Es geht voran in allen Bereichen, die Zukunft steht vor der Tür. Und zwar ganz schön rasant!
Mit richtig großen Schritten gehen wir immer weiter Richtung Halbzeit. Ich merke das, weil ich besonders wehmütig werde, wenn ich ans nun greifbarere Ende denke. Mir geht es so besonders gut, körperlich wie seelisch, dass ich am liebsten nur noch schwanger wäre. Außerdem bin ich natürlich auch etwas ängstlich, was mich da erwartet, wenn der Wurm erst da ist. Richtig vorbereiten – so habe ich das bis jetzt mitbekommen – kann man sich sowieso nicht. Und Veränderungen sind einfach nicht mein Ding. Jetzt habe ich es mir mit meiner Minikugel doch ganz nett gemacht. Ich merke das auch, weil meine Beine abends oft so schwer werden. Nicht dick, nicht schmerzhaft, nur einfach müde und träge. Wir gehen mit so großen Schritten durch diese Schwangerschaft, im übertragenen Sinne streiken also meine Füße würden unsere Psychologen hier jetzt sagen.
Gebraucht habe ich meine Beine bei einer kleinen Wandertour auf der SaaleHorizontale durch Jenas Kernberge. Bei herrlichem Sonnenschein, mit dem uns dieser Herbst gerade noch mal richtig verwöhnt, stiegen wir die Hänge hinauf, genossen den Ausblick und schlenderten durch bunte Wälder. Auch da kamen mir, wie in letzter Zeit so oft, wieder Gedanken an die Zukunft. Vielleicht nicht in einem, aber bestimmt in zwei Jahren werde ich mit meinem Räuberkind bunte Blätter und Kastanien sammeln, Drachen steigen lassen und Bastelnachmittage bestreiten. Wie ihr seht, scheint sich der Herbst nach meiner Lieblingsjahreszeit anzufühlen und irgendwie bin ich auch noch ganz schön Kind geblieben.
Wie klein und naiv ich in dieser Welt noch bin, wurde mir die Woche im Jobcenter bewusst. Dort wollte ich unseren Mehrbedarf beantragen. Etwa 60 Euro im Monat könnten wir bekommen. Eine Armada von Formularen soll dort ausgefüllt werden, der Sachbearbeiter war nicht sehr verständnisvoll, dass ich oft gar nicht verstand, was er da von mir wissen will. Und zu guter Letzt muss ich an einem Arbeitsvermittlungsgespräch teilnehmen, wo mein Profil für mögliche Jobs aufgenommen werden soll. Da möchte ich doch mal sehen, wer mich als schwangere Vollzeitstudentin ohne Abschluss denn gerne in seinen Betrieb aufnehmen möchte. Aber mir ist ja durchaus bewusst und ich skandiere auch ganz devot: WIR wollen was von denen, wir wollen was, wir wollen… Also mache ich den Spaß eben mal mit.
Sebastian hat mich neulich darauf angesprochen, dass mein Bauch so komisch wächst. Irgendwie mache er einen Knick, dort wo mein Hosenbund sitzt. Er meinte, es liege daran, dass ich mich noch immer in meine Vorschwangerschaftshosen zwänge und so meiner Körpermitte nicht genug Platz zum Ausdehnen gebe. Er hat mich also zum Shoppen beordert, eine neue Hose sollte her. Dass ich das noch erleben darf… Jedenfalls besitze ich jetzt eine weitere mit weichem, hohem Bund und fühle mich auch ganz wohl damit. Man weiß ja immer erst, was man vermisst, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.
Wo es vorhin schon um Zukunftsmusik ging, hake ich hier gleich noch mal ein. Wir haben uns mal ein paar Gedanken über zukünftige Urlaube gemacht. Ich sehe uns schon mit dem Baby in der Trage sorglos durch die Welt touren. Aber wie ist die Realität? Wie viel Veränderung macht so ein frisches Lebewesen mit? Da habe ich mir Folgendes ausgedacht: Ich war noch nie bewusst an der Ostsee. Hier in Thüringen scheint das aber das Reiseziel Nummer eins zu sein. Mein Gedankenspiel dreht sich um eine hübsche Ferienwohnung recht strandnah gelegen, wir drei fest dort eingebucht für 2-3 Wochen. Selbstversorger. Und dann ist in dieser Wohnung noch Platz für eine weitere Partei. Einige Tage reserviert für unsere Geschwister, eine Woche für verschiedene Elternteile, hier und da vielleicht noch Freunde. Wir hätten eine feste Basis an einem schönen Ort und könnten uns tagtäglich mit lieben Menschen umgeben. Hat das jemand schon mal in dieser Form praktiziert? Mir scheint es ein spannendes Experiment zu sein.
Da unser Baby ja jetzt durchaus schon mitbekommt, durch welche Geräuschkulisse ich es tagtäglich befördere und gleichzeitig bestimmt auch nette Melodien schon gut wahrnimmt, hat mir die kidsgo-Redaktion eine CD – die fleißigen LeserInnen kennen sie bestimmt schon aus anderen Berichten - mit Schlafliedern aus aller Welt geschickt. Heart tones „Lullabies from around the world“ nennt sich die Platte, die deswegen besonders nett ist, da die Lieder eben in verschiedenen, mir auch völlig fremden Sprachen, gesungen sind. So wird man der ganzen Sache sicher nicht so schnell überdrüssig und kann sie noch jahrelang zum Miteinschlafen genießen. Bei mir erfüllt sie übrigens jetzt schon ihren Zweck!
Und wenn ich dann schon mal so ruhig liege, dann bilde ich mir doch tatsächlich ein, hier und da ein „Huscheln“ im Unterleib zu verspüren. Und nein, Darm ist es nicht!
Liebe Grüße, Kristin