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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Philippa

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

31. Schwangerschaftswoche

Der Nestbautrieb schlägt ein

Der Nestbautrieb lässt grüßen und trotzdem finde ich den Anfang nicht; der Geburtsbewältigungstermin stand an und der nächste Vorsorgetermin

Guten Abend zusammen,

ich hoffe, Euch geht es allen gut. Mir geht es wunderbar. Wir hatten einen tollen Tag und einen guten produktiven Start in die Woche.

Letzte Woche war eher eine Meisterleistung in Aufschieberei. Das war schon fast wieder beeindruckend. Ich habe mich die ganze Woche getrieben und gehetzt gefühlt und war doch sagenhaft unproduktiv. Ihr kennt das bestimmt: Ich laufe über Start und nehme mir vor die Wäsche einzusammeln, auf halben Weg nach oben fällt mir ein Brief von der Bank in die Hände, also mache ich den Umweg ins Arbeitszimmer, kriege dort einen Schreck und fange an, hier und da was aufzuräumen, bis ich fast über ein paar Gläser stolper. Auf dem Weg in die Küche fällt mir ein, dass wir noch einkaufen müssen, aber noch keine Einkaufsliste geschrieben ist. Zwischendurch bimmelt das Telefonat mit Nachrichten, die das schlechte Gewissen wecken, dass die E-Mails noch auf Antwort warten, die Recherche von gestern Abend noch nicht fertiggestellt ist und das Konzept eigentlich auch versendet werden müsste.
Fazit: Am Abend ist man erschöpft, gefrustet und hat irgendwie doch so rein gar nichts geschafft. Zudem, glaube ich, ist der Nestbautrieb mit Anlauf und Bruchlandung bei uns angekommen, oder zumindest bei mir. Ich will das ganze Haus auf den Kopf stellen, ausmisten, umräumen, umgestalten und verzettele mich auch da alle Naselang.

So, das waren dann nicht die besten Voraussetzungen für den Start ins Wochenende. Irgendwie hatten sowohl mein Mann als auch ich große Vorstellungen, was wir nicht alles machen und tun wollten. Hatten uns aber nicht wirklich abgesprochen und so war das Wochenende auch nicht so ganz zielführend. Zudem haben wir dann auch gleich noch meine Schwiegereltern enttäuscht. Denen hatte mein Mann gesagt, dass er und unser Schlumpf am Sonntag vorbeikommen würden. Davon hatte ich aber irgendwie nichts bewusst mitbekommen. Unter der Woche wurde auch keine weiteren Details besprochen und auch mein Mann verlor es vom Schirm. Meine Schwiegereltern gingen aber davon aus, dass das ein sicheres Ding wäre und hatten einen Großeinkauf schon gemacht und meldeten sich dann erst Samstagabend mit der Frage, wie es denn aussieht…

Zudem hatte ich Samstagfrüh noch mal meinen Geburtsvorbereitungs- bzw. –bewältigungstermin. Der hat mich dann auch entsprechend den Tag bzw. die letzten Tage beschäftigt. Der Termin war echt gut. Insbesondere nach Freitagabend. Irgendwie war ich Freitag Abend durch, unser Schlumpf war aber aktiv und wusste ganz genau, was er wollte und was nicht und war irgendwie nicht zufriedenzustellen. Mein Mann musste parallel länger arbeiten und bei mir kippte plötzlich die Stimmung. Ich hatte an dem Morgen mit einer Kollegin gesprochen, die vor drei Wochen ihre Tochter zur Welt gebracht hatte und sie sprudelte nur so vor Glück und Stolz und hatte so ziemlich die Traumgeburt überhaupt. Es war wunderschön ihr zuzuhören und diese Energie und Freude und Verwunderung über die eigene Stärke zu hören.
Und fragt mich was, aber während ich versuchte, es meinem Sohn recht zu machen, schoss mir das Gespräch durch den Kopf. Und eigentlich hat es meine Stimmung gehoben, aber dann hatte ich ein unangenehmes Druckgefühl im Bauch und konnte es nicht zuordnen. Ob ich zu krumm gesessen hatte oder der Magen gerade zu voll war, ob das Baby sich in den Brustkorb stemmte oder ob es alles drei gleichzeitig war oder eben was ganz anderes. Und Schwupps, war der Schalter umgelegt. Ich versuchte mich zu erinnern, wie sich das damals angefühlt hatte, als ich dachte die Geburt geht los und eigentlich sagte der Körper nur „hier stimmt was nicht“.

Ach, Mensch, ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Ich bin eigentlich ein absoluter Kopfmensch, übermäßig rational. Zu dem Punkt, wo ich Gefühle wirklich ausblende und ausblenden kann. Mein Mann ist lustigerweise eher das Gegenteil. Bei ihm entscheiden Kopf und Bauch zusammen. Bei mir erst der Kopf und erst dann dürfen die Emotionen ihren Senf dazugeben.


Aber in dieser Situation spielte im Kopf lediglich Ameisenfußball. Ich konnte partout keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das war, als ob man im eigenen Kopf nur Zuschauerin ist. Das war echt kurios. Also habe ich meinem Mann getextet, dass ich mal seine Hilfe brauche. Ich brauchte wirklich einfach ein weiteres Hirn, wenn meins schon nicht so wollte, wie es sollte. Mein Mann kam etwa eine halbe Stunde später zwischen zwei Telefonaten und fand ein Häuflein Elend vor. Ich konnte auch gar nicht mehr richtig reden, ohne halb zu heulen, weil ich wusste, dass ich ihn in Panik versetzen würde, wenn ich sage „ich weiß nicht, ob das normal ist“. Er wollte direkt los…aber wohin? Freitagabends hat kein Arzt mehr auf und der Gedanke ans Krankenhaus löste bei mir Panik aus: Die behalten mich da und ihr dürft nicht bleiben und plötzlich schien Krankenhaus eher ein böses Omen zu sein als ein Ort der Hilfe. Also haben wir meine Hebamme angerufen und die hat das Ganze erst mal auseinandergenommen. Wo fühlst Du was? Wie geht es Dir? Was sagt der Blutdruck? Seit wann hast Du das? Was hast Du gemacht, gegessen etc.?

Es half. Mein Mann war erst sauer, weil er meinte, ich spiele es herunter. Dabei brauchte ich jemanden, der kurz für mich denkt und mich gleichzeitig soweit beruhigt, dass mein Hirn wieder anspringt. Oh Mann. Was für ein selbstkreiertes Drama…
Trotzdem hat es mich erschüttert und entsprechend nervös war ich für den Termin am Samstag. Dieser war aber wie gesagt wirklich gut. Wir haben noch mal über den vorherigen Termin gesprochen und auch das Thema, wer entscheidet denn nun was hinsichtlich Geburtsmodus. Ich habe ihr gesagt, also das einfach auf das Baby „abzuwälzen“, kriegt mein Hirn nicht verwurstet. Aber die Tatsache, dass es eben ein großes Kuddelmuddel aus allen Faktoren ist, das würde mir bereits helfen, nicht alles auf mich, meinen Willen und mein „Können“ zu projizieren.

Dann ging es um die Meditation und den „sicheren Ort“ oder „Kraftort“. Je nachdem wird das jeweils anders bezeichnet. Im Endeffekt ist damit ein Ort in Deiner Vorstellung gemeint, der für Dich eine entspannende Wirkung hat. Das kann ein echter Ort sein, wo man bereits war, oder eine komplette Fantasievorstellung.
Bei mir war es immer der gleiche bisher: ein Ort im Nationalpark mitten in Botswana. Dort war ich mit meinem Mann vor drei Jahren und dieser Urlaub war einfach DER Urlaub unseres Lebens. Und an diesem Ort mitten in einem Tal im Nationalpark waren wir und folgten einer Elefantenherde und einer Giraffengruppe. Stunden haben wir damals da verbracht. Während alle anderen Safariautos nach den obligatorischen Fotos weiterdüsten, um die nächsten Tierarten ausfindig zu machen, blieben wir einfach stehen und staunten und beobachteten. Ich war noch nie so entspannt wie an diesem Tag an diesem Ort.

Und genau das Bild kommt mir immer in den Sinn, wenn man mir sagt „was ist Dein Kraftort?“. Aber ich habe die emotionale Verbindung verloren. Denn mein Mann passte an den Ort, der war schließlich im Urlaub mit dabei. Aber mein Sohn hatte dort keinen „Platz“. Und irgendwie musste es aber klar sein, dass er sicher ist, während ich da so verweile und Kraft tanke. Das Unterbewusstsein ist ein wenig faszinierend und offensichtlich recht eigenwillig.

Sie hat mich dann aber „überredet“, dass wir es mal probieren und schauen, ob es nicht doch funktioniert. Und tatsächlich fand ich ihre Herangehensweise zugänglich. Ich habe schon Meditationen gehört, die dann für mich zu schnelle Sprünge machen, nach dem Motto: „3, 2, 1. So und jetzt bist Du in Deiner Gebärmutter bei Deinem Kind.“ Nee, klar. War gerade noch dabei, mich bequem hinzulegen, aber klar, ich bin jetzt gedanklich direkt da. ;-)
Sie machte das alles etwas langsamer und fing an, mit „Du läufst eine Straße entlang.“ Und so war es einfach für mich, Schritt für Schritt auch die Realität hinter mir zu lassen. Meinen Sohn hatte ich an der rechten Hand, meinen Mann an der linken Hand bis zum Haus am Ende der Straße. Und weil das so wie unseres aussah in meiner Vorstellung, war es plötzlich auch kein Problem alleine ins Haus zu gehen. Mein Sohn war versorgt, mein Mann war „da“ und so auch nicht ganz weit gedanklich entfernt von mir selber. Schwuppdiewupp, war die eine gedankliche Barriere gelöst. Ein Psychologe würde wahrscheinlich jetzt sonst was für eine Diagnose erstellen, aber egal, mir ging es gut damit.

Die Meditation ging weiter von „Raum“ zu „Raum“. Irgendwann zwischendrin bin ich eingeschlafen, aber sie fand das eher ein positives Signal, dass ich soooo entspannt war. Zwischendrin war ich immer mal wieder „präsent“ und am Ende hellwach. Das Ganze hat mich die letzten Tage wahnsinnig beschäftigt und gleichzeitig kann ich vielmehr als das gar nicht mehr sagen. Ist ein wenig so wie, wenn man morgens aufwacht und weiß, dass man gerade noch geträumt hat, aber je mehr man sich anstrengt die Details wachzurufen, je schneller verschwinden sie im Nirgends. Ich vertraue jetzt einfach mal darauf, dass mein Unterbewusstsein aufgepasst hat und sie mir nicht in einer der Schlafphasen eingetrichtert hat, unter der Geburt wie ein Esel zu schreien oder so. ;-)
So, und jetzt soll das alles erstmal wirken und dann schauen wir nochmal in ein, zwei Wochen wegen eines Folgetermins.

Wir sind einen Tag weiter: Gleich geht es dann auch noch zur Frauenärztin zur Vorsorge. Bin schon irgendwie gespannt. Wahnsinn, als ich den Termin vor zwei Monaten gemacht habe, schien mir das alles noch so ewig hin. Und jetzt ist schon Mai!
Ich bin gespannt, wie groß das Baby mittlerweile ist und wie das Gewicht so geschätzt wird. Und dann werden noch die letzten Termine festgelegt und dann geht es auch quasi in den Endspurt. So richtig kann ich mir das noch nicht vorstellen, dass in weniger als 10 Wochen ein zweiter kleiner Stöpsel zu uns gehört.

So, jetzt habe ich es nicht mehr vorher geschafft, den Text abzuschicken. Also, es ist alles gut. Wir haben wieder ein sehr zartes Würmchen. In vier Wochen möchte sie noch mal schauen, ob es denn trotzdem weiter zunimmt etc., um zu sicherzustellen, dass es trotz „Zartheit“ entsprechend der Kurven zunimmt und dass sich nichts anderes dahinter verbirgt. Aber Versorgung zum Würmchen ist super, im Würmchen ist super, Versorgung von mir zur Gebärmutter/Plazenta ist auch einwandfrei. Also alles gut auf ganzer Linie. Nur ich werde einfach kein süßes Ultraschallfoto mehr bekommen. ;-) Hand, Fuß, alles wurde vor das Gesicht gezogen. Und ich bin sooooooo gespannt, wie es aussehen wird. Ahhhh. Noch 9/10 Wochen.
Und sonst? Baby liegt schon richtig rum. Eisenwert ist etwas in den Keller gesunken, deswegen muss ich da jetzt wieder verstärkt drauf achten, um noch ein gutes Depot aufzubauen, aber ansonsten nichts Auffälliges.

So und auf diesem High geht es weiter in der Woche. Genießt sie, sofern das geht. Vielleicht lässt sich die Sonne ja doch nochmal blicken.

Liebe Grüße
Philippa - mit zartem aber offensichtlich sportlichen Würmchen im Bauch.



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Kindsbewegung, Vorsorgetermin, Ultraschall, Geburtsvorbereitung, Meditation