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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
Nachbericht

Aufregende Zeiten

Wir lernen uns kennen und werden immer bessere Eltern, Beschützer, Weggefährten.

Woche 1:

Da war sie also bei uns. Unsere Räubertochter, die Zuckerpuppe, das kleine Mädchen, auf das wir doch recht lange gewartet haben.
Ein kleiner Riss in meiner Schamlippe musste genäht werden und so gab ich Mathilda nach ausgiebigem Kennenlernen auf Sebastians nackten Brustkorb. Sollten sie sich ganz eng aneinander gewöhnen dürfen, während ich doch recht panisch auf die einigen wenigen Stiche der Ärztin reagierte und so ganz und gar nicht „entspannt das Becken locker lassen“ konnte. Anschließend das obligatorische Messen, Wiegen, Untersuchen unter unseren Argusaugen (3720g, 53cm). Zwei Stunden sollten wir noch im Kreißsaal verbringen und unsere ersten Stillversuche klappten dank Hebammenhilfe schon ganz gut. Leider musste uns Sebastian für diese erste angebrochene Nacht noch verlassen, ein Familienzimmer wurde uns erst ab dem nächsten Tag zugesichert. An Schlaf war nach all den aufregenden Stunden natürlich nicht zu denken. Ich lag mit meinem Baby im Arm glückselig im Morgengrauen und konnte nicht aufhören, ihre Haare mit meinen Lippen zu streicheln, ihre weiche Haut zu liebkosen und ihre kleinen schrumpeligen Finger um meine schließen zu lassen.

Die Zeit im Krankenhaus war zuerst eine sehr schöne. Sebastian und ich waren ein tolles Team. Beide gleich wenig Ahnung, den anderen immer bestärkend, schon irgendwie das Richtige zu tun und - ganz wichtig - als emotionale Stütze immer präsent zu sein. Die Schwestern der Station waren wunderbar aufmerksam und zu jeder Tages- und Nachtzeit ansprechbar, dabei immer freundlich und hilfsbereit.

Mathilda war ein sehr ruhiges Kind, erschöpft von der Geburt und eine schlechte Trinkerin. Am ersten Tag gewährte man ihr dies. Am zweiten Tag war sie noch platter, meldete sich nicht mehr sehr regelmäßig und wir sollten uns schon einmal an den Gedanken des Zufütterns gewöhnen. Am dritten Tag, dem Tag der geplanten Entlassung, schien sie dann doch sehr gelb und hatte viel Gewicht verloren. Zu viel und zu gelb entschieden die Ärzte und verlegten mich und mein Baby für zwei Tage auf die Neonatologie zur UV-Therapie. Es schreibt sich hier so sehr abgeklärt und kühl. In Wahrheit war ich in Tränen und besorgt wie ich es nie erlebt hatte.
Obwohl mir zu jeder Zeit bewusst war, dass eine Neugeborenengelbsucht kein Drama ist, stand ich so oft hilflos und verzweifelt an ihrem Wärmebett, wanderte nachts über den Flur zu ihr, um sie anzusehen und war zu jeder Stillzeit aufgeregt wie an Weihnachten.

Unter diesen Umständen traf mich dann auch der Milcheinschuss. Nachts, Brüste wie Ziegelsteine, rot und dick. Zuerst warm duschen und dann tiefgefrorene Joghurtbecher aufgelegt, kam ich aber irgendwie zurecht. Diese Hormone sind schon verrückt, funktionieren sie doch sogar unter solch erschwerten Bedingungen.
Die endgültige Abschlussuntersuchung attestierte uns ein aufgewecktes, gesundes Mädchen, mit vorbildlichem Bilirubinwert.

Die ersten Tage zuhause waren geprägt von Besuchen, die mal mehr, mal weniger Essen mitbrachten, die sich mal mehr, mal weniger bedienen ließen und die mal mehr, mal weniger Dreisamkeit und Stillbemühungen meinerseits akzeptierten. Doch recht anstrengend und nicht zu unterschätzen!

Woche 2:

Die Nachsorgehebamme besuchte uns zuerst jeden Tag und war eine wirklich tolle Hilfe. Unterstützung beim Stillen, was übrigens ganz viel Disziplin, Überzeugung und Zähnezusammenbeißen fordert, Tipps zum ersten wunden Po und eine Anleitung zum Baden halfen uns wunderbar durch die erste Zeit. Außerdem zeigte sie mir sanfte Rückbildungsübungen und kontrollierte meine Naht. Alles tutti, wie schön!

Mathilda macht es uns meistens recht leicht, ziemlich genau alle drei Stunden meldet sie sich mit lautstarkem Hungeralarm. Manchmal auch öfter, wenn sie Nähe sucht, verarbeiten will oder wächst – innerlich wie äußerlich. Anfangs war ich nach zwei Stunden Dauerstillen und Geschrei beim Abnehmen von der Brust dem Nervenzusammenbruch nahe, habe dann einfach mit ihr mitgeweint. Aber man wächst ja auch – mit seinen Aufgaben und Erfolgen - und so haben wir uns jetzt eingegroovt.

Woche 3:

Ich habe ein Gesellschaftsbaby! Die ersten Vorlesungen hat Mathilda nun mitgehört. Teils in der Trage, teils auf Sebastians Arm, der mich tatkräftig unterstützt und auch mal vor der Hörsaaltür mit ihr auf und ab geht, ist unsere Tochter jetzt bestens informiert über Kollagenosen, blasenbildende Dermatosen und onkologische Dermatologie. Sogar zwei Stunden am Stück habe ich sie schon mit ihrem Papa alleine zuhause gelassen, wobei mein Herz dabei dann doch ganz schön blutet, mein Handy nicht aus den Augen gelassen wird und ich gar nicht schnell genug wieder zuhause aufschlagen kann.

Ein paar Kennenlerndates habe ich absichtlich nicht im trauten Heim gewählt, sondern bin ganz bewusst mit Freunden, die bei Misserfolg sicher verständnisvoll reagieren, ins Café gegangen. Ausnahmslos jedes Mal zeigte sich die Puppe von ihrer besten, also schlafenden Seite und machte mich meinen Kakao in Ruhe trinkend und mal anderen Gesprächsthemen frönend zur stolzesten Mutti des Erdballs.


Wir bemerken immer mehr Eigenheiten und Charakterzüge unseres Babys. Wir werden immer sicherer im Umgang und gelassener, wenn erstmal keiner weiter weiß. Wir sind experimentierfreudig und wagen immer mehr.

In etwa zwei Wochen berichte ich noch ein letztes Mal, wie es uns ergeht und was sich so ergeben hat. Denn es bleibt spannend! Und ich bin so wahnsinnig wehmütig…


Kristin

Bild: privat

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Bild: privat

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Kommentare von Lesern:

Gast03.05.2016 14:17

Hallo Kristin!
Herzlichen Glückwunsch zu eurer süßen Maus!
Aber erlaube mir doch eine Frage, die gar nicht bös gemeint ist: Was machst du denn so kurz nach der Geburt schon wieder an der Uni? Ich weiß, dass die Umstellung beim ersten Kind riesig ist und einem gerade zu Beginn ganz schön die Decke auf den Kopf fallen kann. Aber nicht umsonst dauert das Wochenbett 8 Wochen und diese Zeit solltest du dir auch nehmen. Viel liegen, denn alles muss sich wieder zurück bilden, das dankt einem der Beckenboden. Und die kleine Maus freut sich über ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Eltern. Die Zeit geht so schnell rum, gerade beim ersten Kind kann man das Wochenbett noch so richtig zelebrieren.
Liebe Grüße

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Gast03.05.2016 07:46

Was für süßes Baby, Eure kleine Mathilda! :)

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Gast03.05.2016 07:43

Weiter alles Gute!

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