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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Philippa

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

30. Schwangerschaftswoche

Wie emotionaler Hochleistungssport

Diese Woche stand der Termin zur Geburtaufbereitung an und hat mich die ganze Woche beschäftigt, aber wir sind auf einem guten Weg.

Guten Morgen,

hier spricht Dornröschen. Ich bin müüüüüüde. Ich will einfach nur schlafen. Ich hatte gestern Abend den wahnsinnig sinnvollen Plan, dass ich mich heute früh frisch und ausgeschlafen zügig an den Text setze und den dann einfach so runterrassel. Solche Pläne mit Zwerg im Haus sind einfach nur eine offene Einladung für Desaster. ;-) Um 3:30 Uhr war die Nacht erstmal zu Ende bis denn dann die Vöglein anfingen zu zwitschern (wann ist das?). Und jetzt fühle ich mich ein wenig gefoltert und freue mich so gar nicht auf den Tag.

Wieso dieser schlechter Plan? Irgendwie war ich gestern zu aufgewühlt und konnte mich nicht so recht auf den Text einlassen. Und so wirklich will ich auch gar nicht darauf eingehen. Aber, wieso ist es so, dass sich Schwieger- und Eltern scheinbar immer nahtlos abwechseln im „Schwierigsein“? Das fühlt sich manchmal schon fast orchestriert und geplant an. Und wann lernt man, genauso entspannt mit den Eskapaden der jeweiligen Schwiegereltern umzugehen, wie man das bei seinen eigenen Eltern macht? Bei meinen Eltern atme ich tief durch, stelle mich entweder der Diskussion oder lass es sein, wenn es sich nicht „lohnt“. Rolle innerlich mit den Augen, seufze einmal tief und kann es meistens relativ schnell ad acta legen. Bei meinen Schwiegereltern aber beschäftigt mich sowas Tage- und vor allem Nächtelang. Für meinen Mann ist es dann umgekehrt natürlich genauso. Jaaaa, und da meine Schwiegereltern am Samstag da waren, war ich ab Samstag bereits voll in meiner gedanklichen Dauerschleife, gestern Abend kam dann nochmal was dazu und irgendwie war ich erledigt.

Zudem lässt das 3. Trimester nicht nur grüßen, sondern hat sich gedacht, es zieht mal die Themen Dauermüdigkeit und erhöhter Ruhepausenbedarf von Anfang an radikal durch. Mit diesem schnellen Wechsel hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich dachte bis zur 34. SSW bin ich noch „good to go“...
Mein großes Problem ist, dass die Abende im Endeffekt wegfallen. Um 17:30/18:00 Uhr essen wir, eine halbe Stunde später bin ich fit, eine weitere halbe Stunde später und ich denke mir, dass wenn unser Schlumpf nicht ins Bett will, wir ja tauschen könnten und ich an seiner statt gehe. Und irgendwie dauern die ganzen Themen, die man dann nochmal „schnell“ erledigen will ewig lang, was einem dann wieder die Nacht viel zu sehr verkürzt, insbesondere wenn es dann so unerwartete Unterbrechungen gibt. ;-)
Süß und schön war es trotzdem. Unser Schlumpf stand heulend im Bett, hob die Hände „Arm, bit-te.“ und zeigte dann auf die Matratze neben seinem Bett und sagte „Mama auch“. Dann wurde sich noch etwa 45 Minuten im Kreis gedreht und gewälzt bis dann mit Körperkontakt der Kleine wieder in den Schlaf gefunden hat.

So und der Rest der Woche? Irgendwie kriege ich nicht mehr großartig viel zusammen. Es war ein Mix aus Garten, aufräumen, ausmisten, Kinderbetreuung, Dauermüdigkeit, Videokonferenzen und die Hoffnung, dass das Wetter besser wird.
Letzten Dienstag hatten wir zudem unser Gespräch mit der Therapeutin, wobei das eigentlich das falsche Wort ist. Sie ist ursprünglich Kinderärztin und hat über Zusatzausbildungen nun eine Praxis, die sich mit Geburtstraumata, Schreikindern und alles was dazwischen liegt auseinandersetzt.
Wir waren eine Stunde fünfzehn dort und es hat sich wie dreieinhalb Stunden angefühlt. Wir waren danach erstmal komplett ausgelaugt. Emotionaler Hochleistungssport nenne ich das jetzt mal.
Eigentlich war es nur ein Kennenlernen: Was ist passiert? Was ist der aktuelle Auslöser? Was möchten wir erreichen? Aber am Ende war es dennoch ein Deep Dive in die Vergangenheit und in die Gefühlswelt.
Ich hatte mir von Anfang an gesagt, wenn ich das mache, dann bin ich offen, sage alles, was mir durch den Kopf schießt, sich gefühlstechnisch aufbraut etc. Generell bin ich eher das Gegenteil, was meinen Mann ab und zu an den Rand des Wahnsinns treibt, weil ich in solchen Momenten einfach nur in mich gekehrt bin und quasi verstumme. Aber wenn wir jetzt diesen Schritt gehen, dann halt eben richtig.

Es war ein gutes Treffen und es hat mich die Woche über noch beschäftigt. Wir haben vom Entbindungstag erzählt, davon was uns im Nachhinein aufgefallen ist, wie das Wochenbett war, wie die Bindung zu meinem Sohn entstanden ist, unsere unterschiedlichen Perspektiven und vor allem, was den aktuellen Status treibt.
Und ich hab mich an meinen Vorsatz gehalten und geredet und gesagt, was da so in mir schlummert:
- Von der Angst, dass es nochmal passieren könnte.
- Von der Angst, dass ich vielleicht dann nicht so viel Glück habe.
- Von der Schwere, dass in keinem Szenario ich um mein Kind bange, irgendwie ist mir der Gedanke nie gekommen bzw. wenn ich versuche mir überhaupt ein anderes Szenario ansatzweise vorzustellen, komme ich nicht weiter. Gedanklich ist es eine Unmöglichkeit, wohlwissend, dass die Statistik in solchen Fällen eigentlich was anderes sagt. Ich gebe aber auch ehrlich zu, dass ich diesen Gedankengang nicht forciere. Ich möchte es mir nicht vorstellen. Ich möchte nicht wissen, wie es ist durch diesen Albtraum zu gehen und am Ende kein Baby im Arm halten zu dürfen.
Und dennoch hat sich der Gedanke eingeschlichen, als ich merkte „Moment, ich denke ja nur an mich“, dass ich vielleicht auch einfach wahnsinnig egozentrisch bin. Ich möchte behaupten, dass nicht, aber so sind sie die Gedanken. Sie sind dann einfach da. Gekoppelt mit der Tatsache, dass unser Schlumpf nicht der erste war, nachdem ich gefragt habe, als ich damals aufgewacht bin, findet der Gedanke auch, dass er berechtigt ist…zumindest manchmal. Wenn ich rational an die Sache drangehe, dann schieße ich zurück, dass ich vollgepumpt war mit Medikamenten, weder die Kaiserschnittnarbe spürte noch ein Gefühl davon hatte, ob und was vielleicht im Bauch fehlte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mir gar nicht bewusst war in diesem Moment, jemals schwanger gewesen zu sein.
Dennoch es entspricht nicht dem perfektem Bild, dass immer und überall und unter allen Umständen, das Kind der erste Gedanke ist, dass der Mutterinstinkt über allem thront…
- Von der Angst, sich auf eine natürliche Geburt einzuschießen und vielleicht durch gewisse Entscheidungen am Ende das Leben des Babys zu gefährden, nur um irgendwie einen ungewollten Kaiserschnitt zu entgehen.
- Von der Angst, einfach machtlos zu sein.

Selbstbestimmt, das ist irgendwie der Traum. Und plötzlich sagte die Therapeutin (ich nenn sie jetzt mal so, weil mir kein anderes Wort einfällt): „Sie suchen sich nicht aus, wie das Kind auf die Welt kommt. Das Kind entscheidet.“
Das saß erstmal. Ich wusste gar nicht so recht, was ich darauf antworten sollte. Als sie es ein zweites Mal sagte, hörte es sich fast wie ein Befreiungsschlag an. Super, ich bin raus aus dem Schneider.

Dieser Satz hat mich die ganze Woche beschäftigt. Ich würde ihm gerne zustimmen zu 100%. Irgendwie wäre das einfacher, man schenkt dem Wurm sein Vertrauen und begibt sich immer noch auf den Weg ins Unbekannte, trägt die Last der „Verantwortung“ aber nicht alleine. Aber genauso fühlt es sich im Umkehrschluss an: ich gebe die Last und die „Verantwortung“ (wie auch immer ich sie hier definiere) ab an einen Wurm, der sich seiner noch gar nicht richtig bewusst ist. Irgendwie ein bisschen zu einfach, oder? Und was würde das für all die Frühgeburten bedeutet, die sich ins Leben kämpfen oder auch dem noch nicht gewachsen sind, für die Babys, die den natürlichen Weg angehen, aber durch Komplikationen nicht durchkommen, was ist mit Stillgeburten, was mit Wunschkaiserschnitten, die die Eltern entscheiden? Irgendwie passte es nicht.

Gleichzeitig ist es so, dass unser Sohn die Nabelschnur zweimal um den Hals hatte…dass der Notkaiserschnitt ihm vielleicht noch auf ganz andere Weise das Leben gerettet hat. Und klar hat er irgendwie durch seine Stresssignale signalisiert „ich muss hier raus und zwar jetzt sofort“, aber trotzdem wage ich zu bezweifeln, dass das die präferierte Variante für irgendein Baby ist. Sauerstoffschlauch in der Nase, Zugang direkt nach der Geburt ist nicht das herzliche warme Willkommen, mit der Mutter Natur im Allgemeinen wirbt.
Ja, voilà, meine Gedankenspirale. Ich kann es ja dann aber auch nicht lassen. Ich muss das alles solange sezieren, bis ich alle Elemente vor mir liegen habe und sie dann zu etwas Neuem zusammensetze, was für mich passt oder merke, egal wie ich das drehe und wende, das wird nix.
Nein, ich glaube nicht, dass Kinder sich in dem Sinne aussuchen, wie sie geboren werden, zumindest nicht losgelöst von allem anderen. Es ist ein Zusammenspiel aus Kind, Mutter, Natur und sonstigen Einflüssen.
Und irgendwie hilft alleine das und es mir vor Augen zu halten.

Es ist nicht „Eine natürliche Geburt ist das A und O. Jede Frau kann das, man muss es nur genug wollen“. Es ist kein Kampf darum das Zepter der Kontrolle um jeden Preis in der Hand zu halten. Es ist die Herausforderung, es auf mich zukommen zu lassen, mir meines Wunsches bewusst zu sein und trotzdem auf die Gegebenheiten zu reagieren. Das hört sich irgendwie wahnsinnig einfach an. ;-) Aber ich hab ja noch 10 Wochen, um die Entspannung in Person zu werden.

Aber ich bin ein wenig zuversichtlicher. Ein Knoten im Kopf hat sich nun immerhin gelöst. Ich bin nicht so naiv, dass ich meine, dass es damit getan ist. Am Samstag habe ich nochmal einen Termin alleine und dann schauen wir weiter.

Und ähnlich mache ich nun auch privat weiter. Ich muss die nächsten Wochen noch etwas durchorganisieren, Prioritäten setzen und nun wirklich die Vorbereitungen angehen. ;-) Und das irgendwie in einem entspannten Rhythmus. Der Bauch ist noch nicht riesig, zumindest aus meiner Sicht. Aber ich merke es immer mehr. Sitzen wird recht schnell unangenehm, zumindest wenn ich am Computer bin, da ich dann etwas nach vorne gelehnt bin.
Die letzte Woche hatte ich das erste Mal den Gedanken „Oh, ist das die Symphyse?“ Ich kann es nicht wirklich Schmerzen nennen, aber ich merke definitiv irgendwas. Es fühlt sich etwas kurios an. Auf der einen Seite fühlt es sich ein wenig so an, wie wenn man lange, lange nicht mehr Fahrrad gefahren ist und dann plötzlich für mehrere Stunden einen Ausflug macht. Am Ende denkt man sich „Oh, da läuft auch noch ein Knochen entlang“. Auf der anderen Seite hat es sich manchmal angefühlt, als wäre wirklich durch den Druck von oben eine Lücke entstanden. Es waren keine Schmerzen in dem Sinne, ich war mir bloß plötzlich sehr meines Schambeins bewusst. Ein bisschen langsamer laufen, den „Stoß“ des Auftretens etwas mehr durch Hüftschwung abfangen und dann ging es auch wieder.
Ansonsten turnt unser Baby immer noch fleißig im Bauch rum. Ich liebe es, mit der Hand über den Bauch zu streichen und unter dem Nabel die Verhärtung zu spüren, die mir sagt, da drückt jemand von innen dagegen. Je ruhiger ich werde, desto mehr wird geboxt und getreten. Der Bauch sieht dann aus wie ein einziger Wackelpudding. Ich liebe es und würde es so gerne einfangen für die Ewigkeit. Ich würde so gerne einmal „reinschauen“, das Baby live beim Treten und Turnen und Boxen sehen. Nicht im Ultraschall meine ich, sondern so richtig in Farbe. Ein kleines Fenster in den Bauch wäre irgendwie cool.

So, jetzt belasse ich es mal bei dem halben Roman. Ich wünsche Euch eine schöne Woche!!
Viele Grüße
eine übermüdete und leergeschriebene Philippa


 


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Dir alles Gute,


Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)



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