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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Julia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

36. Schwangerschaftswoche

Schwanger sein an sich - Grübeleien

Warum Kinderkriegen und Egoismus nicht zusammenpassen und warum schonen nicht immer hilft...

Jetzt hatte ich tatsächlich mal eine ganze Woche die Gelegenheit - dank vorbildlicher Unterstützung durch meinen Mann - nicht viel anderes zu tun als schwanger zu sein. Überwiegend in der Horizontalen... Irgendwie schön aber natürlich auch ganz schön langweilig.

Meine Babyparty letzte Woche war zum Glück keine kitschige rosa Luftballon-Veranstaltung, sondern ein netter "Frauenabend" unter Kolleginnen. Eine Kollegin meinte während unserer typischen Schwangerschaftsphänomene- und Geburtsgeschichten-Gespräche einmal: "Also wenn ich das alles so höre, macht mir das regelrecht Angst!" und eine andere dann: "Mit Recht!"

Mit Recht? Wenn man davon ausgeht, dass eine gewollte, normal verlaufende Schwangerschaft zwar einige Einschränkungen und Beschwerden mit sich bringt aber einem auf der anderen Seite die besten medizinischen Mittel und die größtmögliche Unterstützung gewährt wird, ist das Wort "Angst" vielleicht ein wenig hoch gegriffen.

Das brachte mich zurück zu der Überlegung warum sich eigentlich so viele Frauen so viel Zeit lassen, Kinder zu bekommen?

Mein erklärtes Lieblingsargument, sicher schon aufgefallen, ist die Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Kindern und Karriere/Erwerbsleben. Dabei bleibe ich auch. Speziell was das Timing angeht, steht frau da immer vor einer Herausforderung. Und wer ganz nach oben will auf der Karriereleiter, muss wohl (ob Frau oder Mann) in den allermeisten Fällen verzichten. Wobei je nach Branche wird es in der "Chefetage" wahrscheinlich auch irgendwann wieder einfacher...

Der Eindruck aus meiner privaten Feldforschung vermittelt mir aber inzwischen auch, dass es noch so viel mehr ist, was Menschen davon abhalten kann Kinder zu kriegen. Schlicht eine Art Unvereinbarkeit mit der gegenwärtigen Lebensweise. Es verändert vieles, das löst per se schon genug Angst aus. Schwangerschaft macht dick, unberechenbar und hilfsbedürftig (alles mal überspitzt ausgedrückt). Geburt ist schmerzhaft und unkontrollierbar, das Wochenbett russisches Roulette zwischen Wahnsinn durch Schlafentzug und postnatalen Depressionen. Eine Beziehung steht auf dem Spiel, weil droht, dass sich ein oder beide Partner verändern, vielleicht sogar dauerhaft! Auch körperlich, schließlich büßt gerade die Frau unweigerlich Jugendlichkeit ein, auch wenn nicht für alle und jeden nach Außen sichtbar: "the old mare ain't what she used to be..."

Allerorten wird Erstgebärenden empfohlen doch noch EIN Mal mit dem Liebsten "schön essen zu gehen", "romantisch Urlaub zu machen" oder sonst was. Selbst wenn das Paar schon seit Jahren nichts anderes macht und sich vor lauter Zweisamkeit vielleicht schon anödet...?

Kinder schränken ein, aber in erster Linie die völlige Freiheit und Selbstbestimmung - ja, den egoistischen Lebensstil, den die meisten von uns pflegen können. Vielleicht muss man seine Maßstäbe ein wenig angleichen, denn dieser Lebensstil wird am Ende nur durch die "Opfer" anderer möglich. Durch die, die Kinder kriegen und damit eine kommende Generation produzieren, die konsumiert und in die Kassen einzahlt und auch auf Kosten all der Menschen die (überall auf der Welt) arbeiten und Familien haben müssen, um zu ÜBERleben. Die vielleicht NIE schick essen gegangen sind...

Nach wie vor plädiere ich dafür, dass es am wichtigsten ist, dass Kinder selbstverständlicher sind, willkommener. Menschen mit Kindern sollten nicht von einen Leben zum anderen wechseln müssen, in Eltern-Communities und Mutter-Kind Cafés ghettoisiert werden. Ich fühle mich mit Kind immer dort am wohlsten, wo es nicht ausdrücklich für Kinder ist, sie aber trotzdem willkommen sind (italienische Eiscafés...). Vielleicht geht das nicht jedem so aber ich behaupte einfach mal, viele würden lieber weiter in ihr Stammlokal gehen, als in ein rosa-blau eingerichtetes Café wo es Babycino und sowas gibt...!

Ich selbst hatte drei Geschwister und frage mich manchmal wie - wenn man heutige Maßstäbe ansetzt - meine Eltern "überleben' konnten. Meine Mama berichtet aber dann schon häufig von Nachbarn die geholfen, oder anderen kinderreichen Familien, die hilfreich waren -praktisch UND in moralischer Hinsicht!
Ich hätte jedenfalls eigentlich gerne noch mehr Kinder aber dafür habe ich zu spät angefangen und werde es mir zudem auch zunächst mal nicht nicht leisten können.

Außerdem ist schwanger sein wirklich furchtbar anstrengend ;-)!

Apropos schwanger, mein Schonprogramm hat leider nicht viel gebracht. Der Kontrolltermin ergab, dass weitere mm geschwunden sind. Das CTG war aber "sehr schön", Kind ist wohlauf und in einer Woche wäre die kleine Bauchbewohnerin zwar immer noch früh dran, aber offiziell kein Frühchen mehr.

Nächste Woche dann wieder weniger philosophisch und auch mit hoffentlich neuen Ergebnissen aus der Kinderwagen-Nähstube...(@Meike: lustig übrigens, Kiel war meine alte Stadt, die über die Feiertage Sturm und Regen und daher keinen Anlass zu sentimentalen Gedanken bot...) Als Anschauungsobjekt dafür diesmal ein Bild von einem kürzlich selbstgemachten Wickelbody (wohlgemerkt der 3. Anlauf!).

Bis nächste Woche, hoffentlich weiter als two-in-one!

Eure Julia

Bild: Privat



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Kommentare von Lesern:

Maike, Kiel24.01.2014 22:52

der Body ist super geworden! Würd ich so kaufen :-)

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Melanie23.01.2014 08:34

Die Überlegungen, wie meine eigenen Eltern das früher geschafft haben (ich habe zwei Geschwister), hatte ich auch schon. Und das obwohl wir erst vor kurzem das zweite Kind bekommen haben.

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Julia22.01.2014 20:38

Danke! Inzwischen sind auch Knöpfe dran...das mit dem Jersey geht in diesem Fall, da alles aus einem Stück ist und nur die Ärmel angesetzt werden. Das Schrägband gabs im Kaufhaus mit K!

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Stefanie, Frankfurt22.01.2014 18:34

Ist sehr süß geworden. Mit Jersey steh selbst ich auf Kriegsfuß. Hast du das Schrägbsnd selbst gemacht?

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In diesem Beitrag geht's um:

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