Neugeborenengelbsucht ist keine Leberentzündung
Fast jedes zweite Kind bekommt nach der Geburt eine Neugeborenengelbsucht. Haut und Augäpfel des Babys nehmen dann am zweiten oder dritten Lebenstag eine gelbliche Farbe an. Keine Sorge: Es handelt sich dabei nicht um eine Leberentzündung. „Ursache ist die noch unreife Leber, die die alten und verbrauchten roten Blutkörperchen nicht wasserlöslich machen kann, sodass diese nicht über Stuhl oder Urin ausgeschieden werden können“, erklärt Hebamme Alexandra Ladewig aus Berlin.
Wenn der Bilirubinwert zu hoch ist
Hervorgerufen werde die Verfärbung durch einen erhöhten Wert an Bilirubin – einem gelben Gallen-Farbstoff –, der beim Zerfall der roten Blutkörperchen entsteht, erklärt der Lippstädter Kinderarzt Dr. Norbert Stockmann. Und davon hat das Baby besonders viel, da es im Mutterleib den Sauerstoff durch das Blut aufgenommen hat. Wenn das Baby nach der Geburt dann selbst atmet, benötigt es weniger rote Blutkörperchen. Die überschüssigen muss sein kleiner Körper dann abbauen.
Meist ist die Neugeborenengelbsucht harmlos
Kinderarzt Norbert Stockmann kann die Eltern aber beruhigen: In den meisten Fällen sei eine Neugeborenen-Gelbsucht – auch Neugeborenenikterus genannt –harmlos und vergehe von ganz allein wieder. In der Regel hat die Gelbfärbung um den fünften oder sechsten Tag ihren Höhepunkt und verschwindet nach zehn bis 14 Tagen allmählich wieder. Dann ist die kindliche Leber in der Lage, das Bilirubin selbst abzubauen. In der Regel, so Kinderarzt Dr. Stockmann, sei keine besondere Therapie nötig.
Viel stillen und Tageslicht: Neugeborenen-Gelbsucht positiv beeinflussen
Aber Eltern können den Verlauf positiv beeinflussen, indem sie mit dem Kind ans Tageslicht gehen. Das bedeutet natürlich nicht, die zarte Haut des Neugeborenen einem Sonnenbad auszusetzen. Wenn das Wetter eine Spazierfahrt im Kinderwagen oder einen Spaziergang im Tragetuch nicht zulässt, kann auch ein Plätzchen am hellen Fenster hilfreich sein. Und auch häufiges Stillen ist eine gute Methode, das überschüssige Bilirubin abzubauen.
Bilirubin-Grenzwert überschritten? Dann hilft eine Phototherapie
„Max sollte viel Muttermilch trinken, damit das Bilirubin ausgeschwemmt wird“, erzählt Mama Cathy. „Die Neugeborenengelbsucht erwischte Max aber nicht so schlimm, dass er unters blaue Licht musste.“ Mit dem „blauen Licht“ ist eine Licht- oder Phototherapie gemeint, die manche Ärzte empfehlen, wenn der Bilirubin-Grenzwert überschritten ist. Das Baby wird dabei mit blauem Licht bestrahlt.
Bilirubin-Konzentration im Blut bestimmen
Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Höhe der Bilirubin-Konzentration. Wenn ein bestimmter Grenzwert überschritten ist, werden entsprechende Behandlungsmaßnahmen notwendig, denn es besteht schlimmstenfalls die Gefahr, dass das Gehirn geschädigt wird. Mitunter kommen aber auch noch weitere, besorgniserregende Anzeichen hinzu. Das Baby wirkt schwach und schläfrig, es zeigt eine verminderte Aktivität und trinkt nur wenig.
Wichtig: Wer unsicher ist oder sich Sorgen macht, sollte die Blutwerte des Babys überprüfen lassen.
Blutwert im Rahmen: Behandlungsmöglichkeiten zu Hause
„Wenn der Blutwert aber im Rahmen ist und das Kind wach und aktiv trinkt, kann die Gelbsucht zu Hause unter Aufsicht der Hebamme behandelt werden“, sagt Hebamme Alexandra Ladewig. Ihr Rat: Häufiges Anlegen, um die Ausscheidung zu fördern, und viel Tageslicht.