Zyklusmonitoring: Hormonspiegel zu bestimmten Zeitpunkten des Zyklus
Ein wichtiger Teil der Diagnostik bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist eine Hormonanalyse. Dabei wird zu verschiedenen Zeitpunkten im Zyklus vor und nach dem Eisprung der Spiegel bestimmter Hormone im Blut überprüft, man spricht auch vom Zyklusmonitoring. Wann du einen Eisprung hast, kannst du mit unserem Eisprungrechner berechnen.
Der Arzt kann daran erkennen, ob genügend weibliche Sexualhormone gebildet werden und ob womöglich eine Störung des Hormonhaushalts vorliegt, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Ein zu hoher oder niedriger Spiegel eines Hormons kann auch auf Erkrankungen der Organe hinweisen, die das Hormon produzieren.
Das Zyklusmonitoring findet in der Regel begleitend zu einer Ultraschalluntersuchung von Eierstöcken und Gebärmutter statt. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen eine Hormonanalyse im Rahmen der Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch.
Hormonanalyse: Das sind die drei Untersuchungszeitpunkte
Für ein Zyklusmonitoring wird dir dreimal während eines Zyklus Blut abgenommen, einmal erfolgt zusätzlich ein Ultraschall. Je besser du deinen Zyklus kennst, desto besser lässt sich die Untersuchung planen.
Der 1. Termin: Das erste Mal wird die Ärztin zu Beginn des Zyklus Blut für eine Hormonbestimmung abnehmen, zwischen dem dritten und fünften Zyklustag.
Der 2. Termin: Die zweite Blutabnahme erfolgt zwischen dem zehnten und 13ten Zyklustag, also in der Mitte des Zyklus, rund um den Zeitpunkt des Eisprungs. Bei diesem Termin wird der Arzt außerdem mit einem vaginalen Ultraschall untersuchen, ob Eibläschen auf deinem Eierstock ausgereift sind und sich die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut hat.
Der 3. Termin: Die letzte Blutabnahme sollte kurz vor dem Zyklusende stattfinden, fünf bis acht Tage nach dem Eisprung oder zwischen dem 21sten und 25sten Zyklustag.
Der Spiegel folgender Hormone wird bei der Blutuntersuchung bestimmt:
Schilddrüsenhormone: Wichtig für die Einnistung
Eine Überfunktion oder Unterfunktion der Schilddrüse kann häufig der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Werden zu viele oder zu wenige Schilddrüsenhormone produziert, kann das Zyklusstörungen auslösen und die Fruchtbarkeit vermindern. Die Qualität der Eizellen wird dadurch beeinträchtigt und befruchtete Eizellen können sich schlechter in der Gebärmutter einnisten.
Außerdem kann ein gestörter Schilddrüsenstoffwechsel zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen und das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen. Untersucht wird das Blut auf die Hormone T3 und T4, die direkt in der Schilddrüse gebildet werden und das Hormon TSH, das in der Hirnanhangsdrüse gebildet wird und die Ausschüttung von T3 und T4 steuert. Wenn eine Unterfunktion oder Überfunktion deiner Schilddrüse erkannt wird, kann sie behandelt werden. Deine Chance auf eine Schwangerschaft kann sich dadurch deutlich erhöhen.
Östradiol: Verantwortlich für die Eireifung
Das Östradiol gehört zur Gruppe der Östrogene und ist das wichtigste weibliche Sexualhormon. Es wird in der ersten Zyklushälfte von den heranreifenden Eibläschen, den Follikeln, in deinen Eierstöcken gebildet. In der zweiten Hälfte des Zyklus produziert hauptsächlich der Gelbkörper das Östradiol. Das Hormon spielt eine wichtige Rolle bei der Eireifung. Es sorgt außerdem dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und auf die Einnistung einer Eizelle vorbereitet wird.
Der Spiegel an Östradiol steigt bei einem normalen Zyklus während der ersten Zyklushälfte an. Kurz vor dem Eisprung kommt es zu einem besonders steilen Anstieg und danach zu einem starken Abfall. Ein zweiter, schwächerer Anstieg des Östradiols erfolgt zur Mitte der zweiten Zyklushälfte.
Progesteronmangel: Gelbkörperschwäche verhindert Einnistung
Progesteron wird nach dem Eisprung von der im Eierstock zurückgebliebenen Follikelhülle – dem sogenannten Gelbkörper – gebildet. Anhand der Progesteronwerte im Blut lässt sich also erkennen, ob ein Eisprung stattgefunden hat. Progesteron sorgt unter anderem dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut entfaltet, damit die befruchtete Eizelle sich besser einnisten kann. Wenn der Gelbkörper zu wenig Progesteron bildet, spricht man von einer Gelbkörperschwäche. Eizellen können sich bei einem solchen Progesteronmangel nicht mehr richtig in die Gebärmutter einnisten, wodurch die Fruchtbarkeit beeinträchtigt ist. Wird bei dir eine Gelbkörperschwäche erkannt, lässt sich diese behandeln.
Zu viel Prolaktin: Oft Grund für unreglmäßige Zyklen
Das Hormon Prolaktin wird von deiner Hirnanhangsdrüse gebildet. Es regt in der Schwangerschaft und Stillzeit den Aufbau
Erhöhte Prolaktinwerte
Verursacht werden können erhöhte Prolaktinwerte zum Beispiel durch die Einnahme bestimmter Medikamente. Aber auch eine Unterfunktion der Schilddrüse oder chronischer Stress können dazu führen, dass dein Körper vermehrt Prolaktin ausschüttet.
der Brustdrüsen und die Milchbildung an. Wird Prolaktin außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit vermehrt gebildet, kann das zu Zyklusstörungen führen. So können erhöhte Prolaktinwerte für unregelmäßige Zyklen, das Ausbleiben des Eisprungs oder das Ausbleiben deiner Regel verantwortlich sein.
Testosteron senkt weibliche Fruchtbarkeit
Auch Frauen bilden das männliche Sexualhormon Testosteron, es wird in geringen Mengen von den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert. Das Testosteron wird für den Knochen- und Muskelaufbau benötigt und steigert auch bei Frauen das sexuelle Verlangen. Ein großer Teil des Testosterons wird im weiblichen Körper allerdings zu Östrogenen umgewandelt.
Bei der Hormonanalyse wird der Spiegel von Testosteron und seiner Vorstufe DHEA-S in deinem Blut bestimmt. Zu hohe Testosteronwerte können die Funktion der Eierstöcke und damit die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Es kann auch zu Akne und stärkerer Körperbehaarung führen. Wenn sich gleichzeitig vermehrt kleine Eibläschen in den Eierstöcken bilden und der Zyklus gestört ist, kann das auf ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO) hindeuten.
FSH und LH: Diese beiden Hormone steuern die Funktion deiner Eierstöcke
Das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) werden von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet. Sie steuern die Funktion der Eierstöcke, also indirekt die Produktion von Östrogenen, Testosteron und Progesteron. LH ist der Auslöser des Eisprungs. Kurz bevor es zur Ovulation kommt, sollte daher ein starker LH-Anstieg beobachtet werden. Danach sinkt der Spiegel im Blut wieder ab. Auch FSH wird um den Eisprung herum vermehrt ausgeschüttet. Zu Beginn und Ende eines normalen Zyklus sollten die Spiegel von FSH und LH in deinem Blut niedrig sein.
Anti-Müller-Hormon: Vorrat an Eizellen bestimmen
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird in den Eierstöcken gebildet, genauer gesagt, von den Zellen, die die dort angelegten Eibläschen umgeben. Für ein Zyklusmonitoring muss der AMH-Spiegel nicht unbedingt bestimmt werden. Von der Konzentration des Anti-Müller-Hormons lässt sich aber ableiten, ob bei einer Frau noch viele oder wenige Follikel für zukünftige Eisprung ausreifen werden: Man spricht deshalb auch von der Bestimmung der “Fruchtbarkeitsreserve”. Das spielt dann eine Rolle, wenn über weitere Schritte der Kinderwunschbehandlung nachgedacht wird. Auch zur Diagnostik des Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO) wird das AMH bestimmt.
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