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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
21. Schwangerschaftswoche

Die Gefahren des geteilten Elternbettes.

Müdigkeit gehört dazu, irgendwie will sie gar nicht verschwinden. Die Zeit für nur ein Kind wird mit zunehmender Kinderzahl seltener, dabei ist sie so wundervoll.

Die letzte Woche vollgepackt mit Arbeit und Unterricht habe ich gut überstanden. Ein dauerhaftes Erschöpfungsgefühl und Müdigkeit sind meine täglichen Begleiter. Davon abgesehen bin ich aber fit und kann allen Aufgaben uneingeschränkt nachkommen.
Voll Dankbarkeit ist mir diese Woche bewusst geworden, wie unkompliziert meine Schwangerschaft verläuft. In den ersten 2 SS hatte ich zum Ende des ersten und Beginn des zweiten Trimenons Blutungen. Ultraschallmorphologisch gab es damals keine Auffälligkeiten. In der ersten SS zogen sich diese Blutungen recht lange hin und besorgten mich wirklich sehr. Lange hatte ich Angst um mein Baby. In der 2. SS hatte ich einen Fahrradsturz – eine Fußgängerin ging, ohne von ihrem Handy aufzuschauen, über die Straße und sprang mir vor das Rad. Hier erlitt ich einige Schürfungen, Beckenprellung und hatte am nächsten Tag Blutungen.
Irgendwie hatte ich also in dieser SS fast wieder damit gerechnet, bin bisher aber erfreulicher Weise verschont geblieben.
Stattdessen strampelt der kleine Bauchbewohner immer stärker und macht sich in den Wachphasen kräftig bemerkbar. Wie schön sich das doch anfühlt. Jedes mal „lausche“ ich dem kleinen Schatz und freue mich auf das neue Baby.

Ein ganz besonders schöner Moment war der Freitagabend für mich. Die große Tochter hatte sich für eine Übernachtung bei den Großeltern verabschiedet, der Mann fuhr sie dorthin um anschließend gleich zum Pokerabend weiterzufahren.
So waren das Söhnchen und ich ganz allein zu Hause. Nach vollbrachtem Wochenendeinkauf konnte ich mich voll und ganz den Bedürfnissen des Jüngsten widmen. Wir kneteten heimlich mit der Knete der großen Schwester bis es schon lange Schlafenszeit war. Anschließend lasen wir noch viele Märchen, bis der kleine Spatz kaum noch die Augen offenhalten konnte. Während einer erneuten Wachphase des Bauchbabys konnte das Söhnchen zum ersten Mal die Geschwisterchen-Bewegungen in meinem Bauch spüren und war ganz hingerissen. Glücklich kuschelte er sich an und schlief schnell ein.
Diese ganz exklusiven Zeiten mit nur einem Kind, in denen es mir auch gelingt mich nur mit ihm/ihr zu beschäftigen, sind immer etwas ganz Besonderes.

Die vergangene Woche war ich auf der Neugeborenen-Intensivstation eingeteilt. Ich mag diese Arbeit besonders gerne, Vorsorgeuntersuchungen bei kleinen Neugeborenen, Behandlung kranker Neugeborener, falls notwendig Unterstützung im Kreißsaal.
Ein Fall ließ mich allerdings nicht los und beschäftigte mich auch noch nach dem Feierabend.
Ein kleiner Junge wurde termingerecht nach unauffälliger SS und unkomplizierter Spontangeburt ca. eine Stunde nach der Geburt reanimationspflichtig. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt auf der Brust der Mutter gebondet, diese hatte ihn schon das erste Mal gestillt und der Mama selbst war noch kein Problem aufgefallen. Die anwesende Hebamme allerdings bemerkte die plötzlich schlechte Hautfarbe des Kindes und alarmierte schnell die Kinderärzte. Die diensthabende Kollegin konnte den Jungen erfolgreich wiederbeleben. Er wurde zum Schutze vor möglichen intrazerebralen Folgeschäden 3 Tage gekühlt. Viele Folgeuntersuchungen später scheint alles komplett unauffällig zu sein, ernste Langzeitfolgen sind damit sehr unwahrscheinlich.

Eine seit vielen Jahrzehnten kontrovers diskutierte Thematik rückte für mich wieder in den Mittelpunkt meiner Gedanken. Die Empfehlungen bzw. Verbote zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes.
Alle frischgebackenen Eltern werden früher oder später damit konfrontiert. Spätestens zur U2 und U3 wird darauf aufmerksam gemacht sein Kind in kühler Umgebungstemperatur in einem eigenen Bettchen im Zimmer der Eltern auf einer festen Unterlage in Rückenlage zu betten..... usw. (für detaillierte Informationen verweise ich auf die Fachliteratur).
Diese Empfehlungen haben ohne Zweifel ihre Berechtigung und wir verdanken ihnen einen Rückgang der SIDS-Prävalenz (sudden infant death syndrome) um etwa 90% in den letzten 20 Jahren!
Leider bedient sich in meinen Augen die übliche Präventions-Aufklärung häufig Verallgemeinerungen und bleibt dabei lückenhaft. Viel häufiger wird vor den Gefahren den geteilten Eltern-Bettes im Allgemeinen gewarnt, statt vor dem Schlaf im eigenen Zimmer, den Gefahren des gemeinsamen Schlafens unter dem Einfluss von Rauchen, Alkohol oder Drogen.
Wer sich zu diesem Thema tiefer gehende Gedanken machen möchte wird auf der Seite von Kinderarzt H. Renz-Polster gut und wissenschaftlich fundiert beraten.
Statt vom Elternbett abzuraten (wie könnte ich auch, wenn wir es selber seit dem ersten Kind und der ersten Nacht zu Hause als die komfortabelste und physiologischste Familienschlafform leben) kläre ich in meinen Aufklärungsgesprächen zusätzlich über die Möglichkeit des sicheren Babyschlafes im Elternbett auf. Nähere Informationen lassen sich schnell googeln und finden sich z.B. in dem empfehlenswerten Buch von Kinderarzt William Sears „Schlafen und Wachen“.
Euch allen groß und klein einen erholsamen und sicheren guten Schlaf!

Emilia



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Kommentare von Lesern:

Stefanie, Frankfurt01.05.2016 07:39

Oh wie schön... Toll, dass du vieles direkt für euch/ dich getan hast... Das ist bei uns immer noch Thema. Hier auch beide Vollzeit. Aber am Mi war ich endlich mal wieder gaaanz lange aus.
Alles Liebe!

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Nicci, Potsdam27.04.2016 22:40

@ Gast: wie schön :-)! Update (falls von Interesse): Jule ist ein willensstarkes, hellwaches und tolles Persönchen, Paarzeit ist uns nach wie vor wichtig (mit vier Monaten erstmals Babysitter im Einsatz), Karriere (mehr als Vollzeit) mit Kind und großartiger Unterstützung vom Ehemann klappt, ist aber kein Spaziergang und streckenweise sehr fordernd/anstrengend. Rollenvielfalt erfordert ständiges ausbalancieren. Immer wieder Thema: Zeit nur für mich. LG

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Gast27.04.2016 01:51

@ Nicci, und ich erinnere mich an dich ;) LG

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Stefanie, Frankfurt27.04.2016 01:49

Was ich vergessen hab, da es sich leider verschickt hat... Wir schlafen dort, wo es uns gerade und unseren Kids passt. Kein Einschlafstress ist gewonnene Paarzeit. Man kann sie ja rüber tragen, wenn es einem zu eng ist, oder stattdessen selbst ALLEINE im KiZi schlafen gehen.
Ich sehe es genauso wie Nicci....
Irgendwann findet jede Family die Ideallösung für sich.

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Nicci, Potsdam26.04.2016 16:05

Unsere Tochter ist nach fünf Wochen in ihr Kinderbett umgezogen und war damit eine Etage entfernt von uns. Das hat hier vor über fünf Jahren ganz schöne Diskussionen verursacht... Ich sehe das völlig pragmatisch: jeder soll es so machen, wie es sich individuell am Besten anfühlt, zumal Lebensumstände/Vorstellungen/ Befindlichkeiten und die jeweiligen Kinder oftmals unterschiedlich sind.
Alles Gute für die restliche Schwangerschaft!

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Gabriela, Berlin 26.04.2016 12:52

Meine jungen Kolleginnen und Kollegen (Anfang bis Mitte 30) haben sich gerade darüber unterhalten, dass es tatsächlich Leute gibt, die ihre Kinder bei sich im Bett schlafen lassen. Dabei wäre es doch für alle viel entspannter, wenn man Kinder spätestens mit 6 Monaten in ihr eigenes Zimmer umziehen lässt. Dann hätte man auch als Eltern nachts wieder mehr Ruhe und man müsste ja nun auch nicht beim leisesten Geräusch gleich aufstehen und hinrennen.
Ich glaube, man müsste sich für vieles rechtfertigen, wenn man öffentlich darüber spricht. Mein Sohn hat mehr als drei Jahre mit uns in einem Zimmer geschlafen, davon ein Jahr in unserem Bett. Ich habe das nie irgendwo thematisiert (aber nicht aus Prinzip, sondern weil ich gar nicht die Notwendigkeit sah bzw. vielleicht einfach auch nicht so mitteilsam bin). Im Nachhinein bin ich froh darüber. Man bekommt so viel zu hören beim ersten Kind, was einen verunsichert.

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Penny, Bonn 25.04.2016 22:23

Ich lese deine Einträge immer sehr gerne. Noch bin ich kinderlos und frage mich deshalb, wie man sich das mit dem Familienbett vorstellen kann. Ich hätte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Angst, dass das Kind erstickt?!
Unser Bett ist leider eh zu klein (160cm). Ein anderes passt nicht ins Zimmer. Dennoch...

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Stefanie, Frankfurt 25.04.2016 17:41

Hi Emilia,
mein Bruder ist auch KiA. Er hat mir mal erzählt, dass es eine englische Studie gibt, dass die meisten Todesfälle herrühren von Kuscheltieren!!! im Babybett, die dem Kind vor dem Gesicht plaziert den Atem rauben.

LG Stefanie

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Nadine, Holzminden25.04.2016 14:16

Einen sehr interessanten Bericht zum Thema SIDS gibt es auch vom Blog "Das gewünschteste Wunschkind" (bitte dort in den Stichworten nach plötzlicher Kindstod oder SIDS schauen, ich darf hier keine Links einfügen).
Was ich dort sehr schön dargestellt finde, ist, dass für alle unbekannten Todesursachen im 1. Lebensjahr der SIDS als "Todesursache" festegestellt wird, obwohl SIDS an sich gar keine Todesursache ist!
Es ist auch schwierig, bei SIDS eine genaue, medizinische Todesursache zu ermitteln. Denn welche Mutter nimmt nicht erstmal ihr lebloses Kind hoch und versucht die Wiederbelebung. Und bei den wenigsten Kindern gibt es im Nachhinein eine Obduktion.
Nichtsdestotrotz finde ich die Richtlinien gut und wichtig, denn die Säuglingssterblichkeit wurde mit Einführen dieser Richtlinien drastisch gesenkt.

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Steph, NRW25.04.2016 13:46

Ich finde es gut und wichtig, dass hier auch mal über das Familienbett geschrieben wird.
Unsere Söhne kamen in einem stillfreundlichen KH zur Welt und bereits im KH wurde wie selbstverständlich davon ausgehangen, dass sich die kleinen Würmchen eh nicht gerne ablegen lassen zu Beginn und das Baby bitte bei den Eltern auf der Brust / dem Bauch schlafen solle.
Mit den Kindern aus dem KH entlassen, schliefen wir so jeweils auch die ersten Tage zu Hause mit dem frisch geschlüpften Nachwuchs. Die Kinder abzulegen war fast unmöglich.
Wir haben es dann auch so praktiziert, dass die Kleinen, nachdem sie sich ablegen ließen, jeweils bei uns im Bett in der Mitte schliefen. Geschützt durch das große Stillkissen als Umrandung- selbstverständlich auf dem Rücken liegend und im Schlafsack.
Die Gefahr, das Baby mit der Decke zu ersticken ist dadurch nicht gegeben.
Dennoch habe ih große Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Alkohol und Rauchen sind Risikofaktoren, das stimmt. Aber ich kenne nun mal leider auch eine Familie, die wirklich alle "Regeln" befolgt hat und trotzdem hat sie ein Kind am plötzlichen Kindstod verloren.

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Steffi25.04.2016 13:43

auch wir haben schlafen im familienbett seit der geburt unserer großen tochter vor knapp sieben jahren. und ich kann nur für mich sprechen, aber ja, man muss sich ständig dafür rechtfertigen. im familienkreis, vor freunden, vor bekannten und fremden. und es wird nicht einfacher, wenn noch mehr familienmitglieder hinzukommen. irgendwie scheint es durchaus für die meisten menschen "normaler", wenn die kinder in ihrem eigenen zimmer schlafen, vor allem wenn diese dem babyalter entwachsen sind. von daher finde ich gut, wenn emilia immer wieder darauf hinweist und auch literaturtipps dazu gibt.
liebe grüße

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Yvonne, Berlin25.04.2016 13:21

Das Schlafthema scheint dich sehr zu beschäftigen, es nimmt in den Blogs immer viel Raum ein... Musst du dich häufig wegen des Familienbetts rechtfertigen?
Liebe Grüße

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In diesem Beitrag geht's um:

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