Gut aufgehoben
Gerade habe ich meinen Jüngsten in die Kita gebracht, um in Ruhe schreiben zu können. Hätte ich ihn vor die Wahl gestellt, hätte er sich fürs Zuhausebleiben entschieden. Wir sind trotzdem losgefahren. Weil ich weiß, dass er seine Erzieherin sehr mag, dass er in seiner Gruppe gut aufgehoben ist und ihm das Spielen mit seinen Freunden Spaß macht. Und trotzdem ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie viel Tagesbetreuung für ein noch recht kleines Kind gut ist und welche Betreuungsform am besten passt.
Bindung: der Schlüssel für eine gute Betreuung
Die Politik versucht derzeit möglichst schnell so viele Betreuungsplätze wie möglich aus dem Boden zu stampfen. Auf diese Weise möchte sie den Rechtsanspruch auf eine Tagesbetreuung erfüllen und so den Eltern die Berufstätigkeit neben der Familie ermöglichen. Darüber dürfen wir aber nicht vergessen, welche Bedürfnisse ein- bis dreijährige Kids haben. Das sind in erster Linie stabile Beziehungen. Frühkindliche Bildung – darüber sind sich Pädagogen und Psychologen einig – gelingt nur über eine gute Bindung. „Kinder lernen vor allem von Menschen, in sozialen Interaktionen und durch emotionale Beziehungen zu ihnen“, so Bindungsforscherin Prof. Dr. Lieselotte Ahnert. Gute Betreuung im Kleinkindalter kann also nur gelingen, wenn auch die Beziehungsgestaltung stimmt.
Sie wirkt sich maßgeblich auf das Wohlbefinden der Kinder aus und ist längst zum Schlüsselmoment bewährter Eingewöhnungsmodelle – sei es das Berliner Modell oder das etwas weniger bekannte Münchener Modell (s. Kasten) – geworden. Beide Modelle beruhen darauf, dass die Eingewöhnungszeit erst dann endet, wenn das Kind eine tragfähige Beziehung zur Erzieherin oder Betreuungskraft aufgebaut hat und bei Bedarf von ihr getröstet werden kann. Dort, wo Kinder sich sicher aufgehoben und wohl fühlen, entfalten sie von selbst die so unbändige Lust, die Welt zu entdecken, sich auf Neues einzulassen zu lernen und zu interagieren – und sich so emotional, sozial, kognitiv und sprachlich weiterzuentwickeln.
Krippe oder Kinderfrau?
Wo aber kann dies am besten gelingen? In der Krippe, in einer Kita-Gruppe, bei der Tagesmutter, der Kinderfrau, bei Oma und Opa oder mit einem Au-Pair? Natürlich gehören zu dieser Entscheidungsfindung auch praktische Fragen, die Eltern vorab für sich klären müssen, um die passende Betreuungsform zu finden.
Checkliste – Was ist bei der wahl einer Betreuung wichtig?
Mit diesen praktischen Fragen lässt sich gut herausfinden, welche Rahmenbedingungen unbedingt erfüllt sein sollten und wo Zugeständnisse möglich sind.
- Für welchen Zeitrahmen brauchen wir die Betreuung?
- Wie ist der Betreuungsschlüssel, das heißt: Wie groß ist die Gruppe und wie viele Erzieherinnen kümmern sich um die Kinder?
- Wie sind die Betreuerinnen qualifiziert?
- Wie weit darf die Betreuung von zu Hause weg sein?
- Wie viel Geld können wir für die Betreuung ausgeben?
- Was ist uns in der Erziehung wichtig, auf welche Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit legen wir besonderen Wert? Z. B. Natur-, Waldorf- oder Montessoripädagogik?
- Welche räumliche Ausstattung ist uns wichtig? Großes Außengelände, Werkstatträume …
- Welche Bedeutung spielt für uns, welches Essen die Betreuung anbietet? (z.B. Allergien, glutenfrei, kein Schweinefleisch ...)
- Wie flexibel sind wir? Können wir eine Grippe einer Tagesmutter überbrücken?
- Wie sehr wollen bzw. können wir uns als Eltern in eine Einrichtung einbringen?
Tipp: Ordne die einzelnen Fragen einer Skala von 1 bis 10 zu. Das zeigt, was euch wirklich wichtig ist.
Unsere Checkliste mit diesen Fragen zur Betreuung findest du hier auch zum Downloaden und Ausdrucken.
In einer Krippengruppe werden maximal zehn Kinder unter drei Jahren betreut. Laut einer Bertelsmann-Stiftung aus 2017 kümmerte sich im März 2016 ein Erzieher bzw. eine Erzieherin im Schnitt um 4,3 Krippenkinder, regional gibt es aber große Unterschiede.
Eingewöhnungsmodelle
Das Berliner Modell sieht eine Eingewöhnungszeit von drei Wochen und mehr vor, je nach Alter, Temperament und Erfahrung des Kindes sowie den äußeren Umständen. Die Eltern helfen aktiv bei der Eingewöhnung in der Kita mit. Das Modell unterscheidet vier Phasen der Eingewöhnung: die Grundphase, Trennungsphase, Stabilisierungsphase und Schlussphase. In allen vier Phasen spielt die Erzieherin als neue Bezugsperson eine wichtige Rolle.
Das Münchener Modell setzt einen anderen Schwerpunkt. Hier steht nicht nur die Erzieherin als Bezugsperson im Vordergrund, sondern die gesamte Kitagruppe. Auch die zeitlichen Abläufe der Eingewöhnung unterscheiden sich leicht vom Berliner Modell.
Unsere Expertin Fabienne Becker-Stoll gibt hier
Bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater sind es, je nach Zulassung, bis zu fünf Kinder oder im Verbund, also wenn zwei Tagespflegekräfte sich zusammentun, bis zu neun Kinder. Hier müssen Eltern aber damit rechnen, dass die Tagesmutter oder der Tagesvater auch mal krank werden kann und es dann keinen Ersatz gibt. Und auch wenn größere Träger in einem solchen Fall Ersatzbetreuungen vermitteln, für kleine Kinder ist das in aller Regel großer Stress. Mit den Großeltern oder einer Kinderfrau kommt das Kind in den Genuss einer Eins-zu-eins-Betreuung, jedoch ohne Spielgefährten. Letzteres gilt auch für ein Au-Pair, das dein Kind zwar zu Hause betreut, aber im Normafall nur für ein Jahr bleibt und dann ein Wechsel ansteht.
Hansdampf oder Seelchen? Was das Naturell mit der Betreuungsform zu tun hat
Neben diesen Gegebenheiten bestimmen vor allem dein Kind und sein Temperament den Weg. Eine verantwortungsvolle Entscheidung erfordert deshalb genaues Hinschauen und Hinhören: Welche Wesenszüge bringt dein Kind mit? Ist es extravertiert? Oder eher zurückgezogen? Braucht es viel Bewegung, viel Anregung und Spielgefährten? Hast du zum Beispiel ein Draußen-Kind könnte eine Einrichtung, die den Schwerpunkt auf Bewegung und Naturerleben legt, eine gute Wahl sein.
Ist dein Kind eher sehr empfindsam, braucht es viel Nähe und wird ihm viel Lärm und eine wuselige Umgebung schnell zu viel? Dann ist eine Ganztagsbetreuung in einer Kita-Gruppe mit zwanzig Kindern wahrscheinlich nicht der richtige Einstieg. In diesem Fall kann die Tagespflege die bessere Lösung sein. Hier haben Eltern die Möglichkeit, ihr Kind zum Beispiel nur dreimal die Woche für fünf Stunden in einer kleinen Gruppe betreuen zu lassen.
Trennung ist Stress für kleine Kinder
Egal wo: Die Trennung von Mama oder Papa bedeutet für ein kleines Kind am Anfang Stress. Und damit dieser nicht krankmacht, will er gut dosiert sein. So jedenfalls hat es Anika Lehner erlebt. Als sie und ihr Lebensgefährte nach ihrer Elternzeit keinen Kitaplatz für die einjährige Elisa fanden, waren sie zunächst enttäuscht. Eine Tagesmutter war für sie zu diesem Zeitpunkt nur eine Notlösung. „Rückblickend hat sich die vermeintliche Notlösung als echtes Geschenk entpuppt“, sagt Anika heute. Elisa war von Anfang an ein Baby, das ganz viel Nähe brauchte – und die am liebsten von Mama. Den Babyschwimmkurs habe sie abgebrochen, weil Elisa hinterher nur noch weinte und sich kaum beruhigen ließ. Für sie war es zu viel Trubel.
Bei der Tagesmutter aber hat sie sich schnell wohl gefühlt und eingelebt. Die kleine, sehr familiäre Gruppe entsprach Elisas Wesen und Bedürfnissen. „Jetzt, mit dreieinhalb Jahren“, sagt Mama Anika, „ist Elisa so gestärkt, dass wir sie mit gutem Gefühl in die Kita wechseln lassen können.“
Link-Tipps
Weitere Infos zum Thema Tagesbetreuung
Ratgeber des Zentrums Bayern Familie und Soziales des Bayrischen Landesjugendamtes, viele Infos, die auch bundesweit gültig sind.
Das Online-Familienhandbuch wird herausgegeben vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)
Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Kinderbetreuung
Website des Bundesverbandes für Kindertagespflege
Kindertagespflege: eine echte Alternative
Dass Tagespflege für viele Kleinkinder eine gute Betreuungsoption sein kann, daran glaubt auch Gisela Gieren. Und sie hat damit mittlerweile einige Jahre Erfahrung. Im Jahr 2009 hat sie sich zur Tagesmutter qualifizieren lassen und betreut seitdem bei sich zu Hause bis zu fünf Kinder nach einem waldorfpädagogischen Ansatz. Familiär geht es bei ihr zu: Ruhe, Zeit und Geborgenheit, das sind für Tagesmutter Gieren wichtige Eckpfeiler in der Betreuung sehr kleiner Kinder. Aber auch für die Eltern ist sie da, lädt sie ein zu Festen, zu Elternabenden, sogar eine Fahrradtour für die Väter hat sie organisiert. Inzwischen leitet Gisela Gieren Gesprächskreise für Tagesmütter und -väter für einen gegenseitigen Austausch und Anregungen.
Entscheidungsfindung: Vertrau´ deinem Bauchgefühl!
Aber egal, ob die Entscheidung für Kita, Krippe oder Tagesmutter fällt, ob die angepeilte Lösung die richtige ist, verrät meist dein Bauchgefühl. Der Wohlfühlfaktor, der dir sagt „Hier sind mein Kind und ich richtig“. Oft entscheidet sich das schon an der Haustür. Wenn hier Zweifel kommen, Eltern sich nicht wirklich willkommen fühlen, „dann sollten sie nicht lange überlegen, sondern weitersuchen“, rät Gisela Gieren.
Ich fahre zur Kita, um meinen Jüngsten abzuholen. Er sieht mich und fällt mir lachend in die Arme. Passt, denke ich, und schaue ihn an. Aber reicht auch für heute.
Experten-Interview: „Im Zweifelsfall für das Kind entscheiden“
Expertin
Bild: FotoMairhofer
Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll leitet seit 2006 das Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Sie ist hierzulande die wichtigste Expertin zur frühen Kindheit. Ihre Schwerpunkte: Bindungstheorien und die Qualität von Krippenbetreuung.
Als Mutter zweier Kinder weiß sie, dass es nicht immer leicht ist, die richtige Entscheidung zu treffen.
kidsgo: Frau Prof. Becker Stoll, woran erkenne ich eine „gute“ Krippe? Worauf sollte ich bei der Auswahl unbedingt achten?
Fabienne Becker-Stoll: Ich muss mich als Eltern selbst wohl und willkommen fühlen und denken, hier würde ich jetzt auch gerne bleiben. Es muss zudem eine feste Bezugsperson für mein Kind geben und die Eingewöhnung sollte elternbegleitet und über einen Zeitraum von mindestens sechs bis zehn Wochen erfolgen. Wichtige Schlüsselmomente sind gerade bei sehr kleinen Kindern die Pflegesituationen: Wie läuft das Wickeln ab, wie feinfühlig wird hierbei auf das Kind eingegangen? Wie werden die Kinder getröstet, wie ist der Umgangston in der Einrichtung? Einen guten Eindruck in den tatsächlichen Alltag der ausgewählten Kita, bekommen Eltern auch, wenn sie darum bitten, mal ein paar Stunden zu hospitieren. Gute Kitas haben damit kein Problem.
kidsgo: Mit welchem Alter kann ich mein Kind guten Gewissens einer Kita anvertrauen?
Fabienne Becker-Stoll: Im zweiten Lebensjahr kommt es sehr auf das Kind an. Habe ich ein Kind, das sehr sensibel ist, alles um sich herum aufnimmt, ohnehin schon schwer in den Schlaf findet, dann kann es klug sein, noch zu warten. Ab etwa zwei bis zweieinhalb Jahren profitieren Kinder vom Kontakt und Input anderer Kinder. Aber auch dann lohnt es sich noch, genau abzuwägen, welche Betreuungsform und welche Betreuungszeiten passen. Zum Beispiel kann auch eine Kinderfrau eine gute Option sein. Ich bin selbst Französin und in Frankreich ist es insbesondere im ländlichen Raum üblich, dass kleine Kinder von sogenannten kommunal angestellten „Nourrices“ betreut werden. Diese Kinderfrauen betreuen die Kinder dann oft auch weiter, wenn sie die Ecole maternelle besuchen oder später in den Schulferien. Dadurch entsteht eine für Kinder sehr wertvolle Betreuungskonstanz.
kidsgo: Trennungsschmerz oder Alarmzeichen? Vielen Kindern fällt der Abschied von Mama oder Papa auch nach der Eingewöhnungsphase noch schwer. Ab und an fließen noch Tränen, die schnell versiegen, sobald Mama außer Sichtweite ist. Wann aber muss ich hellhörig werden?
Fabienne Becker-Stoll: Wenn mein Kind in der Kita in Tränen ausbricht, obwohl es eigentlich gern dort ist, aber es eben das I-Tüpfelchen wäre, wenn Mama auch dableiben und mitspielen könnte, dann ist im Grunde alles in Ordnung.
Wenn mein Kind allerdings schon am Morgen zu Hause weint, sich vielleicht nicht anziehen lassen will und hier schon deutlich wird, dass es partout nicht in die Kita möchte, heißt das Alarmstufe Rot. Eltern sollten dann auf jeden Fall das Gespräch mit der Bezugsbetreuerin suchen. Ein gutes Indiz ist auch, wie das Kind drauf ist, wenn ich es abhole. Muss es dann erstmal weinen oder ist extrem quengelig, ist das oft ein Zeichen dafür, dass es ihm zu viel und der Stresspegel zu hoch ist.
kidsgo: Was sollte ich tun, wenn ich das Gefühl habe, mit unserer Betreuungslösung stimmt grundsätzlich etwas nicht?
Fabienne Becker-Stoll: Dann ändern Sie etwas. Unbedingt. Kinder denken und fühlen noch in anderen Zeitmustern. Für sie ist ein halbes Jahr eine Ewigkeit, die sie nicht überblicken können. Jedes Herausnehmen aus einer unguten Situation ist für das Kind eine Rettung. Eine Lösung tut sich immer auf. Hier möchte ich allen Eltern einfach Mut machen, kreativ zu werden und im Zweifelsfall immer für das Kind zu entscheiden. Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind eine so wichtige und unwiederbringliche Zeit, die sehr schnell vorbei ist.
kidsgo: Frau Becker-Stoll, herzlichen Dank für das Interview.
Zahlen, Daten, Fakten rund um die Tagesbetreuung
In Deutschland wird aktuell rund ein Drittel aller Kinder unter drei Jahren außerhalb der Familie in einer Kita oder von Tagespflegepersonen betreut. Allerdings lohnt es sich, diese Zahl genauer anzuschauen, denn die Unterschiede sind abhängig vom Bundesland und Lebensalter des Kindes sehr groß. Während die Betreuungsquote in NRW bei nur rund 26 Prozent liegt, ist sie in Brandenburg und Sachsen-Anhalt mehr als doppelt so hoch. Nur 2,5 Prozent der Untereinjährigen werden außerhalb ihrer Familien betreut. Bei den Ein- bis Zweijährigen ist es etwa ein Drittel, bei den Zwei- bis Dreijährigen doppelt so viel.
Einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes zur Folge jedoch immer noch zu wenig. Demnach wünschen sich knapp 60 Prozent aller Eltern von Ein- bis Zweijährigen eine Betreuung für ihr Kind, bei den Zwei- bis Dreijährigen würden gerne drei von vier Eltern ihr Kind betreuen lassen. Obwohl Tagespflege eine seit Jahren etablierte Betreuungsform ist, nutzen nur gut 15 Prozent der Eltern diese Möglichkeit.
Alle Betreuungsformen im Überblick
Kindertagespflege
Wie der Besuch einer Kindertagesstätte wird auch diese Betreuungsart staatlich gefördert. Tagespflegepersonen, die Kinder regelmäßig mehr als 15 Stunden pro Woche außerhalb des Haushalts der Eltern betreuen, benötigen eine Pflegeerlaubnis vom jeweiligen Jugendamt. In vielen Städten vermitteln auch große Sozialträger wie Diakonie, Caritas oder AWO Tagesmütter und -väter. Sie können bis zu fünf Kinder bei sich zu Hause oder in angemieteten Räumen betreuen. Arbeiten zwei Tagesmütter/-väter zusammen im Verbund, dürfen sie maximal neun Kinder gemeinsam betreuen. In der Tagespflege geht es meist familiärer zu als in Kindertagessstätten, auch die Betreuungszeiten können individueller abgesprochen werden. In aller Regel erfolgt mit drei Jahren ein Wechsel in den Kindergarten. Nachteil: Wird die Tagesmutter krank, gibt es meist keine Ersatzbetreuung.
Checkliste
Sind wir hier richtig?
Die Entscheidung für eine Einrichtung ist gefallen. Aber haben wir auch die richtige getroffen? Diese fünf Fragen helfen dir, um dich zu vergewissern:
- Betrete ich selbst gern die Einrichtung oder die Wohnung der Tagesmutter/des Tagesvaters?
- Hat mein Kind Vertrauen zu seinen Erziehern/innen? Lässt es sich von ihnen trösten, wenn ich weggehe?
- Geht mein Kind gerne hin, erzählt es mir von den Ereignissen des Tages?
- Beschäftigt sich mein Kind mit dem, was gerade in seiner Gruppe passiert, kann es sich dort einbringen?
- Werde ich als Mutter oder Vater ernst genommen?
Kinderfrau
Kinderfrauen, die Kinder im Haushalt der Eltern betreuen, benötigen keine Pflegeerlaubnis, wohl aber einen Eignungs- und Qualifizierungsnachweis, wenn sie von Fachberatungsstellen vermittelt werden. Mitunter können Jugendämter bei der Vermittlung helfen, ansonsten finden Eltern sie über private Anzeigen oder professionelle Agenturen. Einige Kinderfrauen arbeiten auf Minijob-Basis. Eine Kinderfrau ist sicherlich nicht die kostengünstigste Variante, dafür aber eine sehr flexible.
Au-Pair
Au-Pairs sind meist junge Erwachsene aus dem Ausland, die mit im Haushalt leben und gegen Kost, Logis und ein Taschengeld stundenweise Kinderbetreuung übernehmen. Diese Betreuungszeit darf nicht mehr als sechs Stunden täglich sowie 30 Stunden pro Woche überschreiten. Wer ein Au-Pair aufnimmt, muss diesem ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen können und bedenken, dass es nur maximal ein Jahr bleibt.
Oma und Opa
Manchmal fügt es sich und Oma oder Opa können in den ersten Lebensjahren stundenweise die Betreuung übernehmen. Für die Kinder hat das den Vorteil, dass sie Oma und Opa ja schon kennen und die Beziehung etwas Bleibendes darstellt. Großeltern können auch ein etwas kränkelndes Kind noch betreuen. Geklärt sein muss aber, ob sie regelmäßig für ein länger Betreuungszeiten zur Verfügung stehen und welche Notlösung es im Krankheitsfall gibt.
Buchtipps
Wie viel Mutter braucht ein Kind?
Bindung – Bildung – Betreuung: öffentlich und privat
Die international renommierte Bindungsforscherin Prof. Dr. Lieselotte Ahnert betont, wie wichtig die Bindung für ein Kind ist. Sie geht den Fragen auf den Grund was kleine Kinder unbedingt brauchen und deshalb eine Betreuung außerhalb der Familie gestaltet sein muss. Zentraler Ausgangspunkt ihrer Überlegungen sind dabei das Erleben und Verhalten des Kindes.
Ein gutes Buch für alle, die gern etwas tiefer in das Thema einsteigen möchten und sich auch für die Geschichte der Kinderbetreuung interessieren.
Lieselotte Ahnert, Springer Spektrum, 2010, 14,99 Euro, ISBN 978-3-662-46820-3,
Kita, Krippe, Tagesmutter
Die beste Betreuung für glückliche Kinder und entspannte Eltern
Ein gutes Buch für alle, die einen Überblick über Betreuungsvarianten suchen – ergänzt durch viele Erzählungen von Eltern, praktische Tipps und einen Blick über den Tellerrand in europäische Nachbarländer. Schade nur, dass dieses Buch vom Verlag nicht mehr aufgelegt wird und darum nur noch gebraucht oder als E-Book zu haben ist.
Aylin Lenbet, TRIAS Verlag, 2014, E-Book, 12,99 Euro, ISBN 978-3-8304-6950-6
Zweifel an der Betreuung – was jetzt?
Jeden Nachmittag, wenn ich mein Kind aus der Kita abhole, wirkt es extrem angespannt. Wegen jeder Kleinigkeit bricht es in Tränen aus und abends findet es nicht in den Schlaf. Morgens will es dann nicht aufstehen und sich nicht anziehen lassen. Wir haben den Eindruck, irgendetwas stimmt nicht? Dabei ist in unserer Familie in letzter Zeit gar nichts Besonderes passiert. Wer diese Stress-Alarmzeichen seines Kindes beobachtet, sollte nicht zögern und das Gespräch mit der Kita oder Tagespflege suchen.
Vielleicht ist die Eingewöhnung zu früh beendet worden und das Kind braucht nochmal einen Schritt zurück. Das kann manchmal auch nach längeren Urlaubs- oder Krankheitsphasen der Fall sein.
Ein Kita-Alltag ist anstrengend. Eventuell wäre es für das Kind eine Entlastung, wenn die Betreuungszeiten ein bisschen reduziert werden können, zum Beispiel nur fünf statt sieben Stunden täglich. Oder es gibt in der Gruppe gerade eine schwierige Situation. Gerade sehr sensible Kinder haben feine Antennen dafür, was um sie herum geschieht.
Natürlich kann es auch sein, dass die Betreuung einfach schlecht ist, der Betreuungsschlüssel nicht stimmt, die Kräfte dauernd wechseln, nicht ausreichend ausgebildet sind oder, was am schwersten wiegt, nicht genügend Einfühlungsvermögen besitzen. Dann helfen nur ein radikaler Schnitt und die Suche nach einer Alternative.