Müdigkeit gehört dazu, irgendwie will sie gar nicht verschwinden. Die Zeit für nur ein Kind wird mit zunehmender Kinderzahl seltener, dabei ist sie so wundervoll.
Die letzte Woche vollgepackt mit Arbeit und Unterricht habe ich gut überstanden. Ein dauerhaftes Erschöpfungsgefühl und Müdigkeit sind meine täglichen Begleiter. Davon abgesehen bin ich aber fit und kann allen Aufgaben uneingeschränkt nachkommen.
Voll Dankbarkeit ist mir diese Woche bewusst geworden, wie unkompliziert meine Schwangerschaft verläuft. In den ersten 2 SS hatte ich zum Ende des ersten und Beginn des zweiten Trimenons Blutungen. Ultraschallmorphologisch gab es damals keine Auffälligkeiten. In der ersten SS zogen sich diese Blutungen recht lange hin und besorgten mich wirklich sehr. Lange hatte ich Angst um mein Baby. In der 2. SS hatte ich einen Fahrradsturz – eine Fußgängerin ging, ohne von ihrem Handy aufzuschauen, über die Straße und sprang mir vor das Rad. Hier erlitt ich einige Schürfungen, Beckenprellung und hatte am nächsten Tag Blutungen.
Irgendwie hatte ich also in dieser SS fast wieder damit gerechnet, bin bisher aber erfreulicher Weise verschont geblieben.
Stattdessen strampelt der kleine Bauchbewohner immer stärker und macht sich in den Wachphasen kräftig bemerkbar. Wie schön sich das doch anfühlt. Jedes mal „lausche“ ich dem kleinen Schatz und freue mich auf das neue Baby.
Ein ganz besonders schöner Moment war der Freitagabend für mich. Die große Tochter hatte sich für eine Übernachtung bei den Großeltern verabschiedet, der Mann fuhr sie dorthin um anschließend gleich zum Pokerabend weiterzufahren.
So waren das Söhnchen und ich ganz allein zu Hause. Nach vollbrachtem Wochenendeinkauf konnte ich mich voll und ganz den Bedürfnissen des Jüngsten widmen. Wir kneteten heimlich mit der Knete der großen Schwester bis es schon lange Schlafenszeit war. Anschließend lasen wir noch viele Märchen, bis der kleine Spatz kaum noch die Augen offenhalten konnte. Während einer erneuten Wachphase des Bauchbabys konnte das Söhnchen zum ersten Mal die Geschwisterchen-Bewegungen in meinem Bauch spüren und war ganz hingerissen. Glücklich kuschelte er sich an und schlief schnell ein.
Diese ganz exklusiven Zeiten mit nur einem Kind, in denen es mir auch gelingt mich nur mit ihm/ihr zu beschäftigen, sind immer etwas ganz Besonderes.
Die vergangene Woche war ich auf der Neugeborenen-Intensivstation eingeteilt. Ich mag diese Arbeit besonders gerne, Vorsorgeuntersuchungen bei kleinen Neugeborenen, Behandlung kranker Neugeborener, falls notwendig Unterstützung im Kreißsaal.
Ein Fall ließ mich allerdings nicht los und beschäftigte mich auch noch nach dem Feierabend.
Ein kleiner Junge wurde termingerecht nach unauffälliger SS und unkomplizierter Spontangeburt ca. eine Stunde nach der Geburt reanimationspflichtig. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt auf der Brust der Mutter gebondet, diese hatte ihn schon das erste Mal gestillt und der Mama selbst war noch kein Problem aufgefallen. Die anwesende Hebamme allerdings bemerkte die plötzlich schlechte Hautfarbe des Kindes und alarmierte schnell die Kinderärzte. Die diensthabende Kollegin konnte den Jungen erfolgreich wiederbeleben. Er wurde zum Schutze vor möglichen intrazerebralen Folgeschäden 3 Tage gekühlt. Viele Folgeuntersuchungen später scheint alles komplett unauffällig zu sein, ernste Langzeitfolgen sind damit sehr unwahrscheinlich.
Eine seit vielen Jahrzehnten kontrovers diskutierte Thematik rückte für mich wieder in den Mittelpunkt meiner Gedanken. Die Empfehlungen bzw. Verbote zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes.
Alle frischgebackenen Eltern werden früher oder später damit konfrontiert. Spätestens zur U2 und U3 wird darauf aufmerksam gemacht sein Kind in kühler Umgebungstemperatur in einem eigenen Bettchen im Zimmer der Eltern auf einer festen Unterlage in Rückenlage zu betten..... usw. (für detaillierte Informationen verweise ich auf die Fachliteratur).
Diese Empfehlungen haben ohne Zweifel ihre Berechtigung und wir verdanken ihnen einen Rückgang der SIDS-Prävalenz (sudden infant death syndrome) um etwa 90% in den letzten 20 Jahren!
Leider bedient sich in meinen Augen die übliche Präventions-Aufklärung häufig Verallgemeinerungen und bleibt dabei lückenhaft. Viel häufiger wird vor den Gefahren den geteilten Eltern-Bettes im Allgemeinen gewarnt, statt vor dem Schlaf im eigenen Zimmer, den Gefahren des gemeinsamen Schlafens unter dem Einfluss von Rauchen, Alkohol oder Drogen.
Wer sich zu diesem Thema tiefer gehende Gedanken machen möchte wird auf der Seite von Kinderarzt H. Renz-Polster gut und wissenschaftlich fundiert beraten.
Statt vom Elternbett abzuraten (wie könnte ich auch, wenn wir es selber seit dem ersten Kind und der ersten Nacht zu Hause als die komfortabelste und physiologischste Familienschlafform leben) kläre ich in meinen Aufklärungsgesprächen zusätzlich über die Möglichkeit des sicheren Babyschlafes im Elternbett auf. Nähere Informationen lassen sich schnell googeln und finden sich z.B. in dem empfehlenswerten Buch von Kinderarzt William Sears „Schlafen und Wachen“.
Euch allen groß und klein einen erholsamen und sicheren guten Schlaf!
Emilia