Weil die Kleidung schon zwickt und wir noch Anfänger im Eltern werden sind, nehmen wir jede Möglichkeit der Beratung in Anspruch - für uns von großem Nutzen.
Es ist passiert! Der Hosenknopf blieb offen. Den ganzen Tag, sogar im Stehen. Es ist jetzt amtlich, also zumindest für mich: Der Bauch wächst! Ein Außenstehender meint sicherlich, ich hätte einfach gut gegessen, was ich ja auch wieder tue –zum Glück-, aber der Bauch sitzt an einer Stelle, an der selbst das leckerste Essen nicht kleben bliebe. Vielmehr ist da jetzt eine kleine, straffe Wölbung unter meinem Bauchnabel, links größer als rechts. Manchmal sieht es aus, als hätte ich einfach eine volle Blase, dazu etwas Taille eingebüßt. Welche Veränderung aber definitiv nicht zu übersehen ist, sind meine „Schatz,-die-sind-der-Waaaaahnsinn“-Brüste. Meinen Mann freuts. Mich hingegen freut die Transformation von Haut und Haar. In die Schwangerschaft bin ich gestartet mit ziemlich schlechter Haut. Die hatte sich gezeigt, seit ich die hormonelle Verhütung los war. Jetzt, allmählich, bekomme ich reinere Haut, nur noch wenige, entzündete Pickel. Auch meine Haare werden kaum mehr fettig und haben einen netten Glanz. Ich bekomme Komplimente für strahlendes Aussehen und fühle mich rundum wohl. Einbildung? Nein, schwanger!
Eure Kommentare unter meinem letzten Beitrag waren mir eine Freude. Einmal fand ich es schön zu lesen, dass mein Schreibstil und meine Ansichten irgendwo gefallen finden, zum anderen war ich begeistert von den Kinderwagenratschlägen. Ihr habt unsere wichtigsten Punkte ziemlich gut zusammengefasst und jetzt bin ich ganz gespannt, in welche Richtung es uns da verschlägt. Weiterhin nehme ich eure Tipps gerne an und finde Gefallen am Meinungsaustausch.
Diese Woche auch auf der Agenda stand, im Studiendekanat meine Schwangerschaft anzumelden. Man kann so schon als Schwangere ein Voreinschreiberecht in Anspruch nehmen, wodurch man die Kurse vor allen anderen wählen darf und einem der spannende Einschreibeabend im Windhundprinzip (first-come, first-served oder „wer hat das schnellere Internet?“) erspart bleibt. Außerdem kann ich zu Klausuren nun ohne Krankmeldung fernbleiben, sollte einem alles zu viel werden. Dazu wurde ich dann noch zur Beratung eingeladen, um mein weiteres Studium zu planen. Wann will ich Teilzeit studieren, welche Scheine sind wann Voraussetzung etc.? Ein ernstgemeintes Hoch auf die tolle Studentenbetreuung hier in Jena!
Eine andere Beratung nahmen wir im Familienzentrum in Anspruch. Wir wollten im Rundumschlag durchsprechen, welche Anträge in welcher Schwangerschaftswoche wo abgegeben werden müssen. Auf was ist zu achten und wo können wir noch Unterstützung bekommen? Wir saßen gut eine Stunde mit einer sehr freundlichen Dame zusammen, die uns von Mehrbedarf über Mutterschutz bis Elterngeld gut beraten hat. Dieser Termin hat sich für uns auf jeden Fall gelohnt und ist nur zu empfehlen, da wir jetzt einen Fahrplan an der Hand haben, mit dem wir uns durch das Wirrwarr von Anträgen schlagen können und grundsätzlich Wissen, was möglich ist. Dazu gab es einen Pack Broschüren, was mich als Leseratte immer entzückt. Eine Kuriosität ergab sich dort aber: Wir haben wohl keinerlei Anspruch auf Unterstützung, weil wir zu viel verdienen (zwei Minijobs plus ein Pendant zum Bafögsatz von meinen Eltern) und auch nicht auf Mutterschaftsgeld, weil meine Arbeit nur die einer „studentischen Hilfskraft“ ist. Obwohl ich laut Mutterschutzrichtlinien aber schon gar nicht mehr nach 20 Uhr arbeiten darf und mir so auch dieses Geld wegfällt (theoretisch! Ich gehe wirklich gerne arbeiten…). Geht das denn zusammen? Ja, denn meine Haupttätigkeit ist nun mal das Student sein.
Na gut, schon akzeptiert. Denn ich liebe es ja. Lernen gehört für mich einfach zum Leben. Gerade in meinem Studienfach kommt das nicht zu kurz. Wir haben nur wenig Anwesenheitspflicht und können uns unsere Zeit oft einteilen, wie es uns beliebt. Dazu kommt noch die äußerst angenehme Zeit der Semesterferien. Monatelang das Leben genießen, hier und da mal ein Praktikum absolvieren und sich tagtäglich darüber freuen, in welch tollem Lebensabschnitt man sich befindet. Ich zelebriere es, mir etwas zu gönnen, wenn ich lange darauf gespart habe, erfreue mich an langen Frühstücksbrunchs und mitternächtlichen Gesprächen mit meinem Mann, weil wir am nächsten Tag beide erst mittags wieder ran müssen. Genauso sitzen wir in der Prüfungszeit eingesperrt zusammen und pauken tagelang völlig raum- und zeitverloren um die Wette. Diese Flexibilität bedeutet mitunter viel Disziplin, organisiert zu sein und sich nicht nur im Alltag treiben zu lassen, sicher nicht jedermanns Sache, andererseits aber auch die Möglichkeit, sich einfach mal aus eben diesem zu nehmen. Das ist es, was mir die Tage ein tolles Schwangerschaftsgefühl gibt. Jeden Morgen wache ich um etwa 6 Uhr auf, muss zur Toilette und liege dann wach. Das ist die Zeit, die ich ganz dem Würmchen und mir widme. Ich streiche mir über den Bauch und versuche mir vorzustellen wie es ist, wenn ich es spüren könnte. Ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich denke über die jetzt so aufregende Zukunft nach und kuschle mich gegen halb 8 wieder an Sebastian.
Ich hoffe, ich werde diese Zeit nie vergessen, denn könnt ihr euch vorstellen wie glücklich ich gerade bin?
Kristin