Endlich kann ich meinen ersten Bericht aus Kairo schreiben. Ich bin wieder in unserem eigentlichen Leben angekommen.
Ahlan wa sahlan oder hallo zusammen!
Einen Tag vor Abflug, es war schon fast Schlafenszeit für die Kinder, alle Taschen gepackt, kam uns eine Idee. Da wir nun mehr als 100kg Reisegepäck mitnehmen konnten, entschieden wir spontan am nächsten Morgen noch ein Hochbett für die zwei Grossen zu kaufen. Da aber dann am Flughafen die Kartonpakete sechs Zentimeter zu lang waren, mussten wir alle Teile einzeln einchecken. Doch das komplette Bett fand seinen Weg unbeschadet nach Kairo in die Gepäckausgabe. Die Freude bei Nusaybah und Zainab war riesig, als sie dann ihr fertig zusammengebautes Bett das erste Mal besteigen konnten.
Sonst war der Flug anstrengend. Nein, nicht der eigentliche Flug, aber die Zeit am Flughafen. Kaum lehnte ich mich in den Kinderwagen, um Abd ar Rahman mit dem Schnuller zu vertrösten, war Nusaybah verschwunden. Gott sei Dank, stand sie nur hinter einer Säule. Im Flugzeug war dann kein Platz mehr, um sich zu verstecken und die Kleinen schliefen zufrieden in ihren Kinderwagentaschen. Auch mit dem Druckausgleich hatten sie keine Probleme. Als wir zur Landung ansetzten, war es bereits dunkel und wir konnten all die grünen Lichter der Minaretten über der Stadt sehen. Dieser Moment war doch sehr bewegend für mich und auch für die Kinder. Endlich wieder "zu Hause". Nusaybah seufzte und meinte, dass sie nun lange Zeit in Ägypten bleiben will. Der erste Schritt aus dem Flughafen: Wärme, tschüss Winter. Hup Hup, fast wäre unser Gepaeckwagen von einem Auto gerammt worden. Ja, Kairo hat uns wieder. Vorsicht im Straßenverkehr ist oberstes Gebot.
Die Wohnung glich einem Chaos. All dieser feine Staub und Sand der sich über die Fenster und Möbel zog. Mit Putzen verbrachte ich auch die Zeit, die noch blieb. Gott sei Dank habe ich eine Putzfrau. Die Bawaba in unserem Haus. Von ihr werde ich Euch sicher noch öfters erzählen. Sie und ihr Mann leben neben unserem Haus, in einer kleinen Holzhütte mit ihren sechs Kindern. Ihr jüngstes, Mariyam, ist acht Monate alt. Die Bawabs gehören zu der Unterschicht von Kairo und passen auf die Häuser auf. Gleichzeitig erfüllen sie Kurierdienste, gehen einkaufen und machen Reparaturen. Ihre Frauen putzen bei den Leuten im Haus. So verdienen sie ihr bisschen Geld. Für mich ist diese Armut nicht immer einfach. Doch ich bewundere sie, wie sie mit so wenig Geld doch gut auskommen, ihre Kinder zur Schule schicken und wie kreativ sie sind. Aus allem wird etwas Nützliches konstruiert. Wir haben schon fast ein freundschaftliches Verhältnis mit unserer Bawab-Familie. Sie wissen, dass sie jederzeit bei uns anfragen können. Somit wurden wir nach unserer Ankunft auch gleich mit typisch ägyptischem Essen beliefert: Foul (Bohnenmus), Molokhia (grünes Gemüse, dass mit viel Knoblauch zubereitet wird) und Mashi (gefüllte Kohlblätter und Auberginen).
Fazit: Unsere Ankunft in Kairo war sehr schön. Die erste Woche wurde viel geputzt und Sakinah und Abd ar Rahman wurden viel bestaunt. Sie scheinen sich wohl zu fühlen und bis auf die nächtlichen Schreistunden sind sie sehr ausgeglichene Babys.
Nächste Woche steht der erste Kinderarzt Besuch hier in Ägypten an. Mal sehen, was er meint. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Woche und hoffe, dass dieses Mal der Bericht ohne Problem veröffentlicht werden kann.
Schicke Euch etwas Wärme und Frühlingsgrüße aus Kairo.
Liebe Grüsse Nora