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kidsgo-Interview mit Prof. Jael Backe – Die moderne Medizin belastet Schwangere mit immer mehr „Risiken“

Die moderne Medizin belastet Schwangere mit immer mehr „Risiken“: Übergewicht? Risiko! Rohes Fleisch gegessen? Risiko! Über 35 Jahre? Risiko! Die Großmutter hatte Diabetes? Ogottogott! Diese Medizin-Hörigkeit in der Schwangerschafts-Vorsorge kritisiert die Würzburger Frauenärztin, Genetikerin und Psychotherapeutin Prof. Dr. med. Jael Backe, 47. Sie wirbt für mehr gegenseitiges Vertrauen.

In diesem Artikel:

Für eine Schwangerschafts-Vorsorge ohne Angst

Im Folgenden Interview erklärt die Würzburger Frauenärztin, Genetikerin und Psychotherapeutin Prof. Dr. med. Jael Backe, was sie werdenden Müttern rät und was sich an der Schwangerschafts-Vorsorge ändern sollte.

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„Lasst Euch nicht verunsichern!"

kidsgo: Frau Prof. Backe, Sie kritisieren die gängige Schwangerschafts-Vorsorge. Warum?

Jael Backe: Es gibt kaum noch gesunde Schwangere. 80 Prozent werden heute als „Risiko-Schwangerschaften“ eingeschätzt. Das kann nicht sein. Der Mutterpass ist heute ein einziger Risiko-Parcours, den eine werdende Mutter angstvoll absolviert.

kidsgo: Wie kommt das?

Jael Backe: Die Ärzte sichern sich haftungstechnisch ab. Dafür wird alles medikalisiert, ist fest im Griff der Medizin: Blut, Urin, Psyche. Es herrscht eine Laborfixiertheit, die auch die Schwangeren ergreift. Das verunsichert.

kidsgo: Was raten Sie Schwangeren?

Jael Backe: Lasst Euch nicht verunsichern! Schwangerschaft ist ein „normaler“ Zustand! Ein selbstbewusster, verantwortungsvoller Umgang damit entzieht vielen Risiken, angeblichen wie realen, den Boden. Und macht zahlreiche Ängste und Untersuchungen überflüssig.

kidsgo: Beispiel?

Jael Backe: Die angebliche Toxoplasmose-Gefahr. Diese Erreger, von Tieren, hauptsächlich Katzen, auf Menschen übertragen, können beim Ungeborenen zu Fehlbildungen führen. Auch bestimmte Speisen können Überträger sein. Aber das ist sehr selten. Das sagt den Frauen nur keiner. Das grenzt dann schon an Paranoia: Was darf eine Schwangere noch essen? Wer kein rohes Fleisch zu sich nimmt, sich öfters die Hände wäscht und nicht gerade im Katzenklo wühlt, kann sich sehr wirkungsvoll schützen.

kidsgo: Was sollte sich in der Schwangerschafts-Vorsorge ändern?

Jael Backe: Mein Appell an die Ärzte: weg vom Diagnostik-Overkill! Gebt den Frauen lieber mehr Halt. Die sollten sich fragen: Was will ich? Eine Vorsorge mit den entscheidenden Dingen, die für Mutter und Kind lebenswichtig sind – oder die komplette Untersuchungs-Maschinerie mit all ihren Verunsicherungen. Schwangere sollten wieder mehr „guter Hoffnung“ sein.

kidsgo: Frau Prof. Backe, vielen Dank für dieses Gespräch.