Depressionen - Wenn Eltern weniger geben können
Eine Depression ist für jeden ungeheuer belastend. Depressive Eltern aber werden zusätzlich mit einem Packen Schuldgefühle beladen. Tatsächlich können sich mütterliche Depressionen schon während der Schwangerschaft nachteilig für das ungeborene Kind auswirken. Der erhöhte Adrenalinspiegel im Blut hemmt den Sauerstoff- und Nährstoffaustausch mit dem Kind. Hohe Dosen des Stresshormons Cortisol beeinträchtigen auch die kindliche Stressregulation.
Depressive Eltern meist ohne emotionale Bindung zum Kind
Nach der Geburt fällt es depressiven Eltern meist schwer, eine emotionale Bindung zum Kind aufzubauen. „Depressionen setzen die intuitiv elterlichen Kompetenzen herab“, erläutert Helmut Berndt, leitender Oberarzt der Christoph-Dornier-Klinik für Psychotherapie in Münster. Depressive Eltern lächeln, streicheln, reden und spielen mit ihrem Kind viel weniger als gesunde Eltern und können kindliche Signale schlechter auffangen.
Die Folge: etwa 40 Prozent der Kinder endogendepressiver Eltern zeigen bereits sehr früh eigene Verhaltensauffälligkeiten. Um die Kinder zu schützen und trotz Krankheit den Start ins Familienleben gelingen zu lassen, sollten Eltern ihren Zustand möglichst früh ernst nehmen und sich professionell therapieren lassen. Angst vor einer langen Auszeit muss niemand haben. Mittlerweile bieten viele Kliniken Behandlungskonzepte, die mit einem kurzen stationären Aufenthalt auskommen und möglichst schnell auf eine ambulante Unterstützung innerhalb des Familienalltags setzen.