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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Julia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

25. Schwangerschaftswoche

Huch, wieder eine Woche um!

Das Thema Geburt war diese Woche schwer präsent! Hebammen und ihre Rolle spielten auch eine Rolle...

Momentan weiß ich gar nicht so genau, ob ich finde, dass die Zeit schnell dahinrast oder nicht. Jeder Tag ist so vollgestopft, hauptsächlich mit beruflichen Sachen, aber auch mit anderen Tätigkeiten! So kommt mir die Woche im Rückblick so vor, als wären es drei gewesen. Das kann doch nicht alles in eine Woche gepasst haben! Nicht, das was spektakuläres passiert wäre, es gab einfach so viel zu tun...

Vielleicht fange ich einfach mal vorne an, dann kann ich selbst auch gleich noch einmal rekapitulieren...;-)
Nach dem Arzttermin war das Thema "Entbindung wo und wie" kurzzeitig mal wieder sehr präsent und ich habe mit Interesse Biancas Überlegungen zu dem Thema gelesen. Es ist wirklich so: Wo man als Erstgebärende noch möglichst alle medizinische Hilfe und Unterstützung haben wollte und sich gar nicht vorstellen konnte, darauf freiwillig zu verzichten, dominiert jetzt ein anderes Gefühl. Irgendwie sowas wie: Ich will meine Ruhe, lasst mich doch einfach machen... Und schon kommt man auf die Idee, dass es vielleicht auch noch etwas anderes gibt als die Klinik.

Wie aber schon gesagt, sind die Alternativen hier in der Gegend arg beschränkt. Am letzten Donnerstag war ich dann endlich auf einem Infoabend einer Entbindungsstation und es ist erstaunlich, wie sehr das Ganze einer Verkaufsveranstaltung glich. Bestimmt 50 Besucher, freie Getränke und eine Armada an Ärzten, Schwestern, Stationsleitungen, Still- und Laktationsberaterinnen usw. sowie eine (schwangere) Hebamme, die einem alles erzählt haben, was man wissen muss und anschließend eine Kreißsaalführung. Bunte Lämpchen an der Decke, bunte Wände, gedämpftes Licht und viel Deko boten mir ein ganz anderes Bild als damals in der Uniklinik!

Erstaunt hat mich die (dennoch) hohe Kaiserschnittrate von über 30 Prozent. Das ist wirklich fast schon erschreckend. Wobei natürlich nicht gesagt wird, wie viele davon Problemfälle, Notkaiserschnitte oder gar Wunschkaiserschnitte sind. Denn auch das wurde deutlich gemacht: Beim Vorgespräch zur Geburt, falls "triftige Gründe" vorliegen, die aber schon so simpel sein können wie: "Meine erste Geburt war schwer, ich traue mir das nicht noch einmal zu", kann sich auch gemeinsam mit dem Kreißsaalteam für einen Kaiserschnitt entschieden werden!

Immerhin betonte die Hebamme, dass in Sachen Schmerzen dadurch nicht unbedingt etwas gewonnen wäre. Ich fands gut, dass sie das gesagt hat, habe aber sonst keine zu festgelegte Meinung dazu. Wer meint, das wäre die bessere Alternative zur spontanen Entbindung, soll es machen. Allerdings werde ich immer nachdenklich, wenn Bedenken vorgebracht werden, wie ich z.B. letztens im Blog einer Hebamme gelesen habe, auf den ich mal zufällig gestoßen bin. Wie sich ein geplanter Kaiserschnitt aus der Sicht des Babys anfühlen könnte.... Ich weiß nicht ob hier Links rein dürfen, sonst kann man das hier nachlesen: http://hebamme-prader.blogspot.de/2011/09/geplanter-kaiserschnitt-aus-der-sicht.html

Überhaupt hat mich der Blog sehr beeindruckt. Sie schreibt immer so liebevoll über Mutter und Kind und deren Bedürfnisse, die für sie absolut im Vordergrund stehen. Ich bin manchmal - wahrscheinlich auch hormonbedingt - regelrecht gerührt beim Lesen und muss fast weinen...;-)

Ich wünschte, ich hätte so eine Hebamme! Die Ansichten sind zwar fast schon extrem pro Natur, pro Baby, pro Mutter im Mittelpunkt, aber genau so verstehe ich eigentlich den Job einer Hebamme gegenüber der "Gegenseite", die ja immerhin reichlich vertreten ist. Schlaue Ratschlaggeber, die Schulmedizin, die regelrechten "Moden" rund um das Thema Geburt, und nicht zuletzt alle die nicht aufhören können zu wiederholen, dass Schwangerschaft keine Krankheit ist und sich durch die Geburt eines Kindes doch nichts ändern muss.

Und überhaupt herrscht viel zu sehr die Meinung vor, Schwangerschaft, Kinderkriegen und Wochenbett und so seien ja eigentlich ein Klacks. Ich finde auch, es gibt keinen Grund zu jammern, aber auch keinen diese besondere Zeit als völlig normal abzutun. Es ist etwas ganz besonders, ein Wunder, das mehr als 9 Monate dauert und ein kräftezehrendes Ereignis für Mutter und Kind und irgendwie auch für die ganze Familie. Jeder (werdende) Vater macht ebenfalls eine besondere Zeit durch und vollbringt Höchstleistungen in Sachen Verständnis, Unterstützung und eigenen seelischen Turbulenzen (kleine Einschränkung bei ersterem: "wenn sie es dann tun" und bei letzterem "Was sie aber niemals zugeben würden").

Auch wenn es (und das ist ja auch völlig richtig) immer so klug heißt: "früher haben die Frauen ja auch einfach so ihre Kinder gekriegt und auch heute noch geschehen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in Entwicklungsländern u.ä. neben der Haus- oder Feldarbeit, zahlreichen weiteren Kindern und ganz ohne Geburtsvorbereitungskurse, Mütter-Wellness usw."....

Ich denke, früher und in diesen Ländern, wo das heute noch so ist, waren die Frauen aber auch ganz anderes durch Traditionen und Rituale "geschützt" und haben und hatten für ihre Bedürfnisse einen festen Platz. Entlastet durch Bekochen, durch Ammentätigkeit, durch "ich nehm heute Nacht mal dein Kind" usw. Sagt ja keiner, dass das immer alles gut ist und war, aber das ist es heute eben auch nicht unbedingt. Na ja, ich könnte stundenlang darüber weiterphilosophieren...irgendwie bereitet die Auflösung von festen Rollen, die grundsätzlich absolut begrüßenswert ist, ja immer Probleme. Männer wissen nicht mehr wie man Mann ist, Frauen nicht mehr wie man Frau (und) Mutter ist aber dafür gibt es mehr Freiheit für Individualismus und davon profitieren besonders die, die sich sonst in festen Rollenbildern arg gequält hätten. Das ist auf jeden Fall besser so, aber es bleibt eine Herausforderung, sich zu überlegen, wo man selbst eigentlich steht und wie man das vertreten und leben will.

Hm, so viel zur Rekapitulation der Wochentage...wurde eher ein wildes Herumphilosophieren....

Viel Zeit habe ich auch damit verbracht, Hebammen abzutelefonieren. Die meisten sind sehr nett, aber schon auf Monate ausgebucht! Kurz bevor ich so richtig panisch hätte werden können, hat dann doch noch eine zugesagt. Puhh! Zwar spielt sie nur zur Nachsorge eine Rolle, aber immerhin. In der Klinik hat die herumführende Hebamme mir bestätigt, dass es in der Rhein-Main Region einen regelrechten Hebammen-Engpass gibt. Wieder war von steigenden Haftpflichtprämien, schlechter Bezahlung bei echt doofen Arbeitszeiten die Rede - und ich kann auch echt verstehen, dass "freie Hebamme" kein attraktiver Beruf mehr ist. Eine wirklich schlimme Entwicklung und völlig ungerecht. Falls jemand mal eine Petition in die Finger kriegt: Immer unterschreiben!!!

So, genug der tieferen Gedankengänge für heute, nächstes Mal schreibe ich wieder was richtig Oberflächliches! Vielleicht zum Thema: Woher kriege ich einen bezahlbaren, schönen (bin sehr eitel) und warmen Umstandswintermantel!?

Ach ja, die eigentliche "Hauptperson" turnt weiter munter in meinem wachsenden Bauch herum, hat jetzt ab und zu Schluckauf und scheint sich rundum wohl zu fühlen. Mein Ratschlag der Woche war im Babynewsletter: Um negative Gedanken und Gefühle zu mindern, meiden Sie Menschen, die Ihnen nicht gut tun und auf die Nerven gehen! Super Tipp, aber wie sag ichs meinem Chef...;-)?

Viele Grüße,

Julia



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Kommentare von Lesern:

Lisa, FFM08.11.2013 19:47

...huch, zu schnell abgeschickt!

Also, wie gesagt, die GebOHeb sagt genau aus, wieviel eine Hebamme für eine Geburt (egal ob normal, per Glocke oder per KS) bekommt. Ich hatte eine Beleghebamme für einen geplanten KS (war mir lieber) und sie meinte, theoretisch ist das für sie sogar der bessere "Deal" da planbar und gleiches Geld für viel weniger Aufwand.

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Lisa, FFM08.11.2013 19:44

Hallo Gerd,
da irrst du - eine Hebamme bekommt für einen Kaiserschnitt genauso viel Geld wie für eine Normalgeburt ;)...

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Gerd, Norddeutschland08.11.2013 09:46

Ach ja, ich bin kein Verfechter des Kaiserschnitts, aber es ist doch klar, dass eine Hebamme per se an einer möglichst niedrigen Kaiserschnittsrate interessiert sein muss. Schließlich ist das ein Baby, das sie selbst eben nicht abrechnen kann.

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Gerd, Norddeutschland08.11.2013 09:44

Die ewigen Behauptungen "Früher wurden ja die Kinder auch einfach so geboren ohne das ganze Drumherum an Ärzten etc." kann ich nicht mehr hören. Jeder, der sich ein wenig mit der Alltagsgeschichte früherer Generationen beschäftigt hat, weiß, dass die Sterblichkeitsraten während und nach der Geburt - sowohl für die Mütter wie die Kinder - teilweise sehr hoch waren. Erst mit der Einführung moderner Medizin einschließlich des ach so geschmähten Kaiserschnittes ist es praktisch normal geworden, dass Mütter und Kinder die Geburt überleben. Jede Frau in einem Entwicklungsland würde nur zu gern in einer deutschen Klinik entbinden.

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Berlinerin06.11.2013 10:26

Der Onkel meines Mannes hat vor ein paar Jahren mal ne Familienchronik geschieben. Wenn man da so blättert ... Da bekamen Frauen im Mai ein Kind, im März des nächsten Jahres das nächste und das übernächste traf im Jahr darauf im August ein. Oh je, wenn ich das so lese, bekomme ich immer zwei Gedanken: 1. Den Männern eins überziehen und 2. die armen Fauen! Da hat keiner Rücksicht genommen! Und genau diese Genaration Frauen sagt heute: Du bist schwanger und nicht krank! Weil damals niemand darauf extra Rücksicht genommen hat. Gott sei Dank haben sich die Zeiten geändert ...

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