Auch im Urlaub kreisen meine Gedanken oft um das Thema "was brauchen wir, was ist überflüssig". Auf Allergien können wir aber getrost verzichten.
Heute melde ich mich ganz entspannt aus unserem Kurzurlaub in Sebastians Heimat. Sehr idyllisch inmitten vom Nirgendwo in der Oberpfalz beginnen wir den Tag spät und beenden ihn früh. Ganz nach meinem Geschmack momentan! Dazwischen genießen wir die Kochkünste meiner Schwiegermama, gehen im Wald spazieren und Achtung Highlight!, besuchen den Nachbarbauernhof mit seinen Kühen. Das war und ist mir ein riesiges Anliegen, denn da habe ich doch neulich von einer Studie gehört und gelesen, die besagt, dass Kinder ein verringertes Allergierisiko haben, wenn die schwangere Mutter im Kuhstall arbeitet. Der Staub und die Bakterienwelt, die man gerade dort vorfindet, stärken das Immunsystem des Kindes ungemein – so die Studie. Ich bin eher allergiefrei, Sebastian bekommt schnell Neurodermitis, Asthma und Heuschnupfen. Wir überlegen uns so eben zweimal, was man nur tun kann, um dem beim eigenen Kind entgegenzuwirken. Gut, ehrlich gesagt wird das mit dem „im Stall arbeiten“ schwierig, da meine Bauernhofberührungspunkte bisher eher gering ausfielen, aber wenigstens durchschlendern und mich von den gewaltigen Zungen abschlecken lassen, mit der Hand mal durchs Heu wühlen und alles anfassen, was man dort nur zwischen die Finger kriegt, kann ja immerhin nicht schaden. Besonders gut aufgehoben fühlte ich mich übrigens bei den ebenfalls schwangeren Kühen. Ob die das merken? Na wenns denn nur hilft…
Außerdem starteten wir unsere Erholungswoche im Grünen mit einem Saunabesuch. Ich bin eine geübte Schwitzbudengängerin und halte da auch recht viel aus. Seit meiner Schwangerschaft allerdings hatte ich mich zurückgenommen. So war ich diesmal dann anfangs etwas zögerlich, ob der Belastung. Aber völlig zu Unrecht, mein Körper ist halt einfach der Wahnsinn! Ich konnte das Schwitzen sehr genießen, das Abkühlen tat mir auch gut. Und an dem schönen Sonnentag konnten wir eingekuschelt in unsere Bademäntel auf der Wiese liegend noch einmal Sonne für den Winter tanken.
Einen Nachmittag gönnten wir uns eine kleine Shoppingtour durch eine nahe größere Stadt. Begleitet von Mama, Schwiegermama und Sebastian, wollte ich Umstandsmode besorgen. Vor allem farbenfrohe Oberteile schwebten mir vor. Mein Schrank besteht vornehmlich aus Schwarz und Grau, ganz tolle Farben, wenn man nicht gerade schwanger ist und die Hormone verrückt spielen. Jetzt wollte ich aber Sonnengelb und Ziegelrot, Khakigrün, Brombeere und Glitzer. Die Ausbeute: total enttäuschend. Schwanger sein ist einfach nicht trendy. Pro besuchtem Geschäft maximal eine Stange mit Kleidung, die den Bauch sicher nicht vorteilhaft schmückt. Und für die richtigen Stilloberteile à la Milkdealer kann ich mich einfach noch nicht begeistern.
Was es allerdings en masse gibt, überfordert mich auch, ich kann mich nie entscheiden. Ich brauche Ratschläge und Erfahrungswerte, muss alles gegeneinander abwägen, bevor ich in etwas vertrauen kann. Eigentlich hatte ich mir mit erfolgreich beendeter 12. Woche erlaubt, ein Teil meiner Wahl für das Ungeborene zu kaufen. Eine kleine Spieluhr, Söckchen, ein Deckchen oder ähnliches. Nichts verfängliches, nur ein „Bonbon“. Mehrere Male nahm ich Anlauf und fand mich dann völlig verwirrt und desorientiert aufgrund der immensen Auswahl im handelsüblichen Babyladen wieder. Natürlich konnte ich mich nicht entscheiden, Beratungsversuche von Verkäufern waren noch erschreckender und so bin ich jedes Mal wieder ohne verrichtete Dinge von dannen gezogen. Mir macht es also nicht einmal Spaß, die Dinge einzukaufen, wie soll mein Kind Spaß damit beim Spielen haben? Brauche ich das Angebotene wirklich? Werde ich eine Rabenmutter, weil ich mich gerne auf Bodenständiges, Praktisches besinne? Aber was ist denn nun praktisch? Ich brauche keine Babywanne, wir besitzen eine große, komfortable Spüle – zu pragmatisch? Nur Holz oder auch Plastik? Wiege, Beistellbett, Babywippe? Ab wann der erste Brei, welches Kindergartenkonzept und was trägt es zur Schuleinführung? „Mission belohn dich und dein Baby fürs erste Trimenon“ ist also grandios gescheitert. Na bravo.
Wirklich zugelegt habe ich mir dann diese Woche aber endlich ein passenderes Nahrungsergänzungsmittel. Bisher nahm ich ein einfaches, kostengünstiges Folsäure – Jod – B12 – Präparat ein. Meine Frauenärztin hatte mir das ans Herz gelegt, als wir vor etwa einem Jahr nicht mehr hormonell verhüten wollten. Jetzt, nach Woche 12, sollte ich dann umsteigen. Wichtig waren laut ihrer Aussage weniger Folsäure, dafür mehr Jod plus DHA (= Docosahexaensäure), eine Omega-3-Fettsäure, die für Netzhaut- und Gehirnbildung von Vorteil sein soll. Aber jetzt kommts: statt der bisher ungefähr acht Euro für 100 Stück wollen die jetzt das 5fache für 30. Ist das denn zu fassen? Würde ich jeden Wirkstoff einzeln kaufen und einnehmen, käme ich viel günstiger. Aber die schlaue Apothekerin hat mich sehr elegant um ihren Finger gewickelt und mir das teure „altbewährte“ Markenprodukt angedreht. Mist! Besorgte Schwangere sind sicher einfache Kunden…
In einem meiner Ratgeber steht, dass der Embryo ja jetzt ein Fötus ist und es schon Zeit wäre für einen Bauchnamen. Damit tue ich mir ehrlich gesagt etwas schwer. Natürlich benutzen wir Scherzes halber niedliche Worte, um das kleine Ding irgendwie nett zu beschreiben, aber einen festen Namen? Den richtigen wissen wir noch nicht und alles andere kommt mir albern vor. Für Sebastian habe ich auch nur „Sebastian“ eben.
Zu meinem Mann kann ich auch noch erzählen, dass er jetzt, glaube ich, die Phase der „gedanklichen Verdauung“ überwunden hat und sich immer mehr in die zukünftige Vaterrolle einfindet. Einmal ist er zum aufmerksamsten und hilfsbereitesten und von den Lippen lesenden Traummann mutiert, nochmal eine Steigerung seiner selbst! Zum anderen trifft man ihn immer öfter beim Durchstöbern seiner zwei Vaterbücher („Betriebsanleitung“ und „Das Papa-Handbuch“) an. Und hin und wieder wandert seine Hand in einer ruhigen Minute auch mal auf meinen Bauch. Das geht für mich runter wie Öl.
Zum Schluss will ich noch für mich, aus aktuellem Anlass und für die Zukunft, etwas loswerden: Wir leben hier so unbeschwert und sicher. Ich kann abends ruhig einschlafen und weiß, dass der nächste Tag ein schöner wird. Niemals möchte ich flüchten müssen, sei es aus wirtschaftlicher Not, wegen Krieg oder aufgrund von Umweltkatastrophen. Sollte meine Familie jemals so in ihrer Existenz bedroht sein, dann hoffe ich inständig, dass wir irgendwo unter menschlichen Bedingungen aufgenommen und beschützt werden.
Kristin
Bild: privat