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Wann ins Kinderwunschzentrum? - Wann ihr ein Kinderwunschzentrum für eine Diagnose aufsuchen solltet und wie eine Beratung abläuft

Immer noch kein Nachwuchs in Sicht? In einem Kinderwunschzentrum gehen Spezialisten der Ursache für eure ungewollte Kinderlosigkeit auf den Grund. Die Kinderwunsch-Experten finden die für euch passende Kinderwunschbehandlung, mit der sich euer Kinderwunsch hoffentlich doch noch erfüllt.

In diesem Artikel:

Wann sollten Paare zum Kinderwunschexperten?

Oft empfehlen Gynäkologen Paaren mit unerfülltem Babywunsch, ein Jahr lang zu versuchen auf natürliche Weise schwanger zu werden. Erst nach zwölf Monaten regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr sprechen viele Ärzte von einem unerfüllten Kinderwunsch. Allerdings gilt diese Regel für junge Paare, bei denen bisher nichts auf eine Fruchtbarkeitsstörung bei der Frau oder dem Mann hindeutet. 

Frauen über 35 sollten nicht zu lange warten

Ist die Frau aber schon etwas älter, sollten Paare ruhig schon eher einen Spezialisten aufsuchen, um nicht weiter unnötig Zeit zu verlieren. Das sei aber leider meist nicht der Fall, sagt Professor Jan-Steffen Krüssel. Er koordiniert das interdisziplinäre Kinderwunschzentrum am Universitätsklinikum Düsseldorf (UniKiD).

Das mittlere Alter der Frauen, die das UniKiD aufsuchen, liegt in etwa bei 37 Jahren „Bis Paare mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch zu uns kommen, geht oft viel Zeit ins Land“, sagt Mediziner Jan-Steffen Krüssel. „Das ist schade, denn das Alter ist einer der wenigen Punkte, die wir nicht beeinflussen können und gleichzeitig extrem wichtig für die Erfolgsaussichten einer Behandlung.“ 

Er rät Paaren, bei denen die Partnerin über 35 Jahre  ist, sich schon nach einem halben Jahr von einem Experten beraten zu lassen, wenn eine Schwangerschaft ausbleibt. Falls es bereits Anzeichen für eine eingeschränkte Fruchtbarkeitsstörung bei einem von euch beiden gibt, solltet ihr nicht zögern, sofort zu einem Spezialisten zu gehen. 

Krankenkassen übernehmen Beratungskosten in Kinderwunschzentren

Kinderwunschzentren bieten in der Regel Informationsabende an, bei denen sich Paare einen ersten Eindruck über das Angebot verschaffen können. Auch könnt ihr euch unverbindlich beraten lassen. Die Diagnostik und Beratung bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen; ihr müsst diese in der Regel nicht selbst bezahlen. Zu einer Kinderwunschbehandlung, wie einer Insemination  oder künstlichen Befruchtung, steuern die gesetzlichen Krankenversicherungen unter bestimmten Bedingungen mindestens die Hälfte der Kosten bei. Einige zahlen auch deutlich mehr. Zusätzlich könnt ihr in den meisten Bundesländern einen Zuschuss von Land und Bund beantragen.

Wer sich für eine Kinderwunschbehandlung entscheidet und finanzielle Hilfe möchte, muss einen Antrag auf die Übernahme der Kosten bei seiner Krankenkassen stellen.

Kinderwunschbehandlung: Erst Diagnostik, dann Beratung

Eine Kinderwunschbehandlung beginnt immer mit einer ausführlichen Diagnostik. Dazu gehören bei der Frau die Ultraschall-Untersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken und eine Zyklusanalyse, bei der der Spiegel verschiedener Hormone bestimmt wird. Beim Verdacht auf eine ausgeprägte Endometriose wird zudem meist eine Bauchspiegelung erfolgen.

Gynäkologe berät Frau zur Frage: Wann ins Kinderwunschzentrum?

Bild: rc-respect@pixabay.com

 

Auch der Mann wird körperlich untersucht, und es wird spätestens jetzt ein Spermiogramm angefertigt. Wenn die Ergebnisse all dieser Untersuchungen vorliegen, berät euch der Arzt zum weiteren Vorgehen. Gemeinsam entscheidet ihr, welche Kinderwunschbehandlung für euch am sinnvollsten ist.

Sanfte Kinderwunschbehandlung: die intrauterine Insemination

Eine sanfte Methode der Kinderwunschbehandlung ist die intrauterine Insemination. Dabei wird Sperma des Mannes gewonnen und so aufbereitet, dass sich eine hohe Konzentration an Samenzellen darin befindet. Dann wird es mit einem feinen Röhrchen direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht.

Die Insemination verbessert die Chancen auf eine Befruchtung dadurch, dass sie den Spermien den Weg zur Eizelle erleichtert, weil die Passage durch den Gebärmutterhals entfällt. Auch wird in der Regel der Zyklus der Frau überwacht, so dass die Spermien zum optimalen Zeitpunkt auf die Eizelle treffen, also kurz nach dem Eisprung. Das Verfahren kommt dann in Frage, wenn der Mann ein schlechtes Spermiogramm hat und bei der Frau keine gravierenden Fruchtbarkeitsstörungen vorliegen – oder nur solche, die sich gut behandeln lassen.

Für wen eignet sich die intrauterine Insemination?

„Diese Methode ist dann geeignet, wenn sich bei der Frau höchstens leichte Auffälligkeiten zeigen und auch die Qualität der Spermien nur leicht eingeschränkt ist“, sagt Kinderwunschexperte Jan-Steffen Krüssel. „Geeignet ist die Insemination zum Beispiel dann, wenn eine Frau nur eine leichte Endometriose hat und sich im Ejakulat des Mannes vielleicht weniger, aber immer noch genügend befruchtungsfähige Samenzellen befinden.“ 

Auch wenn bei der Frau ein PCO-Syndrom festgestellt wurde und gleichzeitig beim Mann eine eingeschränkte Spermienqualität, kann die Insemination zur Schwangerschaft führen. Die Frau wird dann gleichzeitig mit Hormonen behandelt.

Geduld zahlt sich bei der Insemination aus

Durch die Insemination steigen die Chancen auch bei eingeschränkter Fruchtbarkeit und sind dann genauso hoch wie die durchschnittliche Empfängnis-Wahrscheinlichkeit bei einer natürlichen Befruchtung: Diese liege bei einer 30-jährigen Frau auch nur bei etwa acht Prozent pro Zyklus.
Professor Jan-Steffen Krüssel: „Deshalb empfehle ich Paaren in jedem Fall, es mehrmals zu versuchen.“  Er rät zu sechs Inseminations-Versuchen: „Auch wenn leider die wenigsten Paare diese Geduld aufbringen.“

Ist ausschließlich die Fruchtbarkeit der Frau eingeschränkt, kann schon eine Hormonstimulation allein zur Schwangerschaft führen. Dann ist eine Insemination nicht unbedingt erforderlich. 

Künstliche Befruchtung bei geringer Fruchtbarkeit

Ist die Fruchtbarkeit bei einem der beiden Partner oder sogar beiden stärker eingeschränkt, dann kommt eher eine künstliche Befruchtung in Frage. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn bei einer Frau die Eileiter verschlossen sind oder eine ausgeprägte Endometriose vorliegt. Oder wenn die Spermienqualität des Partners so schlecht ist, dass eine Insemination keine Aussicht auf Erfolg hätte. 

Künstliche Befruchtungsmethoden in der Kinderwunschbehandlung

Bei einer künstlichen Befruchtung stehen zwei Methoden zur Verfügung, bei denen sich vor allem das Laborverfahren unterscheidet. In beiden Fällen werden der Frau nach einer Hormonstimulation reife Eizellen entnommen. Bei einer In-Vitro-Fertilisation (IVF)  werden die Spermien im Labor mit diesen Eizellen zusammengegeben und die befruchteten Eizellen werden der Frau eingepflanzt. Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) werden einzelne Spermien direkt in die Eizellen injiziert, bevor die Eizellen der Frau wieder eingepflanzt werden. 

Spermienqualität entscheidet über Methodenwahl

In den meisten Fällen wird heute mit der ICSI-Methode gearbeitet. „Bei einem schlechten Spermiogramm ist ICSI das

IVF oder ICSI?

Gute Spermienqualität: künstliche Befruchtung mit der In-vitro-Fertilistation (IVF)

Schlechte Spermienqualität: künstliche Befruchtung mit der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) 

 

Verfahren der Wahl“, sagt Jan-Steffen Krüssel. Der Grund: Spermien mit eingeschränkter Qualität gelingt es auch im Reagenzglas nicht, die Eizellen selbstständig zu befruchten. Ansonsten können die Chancen auf eine Schwangerschaft bei einer IVF aber etwas höher sein: „Falls das Spermiogramm es hergibt, würde ich daher immer zu einer IVF raten“, sagt Krüssel.

Die durchschnittliche Erfolgsrate einer künstlichen Befruchtung liegt zwischen 30 und 40 Prozent pro Versuch. Das heißt: Sie ist relativ hoch, trotzdem sind aber meist mehrere Versuche nötig.

Ejakulat ohne Spermien? Dann hilft eine TESE und ICSI

Üblicherweise werden die Spermien für eine künstliche Befruchtung aus dem Ejakulat des Mannes gewonnen. Wenn bei Männern der Samenleiter nicht angelegt oder verschlossen ist, befinden sich in seinem Ejakulat aber keine Samenzellen. Auch dann gibt es eine Möglichkeit, den Kinderwunsch zu erfüllen. So können Spermien aus dem Hoden oder dem Nebenhoden entnommen werden, man spricht dann von einer testikulären Spermienextraktion (TESE). Auf diese Weise gewonnene Spermien sind auch bei guter Gesundheit der Frau grundsätzlich nicht für eine Insemination und auch nicht für eine IVF geeignet. Stattdessen muss immer eine ICSI erfolgen.

Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download

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