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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
36. Schwangerschaftswoche

Haushaltsliebe - Haushaltskriege

Immer nur harmonisch können auch wir nicht. Während unser Zuhause immer erwachsener wird, knatschen wir uns doch recht kindisch an.

Ich bin jetzt so weit zu behaupten, das Babyversorgungszimmer sei fertig. Fertig im Sinne von: ich habe alles so hergerichtet und vorbereitet, wie man das als Erstgebärende eben macht. Ohne Erfahrung und feste Ideen habe ich mir ein Konzept, Ausstattung und System überlegt - Kristin, die große Abwägerin. Der Test auf Tauglichkeit in einigen Wochen wird mich sicher lachen lassen. Aber bisher bin ich doch zufrieden. Ich denke nicht, dass ich übertrieben habe. Der Zeigefinger war immer mahnend erhoben, auf Praktikables und Notwendiges zu setzen. Um ein bisschen Schi Schi kam ich der Gemütlichkeit wegen nicht herum und das warme Licht ist ein netter Nebeneffekt der Energiesparlampe. Und ja, da steht ein Trockner. Den hat uns mein Papa vermacht und findet nur dort in unserer Wohnung Platz. Dafür beheizt er den Raum ordentlich. Die Omas und Tanten in spe werden es uns hoffentlich nicht übel nehmen, ihr zukünftiges Lager neben Waschkücheninventar aufschlagen zu müssen.

Da wir schon fast wie ein richtig echter Haushalt ausgestattet sind, haben wir uns jetzt auch noch – die Schwangerschaft löst bei mir wohl eine Liebe zu Haushaltsgeräten aus – eine nigelnagelneue Waschmaschine bestellt. Weder Sebastian noch ich hatten je die Dekadenz besessen, unsere schmutzige Wäsche im Premierenwaschgang einer Maschine säubern zu dürfen. Sauberhaft!

Wie wir zu diesem Segen kommen? Mein Mutterschaftsgeld vom Bundesversicherungsamt wurde bewilligt. Da ich ja noch familienversichert und nur geringfügig verdienend bin, steht hierfür nicht die Krankenkasse, sondern oben genanntes Amt ein. Ein Antrag mehr, den ich erfolgreich ausgefüllt habe. Da komme ich direkt in Fahrt für Elterngeld und Co.

Noch kinderlos waren wir diese Woche beim Basketball. Wir hatten gute Sitzplätze und die Stimmung in der Halle war, wie bei diesem Spiel üblich, sehr ausgelassen. Was ich im Voraus aber dringend unterschätzt hatte, waren die Trommeln der Fans. Der dumpfe Schlag ging mir ordentlich durch Mark und Knochen und kam auch bei meinem Baby anscheinend heftig an. Es wurde sich gewunden und gestrampelt, geboxt und drangsaliert. Zwischendurch war ich besorgt, ob sie sich jetzt noch einmal drehen will und mit dem Po nach unten wandert. Aus Mitleid und meiner Rippen zuliebe legte ich alle Jacken, die wir dabei hatten über meinen Bauch. Am Abend zuhause war ich richtig erschöpft und fühlte mich innerlich wund. Ich war wohl das erste Mal eine Rabenmutter und ziemlich egoistisch.

Man müsste ja meinen, dass wir als Paar gerade die Zeit unseres Lebens haben. Denn eigentlich war das ja auch so geplant. Aber Sebastian sieht immer noch unheimlich müde und abgespannt aus. Seine Augenränder hängen tief und er kann nicht richtig ausspannen. Obwohl er endlich mal Ruhe von Klausuren und Uni hat. Wir streiten besonders über mangelnde oder schlechte Kommunikation und sind vermutlich beide irgendwie schuld. Ich möchte, dass er mit mir auf die Geburt hin fiebert, obwohl ich selbst noch nicht im aufgeregten Wartemodus bin. Wir unternehmen viele besondere Dinge, leben aber sonst recht unromantisch aneinander vorbei. An die ollen Schwangerschaftshormonkrisen glaube ich nicht. Auch wenn mir das jeder sofort an den Kopf wirft.

Ich kann meistens erklären, was mich gerade stört. Nämlich Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Das Problem: Er hat seine eigene Latte so hoch gelegt. Eigentlich ist er der bessere Haushälter, Organisierer und Pläneschmieder. Er reißt mich normalerweise mit und kann mich motivieren in allen Belangen. Eines unserer ersten Dates verbrachten wir im Waschsalon (damals war ich nämlich noch ganz ohne Waschmaschine). Bis heute hängt er Wäsche hundertmal besser auf als ich, er kann Spülmaschinen einräumen wie ein Tetrisprofi und trägt den Müll äußerst zuverlässig nach unten. Er reinigt jeden Abend die ganze Küche und selbst das Toilettenputzen obliegt seinen Aufgaben, ohne Jammern und Murren. Er kümmert sich seit jeher um das Auto und geht sogar gerne einkaufen, erledigt handwerkliche Aufgaben und kennt sich aus mit Strom, Heizung und Internet. Dank seiner ruhigen, toleranten Art konnten wir ein Jahr lang in einem WG-Zimmer gemeinsam schlafen, leben, arbeiten, ohne Geschirr zu werfen. Und ausgerechnet jetzt halte ich ihn weder für besonders belastbar, noch kann er es mir recht machen. Wie ich das so schreibe und lese und wieder lese - danke Tagebuch für die Selbsttherapie-, sehe ich schon, was für einen sexy Ehemann ich da habe. Diese kleine Krise (vielleicht doch eher von mir verursacht) muss wieder gut werden. Und zwar ganz schnell, damit ich nächste Woche besserer Dinge bin und damit prahlen kann, was wir noch alles erlebt haben in dieser aufregenden (!!) Zeit. In der das Warten dann doch irgendwie beginnt...

Kristin

Bild: privat

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Kommentare von Lesern:

Sandra15.03.2016 11:01

Hallo Kristin,
ich lese dein Tagebuch auch sehr gerne, weil du so eine tolle, lebenige und spannende Art zu schreiben hast. Es wäre echt toll, wenn du nach der Geburt eurer Tochter einfach weiter schreiben würdest...da wird es dann ja noch richtig aufregend...Alles Liebe und Gute für euch
P.S. Und kleine Krisen gehören einfach auch dazu. Hinterher weiß man dann oft wieder um so mehr zu schätzen, was man aneinander hat...

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Penny14.03.2016 13:57

Ich wünschte, du würdest ein Babytagebuch schreiben. Das Lesen macht so viel Freude. Tolle Fotos usw.
Klasse!

Alles Gute

Ps: das bekommt ihr wieder hin, ist auch für ihn aufregend, der ja nicht eingreifen kann und erst nach der Geburt so richtig in Erscheinung tritt :)

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In diesem Beitrag geht's um:

Babyzimmmer, Basketballspiel, Krach mit Sebastian