MENU


Schreibabys: Was wirklich hilft

Der kleine Lukas schrie wie am Spieß. Immer wieder. Als er nach rund drei Monaten aufhörte, waren seine frischgebackenen Eltern mit den Nerven am Ende.

In diesem Artikel:

Schreibabys: Was wirklich hilft?

„Dreimonats-Kolik“, meinten Freunde. Bauchschmerzen? Diese Erklärung gilt für Schreibabys medizinisch als überholt: „Dreimonats-Koliken sind sicher nicht der wesentliche Grund für exzessives Schreien“, erklärt Dr. Dieter Korczak vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) am Bundesgesundheitsministerium.

Zum Brüllen

Ein Kind gilt als Schreibaby, wenn es an drei oder mehr Tagen der Woche mindestens drei Stunden lang schreit – oder die Eltern einfach das Gefühl haben, es mit dem eigenen Kind nicht mehr auszuhalten. Das trifft auf 5 bis 25 Prozent aller deutschen Babys zu – je nach Definition. Die DIMDI-Forscher werteten jetzt zahlreiche internationale Studien aus. Ergebnis: Bauchschmerzen sind als Erklärung ebenso mit Vorsicht zu genießen wie das „Kiss-Syndrom“, eine von Osteopathen behandelte „Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung“. Meist findet sich kein organischer Auslöser für das Dauer-Brüllen.

Schnelle Hilfe ist möglich

Wahrscheinlichste Ursache ist eine unspezifische „Regulationsstörung“ – die Babys können auf Reize und Eindrücke in ihrer Umgebung noch nicht angemessen reagieren. Schreibaby-Ambulanzen sind derzeit die effektivste Hilfe: Die Eltern erhalten – nach einer Untersuchung auf organische Ursachen – eine ausführliche Beratung durch eine Ärztin und eine Psychologin. „Wir leiten die Eltern an, wie sie besser auf die Signale ihres Kindes reagieren und es von zu vielen Reizen abschirmen können“, erklärt die Münchner Kinderärztin Dr. Margret Ziegler.

Und das möglichst früh, bevor es chronisch wird. „Man kann Eltern mit Schreibabys gut helfen“, weiß Prof. Karl Heinz Brisch vom Kinderspital der Universität München. Damit Babys wie Lukas die Nerven behalten. Und ihre Eltern auch.

Babymassage bei Koliken: Im Kurs lernen