Die Milch sprudelt und ich möchte die kleine Tochter keine Sekunde missen.
Kaum zu glauben, dass die Geburt meiner süßen Babytochter nun schon 5 Wochen zurückliegt. Sie ist fester, wichtiger Bestandteil unserer Familie und nicht mehr wegzudenken. Wie schön, dass sie da ist und unser aller Leben bereichert.
Auch dieses Mal war ich erneut ein wenig überrascht, wie sehr ich mich nach der Geburt „komplett“ fühlte. Dass man sich sofort unsterblich und auf ewig in sein Neugeborenes verliebt, wusste ich schon, dass es auch bei weiteren Kindern wieder so ist, ebenfalls.
Dennoch ist es abermals eindrucksvoll, dass ich mich nur mit Babytöchterlein auf dem Arm, an mich gekuschelt, vollständig fühle, sonst fehlt etwas. Somit trage ich sie eigentlich den ganzen Tag oder sitze herum und stille...
Natürlich fordern auch die restlichen Familienmitglieder ihr Recht ein, und Duschen, Zähneputzen und einige Hausarbeiten lassen mich immer auch mal den Versuch wagen, die Kleine abzulegen - doch das ist meist von kurzer Dauer. Entsprechend ist das Tragetuch mein täglicher Begleiter, Wippe und Bestellbettchen strahlen noch in neuem Glanz und der erste Muskelkater im Tragearm ist nach wenigen Tagen da. Den Kinderwagen haben wir noch nicht ausprobiert, aber auch die große Tochter kann schon Tragetuch binden ;)
Das alles klingt wundervoll – und das ist es auch. Aber natürlich ist auch bei uns nicht immer alles nur schön, rosa Wölkchen schweben entlang der Zimmerdecke unserer perfekt aufgeräumten Berliner Altbauwohnung, im Hintergrund läuft leise Pianomusik, die Kinder sind ausgeglichen und beschäftigen sich leise miteinander..... Nein.
Dieses Wochenbett ist mit Abstand das Kürzeste und Lauteste. Wir sind müde und gereizt, die großen Kinder wollen auch Aufmerksamkeit und fordern diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein. Die große Tochter ist überfürsorglich. Die ersten Tage und Wochen konnte sie es nur schwer ertragen, das Baby nicht den ganzen Tag auf dem Arm haben zu dürfen. So langsam erkennt sie aber, dass es nicht böse von uns gemeint ist und dass sich Babyschwester bei mir tatsächlich schneller beruhigt. Sie kümmert sich ganz wundervoll und ist mir jederzeit eine große Hilfe.
Der kleine Sohn nimmt jede Art der Aufmerksamkeit, auch wenn es negative ist. Er schmeißt Sachen, trampelt herum und ist laut, wenn niemand SOFORT Zeit für ihn hat, wenn ich ihn bitte etwas nicht zu tun, macht er es umso mehr. Je nach Müdigkeitslevel schnauzen wir also die ganze Zeit an ihm herum und können uns irgendwann selbst nicht mehr ausstehen. Allen Kindern gerecht zu werden wird mit steigender Kinderanzahl nicht leichter und die Traurigkeit darüber gehört auch zum Wochenbett. Anfangs zeigte das Söhnchen recht wenig Interesse am neuen Geschwisterchen, nun aber umso mehr. Auch er ist sehr liebevoll und zärtlich mit der kleinen Schwester.
Der Ehemann kommt in diesem Wochenbett am kürzesten. Er ist viel mehr unterwegs mit Holen/Bringen zur Schule und Kita, sowie danach noch draußen auf dem Spielplatz und hat das Baby daher am wenigsten. Kuschelzeiten sind kurz. Dafür schläft er dieses Mal am besten. Denn Babytochter und ich sind ins Kinderzimmer umgezogen. Da sie beim Stillen wirklich laute Geräusche macht und noch nicht im Halbschlaf stillt um direkt weiterzuschlafen, würde sie immer mehrere wecken. So schlafen wir allein, die Nächte bestreite ich. Der Mann kümmert sich abends und morgens um die Großen.
Auch die körperliche Rückbildung geht schneller. Ich fühle mich trotz Schlafmangel fit, es fehlen nicht einmal 5 kg zum Startgewicht.
Doch wie ist es mit dem Baby?
1.Woche:
Die ersten 12h nach der Geburt schläft die Kleine mit kurzen Stillpausen durch und bondet mit allen Familienmitgliedern im großen Bett. Danach, pünktlich zur Nacht, ist sie unruhig und will pausenlos an der Brust sein. Mit Dauerstillen auf mir drauf sind die ersten 2 Nächte und der 2.Lt recht entspannt.
Da ich mich super fühle und die Septembersonne lockt, gehe ich schon am 2. Tag nach draußen, um ein schnelles Eis mit Töchterchen nach der Schule zu genießen. Auch wenn ich ja nicht lange drinnen war, kommt mir die Außenwelt plötzlich schnell und laut vor. Die kurze Strecke erschöpft mich mehr als ich dachte und so mache ich mich schnell auf den Heimweg.
Ab dem 3.Lt steigt die Milchmenge deutlich an, Babytochter wird scheinbar satt, ist zufrieden und lässt sich auch längere Zeit ablegen, nach kurzer Zeit fehlt sie mir aber schon. Die nächsten Nächte sind besser und auch die Nachwehen finden ihr Ende schon am 4. Tag. Sie sind nicht schlimmer als beim 2. Kind. Der Milcheinschuss macht es am 4. und 5. Tag doch noch etwas unangenehm, das Wollwachs und die Thermoperlen von Lansinoh leisten gute Dienste.
Für die U2 kommt ein lieber Kollege nach Hause. Leider machen das sonst keine niedergelassenen Kinderärzte mehr. Ich freue mich über Neuigkeiten aus der Klinik.
Das Töchterchen ist super entwickelt und zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Das Gewicht ist nach 5 Tagen schon auf 3870 g gestiegen, eine unglaubliche Gewichtszunahme in der kurzen Zeit. Dabei nehmen Neugeborene in den ersten Tagen eher an Gewicht ab und sollten nach ca. 10 Tagen ihr Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Wenn Bonden und Stillen gut laufen und das Baby möglichst lange nach der Geburt ungestörten Hautkontakt mit der Mama genießen darf, fällt die Gewichtsabnahme häufig weniger stark aus, da das Stillen optimal gefördert wird.
Am Ende der 1. Woche kommt die liebe Hebamme wieder zum Kaffee-Trinken und Baby und ich holen das erste Mal den Sohn von der Kita ab, da Mann und Tochter jetzt alleine Reiten fahren. In der Kita wird die Kleine von allen Kindern und Erziehern bestaunt und herzlich begrüßt.
2.Woche:
Wir starten Montag mit einem frühen Hüftultraschall (sonst erst zur U3) aufgrund einer familiären Vorbelastung. Die Hüften sind reif und wir brauchen nicht breit Wickeln.
Ich treffe vereinzelt liebste Freundinnen und endlich auch das Patenbaby, das mir nun so riesig erscheint. Das Wetter ist wundervoll und so zieht es mich täglich wenigstens kurz nach draußen.
Babylein ist recht entspannt. Das erste Baden im Waschbecken findet sie nicht so wundervoll, das liegt sicher daran, dass sie schon zu groß ist und auf dem Boden aufliegt. Die nächsten Male in der großen Wanne mit den Geschwistern findet sie nämlich toll.
3. Woche:
Babytochter nimmt ihre Umgebung immer mehr wahr. Das zeigt sich am deutlichsten daran, dass sie sich nun nicht mehr ablegen lässt. Auch im tiefsten Tiefschlaf vorsichtig abgelegt, schaffe ich es gerade bis zur Badtür und das kleine Mäuschen ist wach.
Bisher lief das Stillen perfekt, nun wird mein Milchspendereflex (MSR) sehr viel stärker, die Milchmenge übersteigt deutlich den Bedarf und somit folgt jedem Anlegen, auch wenn nur Einschlaf-Stillen gewünscht ist, ein Druckbetanken des kleinen Magens. Dabei verschluckt sich Baby-Tochter häufig und kräftig, bricht das Stillen vorzeitig ab, um es nach kurzer Zeit erneut zu versuchen.
Das Resultat: ein sehr geblähter Bauch durch Gase, die im gesamten Magen-Darm-Trakt drücken und damit einhergehend häufiges Wachwerden, noch unruhigere Nächte. Durch Tipps von Hebamme und v.a. meiner befreundeten Hebamme/Still-und Laktationsberaterin wie Bergaufstillen (in Rückenlage, Baby liegt oben auf dem Bauch) und Blockstillen (für begrenzte „Zeitblöcke“ wird nur eine Seite gestillt, dies führt über die Rückkopplungsmechanismen der vollen Seite zur Reduktion der Milchmenge) konnte ich vor allem die für mich schmerzhafte große Milchmenge reduzieren. Den MSR kann man glaube ich nicht abschwächen, doch auch das wird sich mit den Wochen und Monaten einspielen, wie es auch bei den Geschwistern war. Viel Milch ist also nicht immer ein Segen...
Die Stilleinlagen von Lansinoh sind wieder super und überzeugen auch bei großen Milchmengen. Schöner fände ich jedoch, wenn nicht jede einzelne in einer Plastikfolie verpackt wäre um Müll zu sparen. Sicher macht es aus hygienischen Gründen Sinn und ist praktisch für unterwegs, aber das lässt sich auch anders lösen.
Auch Persil sensitiv von Henkel erfüllt seine Aufgabe ganz wunderbar, ich mag den Geruch noch immer gern. Auch hier fände ich eine Verpackung aus Pappe, wie früher üblich, toll, vielleicht gibt es die ja, ich werde recherchieren.
Ihr merkt, ich bemühe mich um ein plastikärmeres Leben – Nachhaltigkeit und Umweltverschmutzung sind wichtige Themen bei uns und ich nutze die Elternzeit um praktische Alternativen zu testen. Aktuell lese ich, wie man besser lebt ohne Plastik, aber es gibt auch wahnsinnig tolle Blogs zu diesem Thema.
In dieser Woche schläft auch der Mann schlecht, da die großen Kinder erkältet sind. Mein Sohn bleibt 2 Tage zu Hause und so habe ich auch tagsüber wenige Momente der Ruhe.
4. Woche:
Anfang der Woche hat die Kleine weiß-gelbliche Sekretion aus einem Auge, die zum Abend hin das ganze Auge verklebt. Ich habe zwar antibiotische Augentropfen zu Hause, doch häufig entsteht eine solche Ausscheidung durch verstopfte Tränenkanäle, wobei die proteinreiche Tränenflüssigkeit ausfällt, da sie nicht ablaufen kann. Nach einer Gabe homöopathischer Augentropfen und Nasenspülung ist am nächsten Morgen alles verschwunden und ich freue mich.
Die Verdauung hat auch wieder mehr mit den großen Milchmengen zu kämpfen, es zeigt sich ein wachsendes Doppel- (besser Dreifach-) Kinn.
Belohnt werden wir mit einem großen Sprung in der Wahrnehmung: Babychen lächelt uns viel an, freut sich unsere Stimmen zu hören und beginnt erste süße Babylaute zu bilden.
Die Abende sind sehr unruhig, Staubsauger und Dunstabzugshaube sind tolle Einschlafhilfen.
5.Woche:
Die Ferien sind da und mein Mann beginnt wieder zu Arbeiten. Auch wenn er recht flexible Arbeitszeiten hat und vieles von zuhause erledigen kann, bin ich täglich mehrere Stunden allein mit Baby und mindestens einem großen Kind. Entsprechend „läuft“ die Kleine einfach mit und es fühlt sich an, als hätte ich für die Kleinste gar keine Zeit gehabt.
Mein süßer Sohn treibt mich fast in den Wahnsinn, er macht nur noch was er nicht soll und hat Wutanfälle die ich bisher nicht kannte. Ich versage mit all meinen pädagogisch wertvollen Ansätzen und fühle mich schlecht. Meine Tochter hingegen rührt mich mit ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Einfühlungsvermögen. Sie bietet an sich um ihre Schwester zu kümmern, dass ich mich in Ruhe um ihren weinenden Bruder kümmern kann.
Und so ist es jetzt zum Zeitpunkt meines letzten Berichtes bei uns: laut, chaotisch, stressig, anstrengend und wunder- wunderschön.
Nun nehme ich Abschied vom ersten Lebensmonat dieses zauberhaften Babys und trauere jedem Tag ein wenig nach. So schnell wachsen die Kleinen am Anfang. Deshalb halte und kuschele ich sie so viel wie möglich, tröste jeden schlechten Traum und jedes traurige Gesicht, sie soll wissen, dass sie nie allein ist. Aber ich freue mich auch jeden Tag über das Leben mit 3 tollen Kindern, auf all das Schöne, das noch kommt und darauf, dass alles auch wieder leichter wird.
Und ich nehme Abschied von Euch. Vielen lieben Dank fürs Mitlesen, für alle Kommentare und Glückwünsche, ich habe mich sehr gefreut!
Danke an Anke und kidsgo für jede nette Mail, die schönen Blumen zur Geburt und zu meinem Geburtstag (letztere standen ganze 2 Wochen), die Anteilnahme und natürlich an alle Sponsoren für die tollen Geschenke.
Ich wünsche euch, dass ihr diese schöne Zeit der SS, der Geburt und des Elternseins genießen könnt und in schwierigen Zeiten Unterstützung und Hilfe findet.
Herzlichst, Emilia
Bild: Privat
Bild: Privat
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