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Stillen - der WHO-Kodex zur Babyernährung

Jedes Jahr wird von der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) www.waba.org das Motto der Weltstillwoche 2006 festgelegt, die weltweit in 120 Ländern begangen wird.

In diesem Artikel:

Der WHO-Kodex – 25 Jahre Stillförderung

Was beinhaltet der Kodex?

Der Kodex ist ein Verhaltenskodex, kein Verkaufsverbot. Artikel 1 besagt: "Ziel dieses Kodexes ist es, zu einer sicheren und angemessenen Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder beizutragen, und zwar durch Schutz und Förderung des Stillens und durch Sicherstellung einer sachgemäßen Verwendung von Muttermilchersatznahrung, wo solche gebraucht wird. Dies soll auf der Grundlage entsprechender Aufklärung und durch eine angemessene Vermarktung und Verteilung erfolgen.“Er gilt jedoch nicht nur für Babyanfangsnahrung, sondern auch für Beikost und deren Etikettierung, für Flaschen, Sauger und Schnuller. Familien sollen informiert und kompetent entscheiden können, wie sie ihr Kind ernähren möchten.
© Gudrun von der Ohe

Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Internationalen Kodexes zur Vermarktung von Muttermilch-Ersatzprodukten wurde für dieses Jahr das oben genannte Motto gewählt.

UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzen, dass jährlich über 1,5 Millionen Säuglinge sterben, weil sie nicht gestillt werden. Aber nicht nur in Ländern, in denen eine hygienische Zubereitung von Säuglingsnahrung nicht gewährleistet ist, hat das Stillen eine lebenswichtige Funktion. Muttermilch enthält genau die richtigen Mengen an Kalorien, Eiweiß, Vitaminen und anderen Nährstoffen, die das Baby braucht. Studien zeigen, dass Stillen einen hohen Stellenwert für die Gesundheit von Kindern hat und beispielsweise Allergien vorbeugt. In unserer Gesellschaft werden immer mehr Kinder übergewichtig, auch hier wirkt Stillen präventiv.

Auch die Mütter profitieren vom Stillen: Sie erreichen beispielsweise leichter wieder ihr altes Gewicht, außerdem schützt Stillen vor Brustkrebs und Eierstockkrebs. Stillen senkt das Risiko, am plötzlichen Kindstod zu versterben. Gestillte Säuglinge schlafen nicht so tief wie mit Flaschen gefütterte. Das könnte ein entscheidender Faktor sein, der leider viel zu wenig publik gemacht wird.

Wie sieht die Realität aus?

Immer wieder werden Familien verunsichert durch unlautere Werbung. So suggeriert ein Hersteller von Milchpumpen, Saugern und Flaschen in Deutschland den Eltern: „Die breite Form und das weiche Material des … Saugers animieren ihr Baby, den Mund weit zu öffnen und den Sauger mit den Lippen zu umschließen – so, als würden Sie es an ihre Brust anlegen. Es saugt mit denselben Zungen- und Mundbewegungen wie beim Stillen.“

WHO-Kodex: Geschichte

Am 21. Mai 1981 verabschiedete die WHO den o. g. Kodex mit einer Gegenstimme – den USA, die erst 1994 zustimmte. 1984 verpflichtete sich Nestlé zur Einhaltung des Kodexes, alle anderen Babynahrungshersteller, die in der Internationalen Vereinigung der Kindernahrungshersteller organisiert sind, verzichteten erst 1992 offiziell, die kostenlose und preisgünstige Lieferung von Präparaten an Kliniken einzustellen, wenn die Regierungen es fordern! In Deutschland wurde 1994 das Säuglingsnahrungswerbe- gesetz (SNWG) verabschiedet, das jedoch weit weniger Empfehlungen enthält als der WHO-Kodex und selbst weniger, als die EU-Empfehlung vorgibt.
© Gudrun von der Ohe

Dies ist nicht nur eine unerlaubte Werbung, da Stillen und Flaschenfütterung gleichgesetzt werden, auch der Inhalt der Aussage ist falsch. Der Sauger ist so fest, dass nicht einmal ähnliche Bewegungen möglich sind.

Eine andere Firma wirbt: „Weil viele Babys nur kurz oder gar nicht in den Genuß von Muttermilch kommen, haben wir von … perfekte Nahrungen für nicht oder nicht voll gestillte Babys.“ „Ihre Liebe – unser Wissen“ suggeriert, dass Babynahrungshersteller intelligenter sind als die Eltern und bessere Nahrung haben, als die natürliche. Dabei steht im deutschen Gesetz: „Es ist verboten, Werbung für Säuglingsanfangsnahrung oder Folgenahrung zu betreiben, die andere als sachbezogene und wissenschaftliche Informationen enthält; diese dürfen nicht den Eindruck erwecken oder darauf hindeuten, daß Flaschennahrung der Muttermilch gleichwertig oder überlegen ist;“ Das sind einige Beispiele von Verstößen, die auch in Deutschland anzutreffen sind.

Wer sammelt Verstöße?

Ansprechpartner in Deutschland ist die "Aktionsgruppe Babynahrung" (AGB) aus Göttingen, die sich ebenfalls schon seit 25 Jahren für den Schutz, die Unterstützung und Förderung des Stillens engagiert, zu finden unter www.babynahrung.org.

WAs ist die Weltstillwoche?

Die Weltstillwoche (WBW) ist die größte gemeinsame Aktion aller stillfördernder Gruppen. Sie wird jedes Jahr in über 120 Ländern begangen. In Deutschland wird sie in der 40. Kalenderwoche – analog zu 40 Schwangerschaftswochen – veranstaltet. Jedes Jahr wird von der World Alliance for Breastfeeding Action (WABA–http://www.waba.org.my/) das Motto der Weltstillwoche festgelegt.

Weil es auch in Deutschland dringend Handlungsbedarf gibt, hat die WHO/Unicef-Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“ das diesjährige Thema abgewandelt in „Stillen schützt – schützt das Stillen“, Sie erreichen den Verein unter www.stillfreundlich.de.

Informierte Eltern sind kompetente Eltern

Wer jedoch die Mütter sind, "die das Beste geben", wie es in einem Slogan für eine Industrienahrung heißt, ist für Frau Weidenbach von der AGB ziemlich eindeutig: Das sind die Mütter, die ihren Kindern wenn irgend möglich die Brust geben statt der Flasche.

Diejenigen, die Unterstützung suchen, finden diese sowohl bei den ehrenamtlich tätigen Selbsthilfegruppen der La Leche Liga www.lalecheliga.de und der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen www.afs-stillen.de als auch bei den Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC, die eine ausführliche Fortbildung durchlaufen und anschließend ein internationales Examen belegt haben unter www.bdl-stillen.de.