedenfalls auf, mich zu stressen und nehme die Situation an, wie sie momentan eben ist.
Und Anna trinkt auch weiterhin fleißig an der Brust. Ist sie müde, braucht sie einen Moment, sich zu erinnern, dass sie hier anders trinken muss, als aus der Flasche. Inzwischen wird sie immer sicherer im Wechsel und mit der wachsenden Kraft auch wieder kräftiger beim Saugen. Ist jetzt nicht so, dass ich wegen der Fläschchen weniger Zeit mit Stillen verbringen würde.

Hiermit schließe ich für heute, habt eine gute Woche. Oder wie man das auf Babyesisch sagt: Pipi, kaka, bubu.

Viele Grüße aus Kyoto
Silke



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