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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
28. Schwangerschaftswoche

Alles im grünen Bereich?

Einarbeitung, Arbeitsteilung und die Frage nach dem Warum..

Wieder mal live aus der FA-Praxis hab ich ausreichend Gelegenheit über die vergangene Woche zu berichten. Denn heute steht der Zuckerbelastungstest auf dem Plan (warum macht man den noch mal?) und ich werde mindestens den halben, wenn nicht den ganzen Vormittag hier im Wartezimmer verbringen...Bis jetzt bin ich schon 20 Minuten hier ohne dass irgendwas passiert ist... aber das ist ja ein altes Lied!

Das "einschneidenste" Ereignis in der letzten Woche war wohl der Beginn der Einarbeitung meiner Elternzeitvertretung. Eines Morgens komme ich ins Büro und da steht ein neuer Schreibtisch neben meinem. Ich bin immer erst um neun da, sie war schon früher da und hat gleich an einer Telefonkonferenz teilgenommen, die ohne mich angefangen hatte.

Ein bisschen hat mich das an einen Roman erinnert, den ich mal gelesen habe, in dem der Protagonist morgens in seine Klasse gehen will (er ist Lehrer) und als er die Tür öffnet, sieht er sich schon vorne am Pult stehen und unterrichten. Nachher weiß man dann nicht mehr so genau, ob er nicht von Anfang an der Doppelgänger war und der andere, der arme Mann, der von ihm heimgesucht wurde. Egal, so oder so, er wird nachher natürlich verrückt...

Ich bisher nicht, denn meine Vertreterin ist wirklich nett und da es diese Woche unheimlich viel zu tun gab war sie sogar eine große Hilfe und Entlastung! Und ich habe feststellen dürfen, dass es mir gar nicht schwer fällt, "loszulassen" wie mir zum Teil prophezeit wurde. Im Gegenteil, ich finde es sogar beruhigend, dass jetzt jemand da ist, der meine Arbeit machen kann, wenn ich verhindert bin! Natürlich schafft so eine Einarbeitung neben der Entlastung natürlich auch eine zusätzliche Belastung, denn wo man vorher einfach schnell mal gemacht hat, muss man jetzt sein Handeln hinterfragen, strukturieren und nachvollziehbar machen...Da man das ja eh immer sollte, ist es eine ganz gute eigendisziplinarische Übung, aber es hält natürlich auch auf.

Was auch aufhält, ist die organisatorische Seite meiner Elternzeit. Letztens habe ich doch tatsächlich mit einer konkreten Frage bei der Elterngeldstelle der Stadt angerufen und gefragt ob Einmalzahlungen wie Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld auch aufs Elterngeld angerechnet werden. Nein, nicht bei Berechnung aus dem Ermessenszeitraum, sondern ob es abgezogen wird, wenn man während der Elternzeit und während des Bezugs von Elterngeld diese Einmalzahlungen erhält. "Ich glaub nicht, es wird ja auch nicht bei der Bemessung angerechnet" lautete die lapidare (und schon selbst messerscharf vermutete Antwort). Auf meine Nachfrage, ob ich das auch irgendwo als rechtlich belastbare Aussage bekommen könnte, sagte die Dame doch tatsächlich: "Das weiß ich nicht, damit kenne ich mich nicht so genau aus..." Ich musste erstmal den Hörer von mir weg halten und auf dem Display nachgucken ob ich tatsächlich die Nummer gewählt hatte, die im Internet neben "Auskunftsstelle Elterngeld" stand!

Ähnlich ahnungslos verhält sich mein Arbeitgeber. Ich hätte ja keinen Urlaub mehr..., Die Gehaltserhöhung während des Mutterschutzes müsste ja verschoben werden usw. usw... Alles Dinge, die ich vielleicht ahnungslos (und damit zu meinem Nachteil) glauben würde, wenn ich es nicht zufällig besser wüsste...
Selbst das externe Lohnbüro, dass bei uns die Gehaltsgeschichten macht, gibt z.T. haarsträubende Falschauskünfte!

Letztens hatte ich eine tiefgehende Diskussion deswegen, ob es eine Art moralische Verpflichtung des Arbeitgebers gäbe, sich und seine betroffenen Mitarbeiterinnen über alles umfassend zu informieren oder ob die Schwangere sich das quasi "selbst eingebrockt" hätte und deswegen auch die Infos liefern muss? Ich weiß es nicht... Aber ähnlich wie bei den Steuern, mit denen ich mich kürzlich rum schlug, fühlt man sich teilweise schon ganz schön hilfslos im Paragraphen-Dschungel!

Und was da nicht noch alles kommt! Wie berechnet sich eigentlich genau das Elterngeld (jetzt bitte nicht der Tipp "Elterngeldrechner des BMFSJ", ich habe schon von Differenzen um die 400 Euro monatlich (!) gehört, die zwischen dort genanntem und nachher tatsächlichem Betrag standen!)? Dann muss der Kita-Zuschuss neu beantragt werden, das Mutterschaftsgeld, ggf. Wohngeld u.v.m... Meinen Mutterschutz werde ich wohl eher mit Behördenkram verbringen, als mit dem Nähen meines neuen Kinderwagenbezugs!

Nach einem langen arbeitsreichen Freitagnachmittag bin ich am Samstag zu Besuch zu meinen Eltern gefahren, mit dem Großen. Da ich lange nicht da war, war es echt nett, mal wieder Tochter zu sein! Leider waren die Nächte mehr als unruhig weil der Große einen fiesen Reizhusten entwickelt hatte und die Nacht durch gehustet hat. Selbst Hustenblocker brachte nur sehr kurze Ruhephasen...oh weh... als gut gelaunte, glückliche und alles im Griff habende berufstätige Frau und (werdende) Mutter haben meine Eltern mich dann am Frühstückstisch bestimmt nicht wahrgenommen!

Womit ich gleich beim nächsten Thema wäre: Der Frage nach dem "Warum?" Heute zum naheliegenden Thema: Warum sollte man Kinder haben?

Meine Schwester hat mal bei einem Ausflug in den Streichelzoo (da war sie selbst schwanger und ich hatte den Großen - damals noch Kleinen - dabei, im besten Trotzalter), die Frage gestellt, weil sie durch Beobachtung der Streichelzoobesucher (überwiegend Eltern mit Kindern) festgestellt hatte: "Alle Eltern(paare) sind genervt!"

Voneinander, von ihren Kindern oder einfach nur grundsätzlich gereizt und entnervt von ihrem Alltag. Auch ich empfinde das oft so, es ist alles zu viel, man hätte gerne mehr Langmut und Geduld, hat es aber nicht. Die Zeit fehlt an allen Ecken und Enden, man kann an manchen Tagen sein eigenes "Nein" nicht mehr hören und mit dem Partner hat man auch nicht wirklich das Gefühl von "wir beide im Team" sondern mehr so ein ewiges "kann der/die nicht auch mal" oder "immer muss ich alles..."

Auch Freundinnen berichten mir ähnliches oder geben ein ähnliches Bild ab. Es ist traurig. Irgendwie liegt es bestimmt am Alter (der Kinder) - die sind nun mal anstrengend so lange sie klein sind und erfordern viel Einsatz und Aufmerksamkeit. Doch das allein kann es ja auch nicht sein. Ist unsere Umwelt so kinderunfreundlich? Vielleicht zu inhomogen, was die Frage "Kinder oder nicht Kinder" angeht, selbst innerhalb der gleichen Altersgruppe? Seit Wochen haben wir z.B. unsere wirklich netten aber kinderlosen Nachbarn nicht mehr gesehen! Wenn man ehrlich ist, hat man sich aber ja auch vorher hauptsächlich zum Quatschen über allgemeine Themen oder einen trinken gehen getroffen. Vielleicht nicht immer das, was einen wirklich bewegt und auch mit anderen Kita-Eltern wird die Fassade doch immer ganz schön hochgehalten....Ist doch traurig!

Und überhaupt: Liegt es an dem Druck unter den man sich selbst setzt? Mangelndem Zusammenhalt mit anderen Eltern (Partnern und Freunden)? Ich denke weiter darüber nach, habe mir aber schon jetzt fest vorgenommen, wenigstens schon mal an mir selbst zu arbeiten! Also auf zum Friseur, neue Klamotten shoppen und jeden Tag ein liebes Wort zu meinem Schatz...haha!

Ergebnis des Praxisbesuchs ist übrigens: "Nur" eineinhalb Kilo zugenommen, Babylein noch oder wieder oder erstmalig in BEL aber sonst komplett altersgerecht entwickelt und alle Werte im grünen Bereich. Wenigstens eins was vorbildlich läuft ;-) Beim Ultraschall konnte man ein wildes Gewirr an Händen, Füßen und Gliedmaßen erkennen - der Fuß an der Stirn und die Hände an den Ohren. Die Ärztin war so freundlich, mir sogar ein 3D-Porträt auszudrucken, wo man das Gesichtchen schon richtig gut sehen kann...voll süß!
Ach so und mit dem Zuckerbelastungstest war auch alles bestens.

Für diese Woche doch ein gutes Ende (oder ein guter Anfang?)!

Bis zur nächsten Woche, die besten Grüße!

Eure Julia



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