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Hilfen & Beratung für Schwangere im Studium und in der Ausbildung

„Viel Freude“ bereite ihr die Arbeit mit schwangeren Studenten, berichtet Doris Winkler von der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Göttingen e.V. Hier entwickle sich „immer ein gutes Gespräch“. Die Beratungsstelle der AWO ist eine der zentralen Anlaufstellen für Schwangere, die mit ihrer Situation hadern, die sich in Bezug auf sozialrechtliche und finanzielle Hilfen orientieren möchten oder einfach eine neutrale Beratung wünschen. Doch auch weitere Institutionen und Verbände fangen die Schwangeren in Konfliktsituationen auf und bieten ihre Unterstützung an. Drei von ihnen, die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungen der AWO, pro familia und der Caritas, stellen wir dir im Folgenden vor.

In diesem Artikel:

Zukunftsängste in der Schwangerschaft – die Hauptsorge

Auf die Frage nach den Sorgen und Nöten, mit denen die Schwangeren ihre Beratungsstelle vorrangig aufsuchen, antwortet Elisabeth Kastner von der pro familia Beratungsstelle Göttingen: „Die Bandbreite ist wirklich sehr groß, gerade bei einer ungeplanten und dann vielleicht auch ungewollten Schwangerschaft. Angefangen von Problemen in der Schwangerschaft, keine feste Partnerschaft, Angst vor Alleinerziehung...“ Die finanziellen Nöte machten dabei gegenüber der Sorge um die Ausbildung, die Partnerschaft und die weitere Zukunftsgestaltung sogar den kleineren Teil aus. Die große Frage nach der Zukunft kennen auch Gabriele Becker und Hildegard Schütz von der Beratungsstelle für Schwangere und Familien des Caritasverbands Südniedersachsen e.V.: „Ich hatte gestern eine Klientin, die wollte jetzt im Januar eine Ausbildung anfangen und hat kurzfristig erfahren, dass sie schwanger ist und das Kind im April kommen soll“, so Becker. Ihre Kollegin fügt hinzu: „Parallel dazu ist auch immer der psychische Teil. Man fragt ja auch immer nach dem Vater des Kindes, wie ist die finanzielle Situation? Wie ist es, wenn die Frau das Kind kriegt?“

Leistung der Berater: Angst nehmen, Möglichkeiten aufzeigen

Auch Lara, 23, Politik-Studentin und plötzlich werdende Mutter, wandte sich an die Beratungsstelle. Obwohl sie zunächst nicht so richtig wusste, wo sie anfangen sollte, verlor Lara während des Gesprächs zunehmend ihre Angst. Die Beraterin war sehr freundlich, fragte sie, wie es ihr gehe und was sie zu ihr führe. Als Lara anfing zu erzählen, brachen plötzlich sämtliche Dämme und mit ihnen alle Gefühle aus ihr heraus. Die Beraterin lächelte. Es gelang ihr, Lara zu beruhigen und das Gespräch auf eine konstruktive Ebene zu führen. Sie erklärte ihr, dass die Situation natürlich schwierig sei, ihr aber mehr Möglichkeiten offenstünden, als sie glaubte und es für jedes Problem eine Lösung gäbe. Zusätzlich verwies sie Lara an spezielle Beratungsstellen ihrer Universität, die ihr alle Fragen zum Thema Studieren mit Kind beantworten könnten, darunter der Familienservice, der Sozialdienst des Studentenwerks, der AStA, die Gleichstellungsbeauftragte, aber auch die allgemeine Studienberatung. Aus der Beratung ging Lara gestärkt hervor. Sie sollte sich Zeit nehmen und alles noch mal in Ruhe überdenken. Das nahm sie sich fest vor - und sie wusste, sie konnte jederzeit wiederkommen, wenn sie das Bedürfnis hatte.

Beratung auf einen Blick

  • Beratungsstellen wie pro familia, Caritas oder Arbeiterwohlfahrt garantieren eine neutrale, unvoreingenommene Beratung; auch Online-Beratung möglich (Beratungs-Chats).
  • Beratungskosten: Die Beratungen sind fast immer kostenlos (pro familia erhebt für ein Zweitgespräch einmalig 15 Euro für Vollverdienende bzw. 5 Euro für Studenten; für jedes weitere Gespräch 2% vom Einkommen bzw. bei Leistungsbezug bleibt es bei 5 Euro).
  • Eine Schwangerschaftskonfliktberatung erfolgt immer anonym.
  • Besondere Beratungsstellen für Studierende: Familienservice, Sozialdienst des Studentenwerks, AStA, Gleichstellungsbeauftragte oder allgemeine Studienberatung.

Neutrale, ungezwungene Atmosphäre in der Schwangerenberatung

Sowohl pro familia als auch die Caritas und die Arbeiterwohlfahrt garantieren eine neutrale, unvoreingenommene Beratung bei all diesen und vielen weiteren Fragen rund um die Schwangerschaft. Doch viele Frauen scheuen sich vor der Inanspruchnahme solcher Beratungsangebote: „Das ist schon sehr schambesetzt das Thema“ erklärt Doris Winkler von der AWO. Dabei können sich gerade in einem solchen Gespräch verschiedene Lösungsmöglichkeiten ergeben, die die Frau anschließend für sich abwägen kann. Dabei ist den Beraterinnen eine entspannte Atmosphäre besonders wichtig: „Mein Ansatz ist ja der, dass die Frauen Vertrauen entwickeln. Erstmal lasse ich sie erzählen, sage ihr, wir haben Zeit und zeige Verständnis“, so Winkler weiter.

Schwangerschaftsabbruch: Erst die Bescheinigung, dann das Gespräch

Diese Meinung teilt auch Elisabeth Kastner: „Grundlage ist immer – Möchte die Frau diese Beratung? Denn wenn eine Frau einen Schwangerschaftsabbruch erwägt, muss sie sich vorher an eine Beratungsstelle gewandt haben.“ Die Pflicht der Beratung als Vorläufer eines Schwangerschaftsabbruchs ist nach §218/219 StGB vom Gesetzgeber vorgeschrieben. „Das ist unter Umständen ein Problem, dass Frauen hier herkommen und gar nicht wissen, was sie erwartet und ob sie die Bescheinigung bekommen“, so Kastner. Dieser Unsicherheit wirke man dadurch entgegen, indem man die Bescheinigung direkt zu Beginn des Gesprächs überreiche: „Denn es ist ja nur eine Teilnahmebescheinigung. Wir haben hier nichts zu befürworten oder abzulehnen.“

Anschließend versuche man ins Gespräch zu kommen, was in den meisten Fällen gelinge. Dabei bildet die Professionalität der Beratung das Fundament eines jeden Gesprächs: „Für uns ist es sehr wichtig, dass wir gut beraten können, dass wir auch alles wissen. Wir machen viele Fortbildungen und Supervisionen sowieso, das gehört einfach zum Qualitätsmanagement dazu“, erläutert Hildegard Schütz. Auch wenn die Caritas, im Gegensatz zu pro familia oder der AWO, seit 2001 keinen Beratungsschein nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz mehr ausstellt und sich dadurch, so Schütz, die Menge an Konfliktgesprächen verringert hat, profitieren die Frauen auch hier von einem breit gefächerten Beratungsangebot.

Schwangerschaftsberatung: Kosten

Dabei sind fast alle Beratungen kostenlos. Lediglich pro familia erhebt im Anschluss an die Pflichtberatung für ein erneutes Gespräch einmalig eine Kostenbeteiligung von 15 Euro falls die Frau voll verdient bzw. 5 Euro für Studenten, Auszubildende und Frauen im Leistungsbezug. Für alle weiteren Gespräche, z.B. im Zuge einer längerfristigen Partnerschaft- oder Sexualberatung, greift eine Sozialstaffelung: „Da nehmen wir 2% vom Einkommen. Wer im Leistungsbezug ist, da bleibt es dann bei 5 Euro“, so Elisabeth Kastner. Es ist ihr jedoch wichtig zu betonen: „Es darf am Geld nicht scheitern. Wir sagen der Person am Telefon vorher, dass wir eine Kostenbeteiligung nehmen, dass es aber nie an den Kosten scheitern darf.“ Wenn sich die Kosten der Beratung als zu großes Hindernis erwiesen, könne man mit der Beraterin offen darüber sprechen und eine Lösung finden.

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Schwangerschaftskonfliktberatung: Immer anonym

Du befindest dich, ähnlich wie Lara, noch in einem inneren Konflikt und wünschst dir die Möglichkeit einer guten, aber anonymen Beratung? Keine Sorge. Gerade im Falle eines Schwangerschaftskonfliktes ist die Beratung immer anonym: „Bei der Konfliktberatung ist es so, dass wir keine Daten aufnehmen, es werden keine Karteikarten oder dergleichen hier angelegt. Die Beratung muss, und das sieht der Gesetzgeber auch so vor, anonym erfolgen“, erklärt Kastner. Natürlich sei es eine Krux, den Namen auf dem Beratungsschein notieren zu müssen. Jedoch bestünde auch hier die Möglichkeit, für die Frau diesen separat im Sekretariat mitzuteilen und der Beraterin letztendlich nicht zu offenbaren.  Im Zuge einer Antragstellung ist die Aufnahme einiger persönlicher Daten natürlich unumgänglich. Doch auch hier wird mit den Informationen äußerst vertraulich umgegangen: „Bei so einem Antrag ist es seit ein paar Wochen so, dass wir eine Erklärung für den Datenschutz brauchen. Das muss die Frau dann auch ausfüllen. Aber ich versichere, dass diese nicht missbräuchlich benutzt werden und alles bei mir im Raum bleibt. Nach drei Jahren wird das sowieso alles geschreddert“, versichert Doris Winkler.

Online-Beratung für Schwangere

Falls du zunächst keinen persönlichen Kontakt wünschst und deine Fragen lieber von zu Hause aus stellen möchtest, so ist auch dies über eine Online-Beratungsfunktion der Caritas oder pro familia möglich. „Wir bekommen über dieses Portal Anfragen aus unserem Gebiet“, erklärt Gabriele Becker. Die Anfragen würden nach der Postleitzahl geordnet und von der zuständigen Beratungsstelle beantwortet. Hildegard Schütz weist jedoch darauf hin, dass dies nicht wie in einem tatsächlichen Chat geschehe, bei dem lediglich wenige Sekunden oder Minuten bis zu einer Antwort vergingen. Der Vorgang gleiche vielmehr einem Email-Verkehr. Dieser Weg kann im Übrigen auch gewählt werden. In der Regel eigne sich das persönliche Gespräch natürlich besser, um genauere Hintergrundinformationen zur Situation der Frau zu erhalten und auf diese individuell eingehen zu können betont Becker. Deshalb biete man auch im schriftlichen Kontakt eine Sprechstunde an. Grundsätzlich ist es aber wichtig, dass du dich bei Unsicherheiten, Zweifeln und Fragen überhaupt an eine Beratungsstelle wendest – egal auf welchem Weg.