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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
23. Schwangerschaftswoche

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Ganz gelassen beschäftige ich mich mit Bindungstheorien - meine bessere Hälfte immer an meiner Seite.

Gleich zu Beginn ein Nachtrag zu letzter Woche: Nun habe ich ja erwähnt, dass uns ab jetzt auch eine Hebamme betreut. In welcher Form, das war nur in meinem allerersten Schreiben einmal Thema. Und da ja auch nur als „wie es sein soll“. Jetzt möchte ich natürlich noch einmal den aktuellen Stand der Dinge erklären. Wir wollen gerne im Uniklinikum Jena entbinden. Ich möchte, und vielleicht sehe ich das in einer nächsten Schwangerschaft anders, sämtliche medizinische Versorgungsmöglichkeit um mich und unser Baby wissen. Ich habe tiefstes Vertrauen in erfahrene Hebammen, bestimmt sogar noch mehr als in Ärzte, die niemals den ganzen Geburtsprozess begleiten. Aber wenn dann doch etwas Unerwartetes passieren sollte, das Gerätschaften und Überwachungsmöglichkeiten erfordert, könnte ich mir momentan die Entscheidung als unerfahrene Gebärende gegen ein Klinikum nicht verzeihen. Ob der Ausgang dann ein anderer wäre, steht auf einem anderen Blatt.

Nachdem im Klinikum allerdings festangestellte Hebammen arbeiten, kann man „seine“ Geburtshelferin ja leider nicht mitnehmen. Das -könnte ich es mir aussuchen- fände ich wirklich schicker. Somit ist unsere liebe Hebamme eine Nachsorgebegleiterin, die uns auch im Voraus schon hin und wieder besucht, damit wir Vertrauen fassen und uns eingrooven können. Auch den Geburtsvorbereitungskurs (zumindest die Kurzversion) werden wir bei ihr im Rahmen eines kompakten Ein-Nachmittag-Programms absolvieren. Mehr dazu dann an entsprechender Stelle.

Die meiste Zeit der letzten Woche verbrachte ich wieder auf meiner Arbeitsstelle, in Stationspraktika und mit Sebastian vor dem Computer. Wir haben an seiner Seminararbeit geschrieben, die uns ziemlich viele Nerven gekostet hat. Ich finde es aber einfach beeindruckend, wie gut wir Hand in Hand arbeiten können, uns ergänzen und die Schwächen des einen zu den Stärken des anderen werden. Wenn das so bleibt, dann will ich weiterhin so optimistisch sein, dass wir uns auch in der Babybetreuung aufeinander verlassen können. Es würde mir nämlich unheimlich viel bedeuten, dass wir beide zu gleichen Teilen und trotzdem oder gerade deswegen als harmonische Einheit involviert sind.

Im Psychosomatikseminar ging es entfernt um frühe und späte Bindungstheorien und deren Krankheitsbilder bei Störungen. Darunter war eine Erkenntnis, dass Babys in den ersten etwa neun Monaten die Mutter und sich als unzertrennlich verbunden wahrnehmen. Alles was sie tut, kann das Baby nicht von sich trennen, denkt also, es sei gar nicht abhängig von einer anderen Person. Wenn dann nach der genannten Zeit der Vater (alternativ auch die Oma, ein Freund/Freundin etc.) immer mehr in die Bindung eintritt, kommt es zur Triangulierung und das Kind erkennt, dass es eine eigenständige Persönlichkeit ist. Handlungen und Emotionen werden auch dem Umfeld zugeteilt und „wollen“ und „haben“ bekommen eine neue Bedeutung. Zumindest so die grobe Zusammenfassung.

Was passiert jetzt aber, wenn es der Vater schafft, von der Geburt an, eine Einheit mit der Mutter zu bilden, dem Baby genauso viel Innigkeit und Nähe zu geben? Mutter und Vater in absoluter Gleichwertigkeit. Erstens, geht das überhaupt? Schließlich sind da ja noch biologisch determinierende Faktoren, wie Hormone und das Stillen. Und zweitens, birgt das die Gefahr, dass sich das kleine Baby nicht mehr auskennt und ist es vielleicht sogar sinnvoll von der Natur eingerichtet, dass der Vater einfach länger brauchen wird, sich auf die neue Situation „Baby“ und „neues Familienmitglied“ einzustellen? Darüber werde ich noch ein Weilchen nachdenken, obwohl man es am Ende ja doch eher nicht beeinflussen und schon gar nicht erzwingen kann.

Woran ich in der nächsten Zeit auch noch einmal Gedanken verschenken möchte, ist die Nabelschnurbluteinlagerung oder –spende. Mir ist aber momentan noch nicht so ganz klar, inwieweit eine Aufbewahrung der eigenen Zellen sinnvoll ist bzw. sein könnte. Andererseits kann man das im Jetzt und Hier auch bestimmt noch nicht so genau sagen, was sich damit heilen oder neu bauen lassen könnte. Ich recherchiere mal und werde mich dann hier dazu auslassen.

Eine finanzielle Bombe hat noch bei uns eingeschlagen. Eines Nachmittags stand unser Auto in einer Lache aus Wasser. Erste Vermutung: ein Schlauch zum Kühler muss defekt sein. In der Werkstatt angekommen eröffnete man uns dann, dass es gleich der ganze Kühler wäre, der ausgetauscht werden müsse. Naja, man kommt dann halt auch nicht drum herum. Früher hätte ich vielleicht geweint und mir ernsthafte Existenzängste eingeredet, ob der plötzlichen Ausgaben. Aber diesmal war ich ganz ruhig, habe im Kopf ein paar Zahlen hin und her geschoben und mir gesagt: „Wir schaukeln das Kind schon“. Und siehe da: wir nagen nicht am Hungertod, werden trotzdem Weihnachtsgeschenke verteilen können und unser „driving home for christmas“ ist gerettet. Danke, liebe Schwangerschaft, für diese Gelassenheit!

Kristin

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Franziska, Berlin15.12.2015 10:21

Ich habe mir bei beiden Schwangerschaften darum Gedanken gemacht und die einzig mgl. Lösung für mich wäre das Spenden gewesen. Mir persönlich scheint es unlogisch, das Nabelschnurblut einzulagern und dann damit das erkrankte Kind zu behandeln, denn die Krankheit ist ja aus diesen Stammzellen entstanden.
Wir haben uns letzendlich dazu entschieden, die Nabelschnur auspulsieren zu lassen und damit all das unseren Kind zur Verfügung zu stellen.

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Ingrid, Hof14.12.2015 12:28

Das war Gedankenübertragung:
Das mit der Nabelschnurblut-Einlagerung wollte ich demnächst ansprechen. Bin gespannt auf deine Recherche!

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In diesem Beitrag geht's um:

Entbinden im Klinikum, Bindungstheorien, Autoschaden