Es wird gebaut, geputzt und sich ein bisschen geärgert. Helfende Hände, Geschenke und tolle Unterstützung von fast allen Seiten!
Ein Mann muss drei Dinge im Leben tun: ein Haus bauen, einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen.
Ein Haus würde ich nicht einmal geschenkt nehmen, „zu spießig“ hätte ich noch vor kurzer Zeit gesagt, zu sehr binde das mich an einen Ort meine ich zumindest momentan. Wir bekommen ein Mädchen, denn echte Männer machen Mädchen – ist doch klar! Und wer von uns behauptet, wir hätten einen grünen Daumen, der wird eines Besseren belehrt, wenn er unsere Wohnung betritt: nur der Efeu, das tapfere Ding, ist unkaputtbar.
Was will ich also sagen? Genau, wir bauen eben ein Bett. Nicht irgendeines, nein, das erste Bett für unser erstes Kind. Und ja, es ist eher ein zusammenstecken. Das Babybay von tobi ist nämlich bei uns eingetroffen. Ich habe Sebastian extra ausdrücklich angewiesen, nicht auf die Idee zu kommen auch nur eine Schraube ohne mein Beisein einzudrehen. So pathetisch wollte ich diesen Moment zelebrieren. Freitagabend, nach gefühlsmäßig echt erfolgreichen Klausuren, haben wir uns dann damit belohnt. Ich war die Bauleiterin – die Anleitung war frauenfreundlich überschaubar – und mein Göttergatte führte aus. Keine halbe Stunde später war es vollbracht. Ohne Zicken und Zanken. Easy! Es passt wirklich hervorragend zu unseren übrigen Schlafzimmermöbeln und macht mit dem Sternennestchen trotzdem ganz schön was her. Lange überlegt hatten wir bei der Matratze. Letztendlich entschieden wir uns für die Ausführung „Medicott extraluftig“, die der Einnistung von Schimmel und Hausstaubmilben entgegen wirken soll. Sebastian ist da ja leider allergisch und so wären wir dumm, im großen Bett einen solchen Bezug zu nutzen und gleich nebenan nicht. Zumal das Bettchen im Moment auch noch auf „seiner Seite“ steht. Wir denken jetzt noch darüber nach, ein Gitter und Rollen dazu zu bestellen, denn so könnte man es auch als Stubenwagen nutzen. Und später als Hochstuhl und danach als Schreibtisch. Ach, hochwertige, langlebige Dinge mit so viel Potenzial sind einfach mein Ding!
Am Wochenende war meine Schwiegerfamilie zu Besuch. Wir hatten noch einige handwerkliche Baustellen, die durch die Männer vor der Geburt gelöst werden wollten. In der Zwischenzeit haben Sebastians Mama und ich alle Fenster der Wohnung geputzt und das zukünftige Babyversorgungszimmer umstrukturiert und zurecht gerückt. Dieses Herumrödeln und Schönmachen fürs neue Familienmitglied hat mir solche Freude bereitet, dass ich mir jetzt noch etwas in den Kopf gesetzt habe:
Liebe Mama, liebe Schwiegermama, ich bin einfach so betriebsblind, was die häusliche Sauberkeit und Ordnung angeht. Die Basics beherrsche ich ja, aber ich kann noch so viel von euch lernen, brauche einen Supervisor (am besten zwei). Also lade ich euch recht herzlich zum Before-Baby-Putz ein. Für gute Stimmung, Verpflegung, Gesprächsthemen und einen Haufen Arbeit soll gesorgt sein. Tolle Putzgeräte und Wundermittel sind bitte mitzubringen! Da freut ihr euch jetzt, stimmts?
Einen Freudenschrei stieß ich diese Woche aus, als sich die Stiftung „Hand in Hand“ bei uns meldete. Wir kommen tatsächlich für eine einmalige Unterstützung in Frage. Es fühlt sich an wie die Zusage eines Stipendiums, denn wir mussten uns bewerben, sämtliche Unterlagen zur Durchsicht einreichen und ein aussagekräftiges Anschreiben formulieren. Dass das jetzt durchging und wir das O.K. erhalten haben, ist ein Beweis, dass es sich immer wieder lohnt, sich kundig zu machen, sich wirklich Mühe zu geben und dran zu bleiben. Praktisch heißt es, dass uns im Rahmen von finanziellen Vorgaben die Mittel zur Verfügung gestellt werden, noch einige Dinge der Grundausstattung für das Kind und mich als Wöchnerin zu besorgen. Einfach wunderbar! Und wenn es unsere Lebensumstände bald erlauben, werden wir uns mit einer Spende revanchieren. Ganz sicher.
Nach langem Überlegen und Abwarten habe ich mich jetzt doch einmal wieder bei meiner Hebamme gemeldet. Zumindest den Geburtsvorbereitungskurs wollte ich fest zugesagt bekommen, um mich im Fall der Fälle noch anderweitig umschauen zu können. Sie hat sich gleich entschuldigt, sich so lange nicht erkundigt zu haben und uns prompt einen Termin in meiner 37. SSW angeboten. Da bin ich jetzt doch ziemlich enttäuscht. Natürlich kommt es vor allem auf die Zeit nach der Entbindung an. Aber wie soll ich denn jemanden so nah an mich heranlassen, wenn wir vorher kaum Berührungspunkte hatten? Die Arzttermine sind recht rational, inhaltlich zum Thema Kindsentwicklung und Muttergesundheit wirklich im angenehmen Rahmen und decken mein Grundbedürfnis nach medizinischer Sicherheit vollkommen und ausreichend ab. Aber wer kümmert sich um mein Schwangerenseelchen? Ich will nicht zu hart urteilen, kenne ich die Gründe für ihre Zurückhaltung ja nicht. Aber wie geschrieben, hier bin ich leider einmal ein wenig enttäuscht.
Kristin
Bild: privat