... brr, brr... während ich diesen Bericht schreibe sitze ich hier in Wolljacke und eiskalten Händen. Ich habe dieses Wetter so satt!
Liebe Leser und Leserinnen,
es war die ganze Woche wieder kalt, so dass wir in der Nacht wieder heizen mussten und dick in Wolldecken eingemummelt sind. Ja im Vergleich zu euch ist es nicht so kalt, aber wenn es schon mal 35 Grad waren und jetzt wieder nur 20 Grad sind, dann ist das in meiner Wahrnehmung eiskalt. Naja muss ich halt noch etwas mehr Frust-Schokolade essen. ;) Anfangs dieser Woche war ich ja ganz optimistisch und bin Sommerkleidung für die Kinder einkaufen gegangen. Seit noch nicht so langer Zeit gibt es einen H&M hier in Kairo. Darüber bin ich sehr erfreut und schon fast Stammkundin dort. Denn der ägyptische Stil seine Kinder einzukleiden, entspricht mir nicht so. Besonders für Mädchen sind dies einfach Frauenkleider en miniature. Für Sakinah habe ich schon ihr erstes Sommerkleidchen erstanden und für Abd ar Rahman ein paar kurze Hosen. Aber das meiste der gekauften Kleider ist für Nusaybah bestimmt. Natürlich habe ich viel mehr Geld ausgegeben als ich eigentlich wollte. Jedoch wurde ich dann an der Kasse überrascht, dass jedes zweite Kleidungsstück gratis war. Da gerade an diesem Tag die neue Sommerkollektion eingetroffen war. Hach, so war mein Einkauf durch Zufall eine richtige Schnäppchen-Jagd und ein ausgezeichneter Start in die Woche.
Überhaupt war diese Woche sehr schön und mit vielen tollen Ereignissen. Dies lag sicher auch daran, dass mein Mann bei uns war und ich das natürlich sehr genossen habe. Auch für Nusaybah und Zainab war es eine Abwechslung und sie genossen ihren Vater. Auf den Schultern von Mama reitet es sich nicht so gut. Ob Sakinah und Abd ar Rahman bemerkt haben, dass Baba hier war, ist schwer zu sagen. Momentan sind sie noch auf allen Armen zufrieden, Hauptsache sie werden getragen. Aber Sakinah hat, als sich ihr Vater von ihr verabschiedete, ihn das erste Mal bewusst angelacht. Endlich... das ist so süß! Ich liebe die Zwei ja so oder so schon über alles und könnte sie stundenlang betrachten. Aber jetzt mit so einer direkten Reaktion, ach, da möchte ich sie nur noch knuddeln. Bei unserem Morgenritual heute, hat auch Abd ar Rahman mich das erste Mal bewusst angelacht. Ich kann ihm nun schon fast mit Bestimmtheit ein Lachen entlocken. Ich spiele mit meinen Fingern Auto und fahre die Beine rauf Richtung Bauch. Natürlich mache ich dazu laut brumm, brumm. Wenn ich beim Bauchnabel angelangt bin, mache ich mit einem leichten Stups tuuut. Da strahlt er mich direkt an!
Sehr genossen habe ich diese Woche auch das Essen mit meinem Mann. Die zwei Grossen wurden von Freunden von uns verwöhnt und die Zwillinge nahmen wir in den Kinderwagen-Oberteilen mit. Sie verschliefen die ganze Mahlzeit und wir konnten uns mal wieder richtig unterhalten und waren nicht nur Eltern. Zudem schmeckte der Fisch auch vorzüglich!
Gestern ist mein Mann nun wieder abgereist und ich habe wieder auf beiden Armen ein Baby. Ich merke, dass der Tag schon schneller vergeht, wenn ich alleine bin. Viel Zeit verbringe ich mit Stillen, Wiegen oder auf der Krabbeldecke sitzen. Ich beherrsche es nun schon fast perfekt mehrere Dinge synchron zu erledigen. Während ich Sakinah stille wippe ich Abd ar Rahman auf meinen Füssen, bewundere immer wieder Nusaybahs Lego-Bauten und schaue gleichzeitig ein Buch mit Zainab an. Langsam wird mir wirklich bewusst, dass wir nun schon fast eine Großfamilie sind. Dieses Familien-Modell habe ich mir insgeheim immer gewünscht. Ich selbst bin leider ein Einzelkind.
Seit ich aber Muslima bin, habe ich nun viele Schwestern und Brüder. So nennen wir nämlich die anderen Muslime, da wir uns als große Familie verstehen. Aber dies war nicht der Grund warum ich zum Islam konvertierte.
Aus Prinzip wurde ich religionslos aufgezogen, mit dem Gedanke, dass ich meine Religion frei wählen soll. Als ich dann in die Pubertät kam, war mir bewusst, dass es einen Gott gibt, jedoch noch nicht in welcher Form. So las ich viel und lernte auf Reisen viele Religionen auch direkt kennen. Durch die Reisen in muslimische Ländern auch direkt mit dem Islam. In all diesen Ländern übte der Azhan (Gebetsruf) eine große Faszination auf mich aus. Er berührte mich tief und ich hörte ihm ganz bewusst zu. So wurde mein Interesse für den Islam geweckt und ich begann zu lesen. Schon nach den ersten Informationen war für mich alles so logisch und klar, dass es nur noch einen Weg gab. Ich suchte Kontakt zu Muslimen um mich auch dort direkt zu informieren und vor allem auch um mit Muslimas über die Vorurteile bezüglich Frauen zu diskutieren. Doch schnell stellte sich heraus, dass dies wirklich unbegründete Vorurteile sind und im Quran und der Sunnah alles genau definiert ist. Somit konvertierte ich dann im Alter von 19 Jahren zum Islam. Vom ersten Tag an trug ich das Kopftuch und drei Monate später auch den Gesichtsschleier.
Oft werde ich in der Schweiz gefragt, ob mich meine Kinder überhaupt erkennen. In der Schweiz ist dies kein Problem. Die Babys erkennen mich am Geruch und an der Stimme. Hier in Kairo kann es jedoch schon vorkommen, dass Nusaybah und Zainab im Gedränge einer fremden Frau folgen. Rufe ich sie jedoch bemerken sie ihren Irrtum schnell.
Jetzt muss ich aber mal schauen gehen, warum es schon seit fast zwei Stunden ruhig ist. Scheinbar schlafen alle. Da muss ich die Möglichkeit nutzen und die ersten paar Stunden der Nacht auch am Stück schlafen.
Ich wünsche euch eine schöne Woche und vielen Dank für die Kommentare!
Liebe Grüße Nora