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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Emilia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

Geburt

3:1 Unsere Geburt.

Das Baby kommt ganz von alleine und wir dürfen zu Hause bleiben…..

Samstag Abend, 17.09., 21:00 Uhr:
Ich habe eben den Tagebucheintrag zur 42. SSW an kidsgo geschickt und meine Zuversicht und Vorfreude über einen sehr baldigen Geburtsbeginn beschrieben. Die Kinderbetreuung für den nächsten Morgen ist organisiert, meine liebe Schwägerin wird die beiden Großen beschäftigen, dass diese sich nicht im Krankenhaus langweilen und sich die Fahrt sparen können. Des Weiteren sind Kinder in dem Alter im Kreißsaal nicht erlaubt – keine besonders familienfreundliche Regelung, aber üblich in deutschen Kreißsälen.
Ich bleibe vor dem Fernseher kleben und schaue mit dem Ehemann einen Hollywood-Streifen. Gegen 22:45 Uhr will ich ins Bett, habe aber 2 vermeintliche Wehen und kann natürlich nicht schlafen gehen. Bis 23:30 Uhr bleibt alles ruhig, ich lege mich hin und schlafe schlecht ein.

Es ist noch Nacht und ich werde wach, wundere mich wovon. Kurze Zeit später weiß ich es: ich habe Wehen. Eine Weile liege ich noch da, lausche dem ruhigen Atem meiner Familie und freue mich, endlich kriegen wir unser Baby.
Ich stehe auf weil ich zur Toilette muss, es ist 1:30 Uhr. Die Wehenabstände sind sehr variabel, 3-12 min., die Intensität ist noch so gering, dass ich weiß, es wird nicht in 1 1/2 h wie beim Söhnchen vorbei sein.
Vielmehr bin ich unsicher, ob es sich wirklich um den Geburtsbeginn handelt. So oft habe ich von den dritten Geburten als länger, komplizierter und mit immer wieder längeren Wehenpausen gehört oder gelesen.

Ich bereite das Wohnzimmer vor, schiebe den Tisch zur Seite, stelle eine kleine Blumenvase und Kerze auf. Ich suche den Zettel, den ich für meinen Ehemann vorbereitet habe, dass er in den Vorbereitungen nichts vergisst. Die Wehen werden nicht weniger, eher etwas intensiver, also wecke ich meinen Mann um 2:45 Uhr.
Er braucht einen Moment um zu sich zu kommen. Er will wissen, ob ich die Hebamme schon angerufen hätte, da ich verneine soll ich ihm sagen, wann er anrufen soll.
Da ich das noch nicht genau weiß und auf keinen Fall zu früh meine Hebamme aus dem Nachtschlaf reißen will, soll der Mann sich erst einmal in Ruhe sortieren und „entspannen“. Ich möchte mich um keine weiteren Entscheidungen kümmern und habe das starke Bedürfnis mich auf die Geburt zu konzentrieren. Also schalte ich meinen Ipod mit Entspannungsübungen und Geburtsaffirmationen ein, setze mich ins Wohnzimmer auf den Pezziball und überlasse alles Andere meinem Mann. Auch die Antibiotikagabe, welche ich überlegt hatte mir selbst zu spritzen, lasse ich liegen und auf die Hebamme warten, ich will mich jetzt nicht auf das Anmischen einer Kurzinfusion konzentrieren müssen.

3:00 entscheidet mein Mann, dass es Zeit ist die Hebamme anzurufen. Sie will mich kurz sprechen. Ich schildere ihr die Situation.
3:28 schreibt sie mir, dass sie auf dem Weg ist und trifft ca. 3:45 bei uns ein. Sie begrüßt mich freudig aber sehr leise. Ich bitte sie, die Antibiotikagabe vorzubereiten. Das tut sie ganz ruhig in der Küche, ich sitze mit Ipod auf dem Pezziball. Wann immer gerade nichts zu tun ist, setzt sich mein Mann hinter mich und massiert meinen Rücken. Das tut wirklich gut, hilft mir mich zu entspannen und ich bin dankbar für seine tolle Unterstützung.
Gegen 3:45 bekomme ich in der Wehenpause den venösen Zugang gelegt, ich merke den Stich nicht einmal. Mein Mann hält die Infusion hoch und freut sich, helfen zu können, dabei tut er so viel, finde ich. Als die Infusion eingelaufen ist kommt der Zugang wieder raus, den brauche ich nicht mehr, da bin ich mir sicher.

Nun beobachtet die Hebamme mich leise, fragt, ob die Wehen kräftiger werden. Das tun sie, sind jedoch mit Atmung und Entspannung in den Pausen gut auszuhalten. Ich genieße die Pausen, die mir bei der letzten sehr schnellen Geburt so gefehlt haben. Damals hatte ich wegen einer ebenso langen Terminüberschreitung einer Eipollösung zugestimmt und eine Stunde vor Geburtsbeginn einen Rizinuscocktail getrunken, welcher Wehenstürme auslösen kann. Vielleicht verdanke ich diesen angenehmeren Verlauf dem Verzicht auf diese anregenden Maßnahmen....

Ich werde untersucht, Muttermund bei 4-5 cm gegen 4:00 Uhr. Das kleine Bauchbaby ist die ganze Zeit richtig aktiv, ich kann mich nicht erinnern, bei den anderen 2 Geburten die Bewegungen meines Babys überhaupt wahrgenommen zu haben. Dieses Baby arbeitet kräftig mit, es will geboren werden und drückt sich so kräftig ab, dass sein Köpfen mich teilweise mehr schmerzt als die Wehe. Ich freue mich über den offensichtlich guten Allgemeinzustand meines Kindes und bin gespannt es kennenzulernen.

Um den Druck des Kindes nach unten zu nehmen, schlägt meine Hebamme vor in den Vierfüßler-Stand zu gehen. Ich bette meinen Oberkörper auf Kissen, mein Mann sitzt vor mir und massiert weiter meinen Rücken.
In der nächsten halben Stunde passiert viel an Geburtsarbeit. Die Wehen werden schmerzhaft. Es reicht nicht mehr sie konzentriert zu veratmen, ich beginne zu tönen, ganz automatisch.

4:38 ruft der Ehemann unsere Freundin und Hebamme der letzten beiden Kinder an. Sie wohnt gleich um die Ecke und ist als Mehrkind-Mama mit Hausgeburts- und Geschwisterbetreuungs- Erfahrung, sowie langjähriger Bezugsperson unserer Kinder eine tolle Begleiterin für die Großen, falls sie wach werden.
Kurz vor 5:00 ist sie schon da und begrüßt mich mit liebevollem Schulter-Streicheln. Hebamme Nummer eins ruft die 2. Hebamme zur Geburt dazu, diese ist soeben fertig im Kreißsaal der Belegklinik.
Nun wird es anstrengend, die Wehen schmerzen, die Pausen tun gut, werden aber immer kürzer. Der Mann massiert fleißig weiter, meine Hebamme massiert mit vibrierenden Bewegungen mein Kreuzbein. Immer wieder wird kurz die Herzfrequenz des Babys kontrolliert, alles in bester Ordnung.

Gegen 5:30 kommt Hebamme Nummer zwei, mit meiner Freundin habe ich nun 3 Hebammen um mich versammelt. Alle sind ruhig, sprechen nur das Nötigste und ich nehme ihre Anwesenheit gerade einmal wahr, ich fühle mich sicher und behütet. Wer kann schon behaupten eine 3:1- Betreuung unter der Geburt gehabt zu haben? In den Klinik-Kreißsälen ist es 1 Hebamme auf 3 Geburten (Beleggeburten ausgenommen) wenn es gut läuft....
Während der Untersuchung platzt die Fruchtblase, das Fruchtwasser ist klar.

5:45 merke ich, dass das Köpfchen bald geboren wird, trotz der Schmerzen kann ich mit den Wehen mitarbeiten. Die Herzfrequenz des Babyleins fällt, ich höre es am Doptone. Ich habe den Geburtsbericht der Hebamme noch nicht gelesen, also weiß ich nicht, wie tief die Herzfrequenz gefallen ist, aber ich höre, dass sie viel zu langsam ist. Die Hebamme sagt mir in ruhigem Ton, dass das Baby durch die schnellen Wehen jetzt Stress hat, ich soll mich auf die linke Seite legen um eine optimale Blutversorgung des Babys zu gewährleisten. Es gibt keinen Stress, ich habe keine Angst, denn genauso war es bei beiden anderen Kindern.

Ich höre meinen großen Sohn nach mir rufen – bis eben war er noch der Kleine. Meine Freundin steht auf und geht ins Schlafzimmer zu den Kindern. Erklärt ihnen, dass sie nicht besorgt sein müssen und ihr Geschwisterlein gleich da ist.

Wenige Wehen später wird das Köpfchen geboren, ich taste kurz danach und spüre die nassen Haare. Nun bin ich motiviert, denn ich weiß, dass es mit der nächsten Wehe geschafft ist. Aber dauert noch 2 Wehen. In dieser Geburt fällt es mir am einfachsten trotz der Schmerzen mitzudrücken. Und plötzlich ist das Kleine da – es ist 6:00 Uhr – die Schmerzen sind sofort vorbei und das fühlt sich super an.

Ein kleines Bündel mit langen dunklen Haaren. Es sieht so anders aus als die beiden Großen. Ich hatte ein bekanntes Gesicht erwartet. Warm und feucht liegt es neben mir, ich ziehe es an mich und decke es zu. Die Atmung ist noch nicht in Ordnung. Es macht klick und ich bin Kinderarzt. Alle sind ruhig aber beobachten genau die folgenden Sekunden und Minuten. Ich beginne das Kleine trocken zu reiben, stimuliere kräftig am Rücken, taste die Pulsation der Nabelschnur und den Puls.
Die Hebamme, die das beobachtet, versichert mir in ruhigem Ton, dass die Herzfrequenz über 100/min liegt (darunter sind Maßnahmen der Neugeborenen-Reanimation notwendig). Noch ist es blau, doch das darf auch noch sein. Muskeltonus und Herzfrequenz sind in Ordnung. Nach einer kurzen Weile schaut mich das Kleine an und beginnt zu Schreien, erst zögerlich, dann lauter und wird rosig. Im Folgenden zeigen sich keine Atembeschwerden mehr.

Im gleichen Moment kommen meine großen Kinder herein, sie haben den ersten Schrei gehört und wollen unser Baby begrüßen. Erst sind sie verunsichert von der Situation und den 2 Hebammen. Aber dann strahlen sie übers ganze Gesicht und kuscheln sich zu mir, meinem Mann und unserem Baby. Es ist ein wundervoller Moment.

Sie wollen wissen, was es ist und ich fordere sie auf nachzusehen. Das Töchterchen ist sich nicht sicher. Sie vermutet es könne ein Junge sein. Doch der Mann schaut noch einmal mit ihr zusammen nach und dann steht fest, wir haben eine Babytochter. Ich bin überrascht und merke, dass ich mit einem Jungen gerechnet hatte. Nun freue ich mich über noch ein hübsches Mädchen.

Wir ziehen um auf die Couch und kuscheln und bonden. Ich friere und zittere, wie nach jeder Geburt. Das kleine Mädchen betrachtet mich aufmerksam, wir kuscheln uns fest aneinander und dann trinkt die Kleine, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ich bin beeindruckt von diesen Stillfähigkeiten. Das große Töchterlein kann es kaum erwarten mit ihrer Schwester zu kuscheln, vorher muss die Nabelschnur durchtrennt werden. Die Geburt liegt nun schon ca. 45 min zurück, die Nabelschnur wird abgeklemmt, die Tochter möchte sie gern durchschneiden, traut sich dann aber doch nicht, also greift der Mann zur Schere.
Der Ehemann bringt ein sprudeliges Kaltgetränk zum Anstoßen, Hebamme 2 und Freundin verabschieden sich.
Nun führt die Hebamme die U1 durch, die erwartungsgemäß völlig unauffällig ausfällt. Das Baby wird gewogen und gemessen.
3520 g, 54 cm, 34 cm Kopfumfang, wir besprechen den APGAR und sind uns einig 8/9/10 zu vergeben.

Anschließend setzt sich die große Tochter Oberkörper-frei mit dem Baby auf die Couch und genießt das Kennenlernen, ich trenne mich von der vollständigen Plazenta. Diese hatte sich in wenigen Nachwehen vollständig gelöst und kommt durch leichten Zug an der Nabelschnur zum Vorschein. Es ist weniger schlimm als die letzten Male.

Nun gehe ich duschen und genieße es, in der eigenen Wanne zu sein. Ein wenig schwindelig ist mir anfangs, sonst geht es mir sehr gut. Da wir alle fit sind verabschiedet sich auch Hebamme Nummer 1 ca. 3 Stunden nach der Geburt. Sie hat ihre Sache wundervoll gemacht und darf nun zu ihren 3 Kindern nach Hause fahren.

Ich bin dankbar für diesen schönen Geburtsverlauf. Alles war genau wie ich es mir gewünscht habe. Nur schmerzärmer war es mit Hypnobirthing für mich nicht, allerdings habe ich auch wenig Zeit damit verbracht. Aber viel Gutes hat mir die intensivere Vorbereitung gebracht. Noch zu Beginn der SS hätte ich nicht gedacht, dass ich wirklich zu Hause gebäre. Ich konnte die Geburt ganz bewußt erleben und nach meinen Wünschen gestalten. Ich wurde mit einem angemessenen Willkommen-Heißen unserer wundervollen Tochter belohnt.

Nachdem alle weg sind, ziehen wir ins große Bett um. Auch wenn es wunderschön war das Baby in diesem Rahmen mit vertrauten lieben Menschen auf die Welt zu bringen, so ist es mit 2 Kindern zu Hause doch sehr viel wuseliger als allein im Geburtshaus. Ich habe das Gefühl mein Baby noch gar nicht richtig betrachtet zu haben und habe das Bedürfnis es in Ruhe zu genießen. Der Mann schnappt die beiden Großen und sie gehen wählen und eine kleine Runde Fussball spielen.

Unglaublich, dass es immer wieder funktioniert, dieses starke Verlieben in ein neues Baby. Mein Bericht ist lang geworden, verzeiht, doch es ist schwer sich kurz zu fassen bei einem so wundervollen Ereignis. Unsere Geburt war ein schöner Abschluss einer schönen SS.

Herzliche Grüße und alles Liebe für all eure Schwangerschaften und Geburten. Danke für Glückwünsche und alle Kommentare! Ein großer Dank an das gesamte kidsgo-Team für die schönen Blumen und die herzliche Betreuung. Auch danke ich allen und insbesondere meinen Hebammen, dass dank Ihnen solche schönen interventionsfeien Geburten möglich sind, trotz steigender Haftpflicht.

Emilia mit der zauberhaften Babytochter



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Kommentare von Lesern:

Gast07.10.2016 00:40

Auch von mir herzlichen Glückwunsch, das klingt wundervoll, genau so wünsche ich es mir auch. Danke für all die tollen Tagebucheinträge! Von Herzen, Eva

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Annika, bei Hamburg04.10.2016 13:15

Liebe Emilia,

was für ein schöner Bericht. Vielen Dank dafür!

Ich freue mich riesig für euch. Schön, dass alles so glatt gelaufen ist, genau euren Vorstellungen entsprechend. Ich wünsche euch alles Liebe auf eurem Weg zu fünft.

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Saskia28.09.2016 13:55

Wow! Sehr berührend ... mir kamen freudvolle Tränen. Von Herzen Dank für Deinen Bericht, Emilia! Alles Liebe Dir und Deiner/Eurer Babytochter und der ganzen Familie.

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