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Hyperakusis bei Kindern: Extreme Geräuschempfindlichkeit erkennen und behandeln

Kinder mit diesem Störbild reagieren auf Geräusche, die mit normalem Gehör nicht mehr wahrgenommen werden. Sie hören für Andere nicht existierende Geräusche wie beispielsweise die von Glühbirnen, elektrischen Leitungen und andere Geräusche. Das ist für die Kinder nur schwer zu ertragen.

In diesem Artikel:

Hyperakusis - Geräuschüberempfindlichkeit bei Kindern

Luisa hat mir ihren 26 Monaten noch keine Nacht durchgeschlafen. Besonders schwierig war das 1. Lebensjahr. Abwechselnd trugen die Eltern sie oder schoben den Kinderwagen. Sobald diese beruhigenden Bewegungen aufhörten, schrie sie. Der Vater berichtete: „Ich habe sie zwei Stunden geschoben, sie war kurz vor dem Einschlafen, ich blieb an einer Ampel stehen und schon schrie sie wieder und ich schob wieder zwei Stunden“. Fast wöchentlich suchten die Eltern die Baby-Schreiambulanz auf. Doch die dort erhaltenen Anregungen führten zu keiner Verbesserung.

Luisa zeigte durch die mangelnde Entspannung ein unruhiges, gereiztes Verhalten. Die Kinderärztin sprach bereits von Hyperaktivität. Die Eltern waren erschöpft und verzweifelt auf der Suche nach einer Antwort: „Was ist mit unserem Kind los?“ Im Institut für audio-sensorisches Training erfahren sie, dass Luisa Symptome einer Hyperakusis zeigt, auch Lärmungeschütztheit oder Geräuschüberempfindlichkeit genannt.

Geräusche, die mit normalem Gehör nicht wahrgenommen werden

Kinder mit diesem Störbild reagieren auf Geräusche, die mit normalem Gehör nicht mehr wahrgenommen werden. Sie hören für Andere nicht existierende Geräusche wie beispielsweise die von Glühbirnen, elektrischen Leitungen, Wasserrohren und stummgeschalteten Fernsehapparaten. Alltäglichen Lärm wie z.B. Staubsauger, Wasserspülung oder Klingel können diese Kinder nicht oder nur schwer ertragen. Sie erschrecken übermäßig, verkriechen sich, halten sich die Ohren zu. Manche dieser Kinder blenden sich als Reaktion auf die Geräuschüberempfindlichkeit auditiv phasenweise aus. Sie erwecken den Eindruck, als hörten sie nicht, seien für Momente taub. Unter den geräuschüberempfindlichen Kindern finden sich immer wieder solche mit der Diagnose „hochgradig schwerhörig“. Die Qual der Kinder, die daraufhin ein Hörgerät bekommen, kann man sich kaum vorstellen.

In scheinbar widersprüchlicher Weise produziert ein betroffenes Kind eventuell selbst großen Lärm, mit der eigenen Stimme oder mit Gegenständen. Dieses sind jedoch Geräusche, die von den Kindern selbst kontrolliert werden und die sie demzufolge nicht ängstigen.

Weitere Informationen

Zusätzliche Informationen findest du im Internet unter:

www.tinnitus-liga.de/hyperakusis.htm
www.hyperakusis.org
www.tinnitus-kur.de/Hyperakusis.18.0.html

Selbsthilfegruppe zur Hyperakusis "S.O.S.-Ruhrtal" in Schwerte
www.sos-ruhrtal.de/hyperakusis.htm

Hypersensitivität bei hohen Frequenzen

Klinische Untersuchungen mit hyperaktiven Kindern am Institute for Neuro-Physiological Psychology haben erwiesen, dass diese Kinder überdurchschnittlich oft eine Hypersensitivität insbesondere im Bereich der hohen Frequenzen besitzen. Die Folge ist dann eine permanente Reizüberflutung. Der ursächliche Zusammenhang mit einer Hyperakusis wird aber noch zu wenig erkannt. Aber auch wenn die Geräuschüberempfindlichkeit erkannt wird, heißt es fälschlicherweise allzu oft: „Da kann man nichts machen!“

Viele Kinder weisen gleichzeitig eine mangelnde Integration des Gleichgewichtssinnes auf. So auch Luisa, wie sich nach eingehender Untersuchung zeigte: auf Berührung reagierte sie oft gereizt, schnelle Lageänderung konnte eine Schreiattacke auslösen, krabbeln mied sie, sie begann schnell zu laufen, um nun von einer angefangenen Aktivität zur nächsten zu wechseln, Ruhe findet sie schwer.

Die Phänomene und ihre Ausprägung variieren von Kind zu Kind, doch auf Basis der gleichen Hintergründe. Für Luisa haben die Eltern nun Hilfe gefunden.

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Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für Hyperakusis

Die Ursachen für Hyperakusis können vielfältig sein, in den meisten Fällen sind sie aber unklar oder nur schwer auszumachen. Als möglicher Grund für eine Geräuschüberempfindlichkeit kommen häufig Schädel-Hirn-Trauma, Borrelien-Infektionen oder Depressionen in Frage.

Wenn die Ursachen selten erkannt werden, sind gezielte Therapien schwer. Daher wird in der Regel eher weniger die organische Geräuschempfindlichkeit gesenkt, sondern es wird versucht das Geräuschempfinden zu sensibilisieren.

Als Behandlungsmethode wird dafür die Tinnitus-Retraining-Therapie angewandt. Im Mittelpunkt steht dabei ein Hörtherapie mit verhaltenstherapeutischem Ansatz. Der Umgang mit den unangenehmen Hörgeräuschen soll für den Patienten erträglich gemacht werden.