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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
Geburt

Unsere zweite Geburtshaus-Geburt

Alles über unsere zweite Geburtshaus-Geburt

Hallo ihr lieben Alle,

gerne wollte ich meinen Geburtsbericht mit euch teilen:

40+4. Wir fahren zur Vorsorge ins Geburtshaus. Da wir schon vier Tage über dem errechneten Termin sind, müssen wir alle zwei Tage zur CTG-Kontrolle. Der Muttermund stagniert bei vier bis fünf Zentimetern. Bislang haben noch keine produktiven Geburtswehen eingesetzt und wir stehen langsam unter Druck. Da wir fest mit einer Geburt vor Termin gerechnet haben, brechen uns Stück für Stück alle verfügbaren Betreuungsmöglichkeiten für unser großes Kind weg.

Ich stehe unter Stress. Mein Vater übernachtet bei uns und ich kann den Druck kaum aushalten, sein Urlaub ist nämlich bald vorbei. Außerdem fällt es mir schwer, abzuschalten, wenn eine “fremde” Person in der Wohnung ist. Ich fühle mich dauerhaft verantwortlich. Eins weiß ich: So kriegt man keine Wehen.

Also fragen wir bei 40+2 nach einer Eipollösung - ohne Erfolg. Die erhofften Wehen bleiben aus.

Bei der nächsten Vorsorge wird nun ein Wehen Cocktail als natürliche Einleitungsalternative angesprochen. Zögerlich bitten wir darum. Rizinusöl soll ja auch Risiken haben. Aber eine natürliche Einleitung ist mir an Ende lieber, also trinke ich ihn noch im Geburtshaus. Es ist übrigens kein Alkohol enthalten. Das war uns sehr wichtig, da meiner Meinung nach jeder Tropfen Alkohol in der Schwangerschaft schadet. Enthalten sind Saft, Mandelmus und Rizinusöl. Der Cocktail schmeckt gut und hat sogar eine lustige Glitzerpalme und einen Strohhalm – und man muss keine 8 € dafür bezahlen. Herrlich!

Wir fahren nach Hause. Im Auto wird mir übel. Aber übergeben muss ich mich zum Glück nicht. Zwei Stunden später merke ich den ersten Effekt auf den Darm und gehe aufs Klo. Durchfall habe ich keinen. Zwei weitere Stunden später spüre ich deutliche Wehen. Wir fahren los. Auf unserer Strecke befinden sich zwei Staus. Das Navi zeigt eine Fahrtzeit von 58 Minuten (normal sind es 37 Minuten). Ich gerate leicht in Panik und frage mich, wie ich das mit einem derart geöffneten Muttermund bloß aushalten soll. Mein Körper reagiert prompt und stellt die Wehen ab.

Ich bin gefrustet und habe Angst, dass die Geburt nun abgebrochen wurde. Wir kommen an und es sind weiterhin keine Wehen da. So langsam kommen sie wieder, aber der kleinste Störfaktor bringt mich total aus dem Konzept. Die engagierte Geburtsfotografin und die Hebamme schicke ich immer wieder raus. Selbst mein Mann muss mehrmals den Raum verlassen. Da die Wehen weiterhin eher schwach sind, probieren wir es zusätzlich mit einem Einlauf. Dieser wirkt mit ein bisschen mehr Privatsphäre wahre Wunder. Die Wehen kommen zurück und werden stärker. Nach ein paar Stunden Arbeit schlägt die Hebamme vor, nach dem Fortschritt zu tasten. Ich falle vom Glauben ab, dass es nur 5 cm sein sollen. Nach zwei Stunden hat sich fast nichts getan. Mir dauert das alles viel zu lange, also gehe ich in die Badewanne. Hier hören die Wehen wieder komplett auf.

Das Hin und her macht mich schier verzweifelt. Ich gehe davon aus, wieder nach Hause geschickt zu werden. Eine weitere Stunde vergeht. Die Hebamme gibt mir ein Zäpfchen und Globuli. Ich glaube nicht an Homöopathie, aber probieren kann man es ja trotzdem. Wir werden spazieren geschickt. Die Wehen kommen nun volle Möhre zurück. Seit 19 Uhr waren wir nun da. Es ist 23 Uhr und so langsam falle ich in Trance. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Die Wehen sind derart intensiv, dass ich kaum etwas mitbekomme. Obwohl sie unangenehm sind, empfinde ich sie nicht als schmerzhaft. Mitternacht. Wir kehren zurück. Die Hebamme tastet erneut. Dieses Mal lasse ich mir den Befund nicht sagen – ich möchte nicht wieder enttäuscht werden. Sie sagt, dass alles prima sei. Um 1 Uhr schaut sie erneut. Wieder lasse ich mir den Befund nicht sagen. Sie meint, die Fruchtblase bilde ein Polster vor dem Muttermund, weshalb das Köpfchen nicht effektiv arbeiten könne. Mir wird eine manuelle Öffnung der Fruchtblase vorgeschlagen.

Nach Wehencocktail, Einlauf, Globuli und Zäpfchen fühle ich mich langsam “übertherapiert” und lehne ab. Da wir eine interventionsfreie Geburt ohne Medikamente oder Eingriffe in die Geburt wünschen, fühle ich mich schon derart abseits von meinen Wünschen, dass ich kein gutes Gefühl dabei habe.

Zwischenzeitlich werden die Wehen immer stärker. So stark, dass ich an den Punkt komme, es kaum noch auszuhalten. Also gehe ich wieder in die Wanne und hoffe, dass die Wehen schwächer werden oder aufhören. Das werden sie tatsächlich und ich kann mich 30 Minuten ausruhen. Als ich aus der Badewanne aussteige, kommen die Wehen in voller Stärke zurück. Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass ich das nicht mehr aushalten kann. Mein Mann schlägt mir nun zum dritten Mal die manuelle Öffnung vor und ich stimme zu. Er holt die Hebamme und sie öffnet die Fruchtblase. Ein riesiger Schwall ergießt sich zwischen meine Beine. Der unglaubliche Druck ist sofort weg. Die Wehen werden schlagartig erträglicher.

Die Hebamme möchte nur kurz etwas zum Schreiben holen und verlässt den Raum. Ich liege auf der Seite und merke, dass mein Kind nun geboren werden möchte. Ich schreie so laut, dass ich Sterne sehe. Der Druck ist unbeschreiblich. Eine Urgewalt überrollt mich. Die Hebamme rennt zu mir und dreht mich im letzten Moment auf die Knie in den Vierfüßlerstand. Mein Körper drückt mit aller Kraft. Der Kopf kommt. Ich spüre, wie er sich wie eine Rakete durch mich durchschießt. Eine Fontäne Fruchtwasser spitzt in alle Richtungen aus mir heraus und der Kopf wird geboren. Ich soll sofort aufhören. Mir erscheint die Forderung unmöglich, dennoch versuche ich es. In der zweiten Wehe kann ich nicht mehr. Der Körper wird geboren. 4 Minuten nach dem Öffnen der Fruchtblase liegt mein Kind zwischen meinen Beinen. Ich höre, wie es leise quäkt. Gleichzeitig denke ich, dass ich garantiert von oben bis unten eingerissen bin. Kein Körper kann 4 Kilo in 4 Minuten aus dem Körper schieben, ohne dabei einen Schaden zu erleiden. Meine Beine zittern. Vor Angst, vor Freude, vor Anspannung. Ich lege mein Kind auf den Bauch. Es ist überwältigend und sie ist wunderschön.

Nach wenigen Minuten drückt schon die Plazenta und ich presse sie heraus. Sie ist vollständig und obwohl ich vorher die Vorstellung, mein eigenes rohes Fleisch zu essen ablehnte, habe ich nun doch den Impuls, ein Stück von ihr zu essen. In meiner Hoffnung soll das den Schaden der vermuteten Geburtsverletzungen zumindest halbwegs reparieren.

Ich merke immer wieder, wie sich schwallartig Blut aus mir ergießt und rufe panisch die Hebamme. Auf die Idee, dass das Wochenfluss sein könnte, bin ich selbst nicht gekommen. Ich dachte, ich verblute gerade an meinen Geburtsverletzungen! :D

Nun werde ich untersucht. Zu meinem Erstaunen ist alles intakt. Damm, Scheide, Schamlippen und Zervix sind unversehrt. Nichts brennt. Nichts tut weh.
Unser Baby erreicht einen Apgar-Wert von 10/10 und ist damit perfekt in die Welt gestartet.

Mein Mann nabelt sie ab und wir bleiben noch eine Weile liegen. Ich versuche, die Maus anzulegen, aber es erweist sich schwieriger als gedacht. In der ersten Stunde wird es nichts, aber das ist auch in Ordnung. Ich fühle mich fit wie ein Turnschuh, obwohl ich fast 24 Stunden nicht geschlafen habe. Meinem Mann hingegen geht es nicht so gut. Wir beschließen, nach Hause aufzubrechen und bitten nach der U1, dem U-Heft für den Kinderarzt und den anderen Dokumenten fürs Standesamt.

Im Auto haben wir große Probleme, die Autoschale festzuschnallen. Das gehört wohl dazu! :D

Zu Hause werden wir von der großen kleinen Maus und dem Opa begrüßt und legen uns für ein kleines Nickerchen ins Bett. In den nächsten Stunden klappt das Anlegen super und die kleine Maus spuckt dann sogar immer wieder Fruchtwasser mit Kolostrum.

Wir sind sehr müde, aber überglücklich.

Eure Maja.



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Kommentare von Lesern:

Maja17.05.2021 13:46

Vielen Dank!

Die Geburt war sehr schön für uns. Schade, dass es dieses Mal nicht mit der Hausgeburt geklappt hat. Aber eventuell klappt es ja ganz eventuell bei einem eventuellen dritten Kind. Wer weiß das schon.

Liebe Grüße euch allen, die meine Reise bis hierhin verfolgt haben.

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Gast14.05.2021 16:31

Das sollte "Alles Gute" heißen! Sorry.

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Gast14.05.2021 16:16

Wie schön zu lesen, dass alles gut ist!
Welch ein Glück!
Alle Gute!

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I.H.14.05.2021 14:04

Das sollten keine Fragezeichen werden, sondern ein Kleeblatt.

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I.H.14.05.2021 14:03

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eurer Tochter ????

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