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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Julia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

26. Schwangerschaftswoche

Keine Zeit keine Zeit -

Noch so lange oder schon bald? Die "öffentliche" Schwangerschaft und Timing-Fragen. Warum die Bahn Schwangeren nicht gut tut...

- mein Weg ist noch weit...

Was ist diese Woche passiert? Schwangerschaftsrelevantes eigentlich gar nicht. Zwischendurch hatte ich mal das Gefühl, dass mein Bauch gar nicht so groß ist, dann kam er mir wieder riesig vor. Mein Arzt sagte mir mal, das könne schon mal sein da die Fruchtwassermenge schwanke... Was auffällt, ist, dass die Schwangerschaft jetzt "öffentlicher" wird. Durch den deutlich sichtbaren und eindeutigen Bauch, nehmen auch halb Fremde an der Schwangerschaft teil, lächeln einem zu, fragen einen wie es einem geht usw. Besonders die weiblichen Kolleginnen nehmen deutlich mehr teil.

Mir ist aufgefallen, dass es immer niemand schlimm findet, dass man zunimmt - außer einem selbst. Aber ich weiß ja (zugegeben auch aus eigener Erfahrung) dass man schon mal ein bisschen amüsiert darüber ist, wenn eine Schwangere "dicke Bäckchen gekriegt hat" oder "auch hinten ein bisschen Bauch" und so! Na ja, ich versuche mich selber immer dazu anzuhalten, das nicht schlimm und wichtig zu finden, aber es ist halt immer einfacher gesagt als getan.

Als Frau ist man halt dermaßen darauf getrimmt, gut (und das ist leider oft gleichgesetzt mit schlank) auszusehen, dass diese krasse körperliche Veränderung (auf einmal Kurven in alle Richtungen) dennoch schwer anzunehmen fällt. Frei nach dem Motto: Da kämpft man ein Leben lang gegen Gewichtszunahme und dann soll es einem auf einmal ganz egal sein. Zu ändern ist es nicht, daher hilft es nur an "bessere Zeiten" zu denken... Bisher sind es auch "nur" ungefähr 7 kg, die ich drauf hab!

Am Wochenende war ich beruflich im Berlin und hatte den klaren Vorteil gegenüber meinem Mann, am Samstag ausschlafen und dann ausgiebig am Hotelbuffet frühstücken zu können. Schön...außer, dass ich trotzdem um halb sieben aufgewacht bin und nicht mehr schlafen konnte.

Auf der vorabendlichen Jubiläumsfeier eines unserer Partner hab ich eine Dame wieder getroffen, der ich erzählt habe, dass ich zu dieser Veranstaltung quasi für ein Jahr meinen Abschied nehme. Darauf meinte sie: "Ich auch!" Sie ginge jetzt in Rente. Und sie sagte auch noch, dass sie sich am meisten darauf freue, ab dann ein nicht mehr fremdbestimmtes Leben zu führen!

Das klingt so simpel - aber was für ein Privileg! Und mir fiel auf, dass ich mich darauf auch am meisten freue! Besonders durch die Arbeit aber auch durch viele andere Verpflichtungen - kommt es mir immer mehr so vor, als müsse ich Freiräume regelrecht suchen, als könne ich nichts in meiner Geschwindigkeit machen. Und das alles für andere und für Dinge, die weder die eigene Familie, noch mich selbst persönlich betreffen. Ich renne fast immer irgendwelchen Uhrzeiten oder Daten hinterher. Pünktlich zur Kita, pünktlich zur Arbeit, dies und das bis zur Mittagspause schaffen, pünktlich zurück aus der Pause, pünktlich zum Abendessen, rechtzeitig noch jemanden anrufen, nicht zu spät ins Bett, Wecker stellen, Deadline!

Und auch wenn jetzt bestimmt viele milde lächeln wenn ich das sage:
Ich freue mich auf die Zeit, wenn die Uhr keine Instanz mehr ist und es nur noch diese Gebote gibt: Baby ist wach, Baby schläft, hat Hunger oder die Windeln voll! Und wenn ich davon genug habe, mich zu hause langweilige oder den Stress vermisse, kann ich ja immer noch wieder früh genug arbeiten gehen!

Berufliches: Ich war bei den Einstellungsgesprächen für meine Vertretung dabei und durfte mitwählen...es kann mir ja eigentlich egal sein aber immerhin muss ich die verbleibende Zeit bis zum Mutterschutz mit ihm oder ihr eng zusammenarbeiten. Na ja, ich hab meine Stimme abgegeben, das letzte Wort habe natürlich nicht ich. Obwohl ich inzwischen deutlich spüren durfte, dass mich in Wahrheit niemand "loswerden" will und ich mich im Prinzip nicht fürchten muss, dass meine Stelle weg ist, wenn ich wieder anfangen will zu arbeiten: Trotzdem bin ich vehement, wenn jemand "Nachfolgerin" sagt und korrigiere immer hin zu "Vertretung"...;-)

So oder so - es ist echt deprimierend zu sehen, wie viele qualifizierte junge Menschen, die teilweise auch schon richtig gute Jobs hatten, arbeitslos sind! Vielleicht muss man am Ende noch dankbar für die Tretmühle sein!

Und auch wenn es nicht ohne ist einen Säugling zu versorgen, dazu einen Dreijährigen und den Haushalt für die ganze Familie zu schmeißen - ich freue mich schon sehr darauf mich nicht mehr jeden Tag, nine to five, selbst in Bürohaft halten zu müssen! Und das Timing lässt Vorfreude aufkommen: Durch die Feiertage und ein wenig Resturlaub kann ich schon zu Weihnachten aufhören.

Morgen treffe ich mich mit meiner Hebamme (ja, ich bin fündig geworden) und abends ist eine andere Klinik zur Besichtigung dran - wie es war berichte ich dann nächste Woche!

Ich bin besonders gespannt, was die Hebamme zu meinen Symphysenbeschwerden meint. Ich habe jetzt bereits gehört, dass man homöopathisch etwas dagegen nehmen kann und dass es Reiki dafür gibt. Leider ist es nämlich wieder schlimmer geworden, nachdem ich fast zwei Wochen lang dachte es gehe langsam weg. Doch spätestens das Rennen von Bahnsteig zu Bahnsteig auf dem Umstieg nach Berlin hat alle Hoffnung zunichte gemacht. Die D(oofe)B(ahn)!

Na ja...mal gucken was die Hebamme sagt!
Sie wird wahrscheinlich erleichtert sein, dass das meine (zurzeit) einzige Frage ist, denn am Telefon meinte sie, ich solle "die Liste nicht vergessen". "Hä, welche Liste?" ..: "die mit den Fragen..."

Bis dann!

Eure Julia



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In diesem Beitrag geht's um:

Symphyse, Hebamme, Zeitmanagement