So aufregend die Schwangerschaft begonnen hat, wird sie wohl auch enden. In dieser Woche überschlagen sich die Ereignisse und wir werden emotional völlig aus der Bahn geworfen.
41. Schwangerschaftswoche - Mann, ist das ein Gefühl, das zu schreiben. Ich hätte ja nicht gedacht - oder wohl eher gehofft -, dass wir so lange über den Termin gehen. Und diese, wohl immer noch nicht letzte Schwangerschaftswoche hat es nun so richtig in sich. Zum Ende überschlagen sich die Ereignisse und wir werden emotional ziemlich durcheinandergewirbelt. Aber von vorn.
Die Woche beginnt ganz ruhig. Am Montag, dem eigentlichen ET, muss ich wieder zum Arzt, CTG schreiben. Es wird auch echt nichts anderes mehr untersucht, außer Blutdruck und Urin. Hmmm. Naja, am Mittwoch ist meine Ärztin aus dem Urlaub zurück, mal sehen, was die dazu sagt. Und immerhin ist wieder alles top beim CTG. Anschließend treffe ich mich mit einigen Kollegen in der Stadt zum Mittagessen. Es tut weiterhin gut, Ablenkung zu haben, bekannte Gesichter wiederzusehen. So vergeht die Zeit wenigstens einigermaßen schnell.
Am Dienstag bekomme ich Besuch von einer lieben Freundin, die noch ganz viele Babysachen vorbeibringt, auch in Größe 50, da haben wir ja erstmal nichts gekauft. Nun haben wir aber selbst für den Fall, dass die Püppi klein sein sollte, schon ein bisschen was da. Es wird ein sehr schöner Nachmittag, der wie im Flug vergeht. Ich bin dann aber auch ziemlich k.o.
Die Nacht war wieder der Horror, nur zwei Stunden Schlaf. Ich verstehe das langsam nicht mehr, was denkt sich mein Körper nur? Ich kann ihm den Schlaf aber auch nur anbieten, wenn er das dann nicht nutzt - was soll ich machen? Ich hab schon alles mögliche probiert - wieder aufstehen, lesen, umherlaufen, heiße Honigmilch, Bachblüten etc. etc. Nichts zu machen. Ich gebe also auf und versuche, das nicht mehr so verbissen zu sehen. Ich werde unter der Geburt schon ausreichend Kraftreserven freisetzen, und immerhin bin ich ja auch nicht die einzige, der es in den letzten Tagen und Wochen vor der Entbindung so geht.
Der Arztbesuch am Mittwoch bringt mal ein kleines bisschen mehr an Informationen, da meine Ärztin immerhin einen kurzen Ultraschall macht, um nach Plazenta und Fruchtwassermenge zu schauen. Letztere ist noch sehr gut, es sind noch immer zahlreiche Depots vorhanden, was ich sehr beruhigend finde. Nur die Plazenta zeigt natürlich schon leichte Abnutzungserscheinungen, was für die SSW aber normal ist. Ich soll zwei Tage später wiederkommen, und wenn dann noch nichts ist, mich bitte schon mal in der Entbindungsklinik vorstellen. Dort soll entschieden werden, wann evtl. eingeleitet wird. Wahrscheinlich aber schon nach 7 Tagen über Termin, so meine Ärztin, da man bei uns ja genau wisse, wie alt die Schwangerschaft ist. Vor einer Einleitung graut es mir ziemlich, da das nicht ohne sein soll. Aber ich bin zuversichtlich, dass es noch von allein losgeht, es sind ja noch fünf Tage Zeit.
Am Donnerstag bin ich wieder bei meiner Hebamme zur Akupunktur. Hinterher bitte ich sie, doch mal meinen Bauch zu befühlen und eine Einschätzung zu Größe und Gewicht unserer Kleinen zu geben. Sie wurde beim Arzt ja zum letzten mal Anfang November gemessen, mit den Werten kann ja nun kein Mensch mehr was anfangen. Und eine grobe Tendenz hätte ich schon gern. Sie schätzt das Baby auf 3.500 bis 3.700 Gramm, was mir erstmal einen kleinen Schrecken einjagt. Natürlich kann sie auch um einiges daneben liegen, aber eben auch nach oben. Und ich hatte so auf ein Leichtgewicht gehofft, ich selber hatte nur 3 Kilo bei einer Länge von 52 cm. Aber gut, auch das werden wir irgendwie schaffen.
Okay, am Ende der Woche geht es langsam los, dass ich nicht mehr so richtig glauben, kann, dass ich jemals Wehen bekommen werde. Ich denke nicht die ganze Zeit daran und bilde mir auch ein, immer noch relativ entspannt zu sein, aber es tut sich einfach gar nichts. Auch auf dem CTG am Freitag wieder kein einziger Hügel. Auf die Frage nach einer Größen- und Gewichtseinschätzung erhalte ich die Auskunft, das spiele jetzt keine Rolle mehr. Aha. Meine Ärztin gibt mir eine Überweisung für die Klinik mit, meint aber, dass es sicher nicht zu einer Einleitung kommen werde, bis Montag sei das Baby da. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon von wie vielen Leuten gehört habe: "Nun haben wir uns aber wirklich das letzte Mal mit Kugel gesehen." Die Hebamme am Donnerstag auch: "Die wird schon kommen, bis Ende der Woche, da hab ich keine Sorge." Nur, welche Woche meinte sie??? :D
Das Wochenende versuchen wir nochmal entspannt zu verbringen, den klugen Ratschlägen aus unserem Umfeld folgend, wir sollten doch nochmal die Ruhe genießen. Leichter gesagt als getan. Vor allem mir geht es langsam psychisch nicht mehr so gut, ich bin leicht reizbar, weil einfach dauermüde und kaputt. Aber wir machen das Beste draus, gehen mit Freunden spazieren und Kaffee trinken und schauen abends einen schönen Film.
Am Sonntag Vormittag haben wir Termin zur Kontrolle in der Entbindungsklinik. CTG ist in Ordnung, der Kleinen geht es einfach zu gut im Bauch. Fast jedes Mal bekommt sie die volle Punktzahl. Aber das ist natürlich gut so, und wir freuen uns auch. Auf die Ärztin, die den Ultraschall machen soll, müssen wir dann allerdings warten, weil sie in der Notaufnahme ist. Oh je. Wir fahren also zwischendurch nochmal nach Hause und sitzen dort wie auf heißen Kohlen, weil wir auf den Anruf warten, wann wir vorbeikommen sollen. Um 17 Uhr rufe ich selbst an - wir dürfen los. Endlich!
Der Ultraschall verläuft gut, selbst die Plazenta sehe noch ganz fit aus, was auch ein Grund dafür sein kann, dass die Geburt noch nicht losgeht. Sie kann auch ein Signal senden, wenn sie das Baby nicht mehr ausreichend versorgen kann. Aber unsere Maus ist ja noch quietschfidel da drin. Ganz zum Schluss kommt die Größen- und Gewichtsschätzung, die mich schier aus den Latschen haut. 4.500 Gramm und 56 cm!!! Bitte, was?! Ich springe vor Schreck beinahe von der Liege, und Sebastian sitzt mit ganz großen Augen da. Das kann doch nicht sein! Wo soll denn bitte in meinem 100 cm kleinen Bauch so ein großes, schweres Baby sein? Es wird eine zweite Ärztin geholt, die eine unabhängige Einschätzung geben soll. Aber auch die stellt schnell fest, dass es sich um ein großes Kind handelt und die Kollegin "bestimmt viel gemessen" habe. Sie selbst kommt auf 4.300, gibt aber zu, eng gemessen zu haben.
Sebastian und ich sind total geschockt. Damit haben wir nicht gerechnet. Natürlich sind es nur Schätzwerte, und die können um mindestens 500 Gramm von der Realität abweichen, aber eben auch nach oben. Ich weiß nicht, ob ich mir mit diesem Wissen im Hinterkopf eine natürliche Geburt zutraue. Ich war so schon immer ein Schisser, was die Geburt betrifft, hatte mich aber gerade sehr gut gefangen, war total motiviert und zuversichtlich, habe mich sogar darauf gefreut. Nun bin ich fix und alle. Es wird die Möglichkeit eines geplanten Kaiserschnitts in Aussicht gestellt, wir sollten uns das gut überlegen. Andernfalls würde gleich am nächsten Morgen eingeleitet. Es sei durchaus machbar, wir werden aber auch über mögliche Risiken aufgeklärt, die mit einem hohen Geburtsgewicht und der entsprechenden Größe einhergehen. Wir hören von einer Schulterdyskopie - die Kleinen können mit den Schultern im Becken stecken bleiben, sodass es nicht vorangeht. Dabei können sie sich das Schlüsselbein brechen, was zu einer Lähmung des Arms führen kann. Alles kann, kein Muss. Aber wenn man das so um die Ohren gehauen bekommt, wird einem doch gleich ganz anders.
Der Abend zu Hause wird zum Diskussionsabend. Wir überlegen hin und her, versuchen Risiken abzuwägen und eine Entscheidung zu fällen. Mir geht es nicht gut, ich bin den Tränen nahe, kann sie auch irgendwann nicht mehr zurückhalten. Ich war gerade so entspannt hinsichtlich der Geburt und nun hab ich wirklich Angst. Aber wir entscheiden uns dennoch, es natürlich zu versuchen. Wir werden ja überwacht und können den Kaiserschnitt jederzeit machen, wenn es Komplikationen geben sollte.
Am nächsten Morgen ist alles schon etwas gesackt. Dennoch fühle ich mich nach einer nahezu schlaflosen Nacht nicht fit für die eingeleitete Geburt meines wahrscheinlich sehr großen Mädchens, die sich womöglich auch noch über mehrere Tage hinziehen kann. Tja, erstens kommt es anders, zweitens, als man denkt, nicht wahr? Wir hatten uns immer gewünscht und vorgestellt, den Beginn der Geburt ganz entspannt in der vertrauten Umgebung zu Hause erleben zu können. Aber das wird uns nun mit einer Einleitung ja nicht vergönnt sein. Gefühlt kommt also mal wieder alles auf einmal, ich weiß aber, dass ich auch wegen des Schlafmangels sehr empfindlich bin.
In der Klinik sprechen wir dieses Mal die Oberärztin, die uns in unserem Entschluss bestärkt. Sie glaube auch nicht an ein 4,5-Kilo-Baby in meinem recht kleinen Bauch. Vielleicht sei sie einfach nur lang, dann verteile sich das Gewicht ja auch gut. Kann gut sein, ich bin 1,78 m groß, Sebastian 1,85 m. Außerdem sei der Kopf mit 33-34 cm recht klein, und das sei ja mit das Entscheidende. Da kann ich mir ja nun wieder gar nicht vorstellen, dass an so einem kleinen Köpfchen ein 4.500-Gramm-Mädchen dran hängen soll. Wir werden sehen.
Was mich leider wieder ein wenig aus der Bahn wirft, ist die Tatsache, dass trotz aller bekannten Fakten die Geburt erst am Donnerstag eingeleitet werden soll. Ich habe das Gefühl, dass die "kleine" Mausi in meinem Bauch im Minutentakt dicker und schwerer wird, Hilfe! Die Ärztin redet mir zu, sooo viel nehme sie nun auch nicht mehr zu in den drei Tagen. Na, danke. Ich muss dringend versuchen runterzukommen und so gelassen wie möglich in die Geburt zu gehen. Wir setzen alle Hoffnung darauf, dass sie sich wenigstens noch von allein auf den Weg macht, denn wenn am 22. Dezember erst eingeleitet wird, geht es bestimmt über Weihnachten. Darüber denke ich mal lieber nicht nach, dass ich als absoluter Weihnachtsfan dieses Jahr wohl das Fest im Krankenhaus verbringen darf. Immerhin bekommen wir dann wohl das schönste Geschenk, das wir je erhalten haben. Und darauf versuchen wir uns jetzt einfach mal zu konzentrieren und zu freuen. Wir werden das schon schaffen. Irgendwie.
Ich melde mich dann wohl erst wieder mit dem Geburtsbericht. Und wünsche euch nun schon mal ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest. Versucht euch zu entspannen und die Ruhe zu genießen und viel Zeit mit euren Lieben zu verbringen.
Alles Liebe
Eure Annika