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Stillen - Was du über das Stillen behinderter Kinder wissen musst

Um den besonderen Ansprüchen des Alltags, der Erziehung und der Pflege kranker oder behinderter Kinder gerecht zu werden, brauchen auch deren Eltern eine Extra-Portion Zuwendung, Verständnis und eine liebevolle kompetente Begleitung auf ihrem individuellen Weg. Das gilt insbesondere für das Stillen. Erfahre, wie Stillen bei besonderen Kindern gelingt.

In diesem Artikel:

Stillen von besonderen Kindern

Stillen ist mehr als Muttermilch füttern – liebevoll angeleitet, können auch kranke und behinderte Kinder von dem innigen Mutter-Kind-Kontakt profitieren. Hinter jedem besonderen Kind steht ein besonderes Schicksal und selbst bei gleicher Diagnose ein ganz einzigartiger Lebensverlauf. Eines haben alle Kinder jedoch gemeinsam: das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit. Um den besonderen Ansprüchen des Alltags, der Erziehung und der Pflege kranker oder behinderter Kinder gerecht zu werden, brauchen auch deren Eltern eine Extra-Portion Zuwendung, Verständnis und eine liebevolle kompetente Begleitung auf ihrem individuellen Weg. Das gilt insbesondere für das Stillen. Muttermilch ist für alle Babys die normale Ernährung, für kranke und besondere Kinder ist sie allerdings noch viel mehr – sie ist Medizin und Therapie.

Stillen eines Babys mit Down-Syndrom

Kinder mit Down-Syndrom sind oft schlaff in ihrer Motorik, die Zunge ist groß und das Stillen ist für sie erschwert. Diese Kinder brauchen Unterstützung, das Stillen zu erlernen. Zusätzlich zu den Vorzügen der Muttermilch unterstützt der Vorgang des Stillens die Entwicklung dieser Kinder. Das Stillen stimuliert die Sinnesorgane der Babys und bringt zusätzlichen Hautkontakt. Dadurch können sich seine Fähigkeiten besser entwickeln. Das Stillen an sich fördert den Muskeltonus der Gesichtsmuskulatur und fördert die Mund- und Zungenkoordination. Der verbesserte Muskeltonus der Gesichtsmuskulatur wirkt sich auf die Muskelgrundspannung des gesamten Körper aus – ist sozusagen eine krankengymnastische Übung. Ist das Stillen anfangs erschwert, brauchen Mutter und Kind kompetente Anleitung. Einerseits sollte die Milchproduktion durch Abpumpen stimuliert werden, andererseits das Stillen über individuell eingesetzte Stillhilfsmittel angeregt und geübt werden. Die Stillbeziehung kann es der Mutter erleichtern, ihr Kind so zu akzeptieren, wie es ist.

Stillen eines Babys mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte

Diese Kinder profitieren ebenfalls von der Muttermilch und dem Stillen. Durch ihre besondere Situation sind sie anfälliger für Infekte der oberen Atemwege und Mittelohrentzündungen. Gestillte Babys haben weniger und leichtere Infekte der Atemwege und der Ohren und leiden weniger an Verdauungsproblemen und anderen Erkrankungen. Dadurch, dass diese Kinder aufgrund ihrer veränderten Gaumenbildung kein oder nur sehr schwer ein Vakuum aufbauen können, kann bei ihnen die Nahrungsaufnahme erschwert sein. Häufig nehmen sie dadurch auch weniger Gewicht zu als gewünscht. Mütter sollten deshalb frühzeitig zum Abpumpen von Muttermilch angeleitet werden. Das Anlegen des Kindes ist meist möglich und erleichtert den Eltern, die Kinder anzuschauen ohne auf das „Loch im Gesicht“ schauen zu müssen. Wie diese Kinder die Nahrung aufnehmen können, ist ganz individuell. Ein Teilstillen kann jedoch möglich sein. Da heute viele Familien von der Erkrankung ihres Kindes schon in der Schwangerschaft erfahren, können sie sich rechtzeitig erkundigen, welches Krankenhaus für ihre Situation zur Entbindung am besten geeignet ist. Einige Kliniken bieten eine interdisziplinäre Versorgung der gesamten Familie an. Die Familie wird dann vom Geburtshilflichen Team, Kinderärzten, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen sowie einer Still- und Laktationsberaterin IBCLC im Team gemeinsam versorgt.

Einzelberatungen für Eltern mit besonderen Kindern

In schwierigen Situationen sind immer Einzelberatungen oder ein Austausch mit Eltern angezeigt, die gleiche Erfahrungen gemacht haben. Einzelberatungen und Gruppen zum Austausch bieten Still- und Laktationsberaterinnen IBCLCs, siehe unter www.bdl-stillen.de. Stillgruppen bieten auch die La Leche Liga (www.lalecheliga.de) sowie die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (www.afs-stillen.de) an. Zahlreiche Tipps und Informationen geben auch Ratgeber-Bücher von Eltern besonderer Kinder. Sie machen den Betroffenen Mut und sorgen für mehr Verständnis. So wie Conny Rapp, Autorin von „Außergewöhnlich“, die ihr Buch mit folgenden Zeilen beginnt: „Dieses Buch widme ich allen Müttern außergewöhnlicher Kinder, die mit ihrer bedingungslosen Liebe und Großzügigkeit unsere Welt mit Schönheit und Menschlichkeit füllen.“