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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
11. Schwangerschaftswoche

Darf man lange Stillen?

Was viele hunderte Jahre üblich und notwendig war wird heutzutage argwöhnisch beäugt. Stillen ist gut und wird von allen verantwortlichen Fachgesellschaften empfohlen, aber bitte nur 6 Monate und dann nach strengem Breischema von der Milch entwöhnen, denn diese reicht ja dann nicht mehr - oder?

Diese Woche gestaltete sich bei mir sehr arbeitsreich, was zum Einem schön ist, da man die Krankheitsverläufe der teilweise recht spannenden Fälle mitbekommt und daran lernen kann, zum Anderen jedoch zu schlafarmen Nächten beiträgt.
Es kam diese Woche öfter vor, dass ich im Traum und der anschließenden Wachphase länger über spezielle Therapieschemata nachgegrübelt habe. Was mich dabei stört, ist die Tatsache, keine freie Gedankenzeit für meine Schwangerschaft und das kleine Babylein zu haben. Die Liste an Dingen, die vor dem Sommer erledigt werden müssen ist sehr lang, der nächste Kindergeburtstag meiner großen Tochter steht an, Einladungen müssen zu Ende gebastelt und verteilt werden, ein Vortrag muss Anfang der Woche fertig sein, am Abend jedoch bin ich so müde, dass ich mit den Kindern zusammen einschlafe und wieder nichts schaffe.
Dass es sich hierbei um Jammern auf hohem Niveau handelt, weiß ich. Abgesehen von diesen ganz alltäglichen Herausforderungen geht es mir nämlich echt gut. Die Übelkeit ist noch nicht weg, hält sich aber wie schon in den letzten Schwangerschaften in Grenzen. Ich könnte etwas mehr Ruhezeiten vertragen, nehme mir aber vor, mir diese in der fortgeschrittenen Schwangerschaft zu gönnen.

Letzte Woche hatte ich einen interessanten Fall in der Rettungsstelle. Eine Mama nicht deutscher Herkunft stellte sich mit ihrem ca. 2 ½ Jahre alten Sohn vor, der seit ca. 2 Tagen an hohem Fieber litt, nach kurzer Exploration das klassische Hautbild der Windpocken bot, des Weiteren hatte er einen Hautpilz, Durchfall und Erbrechen. Der arme kleine Kerl hatte also viele Gründe sich wirklich schlecht zu fühlen. Nachdem die Mama aber versicherte, dass er den ganzen Tag über viel trinken würde, war gegen einen ambulanten Therapieversuch nichts einzuwenden.
Als ich den Raum verließ, um nach den benötigten Medikamenten zu suchen, wurde ich von einer völlig schockierten Rettungsstellen-Pflegekraft gefragt, ob diese Mutter noch immer stillen würde und ich das Kind überhaupt hätte untersuchen können. Verblüfft sagte ich „nö“ und besagte Pflegekraft schüttelte den Kopf. Offensichtlich fand sie es mehr als unangemessen ein krankes Kind in diesem Alter in einer Rettungsstelle – wahrscheinlich auch grundsätzlich noch (doch das ist nur eine Vermutung) zu Stillen. Eine sonst immer nette und empathische Kollegin.

Als ich in das Behandlungszimmer zurückkehrte stillte die Mutter tatsächlich ihr Kind. Sie versuchte ihren durch meine Anwesenheit verängstigten Sohn abzulösen, dieser begann sofort zu Weinen. Als ich ihr freundlich kommunizierte, dass ich kein Problem damit hätte ihr Kind während des Stillens zu untersuchen, war dies plötzlich unkompliziert und damit aussagekräftig möglich.
Aus medizinischer Sicht war ich froh, dass dieser Junge noch gestillt wurde, denn so nahm er immerhin noch genügend Flüssigkeit zu sich, um zu diesem Zeitpunkt keine klinischen Hinweise für eine Dehydratation zu zeigen.

Dass Stillen viele gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind bietet ist mittlerweile weitläufig bekannt. Alle Fachleute empfehlen das Stillen, aber sobald das Beikostalter erreicht ist werden argwöhnische Blicke auf die Stillbeziehung geworfen. Von einem Tag auf den anderen reicht die Muttermilch nicht mehr aus das Kind mit allem zu versorgen, das es benötigt – so glauben zumindest viele zu wissen.

Meine große Tochter, mein erstes Kind, hat jegliche Form von Brei und auch andere Beikost bis über ihren ersten Geburtstag hinweg abgelehnt. Natürlich hat sie an Obst und Brot geknabbert/gelutscht und alles mit großem Interesse in der Kleidung, auf dem Tisch und natürlich dem Boden verteilt und eingerieben, aber keine Mengen, die man hätte als Mahlzeit bezeichnen können, heruntergeschluckt.
Dabei entwickelte sie sich weiterhin überdurchschnittlich schnell und nahm perzentilengerecht an Größe und Gewicht zu. Auch mich störte das viele Stillen nicht. Vor allem die Arthelferinnen in unserer Kinderarztpraxis waren jedoch sehr besorgt, dass ich mein Kind nicht nur verwöhnen, sondern ihr auch notwendige Nährstoffe vorenthalten und ihr dadurch Schaden zufügen würde.
Damals habe ich viel gelesen und recherchiert. Interessant fand ich, dass eine der Hauptsorgen, nämlich der Eisenmangel, gar kein Problem darstellt. Laut der Studien, die ich gelesen hatte, wiesen 9 Monate lang vollgestillte Kinder sogar bessere Eisenwerte auf als Kinder, denen entsprechend der von Babybrei-Herstellern empfohlene Breischema Breie einverleibt wurden. Xxxx
Ich will sicher nicht noch einmal alle Vorteile des Stillens niederschreiben. Was mir aber erwähnenswert scheint ist Folgendes: Die Konzentration der Immunstoffe, welche in der ersten Milch (dem Kolostrum) besonders hoch ist, steigt mit dem Alter des Kindes erneut an und erreicht mit 24-30 Monaten ein weiteres Maximum. Dies ist passender Weise das Alter mit welchem die Kinder zu früheren Zeiten aus der Betreuung des engsten Familienkreises in die Kindergruppen übergingen und sich aus eigenem Interesse etwas mehr von den Eltern entfernten. Dies brachte ein höheres Infektionsrisiko mit sich, so wie dies auch heute noch die Kitas tun.

Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass alle Mütter ihre Säuglinge und Kleinkinder (lange) stillen sollten. Mit Sicherheit ist Muttermilch keine Voraussetzung für eine innige und sichere Bindung oder gesunde Ernährung. Aber auch ein langes Stillen über das erste Lebensjahr hinaus ist nichts, wofür man sich schämen sollte.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Ich wünsche euch eine tolle Woche.

Herzliche Grüße,
Emilia


Literatur:

http://news.doccheck.com/de/newsletter/173/1189/?utm_source=DC-Newsletter&utm_medium=E-Mail&utm_campaign=Newsletter-DE-DocCheck+News-2013-07-11&user=7bdce5e5f16353dcfb446aa96f105a61&n=173&d=28&chk=f6648d3cc14c4ba2d7137ab0fb192b6d

http://kinder-verstehen.de/images/langzeitstillen_lang.pdf



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Kommentare von Lesern:

Gast15.02.2016 21:39

Mir ging es wie Dir... - mein erstes Kind hat jegliche Form von Beikost verweigert... - ich habe über ein Jahr voll gestillt - auch darüber hinaus noch...! Mit 2,7 Jahren hat sie sich abgestillt... - weil sie es wollte. Es geht ihr gut... ;-)
Eine schlechte, wählerische Esserin ist sie allerdings geblieben...! Ich musste mir viele blöde Kommentare anhören!

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Jana15.02.2016 19:05

Danke für diesen Artikel!!!! Ich stille seit 16 Monaten, gerne auch bei Krankheit voll wenn mein Kind es will. Ich schäme mich nicht dafür. Warum? Stillen ist Privatsache. Ob ja oder nein. Oder wie lange.
Nur ich würde mir endlich eine breitere Aufklärung in der Bevölkerung und besonders beim Fachpersonal wünschen. Dieser Wissenstand anno 1950 stört mich oft sehr.

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Gast15.02.2016 10:31

Hallo,
Mein erstes Kind hat mit 6 Monaten Brei gegessen und war mit 7 Monaten abgestillt. Das 2. Kind hat 13 Monate nur Muttermilch getrunken. Er hat alles andere verweigert und war dabei vollkommen altersgerecht entwickelt. Jedes Kind ist eben anders.

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