Der erste Urlaub mit Baby
Friedlich schläft der kleine Leo in seinem Bettchen. Julia genießt die Stunden, in denen sie und ihr acht Monate alter Sohn eine Pause einlegen. So langsam zeichnet sich ein Rhythmus ab: Leo hat mehr oder weniger feste Schlafzeiten, vormittags fahren die beiden mit dem Kinderwagen los, mittags gibt‘s Gemüsebrei, nachmittags ist Krabbelzeit. Auch die
Urlaub in Corona-Zeiten
In Deutschland gelten inzwischen meist einheitliche Corona-Regeln, bzw. sind diese alle aufgehoben.
Gut ist es dennoch, sich vorab über mögliche Regelungen in der jeweiligen Region zu informieren, insbesondere, wenn du ins Ausland reist.
Du findest die wichtigsten Zahlen und Reisebestimmungen aller Länder (auch außereuropäisch) auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Stand: Februar 2023
Nächte sind allmählich ruhiger. Mit dieser Sicherheit wächst aber auch der Wunsch nach Abwechslung vom gewohnten Trott zu Hause: Mal wieder wegfahren, das wäre genau das Richtige. Auch Julias Mann packt schon die Vorfreude auf den Sommerurlaub: „Zwei Wochen auf eine Nordseeinsel“, lautet Svens Vorschlag.
„Oder nach Österreich. Kaiserschmarren auf einer Almhütte. Was hältst du davon?“ Zuerst ist Julia Feuer und Flamme – ganz egal wohin, Hauptsache raus, in die Sonne und frischen Wind um die Nase wehen lassen. Doch nach längerem Überlegen sieht sie die Sache etwas kritischer: Sollten sie die eben errungene Tagesstruktur mit einer Reise schon wieder ins Wanken bringen?
Ab wann dürfen Babys reisen?
Gerade läuft alles so gut. Wie wird Leo auf die ganze Aufregung, die Fahrt, die neue Umgebung reagieren? Vielleicht wären ein paar schöne freie Tage zu Hause ja viel erholsamer …
Ab wann dürfen Babys eigentlich zum ersten Mal reisen? Im Prinzip vom ersten Monat an. „Feste Altersgrenzen gibt es nicht“, sagt Kinderarzt Dr. Hermann Josef Kahl vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. „Man kann durchaus auch mit Säuglingen verreisen, die jünger als drei Monate alt sind, sofern ihre Bedürfnisse erfüllt werden“, so der Mediziner. Meist sind die jungen Eltern in den ersten 6 bis 8 Wochen aber mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Sie richten ihren Alltag und das Zuhause für den Neuankömmling ein.
Bleibt also die Frage: Wohin soll es gehen? „Müssen wir eigentlich auf irgendetwas achten?“, fragt Sven. „Klimatechnisch vielleicht? Meinst du, die dünne Bergluft oder die steife Brise am Meer könnten Leo Probleme machen?“
Reiseziel: Sandstrand oder Berggipfel?
„In Sachen Reiseziel ist alles möglich“, meint Kinderarzt Dr. Kahl. Für den ersten gemeinsamen Urlaub seien jedoch klimatische Bedingungen, die denen zu Hause ähneln, am besten. Der kleine Organismus müsse sich dann nicht auf Veränderungen einstellen, wie etwa große Temperaturunterschiede.
Also Voralpen statt Österreich-Hochgebirge? Auch Berghöhen von über 1500 Metern sieht Dr. Kahl nicht als Problem an – vorausgesetzt, das Kind ist gesund. „In den touristisch zugänglichen Höhen der Gebirge kann sich auch ein Säugling gut aufhalten. Sicherlich wird man aber mit einem Baby oder Kleinkind keine Bergtouren planen“, fügt er hinzu.
Urlaub mit Baby bedeutet auch nicht unbedingt Ostsee statt Nordsee. Selbst im so genannten Reizklima des Wattenmeeres sieht man Kleinkinder in Wagen und Tragetüchern. Dr. Kahl meint dazu: „Die Nordseeluft weist eine geringe Allergiedichte auf, Atemwegserkrankungen können sich hier sogar bessern.“ Keine schlechten Voraussetzungen für einen Strandurlaub.
Ob Kurztrip oder mehrwöchiger Urlaub: Am besten verbringt man die Ferien dort, wo man sich wohlfühlt. Dem Baby ist es egal, wohin es geht. Hauptsache, Mama und Papa sind dabei. Bei einem Urlaub alleine mit Kind, zu dritt oder mit mehreren Kindern ist es ratsam, die Reise so früh wie möglich zu planen, mindestens drei bis vier Wochen im Voraus. Dann ist genug Zeit um alles zusammen zu suchen und sich vorzubereiten.
Kurze Wege, langer Urlaub
Bei der Wahl des Ferienortes tust du deinem Baby einen großen Gefallen, wenn die Fahrt dorthin maximal drei bis vier Stunden dauert. Für Julia und Sven heißt das: ein schnell erreichbares Ziel. Lieber Timmendorfer Strand statt Toskana, besser Ameland statt Andalusien. Klar ist: Fliegen wollen sie beide nicht. Alles spricht also für einen Urlaub in Deutschland oder einem Nachbarland.
Gepäck ins Auto und los! Selbstverständlich liegt Leo dann angeschnallt in seiner Babyschale. Ein Sonnenschutz fürs Seitenfenster schirmt sein Gesicht gegen grelle Sonnenstrahlen ab. Übrigens: Am besten fährt es sich über Nacht. Dann ist es kühler und auf den Straßen ist weniger los. Und: Die Minis schlafen oft mehrere Stunden am Stück.
Enspannte Eltern, glückliche Eltern
Bei längeren Fahrten empfiehlt es sich, alle zwei Stunden eine Pause einzuplanen und im Vorfeld genügend Proviant und Windeln mitzunehmen. Dann heißt es: frische Luft schnappen, spielen, wickeln und stillen. Für Zerstreuung während der Fahrt sollte ebenfalls gesorgt sein. Dr. Hermann Kahl rät: „Beschäftigen Sie das Kind, wenn es wach ist, spielen und singen Sie mit ihm.“ Gut also, wenn das Auto so beladen ist, dass der Beifahrer problemlos auf der Rückbank Platz nehmen kann. Auf den ersten Blick eine praktische Lösung.
Insgesamt umweltfreundlicher, komfortabler und – für Frühbucher – auch preiswerter ist allerdings das Reisen mit der Bahn. Zudem kommt man staufrei ans Ziel und im Ausland fallen keine Autobahngebühren an. Außerdem kann sich die junge Familie auf der Fahrt freier bewegen als im Pkw und reisen entspannter. ICEs und Fernzüge verfügen über spezielle Kleinkind-Abteile – deren Plätze sind allerdings begrenzt und müssen im Voraus gebucht werden. Dafür ist ein Wickeltisch direkt an Bord und die Kleinen können in dem eigenen Abteil entspannt spielen, schlummern oder essen und trinken. Julia könnte also zwischendurch die Augen schließen, während Sven mit Leo auf dem Arm durch den 300 Meter langen ICE spaziert. Und das ganze Gepäck? – Unser Tipp: Zwei Wochen früher packen und vorausschicken; dann reist man nur mit Handgepäck und braucht keine schweren Koffer mitnehmen.
Unterkunft: vielleicht ein Kinderhotel?
Sven will in erster Linie eines im Urlaub: faul sein, lange ausschlafen, wenig Stress. „Es gibt doch auch spezielle Kinder-Hotels, sogar mit Babybetreuung“, überlegt er laut. „Da könnten wir auch mal essen gehen, nur wir zwei, oder abends in die Sauna …“ „Wenn schon Urlaub, dann richtig“, stimmt Julia zu.
Ein Ferienhaus bietet einer Familie zwar viel Platz, eine eigene Küche und völlige Unabhängigkeit. Trotzdem würde sich Julia gerne für zwei Wochen im Hotel bekochen lassen und es genießen, dass jemand die Betten macht und die Handtücher wechselt. „Klasse Sache, so ein Babysitter im Haus“, schwärmt sie. „Aber ehrlich gesagt will ich Leo noch gar nicht einer fremden Person anvertrauen“, gesteht sie. „Vielleicht im nächsten Jahr.“ Für dieses Mal lautet ihre Entscheidung: „Ferienwohnung, am besten eine direkt hinter den Dünen.“
Ferienhaus oder Campingplatz?
Luxus braucht dein Baby nicht, Standard reicht völlig aus. Dein kleiner Schatz fühlt sich geborgen, solange Mama oder Papa in der Nähe sind. Kuscheln und spielen kann er an jedem Ort der Welt. Auch Windeln und andere Dinge gibt es überall zu kaufen. Und falls dich der Urlaub an einen entlegenen Ort mit spärlichen Einkaufsmöglichkeiten führt, deckst du dich vorab mit einem Vorrat ein. In der Unterkunft sollten nur ein Platz zum Wickeln (für den Urlaub reicht oft auch das Bett mit einem Handtuch ausgelegt) und eine Bademöglichkeit sowie ein geeigneter Schlafplatz vorhanden sein. Viele Anbieter stellen heutzutage eine Baby- bzw. Kleinkindausstattung, wie Babybett, Hochstuhl, Wickeltisch und Badewanne, in ihren Unterkünften zur Verfügung, oft sogar kostenlos.
Viel wichtiger bei der Wahl des Domizils ist jedoch, dass sich die Eltern gut zurechtfinden. Wer also ohne Kind nie zelten war, sollte das Experiment Camping nicht gerade im ersten Familienurlaub wagen. Im kinderfreundlichen Hotel oder einer Jugendherberge sind Hausfrau oder -mann entlastet und bei den gemeinsamen Mahlzeiten trifft man viele Gleichgesinnte – das ist vor allem für Alleinerziehende angenehm. Wer viel Platz und seine Ruhe schätzt, ist hingegen in einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus gut aufgehoben.
Wofür auch immer du dich entscheidest: Im Ferienquartier sollte dein Kind auch mal weinen dürfen, ohne dass sich gleich Zimmernachbarn oder Personal beschweren. Je älter bzw. mobiler dein Kind ist, desto wichtiger ist eine kindgerechte Ausstattung, wie z. B. Absperrgitter vor Treppen oder Teppichboden statt kalter Fliesen.
Wickeln hin, einkaufen her: Der erste Urlaub mit Baby sollte unbedingt auch Urlaub und Erholung für die Eltern sein! Je wohler sich Mama und Papa fühlen, desto besser für den kleinen Schatz. Und auch wenn das Kind in der fremden Umgebung nachts nicht so gut schläft, sollte das niemanden von der Reise abhalten. Schlafen können Mama, Papa und Baby im Urlaub auch tagsüber. Für Abenteuer bleibt trotzdem noch genug Zeit.