Bald Impfung gegen Typ-1-Diabetes für Kinder aus Risikofamilien möglich?
Frank und Sibylle Mellies, Eltern einer der ersten Teilnehmerinnen der Pre-POINT-Studie, appellieren an Familien, deren Kinder teilnehmen könnten: „Werden Sie aktiv! Diabetes kann in betroffenen Familien gehäuft auftreten und wenn es Hoffnung gibt, greifen Sie danach!“
Bei einem Typ-1-Diabetes greift das körpereigene Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie nach und nach. Ohne den Botenstoff Insulin kann der Körper den Zucker aus dem Blut nicht mehr aufnehmen und in Energie umwandeln. Kinder mit Typ-1-Diabetes müssen sich daher ein Leben lang mehrmals täglich Insulin spritzen. Familie Mellies weiß, was das bedeutet: „2004 erkrankte unser damals knapp zwei Jahre alter Sohn an Diabetes. Um aktiv gegen einen Diabetesausbruch bei unserer Tochter, damals gerade geboren, zu steuern, meldeten wir sie beim Institut für Diabetesforschung an. Hier konnten wir einen Autoantikörpertest kostenlos durchführen lassen, der uns über das Diabetesrisiko informierte. Nach fünf Jahren wurden wir erneut gefragt, ob wir wieder einen Test machen lassen würden und uns wurde die Pre-POINT-Studie vorgestellt.“
Weitere Informationen
Alle Kinder in Deutschland zwischen 18 Monaten und sieben Jahren können an der Voruntersuchung teilnehmen, wenn sie ein Geschwisterkind oder zwei enge Verwandte (Vater, Mutter oder Geschwister) mit Typ-1-Diabetes haben.
An der Teilnahme interessierte Familien oder Ärztinnen und Ärzte, die die Pre-POINT-Studie unterstützen möchten, melden sich bitte bei der Forschergruppe:
Diabetes der Technischen Universität München und Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München
Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Dr. Peter Achenbach,
Kölner Platz 1, 80804 München,
kostenlose Tel. 0800 8284868,
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de
oder beim:
DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden der Technischen Universität Dresden
Prof. Dr. Ezio Bonifacio
Tatzberg 47/49, 01307 Dresden,
Tel. 0351 458 3772,
E-Mail: prevent.diabetes@crt-dresden.de
Weitere Informationen zur Diabetes-Studie:www.diabetes-point.org
Ursachen noch unbekannt
Die Ursachen von Typ-1-Diabetes sind noch unbekannt. Man weiß aber, dass bestimmte Variationen im Erbgut ein Risikofaktor sind. Kinder, die Verwandte mit Typ-1-Diabetes haben, tragen häufiger solche genetischen Faktoren und haben dann ein Risiko von bis zu 50 Prozent, selbst zu erkranken. In der Pre-POINT-Studie werden Kinder behandelt, die dieser Hochrisikogruppe angehören, aber noch keine Inselautoantikörper aufweisen. Auf die Frage, warum sie mit ihrer Tochter an der Studie teilnehmen, antwortet Familie Mellies: „Wir wollen aktiv sein! Uns nicht bei einem eventuellen Ausbruch vorwerfen müssen: Hätten wir mal! Ein großes Plus an der Studie sind natürlich auch die ständigen Untersuchungen, die uns immer wieder über den aktuellsten Diabetes-Gesundheitszustand unserer Tochter informieren.“
Die teilnehmenden Kinder erhalten das Insulin nicht über eine Spritze, sondern als Pulver zusammen mit der Nahrung. Durch die regelmäßige Einnahme soll die Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse verhindert werden. Das Insulin dient also nicht dazu, den Blutzucker zu senken, sondern soll wie eine Schutzimpfung das Immunsystem beeinflussen. Familie Mellies kommt gut mit der Impfung zurecht: „Es ist sehr leicht. Wir öffnen die Kapsel und streuen das Pulver auf Joghurt oder Pudding. Die Einnahme erfolgt problemlos. Nachdem als erstes der Löffel mit dem Pulver gegessen wird, wird der restliche Teil verspeist.“