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Quälende Übelkeit – wie reagieren andere darauf?

Übelkeit ist für werdende Mütter im besten Fall lästig. Sie kann die Schwangerschaft aber auch unerträglich machen. Was Schwangere brauchen, denen ständig nur noch übel ist und wie Job, Familie und Partner reagieren können.

In diesem Artikel:

Ständige Übelkeit, flaues Gefühl im Magen, Brechreiz – bei vielen Schwangeren fühlt sich die Schwangerschaft in den ersten Monaten an wie eine Krankheit. Manche übergeben sich mehrmals am Tag. Beistand täte Not. Stattdessen schlaumeiern alle nur, dass es „bald wieder vorüber“ geht. Da müsse man dann halt mal durch.

Nicht so anstellen?

Vielleicht versuchen Eltern oder Freundinnen, dir mit Durchhalteparolen Mut zu machen. Doch Frauen, denen nur noch schlecht ist, fühlen sich ihrem Körper gefangen. Manche wünschen sich sogar, nicht schwanger zu sein, weil diese Qual einfach nicht nachlässt.

Gesellschaftlich ist es wenig akzeptabel, über die Schattenseiten eine Schwangerschaft zu klagen. Wenn du ganz ehrlich berichtest, stößt du wahrscheinlich auf Ablehnung und Kommentare wie: „Stell dich nicht so an, allen Schwangeren ist mal schlecht.“ Dem widerspricht Hebamme Catharina in den Baby Stories auf ARD: „Du musst die Übelkeit nicht mit dir alleine ausmachen, nicht still ertragen. Sprich darüber, geht zu deinem Arzt oder deiner Ärztin. Lass dich krankschreiben.“ Gib deinem Körper die Zeit, die er braucht, bis es wieder besser wird.

Familie: Kein Stress machen!

Tipp 1: Aufgaben delegieren oder umverteilen
Das verschafft dir eine Atempause, um dich vom Alltag zurückzuziehen.

Tipp 2: Den Tag ruhiger angehen lassen
„Den Wecker etwas früher stellen, um entspannter in den Tag zu starten“ rät die Hebammenpraxis Christiane Weber in Isernhagen. So kannst du einfach noch ein wenig liegen bleiben, in Ruhe den Kreislauf in Gang bringen und einen Tee trinken. Damit das klappt: Früh ins Bett gehen und möglichst viel schlafen.

Tipp 3: den Tag neu strukturieren
Lege alle Aufgaben, die dich stark fordern, in die Mittagszeit bzw. in Phasen, in denen die Übelkeit dich nicht völlig im Griff hat.

Tipp 4: Iss nur, was dir schmeckt
„Frauen sollten das essen, worauf sie Appetit haben“, sagt Susanne Quell-Liedke vom Deutschen Hebammenverband. Über gesunde und ausgewogene Ernährung machst du dir Gedanken, wenn die Übelkeit nachlässt. 

Auch Einflüsse wie Stress, Sorgen und Streit können die Dauer und Schwere des Erbrechens beeinflussen. Wenn dir ständig übel ist, kannst du dich nicht in dem gewohnten Maß um alles kümmern. Zwangsläufig fällt auch im Familienalltag einiges flach, zum Beispiel Zeit zum Spielen mit deinen Kids. Mach dir durch Unerledigtes nicht zusätzlich Stress! Gönn dir körperliche Ruhe.

Schwangere verdienen mehr Solidarität

Schwangerschaftsübelkeit ist individuell ausgeprägt – mal stärker, mal schwächer. Und jede werdende Mutter geht anders damit um. Frauen, die selbst schwere Übelkeit überstanden haben, reagieren verständnisvoll, wenn du ganz offen zu kommunizierst, dass dich die Schwangerschaftsübelkeit stark belastet. Tipp von Hebamme Catharina: „Hol dir Hilfe.“ Du findest im Freundes- oder Familienkreis Menschen, die für dich kochen, einkaufen, die Kinder abholen und für den Nachmittag versorgen.

Partnerschaft: Schutz und Zuspruch

Tipp 5: Ein Appell an werdende Väter: Beschützerrolle einnehmen!
Halte alles, was anstrengt, von der werdenden Mutter fern. Zum Beispiel Wäsche-Management, Müllentsorgung, Einkauf. Entlaste deine Frau noch mehr als sonst!

Tipp 6: In der Nähe sein
Ständiges Übergeben versetzt die Schwangere in einen nahezu hilflosen Zustand. Das kann Angst machen. Dann wirkt es beruhigend, jemanden in der Nähe zu wissen, in Rufweite. Das Gefühl, mit der Übelkeit nicht allein zu sein, tut gut.

Tipp 7: Selbst verzichten
Ein ganz praktischer Tipp des Netzwerks „Gesund ins Leben“: Väter sollten auf Kaffee, Alkohol und Nikotin verzichten. Für Schwangere sind diese drei Gerüche schwer zu ertragen, sie können Übelkeit fördern.

Eine kraftlose, müde Schwangere, die sich im Bett oder auf dem Sofa am besten aufgehoben fühlt? Mancher werdende Papa ist da hilflos. Probleme in der Partnerschaft können die Übelkeit noch verstärken. Auch Angst vor einer möglichen Fehlgeburt oder Sorgen haben diesen Effekt. Selbst die Zuneigung zum Partner kann in Wut umschlagen: Wut auf denjenigen, der all diesen körperlichen Stress nicht hautnah zu spüren bekommt. Darum hier einige Tipps für begleitende Menschen:

 

Die Grenze des Erträglichen

Wichtig: Darauf achten, wann die Grenze des Erträglichen überschritten ist. Bei häufigem Erbrechen verliert der Körper Flüssigkeit, Salze und Nährstoffe. Die Gefahr zu dehydrieren, also „auszutrocknen“, ist hoch. Angehende Väter sollten das wissen und die Schwangere rechtzeitig zum Arzt oder zur Ärztin bringen. Frauenärzte im Netz definieren den Zeitpunkt, wann ärztliche Hilfe notwendig ist, so:

  • Am nächsten Tag, wenn das ständige Erbrechen einen Tag anhält oder die Schwangere keine Flüssigkeit bei sich behalten kann.
  • Sofort, wenn Schwindel auftritt, sich die Haut gelblich verfärbt (Gelbsucht), Fieber auftritt oder Wasserlassen nicht mehr möglich ist.

Ratgeber Übelkeit in der Schwangerschaft

 

Diese Themen behandeln die Artikel unseres Ratgebers:

 

Woher die Übelkeit kommt

Erfahrungen von Schwangeren

Welchen Sinn hat Schwangerschaftsübelkeit?

10 Tipps und Hausmittel, die helfen

Schwangerschaftsübelkeit und Medikamente

So können Partner und Umfeld helfen

Wichtige Begriffe die du kennen solltest

 

Der komplette Ratgeber zum Download

 

Hinweis: Wir haben diese Informationen mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt und mehrfach geprüft. Dennoch kann die kidsgo Verlag GmbH keine Gewähr für Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit übernehmen.

Zur Arbeit, wenn dir ständig schlecht ist?

Grundsätzlich dürfen Schwangere, denen übel ist, jederzeit zu Hause bleiben oder den Arbeitsplatz verlassen. Nicht alle Vorgesetzten reagieren verständnisvoll, wenn Schwangere sich auf unbestimmte Zeit krankmelden müssen. In zu vielen Köpfen gilt Schwangerschaftsübelkeit als banal, selbst wenn diese monatelang andauert. Wichtig zu wissen: Das Mutterschutzgesetz greift erst dann, wenn der Arbeitgeber oder die Chefin von der Schwangerschaft weiß. Das Problem: Vielen Frauen geht es in den ersten drei Monaten total mies – sie haben aber noch gar nicht offenbart, dass sie schwanger sind. Das Umfeld weiß also gar nicht, was da eigentlich los ist.

Wenn dir verräterischer Weise anhaltend übel ist und du dadurch deine Schwangerschaft kaum geheim halten kannst, sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Eine Krankschreibung ist dann sinnvoll. Sie verschafft dir die Ruhe, die du für dich und dein Baby brauchst. Ein ärztliches Beschäftigungsverbot zu erhalten ist auch bei anhaltender Übelkeit möglich. Deine Ärztin oder sein Arzt stellt dir das Attest aus. Darin ist festgelegt, ob du ganz oder teilweise nicht arbeiten darfst.

Tröstend: Dem Baby geht’s gut

So paradox es klingt: Eine nicht behandlungsbedürftige Schwangerschaftsübelkeit ist im Prinzip ein gutes Zeichen: „Es zeigt an, dass sich das Immunsystem der Mutter mit dem Organismus des Kindes auseinandersetzt“, so Doris Scharrel vom Vorstand des Berufsverbands der Frauenärzte. Egal wie schlecht es dir geht: Dem Baby geht es gut. In den meisten Fällen bessern sich die Symptome nach der zwölften Schwangerschaftswoche.