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Fehlgeburt – Selbstbestimmt auch bei Abortus imminens

Im Winter 1975 musste meine Mutter ihr erstes Kind nach nur wenigen Wochen der Schwangerschaft gehen lassen. Ein knappes Jahr später wurde ich geboren. Meiner Schwester ging es ähnlich, auch ihr wurde der Weg einige Jahre später durch ein Sternenkind bereitet. 1998 und 1999 verabschiedete eine Freundin ihr erstes und ihr zweites Kind und 2008 eine weitere Freundin ihr drittes. Wie betroffene Frauen mit dem noch immer Tabu-Thema einer drohenden Fehlgeburt umgehen können, erfährst du hier.

In diesem Artikel:

Selbstbestimmt auch bei einer Fehlgeburt?

Durch meine Arbeit als Doula begegneten mir immer wieder Frauen, die eine oder mehrere Abgänge durchleben mussten.

Im Dezember 2011 gehörte ich nun selbst zu den Fällen, die bei einer Routineuntersuchung vergebens darauf hoffen, ein schlagendes Herzchen auf dem Monitor des Ultraschallgerätes zu erblicken. Unser viertes Kind hatte sich still und leise davon geschlichen und uns zurückgelassen. Allein, mit unseren Plänen, Träumen und Hoffnungen …

Dass eine Schwangerschaft nicht immer damit endet, dass wir die Stimme unseres Babys zu hören bekommen. Dass wir unsere Nachkommen nicht immer halten und behalten dürfen, egal wir sehr wir sie ersehnen und lieben. Dass das Leben manchmal andere Pläne hat als wir …, damit kann man umgehen lernen, auch wenn es schwerfällt. Aber ich kann und will einfach nicht akzeptieren, welch unnötiger Ballast Betroffenen oft zu ihrem schmerzlichen Verlust aufgeladen wird, durch unnötigen Zeitdruck und Unachtsamkeit anderer.

Fehlgeburt-Statistiken

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass 10-20 % aller Schwangerschaften in einem Abgang vor der 20. Schwangerschaftswoche enden.

80 % dieser Fälle ereignen sich in den ersten 12 Schwangerschaftswochen.

Die wirkliche Rate an Aborten ist noch viel höher, da die meisten dann passieren, wenn die betroffenen Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind.

Eine Studie zeigte, dass insgesamt 31 % aller angelegten Schwangerschaften in einen Abort münden. Aber 90 % der Frauen werden danach problemlos wieder schwanger!!

Abort: Ursachen und Symptome

Die Ursachen einer Fehlgeburt können ganz verschieden sein. Ein erhöhtes Risiko liegt z.B. bei folgenden Anzeichen vor:

  • genetische Störungen des Embryos wie z.B. Chromosomenabweichungen,
  • Vergiftungen und Infektionen in der Schwangerschaft wie etwa Röteln, Zytomegalie oder Gestose,
  • Anomalien und Fehlbildungen der Plazenta und der Gebärmutter wie Myom-Wucherungen, Blasenmolen oder Gebärmutterhalsschwächen,
  • hormonelle Störungen wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Gelbkörperhormonschwäche,
  • psychische Belastungen wie Stress- oder Schockzustände;
  • beim Mann können Sperma-Missbildungen und genetische Defekte zu einem Abgang führen.

Bei regelmäßigen Arzt-Besuchen und Schwangerschaftsuntersuchungen können etwaige Anzeichen erkannt und behandelt werden.

Symptome einer Fehlgeburt sind typischerweise starke vaginale Blutungen und das Einsetzen von Wehen. Oft werden Blutungen allerdings mit verspäteten, starken Regel-Blutungen verwechselt – eine Ursache dafür, dass viele Aborte in der frühen Schwangerschaft nicht erkannt werden. Ebenfalls lange "unbemerkt" bleibt eine sogenannte verhaltene Fehlgeburt (auch "missed abortion" genannt). Beim verhaltenen Abort sind nicht Blutungen die wichtigen Indikatoren, sondern kindliche Lebenszeichen. Dabei stirbt der Fötus und bleibt manchmal wochen- oder monatelang unbemerkt in der Gebärmutter. Die verhaltene Fehlgeburt macht rund 90 % aller Abgänge aus. Generell verringert sich das Risiko eines Abgangs im Verlauf einer Schwangerschaft: von ca. 15% in den ersten 6-8 SSW auf etwa 3% bis zur 17. SSW.

Egal in welcher Woche – es ist immer dein Baby

Ein Baby zu verlieren ist immer eine sehr schmerzliche Erfahrung – egal ob in den ersten Schwangerschaftswochen bei einer frühen Fehlgeburt oder gar bei einer wiederholten Fehlgeburt – einem sogenannten habituellen Abort. Vom Moment des positiven Schwangerschaftstests an sind die kleinen Nachkommen in die Wahrnehmung und ins Bewusstsein der werdenden Mutter eingebrannt. Sie trägt keine Gewebeteile, keine Zellen und keinen Embryo unter ihrem Herzen, sondern immer ein Kind. Ihre kleine Liebe. Von der jede Mama annimmt, dass es sie überleben wird, eines Tages und in ferner Zukunft.

Kurzinfo für Betroffene

Nichts kann Eltern auf die Diagnose „verhaltener Abort“ vorbereiten. Nach dem Satz „Es tut mir sehr leid, aber ich kann keinen Herzschlag finden, ...“ ist nichts mehr wie es war. Eine Welt bricht zusammen und gleichzeitig findet man sich binnen Sekunden in einer ganz anderen Realität wieder. Einer Realität die bestimmt ist von medizinischen Routineabläufen.

  • Nimm dir Zeit zu begreifen und Zeit, um erst einmal in der Situation an zu kommen. Dein Baby wird sie nicht vergiften und hat sich oft schon einige Tage vor dem Ultraschalltermin dazu entschlossen zu „gehen“, es besteht also kein Grund zur Eile. Weder das Krankenhaus, noch die Ausschabung laufen dir weg.
  • Vereinbare vielleicht auch eine weitere Ultraschalluntersuchung, hol eine zweite Meinung ein. Überzeuge dich von der Wahrhaftigkeit dieser schmerzhaften Diagnose.
  • Bitte um ein Ultraschallbild und deinen Mutterpass, denn beides kann sehr wertvoll für die spätere Trauerarbeit sein.
  • Du hast die Wahl! Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Umgang mit einer Fehlgeburt.
  • Besorge dir alle Informationen, die für deine Entscheidungsfindung von Bedeutung sind.
  • Verabschiede dich angemessen von deinem Kind.

Bitte durchatmen, dann informieren und innehalten. Dann erst Entscheidungen treffen.

Geboren werden und Sterben sind sich im Grunde sehr ähnlich. Vor allem aber ist der Umgang mit diesen Übergängen in unserer Gesellschaft sehr ähnlich. Weit mehr als 90 % aller Frauen in Deutschland bringen ihre Babys mittels medizinischer Eingriffe zur Welt. Jeder dritte Säugling wird per Kaiserschnitt geboren. Und wer darf heute schon in Ruhe, mit Würde, im Kreis der Familie und ohne medizinische Interventionen eines Arztes sterben? Bei einer Fehlgeburt treffen nun Geburt und Tod unmittelbar aufeinander. Also wird versucht dieses überaus unbequeme Thema so schnell und "sauber" zu erledigen, wie es nur eben geht.

Wer will da schon aus der Rolle fallen, oder Umstände machen? Immerhin sind wir dazu erzogen gut zu funktionieren. Im besten Fall haben wir uns so einfach um eine wichtige Erfahrung gebracht, im schlimmsten uns ein Trauma eingefangen...

„Raum für Trauer und Gefühle“

Um ein Kind zu empfangen und es zu gebären, ist es in jedem Fall unumgänglich, sich zu öffnen. Nie sind Frauen daher schutzloser in ihren Empfindungen und Gefühlen, als in der Zeit von Schwangerschaft und Geburt. Da kann es leicht passieren, dass man über viele Jahre in seinem Schmerz stecken bleibt, wenn weder man selbst noch das eigene Ungeborene wertgeschätzt wird. Wenn nicht genug Raum für Trauer und Gefühle vorhanden ist. Viele Leidtragende fühlen sich allein gelassen, dabei teilt jede dritte Schwangere ihr Schicksal. Manche Frauen fühlen sich sogar „vergewaltigt“ und „beraubt“ durch zu schnell durchgeführte Eingriffe.

Fordere ausführliche Informationen über alle Möglichkeiten

All unser Wunderwerk an Medizin und Technik hat seinen Preis. Wir haben verlernt den Dingen ihren Lauf zu lassen und das Vertrauen in uns selbst verloren. Routine und Hektik im Klinikalltag lassen oft kein Mitgefühl zu. Dabei ist es sehr wichtig, dass jede Frau ausführliche Informationen über ihre Möglichkeiten erhält. Denn für sie ist all dies keine Routine und kein Alltag. Und die Art und Weise, wie mit ihr umgegangen wird, trägt entscheidend dazu bei, wie sie ihren Verlust verarbeiten wird.

Ein paar Zitate von Betroffenen

„Ich war wie paralysiert.“

„Es war wie ein Überfall - der Druck die Ausschabung sofort machen zu müssen. Sofort und an diesem Tag. An meinem 35. Geburtstag! Da lag ich im Krankenhaus und habe ca. 30 Personen angerufen und gesagt, ich hätte Magen-Darm und müsste meine Party absagen ...“

„Der Arzt hatte kein Verständnis für mich. Obwohl ich doch nur noch einmal einen Ultraschall wollte und meinen Mutterpass …“

„Das Schlimmste waren die Sprüche von anderen (meist von meinen Arbeitskollegen) … Was ich mich denn so anstelle, so richtig habe "dies" doch noch gar nicht gelebt.“

„Am nächsten Tag gab es die Narkose und als ich wieder wach wurde, hab ich mich völlig leer gefühlt. Nach 4 Stunden wurde ich wieder entlassen, ohne dass auch nur ein Arzt oder eine Schwester ein Wort des Mitgefühls gesagt hatten.“

„Meine Mutter sagte nur: Ach, da war doch eh noch nichts.“

„Den ganzen Heimweg hab ich nur geweint und mich hilflos gefühlt wie ein kleines Kind.“

„Auch heute denk ich nach über acht Jahren noch viel an mein Sternchen und hoffe, dass es ihm gut geht.“

„Was mir am meisten gefehlt hat, war Zeit. Zeit um mich zu verabschieden.“

„Jede Frau hat die Wahl“

Es kostet Mut und Kraft (Kraft, die man gerade eigentlich nicht hat). Aber es ist richtig und wichtig Fragen zu stellen. Solange, bis man Antworten bekommt, mit denen man gut leben kann. Leider wird Schwangeren nach der Diagnose „Fehlgeburt“ oft nicht das Gefühl vermittelt eine Wahl zu haben, geschweige denn Zeit. Dabei sollte es doch möglich sein, für sich das Beste aus dieser ohnehin schon sehr besch…eidenen Situation heraus zu holen. Was das letztendlich ist, kann jede Betroffene nur für sich selbst beantworten.

Über diese Optionen und Fragen lohnt es sich, nachzudenken

  • eine Ausschabung. Wenn ja. Wann? Sofort oder später?
  • Vollnarkose oder Spinalanästhesie? (Es kann eine spätere Verarbeitung erschweren, sich nicht „erinnern“ zu können.)
  • Einen weiteren Ultraschalltermin verabreden und dann erst eine Entscheidung treffen. (Es ist wichtig sich mit einer zweiten und evtl. auch dritten Untersuchung abzusichern, damit man sich später nie fragen muss: „Habe ich voreilig gehandelt? Hätten wir noch etwas tun können für unser Kind?“ Außerdem kann der Ultraschall sehr hilfreich sein, um selbst besser zu realisieren, was im Körper vor sich geht.)
  • Körper / Seele eine selbst gewählte Zeitspanne einräumen, um Abschied zu nehmen und einen späteren Termin zur Behandlung festlegen. (Es kann nach einer Weile schwer werden, einen natürlichen Abgang abzuwarten, und vielleicht ist diese Variante dann ein guter Kompromiss.)
  • Als Alternative zu einem Krankenhaus eine Praxis suchen, die ambulant und weniger „anonym“ eine Ausschabung durchführt.
  • Ein Krankenhaus, einen Gynäkologen suchen, die mit wehenfördernden Zäpfchen (Cytotec) einen Abgang einleiten, als Alternative zur Ausschabung.
  • Eine Hebamme oder einen Frauenarzt aufsuchen, die bereit sind, den Weg einer natürlichen Fehlgeburt zu begleiten.
  • Was soll mit meinem Kind, meiner Plazenta nach der Entbindung, dem Abgang oder der Ausschabung geschehen? (Da der Umgang mit fehlgeborenen Embryos in den meisten Bundesländern rechtsfreier Raum ist, besteht auch die Möglichkeit, dass Eltern ihre kleine Liebe zu Hause im Garten bestatten. Der Umgang mit verstorbenen Kindern sollte immer würdevoll erfolgen. Unabhängig von Größe und Gewicht.)

Suche dir Unterstützung und Stärkung

Neben Hebammen und Gynäkologen können Frauen auch Unterstützung, Stärkung und Heilung bei Doulas, Heilpraktikern, psychologischen Beratern und Osteopathen finden. Naturheilmittel können ebenso wie Hypnose, autogenes Training und Yoga sehr unterstützend wirken.

Eine Fehlgeburt (also eine Geburt, an deren Ende uns etwas fehlen wird) ist ein schmerzlicher Prozess, aber auch ein natürlicher Prozess.

Wer hilft?

Hebammen in den einzelnen kidsgo-Regionen, die eine natürliche Fehlgeburt begleiten, findest du hier:

Ansprechpartner in deiner Region

Der weibliche Körper braucht oft eine Weile, um zu begreifen, dass es keinen Grund mehr gibt, das Baby zu versorgen. Und dann braucht er noch einmal Zeit, um sich auf eine Ausstoßung vorzubereiten, dazu wird er das schwangerschaftserhaltende Hormon HCG langsam wieder herunterfahren und die Fruchthülle zurückbilden, damit sie sich später leichter ablösen kann.

Diesen natürlichen Weg abzuwarten, erfordert ein gutes Körpergefühl und eine gewisse Einstellung zum Leben und zum Tod. Außerdem braucht man Geduld und Zeit, die man sich meist selbst nehmen muss. Aber aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, es lohnt sich.

„Zeit für den Abschied“

Mein persönlicher „Abschied“ hat über fünf Wochen gedauert. Ich habe die Hülle meines kleinen Nachwuchses bei mir getragen, bis mein Körper und meine Seele bereit waren loszulassen. Ohne Ausschabung oder sonstige medizinische Eingriffe.

Fünf Wochen voller Widerstände, aber auch vieler wunderbarer Begegnungen. Vor allem fünf sehr heilsame Wochen. An deren Ende ich mir nicht nur eine OP oder die Schmerzen einer Einleitung erspart geblieben sind, sondern ich auch meinen Frieden wieder gefunden hatte.

Kindergrabfelder

Kindergrabfelder gibt es in mehreren Städten. Eine Liste der Gräberfelder, sortiert nach Postleitzahl, Informationen zu Bestattungsmöglichkeiten und Ansprechpartner, gibt es hier:
die-muschel-ev.de

Einige Schwangere ziehen eine Ausschabung oder ein schnelles Handeln vor

„Ich war nur froh, dass alles so schnell ging. Ich wollte, dass es vorbei ist und dieses tote Kind aus mir rausgeholt wird ...“

„Es hätte mir Angst gemacht, einfach abzuwarten.“

„Ich wollte einfach nur schnell wieder schwanger werden und da schien mir eine schnelle Ausschabung die beste Lösung zu sein.“

Welche Einstellung man auch immer zu diesem Thema hat. Wichtig ist eins: es sollte NIE unter Schock gehandelt werden!

Für eine gute Heilung der Seele ist es wichtig, sich der Situation zu stellen, so schmerzlich sie auch ist, und bewusst Abschied zu nehmen von dieser Schwangerschaft und von diesem kleinen Wesen, das eben durch kein anderes je ersetzt werden kann. Es macht einen großen Unterschied, ob eine Schwangere selbst sagt, ich möchte … oder ob ein völlig fremder Mensch/Arzt sagt, das läuft jetzt hier eben so!

Im Nachhinein sollte eine Frau das Gefühl haben können, „selbst-bestimmt“ gehandelt zu haben, statt „un-bestimmt be-handelt“ worden zu sein.

Vieles spricht dafür, der Natur ihren Lauf zu lassen

Nach einer Fehlgeburt neigt eine Frau schnell dazu, an sich und ihrer Fähigkeit, schwanger zu werden, zu zweifeln. Wenn sie dann noch durch eine Ausschabung der Erfahrung beraubt wird, einen natürlichen Schwangerschaftsabbruch zu erleben, sie also nicht spüren darf, zu was ihr Körper alleine fähig ist, verstärkt sich dieses negative Gefühl oft.

Auf ein natürliches Ende der Schwangerschaft zu warten, erfordert einen wachsamen Umgang mit sich selbst und wir schulen dadurch unsere innere Stimme/Wahrnehmung und kommen wieder in Kontakt zu uns selbst.

Am Ende können wir dadurch vielleicht sogar die Erfahrung machen, etwas sehr wertvolles für uns aus der Zeit des Abschieds und der Trauer zu schöpfen.

Eine Ausschabung wird heutzutage zwar gern als kleiner Routineeingriff abgetan, doch eine OP (meist unter Vollnarkose) stellt immer auch einen Eingriff in den menschlichen Organismus da und birgt somit gewisse Risiken. Wenn auch mehr oder weniger selten, sind Komplikationen nicht auszuschließen. Manchmal entstehen z.B. Verletzungen und Narben an der Gebärmutter, die eine erneute Schwangerschaft erschweren können. Außerdem kann es ebenso zu einer Folge-OP kommen.

Buchtipps

Naturheilkunde für Schwangere und Säuglinge
Susun S. Weed
Orlanda Frauenverlag; 17,90 Euro

Trauern hat seine Zeit: Abschiedsrituale beim frühen Tod eines Kindes
Michaela Nijs
Verlag für Angewandte Psychologie; 22,95 Euro

Von der Traumgeburt bis zum Geburtstrauma
Bettina Schiller
Projekte-Verlag Cornelius; 48,50 Euro

Zu möglichen Folge-OP´s: Es kann passieren, dass bei der Ausschabung die Gebärmutter verletzt d.h. perforiert oder durchstochen wird, da sie, in der Regel, blind und nach Gefühl vorgenommen wird und die Gebärmutterschleimhaut durch die Schwangerschaft sehr weich ist. Man unterschreibt meißt auch gleich eine Einwilligung für eine Magenspiegelung, falls es unter der OP zu Einblutungen kommen sollte. Außerdem kann die Gebärmutter durch Verletzungen so stark bluten, dass sie unter Umständen ganz entfernt werden muss. Manchmal ist auch eine zweite Ausschabung nötig. Über all diese Dinge wurde ich im Krankenhaus zumindest "aufgeklärt“, natürlich mit dem Nachsatz "das alles fast noch nie vorgekommen ist und es sich um eine harmlose Routine-OP" handelt. Statistiken über die Häufigkeiten liegen mir leider nicht vor.

Auch wichtig zu wissen: Nach einer oder mehreren Ausschabungen ist es in einer Folgeschwangerschaft oft schwer eine Hebamme zu finden die sich bereit erklärt bei einer Hausgeburt bzw. Geburtshausgeburt zu begleiten, da es nach einer Ausschabung auch bei späteren Entbindungen evtl. zu starken Nachblutungen kommen kann. Auch kann es vorkommen, dass sich die Plazenta nicht richtig ablösen will und dann eine Verlegung in die Klinik von Nöten ist. Das Risiko ist vielen Hebammen dann verständlicherweise einfach zu groß.

Inwieweit eine Ausschabung den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zudem langfristig verändert (im Sinne von Fruchtbarkeitsstörungen), ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Entscheidung „Ausschabung ja oder nein“ kann also unter Umständen auch Einfluss auf spätere Schwangerschaften bzw. Geburten haben}

Dazu kommt dass man sich in einem Krankenhaus, an einem völlig fremden Ort und allein, das heißt umgeben von völlig fremder Menschen, befindet.

„Das schlimmste für mich im Krankhaus waren die Einsamkeit und die Angst.“

Zuhause ist eine Frau dagegen an einem Ort, der ihr vertraut ist und um sie herum befinden sich Menschen, die sie lieben und ihren Schmerz teilen.

Die Gebärmutter ist ein wunderbares und vor allem sehr wertvolles Organ, wir sollten sie wert schätzen, ihr vertrauen und sehr achtsam mit ihr umgehen. Denn sie ist einzig und allein zum Gebären gemacht. Ebenso bei kleinen, wie großen Geburten.

„Wochenbett nach einer Fehlgeburt“

Wochenbett! Nach einem Abort und ohne Baby? Auch dies ist ein Aspekt, der gerne unter den Tisch fallen gelassen wird.

Vielleicht weil wir auch von einer Mama, die ein gesundes und lebendiges 4-Kilo-Baby geboren hat, erwarten, dass sie schnell wieder ihren „Mann“ steht. Immerhin haben wir dafür Prominente wie Heidi Klum und Victoria Backham als Vorbilder.

Egal wie kurz eine Schwangerschaft auch war, es haben immer körperliche Veränderungen stattgefunden. Die Gebärmutter entwickelt sich zurück, der Hormonhaushalt verändert sich wieder, der Wochenfluss muss fließen. Erlebtes muss verarbeitet und verdaut werden. Auch um sich überhaupt für eine erneute Schwangerschaft öffnen zu können. All dies braucht seine Zeit. Das Wochenbett dient dazu, Schutzräume zu schaffen, in denen körperliche und seelische Wunden gut abheilen können.

Mutterschutz oder Krankschreibung: 2 Möglichkeiten für die Zeit vor und nach einer Fehlgeburt

Laut Gesetz hat eine Mutter einen Anspruch auf Mutterschutz nur dann zu, wenn ihr Kind bei der Entbindung über 500 Gramm wiegt. Aber jede Betroffene hat immer die Möglichkeit, sich so lange krankschreiben zu lassen, wie es für ihre Genesung von Nöten ist. Dies gilt für die Zeit, in der sie auf den Beginn ihrer Fehlgeburt wartet. Aber auch für die Zeit nach einem Abort.

Auch wenn die Zeit nicht alle Wunden heilen wird, so kann sie uns zeigen, wie wir mit den Narben leben können.

Der Körper kennt den Weg, wir sollten wieder anfangen ihm zu vertrauen. Solange kein Fieber, keine Schmerzen, keine übermäßig starken Blutungen und kein Unwohlsein, auftreten oder nach Gammel und Moder riechender Ausfluss entsteht, gibt es in der Regel keinen Grund zur Eile und die Frau kann abwarten. Eine Schwangere sollte den Weg des natürlichen Schwangerschaftsabbruchs allerdings nie alleine gehen und ihren körperlichen Zustand immer gut beobachten. Bei jedem Abort sollte immer eine Hebamme oder ein Gynäkologe hinzugezogen werden.

Hin und wieder kann eine Ausschabung unumgänglich sein, auch nach einem natürlichen Abgang. Einige der alten Horrorgeschichten sind längst überholt und doch sollten wir immer sehr achtsam sein im Umgang mit uns selbst und die Auswirkungen auf Körper und Seele nie unterschätzen.

Ich wünsche allen Müttern eine gute Verbindung zu ihrer inneren Stimme und Wegbegleiter die sie stärken und nähren.

Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.